Woran erkennt man schlechte Eltern
Viele von uns Eltern haben die Angst, mit Erziehungsfehlern unseren Kindern zu schaden. Das ist durchaus möglich. Aber nicht jeder Fehler unsererseits führt auch zu tiefgreifenden Folgen. Soviel schon mal vorweg: auch wir Eltern dürfen Fehler machen, wir sollten nur daraus lernen. Die größten Fehler in der Erziehung sind meines Erachtens:
- Misshandlung und Missbrauch
- Demütigung
- Bloßstellen
- Starke Kontrolle und Machtausübung
- Desinteresse und Vernachlässigung
- Liebesentzug
- Vorwürfe machen
- Übertriebene Fürsorglichkeit
Psychologie von groben Erziehungsfehlern
Erziehungsfehler passieren wahrscheinlich in der ein oder anderen Form uns allen. Passiert ein grober Erziehungsfehler aber über einen anhaltenden Zeitraum, also immer wieder, wird das mit großer Wahrscheinlichkeit schädliche Folgen für unsere Kinder haben. Es liegt selten an einzelnen Ereignissen, die unseren Kindern schaden.
Wenngleich es dennoch einzelne traumatische Erlebnisse geben kann, die unsere Kinder so stark prägen, dass sie langfristige Folgen davontragen können. Unfälle, Katastrophen, Tod, Krankheit, Krieg und Verlust können solche traumatischen Ereignisse sein. Dies sind allerdings weniger Erziehungsfehler, sondern mehr Krisen, die Menschen und auch Kinder erfahren.
Um Krisen und Erziehungsfehler besser bewältigen zu können, brauchen Kinder die Fähigkeit der Resilienz. Also eine gewisse Abwehrreaktion. Besonders Kinder, die eine gute Eltern-Kind-Beziehung haben, die Selbstvertrauen besitzen und die gut Stress bewältigen können, gelingt es Resilienz aufzubauen.
Mehr zum Thema Resilienz und wie es Ihnen am besten gelingt, diese bei Ihrem Kind zu fördern, habe ich hier für Sie zusammengeschrieben.
Zitat: Viele Leute glauben, wenn sie einen Fehler erst eingestanden haben, brauchen sie ihn nicht mehr abzulegen.
Marie von Ebner- Eschenbach
Was sind grobe Erziehungsfehler?
Wie zuvor erwähnt, ist nicht jeder Erziehungsfehler, den wir machen, ein grober Fehler. Auch unscheinbare kleine Fehler können unter Umständen unsere Kinder beeinflussen. Ausschlaggebend ist hier die Dauer und Intensität. Also gelegentliche Fehler sind meist nicht so traumatisch wie Erziehungsfehler, die unseren Kindern über längere Zeit immer wieder ausgesetzt sind.
Natürlich kommt es auch auf die Umstände an, in der das Kind aufwächst. Viele, vor allem familiäre Faktoren, haben einen starken Einfluss darauf, wie gut oder wie schlecht ein Kind mit Erziehungsfehlern umgehen kann. Die Bindung zu den Eltern, die Resilienz, die familiäre Situation, außerfamiliäre Bindungen und das Temperament der Kinder haben wesentlichen Einfluss darauf.
Also die Bezeichnung grobe oder schwerwiegende Erziehungsfehler ergibt sich vor allem dadurch, dass der Fehler eben den Kindern immer und immer wieder zusetzt und ihnen so die optimale Entwicklungsmöglichkeit nimmt.
Was Eltern nicht tun sollten?
Misshandlungen und Missbrauch
Körperliche und psychische Misshandlungen wirken sich verheerend auf fast alle Bereiche bei ziemlich allen Kinder aus. Dazu zählen Schläge in jeder Form, Tritte, Stoßen sowie Feindseligkeiten, Demütigungen, abschätzige Bemerkungen und dergleichen auf der psychischen Seite.
Kinder absichtlich zu verletzen, hinterlässt tiefgreifende Spuren. Es nimmt ihnen die Sicherheit und die Liebe, die sie benötigen, um sich gut und gesund entwickeln zu können. Missbrauch führt immer zu schwerwiegenden Folgen und ist auch nicht wieder gutzumachen.
Demütigung
Ein Kind zu demütigen, ist ebenfalls ein schwerwiegender Erziehungsfehler. Demütigen heißt, jemanden beschämend und verächtlich zu behandeln. Ihn in seinem Stolz, Würde und Ehre zu verletzen.
Sein Kind so zu behandeln hat katastrophale Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Beziehung und erschüttert die Sicherheit, das Vertrauen und den Selbstwert des Kindes enorm und schwerwiegend.
Bloßstellen
Auch sein Kind vor anderen bloßzustellen, also in eine blamable Lage zu bringen, sollte ebenfalls von uns Eltern mit aller Kraft vermieden werden. Gewisse Sachen sollten ein Geheimnis innerhalb der Familie oder zwischen Eltern und Kind bleiben.
Besonders, wenn unsere Kinder nicht wollen, dass es jemand anderer erfährt und es ihnen sichtlich schon vor uns Eltern unangenehm ist, sollten wir ihr Vertrauen nicht ausnutzen und sie dann vor anderen Personen bloßstellen.
Starke Kontrolle und Machtausübung
Mit starker Kontrolle nehmen wir unseren Kindern die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und daraus zu lernen. Dies sind aber unabdingbare Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung. Indem wir Eltern die Autonomie, also die Freiheit unserer Kinder stark beschneiden, können sie weder Erfahrungen sammeln, noch Selbstvertrauen und Selbstwert aufbauen.
Starkes ausüben von Macht nimmt unseren Kindern ebenso die Chance auf Erfahrungen. Aber vor allem untergräbt es ihre Selbstständigkeit und ihre Freiheit. Es nimmt ihnen die Chance, selbst nachzudenken und zu entscheiden. So entsteht Angst, Frust, Stress und meist auch Aggression.
Desinteresse und Vernachlässigung
Es ist wichtig, dass wir unseren Kindern zeigen, dass sie uns wichtig sind. Das passiert dadurch, dass wir Interesse an ihren Erlebnissen, an ihren Aktivitäten und Erzählungen haben, aber auch dadurch, dass wir aktive Zeit miteinander verbringen. Das zeigt ihnen unsere Liebe und stärkt die Nähe und die Beziehung.
Auch mit Vernachlässigung meine ich vorrangig die aktive Zeit, die wir mit unseren Kindern verbringen. Wenn die gemeinsame Zeit nur mit Medien oder allein im Zimmer verbracht wird, kann man auch von Vernachlässigung sprechen. Kinder benötigen den Kontakt und die Auseinandersetzung und Nähe zu uns Eltern.
Natürlich zählt auch Verwahrlosung dazu. Kinder brauchen nicht dringend Spielzeuge, sehr wohl aber Beschäftigung und Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie müssen Erfahrungen sammeln können und haben auch ein Recht auf Spaß und Freude.
Das alles sind auch Grundbedürfnisse unserer Kinder, die von uns erfüllt werden sollten.
Liebesentzug
Liebesentzug wird manchmal als Bestrafung bei Kindern angewandt. Was wir damit erreichen, ist zwar Gehorsam, aber auch nicht mehr. Es ist wahrscheinlich, dass es bei unseren Kindern zu Verlustängsten führt.
Sie haben also Angst uns zu verlieren oder dass wir sie verlassen. Diese Ängste wirken sich dann in vielen Bereichen des Lebens unserer Kinder aus. Es führt außerdem zu Stress und schränkt oft die Aufmerksamkeit unserer Kinder ein, da das Gehirn hauptsächlich mit den Ängsten beschäftigt ist und kein Platz mehr für andere Dinge ist.
Vorwürfe machen
Unseren Kindern Vorwürfe machen kann ebenfalls gravierend schlechte Auswirkungen auf ihre Entwicklung haben. Oftmals sind Kinder leichter Opfer, wenn wir frustriert sind. Im Stress des Alltags und durch zusätzliche Belastungen kann es schon mal vorkommen, dass wir unseren Kindern die Schuld an etwas geben. Dennoch sollten wir darauf achten und wirklich versuchen, so etwas zu vermeiden.
Es belastet die Beziehung und macht unseren Kindern Schuldgefühle für etwas, wofür sie nichts können. Oder zumindest nicht allein dafür verantwortlich sind. Es ist ein Ausnutzen unserer vermeintlichen Macht als Eltern. Das wirkt sich zusätzlich schlecht auf den Selbstwert aus und demotiviert unsere Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Auch das Gefühl von Hilflosigkeit und des Ausgeliefert seins ist dadurch möglich, das wiederum kann zu Ängsten und schlechten Selbstwert führen. Alles also recht ungünstige Folgen, die wir, wenn möglich, vermeiden sollten.
Übertriebene Fürsorge
Ja, auch eine zu übertriebene Fürsorge kann ein schwerwiegender Erziehungsfehler sein. Die sogenannten Rasenmähereltern räumen jedes Hindernis für ihre Lieblinge aus dem Weg. Allerdings verhindert man so auch, dass Kinder Erfahrungen sammeln und sich eigenständig und frei in unsere Umwelt bewegen können.
Kinder haben ein Recht auf Erfahrungen, gute wie schlechte. Nur so können sie lernen. Natürlich ist es unser Auftrag als Eltern, sie vor tatsächlichen Bedrohungen so gut wie möglich zu beschützen.
Aber genauso ist es unser Auftrag unsere Kinder auf die reale Welt vorzubereiten und das geht eben nicht durch Ermahnungen und Erzählungen, es gelingt vor allem durch das selbst machen unserer Kinder. Nehmen wir ihnen die Selbstständigkeit, dann nehmen wir unseren Kindern auch die Chance auf ein selbstständiges altersgerechtes Leben.
Kann man einen Erziehungsfehler wiedergutmachen?
Ja. Die meisten Erziehungsfehler können wir auch wieder ausbügeln. Allerdings bedarf es viel mehr Anstrengung und Zeit, um sie wieder gutzumachen. Ist die Eltern-Kind-Beziehung von Säuglingsalter an gestört und wenn das Vertrauen unserer Kinder in uns erschüttert ist, ist das aber möglich, dass wir schwere Erziehungsfehler nicht wiedergutmachen können.
Es bedarf viel Kritikfähigkeit und Motivation, um sein Verhalten zu ändern. Das ist auch bei Erziehung so. Es ist also gut und wichtig, sich und seine Erziehung immer mal wieder zu hinterfragen und gegebenenfalls neu auszurichten und anzupassen. Je kürzer uns Fehler unterlaufen, desto besser für unsere Kinder.
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Achtung
Wir können aber auch Grenzen setzen, ohne unsere Kinder zu verletzen. Hier erfahren Sie, wie.
Folgen von Erziehungsfehler
Gerade schwerwiegende Erziehungsfehler wirken sich auf die Beziehung zu unseren Kindern schlecht aus. Es nimmt ihnen die Sicherheit, die sie brauchen, um zu lernen und sich zu entwickeln.
Es erschüttert ihr Vertrauen in uns und in sich selbst. Erziehungsfehler wirken sich dadurch meist auch sehr schlecht auf das Bild aus, das unsere Kinder von sich selbst haben. Sie trauen sich nichts oder nur wenig zu, haben Ängste und scheuen vor Herausforderungen und Neuen eher zurück. Diese sind jedoch sehr wichtig, um zu lernen und sich weiterzuentwickeln.
Als Langzeitfolgen können sich Ängste, Druck und Stress, der durch schwere Erziehungsfehler ausgelöst werden, können sich soziale Probleme mit anderen, Aggressionen, schlechte Lernleistungen, Zwänge und Depressionen ergeben, die später auch zu geringen Erfolg, erhöhten Drogen- oder Alkoholkonsum und schlimmeren führen können.
Eltern verzeihen ihren Kindern die Fehler am schwersten, die sie ihnen selbst anerzogen haben.
Marie von Ebner-Eschenbach
Anzeichen gestörter Eltern-Kind-Beziehung
Bei Kindern, die entweder Eltern nicht als sicheren Hafen sehen oder als Ausgangspunkt, um Erfahrungen zu sammeln, könnte eine unsichere Bindung vorliegen. Aber auch wenn Kinder besonders anhänglich sind, sehr lange weinen, wenn die Eltern sie in den Kindergarten oder Schule bringen und immer wieder zu weinen beginnen, könnten eine unsichere Bindung zu den Eltern haben.
Natürlich kommt das auch in manchen Phasen während einer normalen Entwicklung vor. Bei Entwicklungsphasen verschwinden diese Ängste und das Verhalten nach der Phase auch wieder. Genauere Informationen zum Thema unsicher Bindung und auf welche Anzeichen Sie genau achten sollten, habe ich in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.
Fazit
Wir alle machen Fehler. Das ist im Prinzip kein Grund zur Sorge. Wir sollten uns dennoch immer kritisch mit uns, unserer Erziehung auseinandersetzen, anstatt stur einem unerreichbaren Ideal hinterherzujagen, das wir vielleicht gar nicht erreichen können. Oder das für uns und unsere Kinder gar nicht passt.
Wir sollten versuchen unsere Grenzen zu wahren und die unserer Kinder. Wenn wir es schaffen, das umzusetzen, ist das ein guter Start für uns und unsere Kinder in eine glückliche Zukunft.
Weitere Infos für Sie zum Nachlesen, die zum Thema schwerwiegende Erziehungsfehler passen:
Was ist Kindeswohlgefährdung?
Mehr zum Thema Kindeswohlgefährdung aus rechtlicher Sicht können Sie hier nachlesen.
Gewaltinfo: Was ist mitteilungspflichtig?
Was kann man tun bei Kindeswohlgefährdung?
Einschätzungsbögen zur Kindeswohlgefährdung vom Kinderschutz Land Kärnten