Erfolgreich verhandeln: Tipps für Ihre nächste Gehaltsverhandlung

Eine Gehaltsverhandlung kann einschüchternd sein, aber mit der richtigen Vorbereitung und Strategie können Sie Ihre Chancen auf eine Gehaltserhöhung erheblich erhöhen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie sich optimal auf Ihre nächste Gehaltsverhandlung vorbereiten, überzeugende Argumente entwickeln und bewährte Verhandlungstechniken anwenden können. Zudem erhalten Sie Tipps, wie Sie mit Gegenargumenten umgehen und alternative Verhandlungspunkte ansprechen können.

Vorbereitung: Wie Sie Ihre Gehaltsvorstellungen realistisch einschätzen

Der erste Schritt zu einer erfolgreichen Gehaltsverhandlung ist die gründliche Vorbereitung. Dazu gehört, dass Sie Ihre Gehaltsvorstellungen realistisch einschätzen. Recherchieren Sie den branchenüblichen Durchschnittslohn für Ihre Position und berücksichtigen Sie dabei Faktoren wie Berufserfahrung, Ausbildung und Standort. Websites wie Gehalt.de oder Glassdoor können hilfreiche Informationen liefern. Reflektieren Sie auch Ihre eigenen Leistungen und Erfolge im Unternehmen, um einen realistischen Gehaltsrahmen zu ermitteln.

Argumentation: Starke Argumente und Belege für Ihre Gehaltsforderung

Ihre Argumentation sollte auf soliden Belegen und klaren Fakten basieren. Dokumentieren Sie Ihre Erfolge und Leistungen, beispielsweise in Form von Projekten, die Sie erfolgreich abgeschlossen haben, Umsatzsteigerungen, die Sie erzielt haben, oder positiven Rückmeldungen von Kunden und Kollegen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Argumente spezifisch und messbar sind. Ein gut vorbereiteter Argumentationsleitfaden kann Ihnen dabei helfen, Ihre Gehaltsforderung selbstbewusst und überzeugend zu präsentieren.

Verhandlungstechniken: Bewährte Methoden, um erfolgreich zu verhandeln

Es gibt verschiedene Verhandlungstechniken, die Sie in einer Gehaltsverhandlung anwenden können:

  • Anker setzen: Beginnen Sie die Verhandlung mit einer höheren Gehaltsforderung, als Sie tatsächlich erwarten, um Spielraum für Verhandlungen zu lassen.
  • Schweigen: Lassen Sie nach Ihrer Gehaltsforderung eine kurze Pause. Schweigen kann Druck auf den Arbeitgeber ausüben und ihm zeigen, dass Sie von Ihrer Forderung überzeugt sind.
  • Alternativen aufzeigen: Bieten Sie dem Arbeitgeber verschiedene Optionen an, beispielsweise eine Gehaltserhöhung kombiniert mit zusätzlichen Urlaubstagen oder Boni.
  • Positive Körpersprache: Achten Sie auf Ihre Körpersprache und stellen Sie sicher, dass Sie selbstbewusst und offen wirken.

Umgang mit Gegenargumenten: Wie Sie auf Einwände des Arbeitgebers reagieren

Gegenargumente des Arbeitgebers sind ein normaler Teil jeder Gehaltsverhandlung. Hören Sie aufmerksam zu und zeigen Sie Verständnis für die Sichtweise des Arbeitgebers. Bereiten Sie sich auf mögliche Einwände vor, beispielsweise durch das Sammeln von Informationen über die finanzielle Situation des Unternehmens oder alternative Vergütungsmodelle. Antworten Sie ruhig und sachlich auf Einwände und bleiben Sie flexibel, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Alternativen: Neben dem Gehalt weitere Verhandlungspunkte wie Boni, Urlaubstage oder flexible Arbeitszeiten

Falls der Arbeitgeber nicht bereit ist, Ihre Gehaltsforderung vollständig zu erfüllen, können Sie alternative Verhandlungspunkte ansprechen. Zusätzliche Boni, mehr Urlaubstage, flexible Arbeitszeiten oder die Möglichkeit zum Homeoffice können wertvolle Ergänzungen zu Ihrem Gehalt sein. Überlegen Sie im Vorfeld, welche dieser Optionen für Sie wichtig sind und wie sie Ihren Arbeitsalltag verbessern könnten.

Beispiele für Gehaltsverhandlungen

Beispiel 1: Der Berufsanfänger

Situation: Lisa hat gerade ihr Studium abgeschlossen und bewirbt sich auf ihre erste Vollzeitstelle als Marketingassistentin.

Vorbereitung: Lisa recherchiert den branchenüblichen Einstiegslohn für ihre Position und findet heraus, dass er zwischen 35.000 und 40.000 Euro jährlich liegt. Sie reflektiert ihre Praktika und ehrenamtlichen Tätigkeiten, die ihr wertvolle Erfahrungen im Marketing gebracht haben.

Verhandlung:

  • Lisa: „Vielen Dank für das Angebot. Aufgrund meiner Recherchen und meiner praktischen Erfahrungen im Marketing halte ich ein Einstiegsgehalt von 38.000 Euro für angemessen.“
  • Arbeitgeber: „Wir hatten eher an 36.000 Euro gedacht.“
  • Lisa: „Ich verstehe Ihre Position. Vielleicht könnten wir 37.000 Euro vereinbaren und nach sechs Monaten eine Überprüfung vornehmen, um basierend auf meiner Leistung eine mögliche Erhöhung zu besprechen?“

Beispiel 2: Der erfahrene Mitarbeiter

Situation: Max arbeitet seit fünf Jahren als Softwareentwickler bei einem mittelständischen Unternehmen und hat mehrere erfolgreiche Projekte geleitet.

Vorbereitung: Max analysiert den Marktwert seiner Fähigkeiten und Leistungen. Er stellt fest, dass Kollegen in ähnlichen Positionen in anderen Firmen etwa 10–15 % mehr verdienen. Max dokumentiert seine Erfolge und den Mehrwert, den er dem Unternehmen gebracht hat.

Verhandlung:

  • Max: „In den letzten fünf Jahren habe ich mehrere wichtige Projekte geleitet und zur Effizienzsteigerung beigetragen. Angesichts meiner Erfolge und der aktuellen Marktbedingungen möchte ich eine Gehaltserhöhung von 12 % vorschlagen.“
  • Arbeitgeber: „Das ist eine deutliche Erhöhung. Können Sie konkrete Beispiele nennen?“
  • Max: „Sicher, in den letzten beiden Projekten habe ich die Entwicklungskosten um 20 % gesenkt und die Markteinführungszeit verkürzt. Diese Erfolge rechtfertigen meiner Meinung nach die Gehaltserhöhung.“

Beispiel 3: Die flexible Verhandlung

Situation: Sarah ist seit drei Jahren als Vertriebsleiterin tätig und möchte ihre Arbeitsbedingungen verbessern.

Vorbereitung: Sarah ermittelt den branchenüblichen Lohn für ihre Position und überlegt, welche zusätzlichen Leistungen für sie wertvoll wären, z. B. flexible Arbeitszeiten oder mehr Urlaubstage.

Verhandlung:

  • Sarah: „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Rolle und habe zur Umsatzsteigerung beigetragen. Ich würde gerne über eine Gehaltserhöhung auf 60.000 Euro sprechen. Alternativ wäre ich auch offen für zusätzliche Urlaubstage oder die Möglichkeit, teilweise von zu Hause aus zu arbeiten.“
  • Arbeitgeber: „Wir haben ein begrenztes Budget, aber flexible Arbeitszeiten könnten wir anbieten.“
  • Sarah: „Das wäre großartig. Können wir zusätzlich eine Überprüfung meines Gehalts in sechs Monaten einplanen, basierend auf den Ergebnissen unserer neuen Vertriebsstrategie?“

Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, gut vorbereitet in eine Gehaltsverhandlung zu gehen, Ihre Leistungen klar darzustellen und flexibel auf die Angebote des Arbeitgebers einzugehen.

Was tun, wenn der Chef einfach nein zur Lohnerhöhung sagt?

Eine Ablehnung Ihrer Gehaltsforderung kann frustrierend sein, aber sie bedeutet nicht das Ende Ihrer Verhandlungsmöglichkeiten. Hier sind einige Schritte, die Sie unternehmen können, wenn Ihr Chef nein sagt:

1. Verstehen Sie die Gründe

Fragen Sie nach Details:

  • Bitten Sie Ihren Chef höflich um eine Erklärung, warum Ihre Gehaltsforderung abgelehnt wurde. Es kann verschiedene Gründe geben, wie das aktuelle Budget des Unternehmens, wirtschaftliche Bedingungen oder Ihre individuelle Leistung.

Beispiel:

  • Sie: "Könnten Sie mir bitte genauer erläutern, warum eine Gehaltserhöhung derzeit nicht möglich ist?"

2. Fordern Sie konstruktives Feedback

Lernen Sie aus der Situation:

  • Fragen Sie nach konkreten Schritten, die Sie unternehmen können, um in Zukunft eine Gehaltserhöhung zu rechtfertigen. Welche Ziele oder Leistungen müssen Sie erreichen?

Beispiel:

  • Sie: "Was müsste ich Ihrer Meinung nach tun, um in der nächsten Gehaltsverhandlungsrunde erfolgreich zu sein?"

3. Alternativen vorschlagen

Andere Vorteile aushandeln:

  • Wenn eine Gehaltserhöhung nicht möglich ist, überlegen Sie, ob andere Vorteile verhandelbar sind. Dies könnten zusätzliche Urlaubstage, flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungen oder Boni sein.

Beispiel:

  • Sie: "Verstehe, dass eine Gehaltserhöhung momentan schwierig ist. Wäre es möglich, über zusätzliche Urlaubstage oder die Möglichkeit, remote zu arbeiten, zu sprechen?"

4. Einen Plan für die Zukunft erstellen

Vereinbaren Sie eine zukünftige Überprüfung:

  • Bitten Sie um eine erneute Überprüfung Ihrer Gehaltsanpassung in einigen Monaten, basierend auf klar definierten Zielen und Leistungen.

Beispiel:

  • Sie: "Könnten wir vielleicht vereinbaren, dass wir in sechs Monaten erneut über meine Gehaltsentwicklung sprechen, basierend auf den von Ihnen genannten Zielen?"

5. Ihre Marktwert überprüfen

Überlegen Sie Ihre Optionen:

  • Prüfen Sie Ihren Marktwert und vergleichen Sie Ihre Vergütung mit ähnlichen Positionen in Ihrer Branche. Dies kann Ihnen helfen, Ihre langfristigen Karriereentscheidungen zu überdenken.

Beispiel:

  • Sie: (intern für sich selbst) "Sind meine Gehaltsvorstellungen im Vergleich zum Markt realistisch? Sollte ich mich eventuell nach neuen Jobmöglichkeiten umsehen?"

6. Bleiben Sie professionell und positiv

Bewahren Sie die Haltung:

  • Auch wenn Sie enttäuscht sind, ist es wichtig, professionell und positiv zu bleiben. Dies zeigt, dass Sie trotz der Ablehnung engagiert und motiviert bleiben.

Beispiel:

  • Sie: "Danke für das Gespräch und die Klarheit. Ich werde an den vorgeschlagenen Punkten arbeiten und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit."

Eine Ablehnung ist nicht das Ende Ihrer Gehaltsverhandlung, sondern kann als Ausgangspunkt für zukünftige Gespräche und Verbesserungen dienen. Nutzen Sie die Gelegenheit, um konstruktives Feedback zu erhalten, alternative Vorteile auszuhandeln und einen klaren Plan für Ihre berufliche Weiterentwicklung zu erstellen. Mit einer positiven und professionellen Haltung können Sie Ihre Chancen auf eine zukünftige Gehaltserhöhung erhöhen.

Fazit

Mit den richtigen Strategien und einer guten Vorbereitung können Sie Ihre Gehaltsverhandlungen erfolgreich meistern und eine faire Vergütung erzielen. Recherchieren Sie sorgfältig, argumentieren Sie überzeugend und setzen Sie bewährte Verhandlungstechniken ein. Seien Sie vorbereitet auf Gegenargumente und offen für alternative Vergütungspunkte. So erhöhen Sie Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung und können Ihre berufliche und finanzielle Zufriedenheit steigern.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

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