Was kann ich tun, wenn mein Kind nicht gerne schreibt?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder Schwierigkeiten oder wenig Freude am Schreiben haben. Schreiben ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die sowohl Kreativität als auch Konzentration erfordert. Wenn dein Kind nicht gerne schreibt, gibt es verschiedene Ansätze, die helfen können, die Motivation und das Interesse zu steigern.

1. Spaß am Schreiben wecken

Kinder haben oft mehr Freude an einer Aufgabe, wenn sie einen persönlichen Bezug dazu haben oder die Aktivität Spaß macht. Hier sind ein paar Ideen, damit ihr Kind lieber schreibt:

  • Freie Themenwahl: Lass dein Kind über Dinge schreiben, die es interessieren, wie sein Lieblingstier, ein aufregendes Abenteuer oder ein Wunschtraum.
  • Tagebuch führen: Ein Tagebuch bietet die Möglichkeit, ohne Druck über den Alltag zu schreiben. Es gibt keine „falschen“ Antworten, und die Gedanken können frei fließen.
  • Geschichten erfinden: Kreatives Schreiben kann ein großartiges Werkzeug sein, um das Interesse zu wecken. Lass dein Kind eine eigene Geschichte schreiben oder ergänze gemeinsam eine vorgegebene Erzählung.

2. Spielerische Schreibübungen

Durch spielerische Ansätze kannst du das Schreiben weniger wie eine lästige Aufgabe und mehr wie ein Spiel wirken lassen:

  • Wörterrätsel oder Kreuzworträtsel: Diese fördern den Wortschatz und die Freude am Umgang mit Sprache.
  • Schreibwettbewerbe in der Familie: Wer kann die lustigste Geschichte oder das beste Gedicht schreiben? Kleine Wettbewerbe fördern die Kreativität und den Ehrgeiz.
  • Schreibspiele wie „Kettengeschichten“: Dabei beginnt eine Person eine Geschichte, und jeder fügt abwechselnd einen Satz hinzu.

3. Druck reduzieren

Oft entsteht Abneigung gegen das Schreiben, weil Kinder sich überfordert oder unter Druck gesetzt fühlen. Hier ist es wichtig, ein entspanntes Umfeld zu schaffen:

  • Kein Perfektionismus: Fehler dürfen sein. Es geht nicht immer um perfekte Rechtschreibung oder Grammatik, sondern um den Spaß am Schreiben.
  • Positive Rückmeldung: Lob und Anerkennung für jeden Fortschritt fördern das Selbstbewusstsein. Statt nur auf Fehler zu achten, lobe die Bemühungen und Fortschritte deines Kindes.
  • Schreibzeit einführen: Wenn es zu einem festen, aber kurzen Teil des Tages wird, ohne Zwang, können Kinder sich daran gewöhnen, dass Schreiben etwas Normales und Alltägliches ist.

4. Technologische Hilfsmittel nutzen

Die Digitalisierung bietet viele kreative Tools, die Kinder motivieren können, zu schreiben:

  • Schreib-Apps: Es gibt viele kindgerechte Apps und Webseiten, die das Schreiben durch interaktive Geschichten oder Aufgaben fördern.
  • Tippen statt schreiben: Manche Kinder fühlen sich beim Tippen wohler als beim Handschreiben. Der Umgang mit der Tastatur kann zusätzlich die technischen Fähigkeiten fördern.

5. Gemeinsames Schreiben als Vorbild

Kinder ahmen oft nach, was Erwachsene tun. Setze dich mit deinem Kind hin und schreibe auch etwas. Vielleicht einen Brief, eine Postkarte oder eine kurze Geschichte. Dies zeigt deinem Kind, dass Schreiben ein normaler und positiver Teil des Alltags ist.

6. Das Lesen fördern

Lesen und Schreiben gehen Hand in Hand. Ein Kind, das Freude am Lesen entwickelt, ist oft motivierter, eigene Geschichten zu schreiben. Hier einige Tipps, wie du das Lesen fördern kannst:

  • Vorlesen: Kinder, die regelmäßig vorgelesen bekommen, entwickeln ein besseres Sprachgefühl und mehr Fantasie.
  • Vielfältige Bücher: Biete eine breite Auswahl an Büchern an, um die Interessen deines Kindes zu entdecken.
  • Bücher zum Thema machen: Sprecht gemeinsam über die Geschichten, die ihr gelesen habt, und überlegt, wie man diese weiterschreiben könnte.

7. Geduld und Unterstützung

Es ist wichtig, geduldig zu bleiben, auch wenn ihr Kind nach noch immer nicht gerne schreibt. Nicht jedes Kind wird sofort mit Freude ans Schreiben gehen. Kleine Schritte und kontinuierliche Unterstützung sind der Schlüssel.

  • Individuelle Lerngeschwindigkeit: Jedes Kind lernt anders und in seinem eigenen Tempo. Akzeptiere, dass es eine Weile dauern kann, bis das Schreiben leichter fällt.
  • Schreibblockaden lösen: Wenn dein Kind Schwierigkeiten hat, Ideen zu finden, könnt ihr gemeinsam Brainstorming machen oder eine Mindmap erstellen. Das hilft, Gedanken zu sortieren und ins Schreiben zu kommen.
Studien belegen:
Schreiben muss als sinnvoll und nützlich erlebt werden.

Eine interessante deutsche Studie zur Schreibmotivation zeigt, dass bestimmte Bedingungen einen entscheidenden Einfluss auf die Schreibfreude von Kindern haben. Besonders wichtig ist, dass Schreiben als funktional und sinnvoll vermittelt wird, indem Kinder die Bedeutung und den Nutzen ihres Schreibens erkennen. Auch die Inszenierung einer realitätsnahen Schreibumgebung und die Gewissheit, dass ihre Texte gelesen werden, steigert die Motivation. Solche Ansätze, wie etwa Briefe an Partnerklassen oder Lesungen, schaffen bedeutungsvolle Schreibsituationen ​(FHNW).

Fazit

Wenn dein Kind nicht gerne schreibt, gibt es viele Möglichkeiten, es auf spielerische und kreative Weise zu unterstützen. Der Schlüssel liegt darin, Druck zu vermeiden, Interesse zu wecken und positive Erfahrungen rund um das Schreiben zu schaffen. Geduld, Verständnis und Freude am gemeinsamen Entdecken sind der beste Weg, um langfristig eine positive Einstellung zum Schreiben zu fördern.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

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