Depression bei Kindern

Auch Kinder können Depressionen haben. Tatsächlich ist es einer der häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern. Daher ist es wichtig, auf Anzeichen zu achten und so früh wie möglich zu handeln. Depressionen sind eine ernst zu nehmende Erkrankung und können schwerwiegende Folgen haben, besonders bei Kindern und Jugendlichen.

Achten Sie darauf, wie Ihr Kind:

  • mit Fehlern umgeht.
  • sich Ziele setzt (übertrieben oder realistisch?)
  • mit seinen Gefühlen umgeht.
  • seine Freizeit gestaltet.

Wie äußert sich eine Depression bei Kindern?

Die Anzeichen einer Depression bei Kindern sind viel schwieriger zu erkennen, da sie teilweise auch den Stimmungsschwankungen und gewissen Phasen in der Entwicklung ähnlich sind. Die Symptome der Depression sind je nach Alter auch unterschiedlich. Hier eine Übersicht:

Anzeichen von Depression bei Kindern

1–3 Jahren3–6 Jahre6–12 Jahre12–18 Jahre
wirken traurigtraurige Mimikerzählen oft, dass sie traurig sinddepressive Symptome
laut Diagnosemanual
(siehe unten)
ausdruckarmes Gesichtverminderte Mimik und GestikSchulleistungsstörungenvermindertes Selbst-
vertrauen
erhöhte Reizbarkeitleicht irritierbar und schnell traurigSorge, um zu wenig Beachtung durch die ElternÄngste, Konzentrations-
schwierigkeiten, Gleichgültigkeit
selbst-stimulierendes Verhalten
(Schaukeln, wippen, selbst kratzen … des Körpers)
tun sich schwer, sich zu freuenSelbstmordgedankenLeistungsstörungen
Teilnahmslosigkeitwenig Interesse an BewegungStimmungsschwankun-
gen und Befinden nach Tageszeit
Spielunlustnach innen gekehrtes oder aggressives Verhaltenpsychosomatische Beschwerden (Kopfschmerzen, Schwindel …)
wenig Kreativität und Ausdauer beim Spielenverändertes Essverhalten mit Zu- oder AbnahmeSuizidhandlungen
gestörtes EssverhaltenSchlafstörungen
Schlafstörungen
Symptome einer Depression im Kindesalter

Diagnosekriterien für eine Major Depression im Kindes- und Jugendalter nach dem Diagnosemanual DSM 5

Für die Diagnose muss ≥ 1 der folgenden Merkmale für den Großteil des Tages beinahe täglich während derselben Periode von 2 Wochen vorhanden sein:

  • Sich traurig fühlen oder von anderen als traurig (z. B. den Tränen nah) oder gereizt empfunden werden
  • Verlust von Interesse oder Freude an beinahe allen Aktivitäten (oft als tiefe Langeweile ausgedrückt)

Zusätzlich müssen ≥ 4 der folgenden Bedingungen vorhanden sein:

  • Gewichtsverlust (erreichen nicht die erwartete Gewichtszunahme) oder Verringerung oder Steigerung des Appetits
  • Insomnie oder Hyperinsomnie (Schlaflosigkeit oder überhöhtes Schlafbedürfnis)
  • Von anderen beobachtete psychomotorische Unruhe oder Verzögerung (nicht selbst berichtet)
  • Müdigkeit oder Antriebslosigkeit
  • Verminderte Denk-, Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit
  • Wiederkehrende Todesgedanken (nicht nur Angst vor dem Sterben) und/oder Selbstmordgedanken oder -pläne
  • Gefühle der Wertlosigkeit (d. h. sich abgelehnt und ungeliebt fühlen) oder übermäßige oder unangemessene Schuldgefühle

Eine schwere Depression bei einem Jugendlichen stellt ein großes Risiko für Schulversagen, Drogenmissbrauch und suizidales Verhalten dar. Wenn sie niedergeschlagen sind, neigen Kinder und Jugendliche dazu, in ihren Schulleistungen abzufallen und Beziehungen zu Gleichaltrigen zu verlieren. Bei sehr schweren Depressionen können psychotische Symptome auftreten.

Die Diagnose stellt allerdings ein klinischer Psychologe oder Psychiater aus dem Bereich Kinder- und Jugendmedizin. Erste Anlaufstellen finden Sie unter.

Wie entwickelt sich eine Depression bei Kindern?

Die Veranlagung zur Depression im Kindesalter kann vererbt oder auch durch die psychosozialen Umstände gegeben sein. Die Veranlagung kann aber auch durch traumatische Erfahrungen geschaffen werden.

Eine Veranlagung, egal durch welche Ursache, heißt, dass ein erhöhtes Risiko besteht, dass das Kind an einer Depression erkrankt. Es heißt allerdings nicht, dass das so sein muss. Es braucht meist auch einen Auslöser, der dann nicht adäquat verarbeitet werden kann. Diese Auslöser können vielerlei Begebenheit sein, sei es der Stress in der Schule, Mobbing, Konflikte mit Freunden oder Familie, Pandemien und Kontaktverlust oder andere gesundheitliche Beeinträchtigungen.

Wichtig
Wir Eltern sind nicht unfehlbar. Wir machen Fehler, das lässt sich nicht vermeiden. Jeder von uns ist in einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Bedingungen aufgewachsen. Das nehmen wir unbewusst in unsere Erziehung mit. Sehen Sie es vielleicht so: Es ist besser, Fehler zu machen, als nichts zu machen. Auch unsere Kinder dürfen Fehler machen, an das sollten wir immer denken.

Fehler sind ein wichtiger Bestandteil, um zu lernen. Wichtig ist nur, mit sich selbst ehrlich zu sein und falls nötig, sich Fehler einzugestehen, um dann den Kurs anzupassen. 

Im welchem Alter treten Depressionen bei Kindern auf?

Depressionen können auch schon bei den Kleinsten ab einem Jahr auftreten, die Häufigkeit hierfür liegt allerdings bei unter 1 %. Ebenso für das Vorschulalter. Im Grundschulalter steigt die Häufigkeit dann leicht auf 2 %. Erst ab 12 Jahren erkranken aktuell 3–10 % aller Jugendlichen an Depressionen.

Unterscheidung Depression bei Kindern zu normalen Entwicklungsphasen

Wie schon angesprochen, ist es durchaus normal, dass sich Kinder in gewissen Phasen der Entwicklung etwas zurückziehen und abkapseln. Auch das sich selbst und andere infrage stellen ist besonders im Jugendalter ein normales Verhalten, dass nichts mit Depression zu tun hat. Aber wo genau erkennt man den Unterschied zischen gesund und krank?

Die Depression fühlt sich auf für Kinder wie ein schwarzes Loch an. Bei kleinsten Rückschlägen zweifeln sie auffällig schnell an sich und allen, was mit ihnen zu tun hat. Auffällig ist auch, dass Betroffene meist überhöhte Ansprüche haben oder diesen von außen ausgesetzt sind. Diese zu hohen Ansprüche werden allerdings nicht hinterfragt und versucht, ihnen gerecht zu werden. Häufig gelingt Kindern mit Depressionen nicht, eine Unterscheidung zwischen den Zielen und Aufgaben zu treffen. Alles ist gleich wichtig oder unwichtig. Dadurch entsteht eine Abstumpfung und ein ausgeprägtes Desinteresse an allem. Der Alltag stellt unsere Kinder dadurch vor eine scheinbar bewältigbare Herausforderung. Das führt zu Ängsten, die sich dann oft in Vermeidung oder anderen Verhalten zeigen. Das alles zusammen führt schließlich zu Depressionen.

Was soll ich tun, wenn mein Kind depressiv ist?

Natürlich gilt, wie bei allen Sorgen und möglichen Erkrankungen, so schnell wie möglich Hilfe suchen. In diesem Fall wenden Sie sich an Ihrem Kinderarzt, Hausarzt, Psychotherapeuten, Kinderklinik oder klinischen Kinderpsychologen. Adressen finden Sie ganz unten im Beitrag.

Aber auch wir Eltern können und müssen hier unseren Kindern zur Seite stehen:

Tipps für Eltern von Kindern mit Depression
1. Gefühle ansprechen: Immer wieder im Alltag die eigenen Gefühle und die aller Familienmitglieder ansprechen. Gute wie schlechte.
2. Ängste und Sorgen der Kinder immer ernst nehmen.
3. Soziale Kontakte pflegen und immer wieder dazu auffordern (Freunde treffen, Hobbys und andere Freizeitaktivitäten).
4. Strukturen vorgeben und realistische Ziele zusammen ausarbeiten und bei den einzelnen Schritten unterstützen.
5. Herausfordernde, aber nicht überfordernde Verantwortung geben.
6. Druck aus dem Alltag nehmen, leistungsorientierte Tätigkeiten vermindern.
7. Bei Bedarf Hilfe organisieren!

Bei Sorgen wenden Sie sich zuerst an Ihren Kinderarzt. Hier habe ich noch wichtige Anlaufstellen bei Depression im Kindesalter für Sie zusammengesucht:

Deutschland

Deutsche Depressionshilfe im Kindes- und Jugendalter

Nummer gegen Kummer

Österreich

Depression.at

Rat auf Draht

Berufsverband österreichischer Psychologen-Helpline

Schweiz

Elternnotruf

Depression.ch

projuventute.ch

Fazit

Es ist ratsam, eine offene und ehrliche Gesprächskultur in der Familie zu pflegen. So können aufkommende Ängste und Sorgen erkannt und aufgegriffen werden. Besonders in der Pubertät sind unsere Kinder weniger empfänglich für Gespräche mit den Eltern. Daher ist es umso wichtiger, diesen Wert schon sehr frühzeitig zu vermitteln.

Außerdem ist es wichtig, sobald Sie den Verdacht haben, dass etwas nicht stimmt, auch zu handeln. Genau beobachten und versuchen, es mit Ihrem Kind direkt abzuklären, sowie das Gespräch mit Lehrern suchen und auch mit einer professionellen Anlaufstelle Kontakt aufzunehmen.

Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
© Copyright 2021 - Ines Wurbs
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