Wie motiviere ich mein pubertierendes Kind zum Lernen?

Gerade als Eltern haben wir das Gefühl, dass sich unsere Teenager die Zukunft verbauen. Häufiger Streit, endlose Diskussionen und viele Sorgen sind ein recht gängiger Alltag mit Jugendlichen im Haushalt. Besonders oft merken wir die Pubertät im Lernverhalten. Teenager lernen häufig von sich aus kaum, obwohl es gerade jetzt wichtig wäre. Daher müssen wir als Eltern auch noch bei usneren großen Kidner darif achten, Sie zum lernen zu motivieren.

Um Ihr pubertierendes Kind zum Lernen zu motivieren, helfen:

  • Ein autoritativer Erziehungsstil
  • Interessante Lernstoffdarbietung
  • Elterliches Engagement
  • Lerngruppen
  • Die Art der Präsentation des Lerninhalts
  • Berufliche Tätigkeiten

So gelingt es, Teenager zum Lernen zu motivieren

Der schulische Erfolg hängt stark von unserer kontinuierlichen Lernerfahrung ab. In der Jugend ernten wir dann die Früchte aller bisherigen Lernerfahrungen. Das heißt, je bessere Erfahrungen unsere Kinder in ihrer Schullaufbahn hatten, desto geringer ist auch der Widerstand zu lernen. Zumindest sind sie leichter zu motivieren, als Kinder mit schlechten Erfahrungen.

Diese schlechten Erfahrungen können dann entstehen, wenn uns etwa ein wichtiger Lerninhalt fehlt. Es kann immer wieder vorkommen, dass durch ein Versäumnis oder durch unglücklich erklärten Inhalt, ein wichtiger Stoffabschnitt nicht richtig verstanden wird. Das macht mitunter nicht nur den versäumten Stoff „schwieriger“, sondern auch den darauf aufbauenden Stoff.

Durch solche Situationen ist der Lernerfolg und die Erfahrung unserer Kinder getrübt. Unsere Kinder könnten sich durch die folgenden Aussagen selbst schlecht machen:

  • „Ich bin zu dumm dafür.“
  • „Der Lehrer/die Lehrerin hat es auf mich abgesehen.“
  • „Mathematik braucht man ohnehin nicht im richtigen Leben!“

Haben unsere Kinder schlechte Lernerfahrungen, bedeutet das aber nicht, dass alles sinnlos ist. Hier bedarf es nur umso mehr Einfühlungsvermögen und eine Extraportion Unterstützung durch Eltern und Lehrer.

Jugendliche selbstständig wie möglich sein lassen

Ein autoritativer Erziehungsstil hat den größten Einfluss auf unsere Kinder, wenn es um Motivation in irgendeiner Art geht. Hier ist es besonders wichtig, dass wir Eltern unsere Erwartungen an die tatsächlichen Fähigkeiten unserer Kinder anpassen. Dadurch haben unsere Kinder als Teenager bereits gelernt, Verantwortung für ihr eigenes Verhalten zu übernehmen.

Autoritative Lernunterstützung
Autoritative Lernunterstützung

Auf diesen Grundstock lässt sich dann am besten aufbauen. Sie können so gemeinsam mit Ihren Kindern Entscheidungen treffen und je nach Alter immer mehr Freiheiten zugestehen. Das müssen unsere Kinder jedoch erst gelernt haben.

Allgemeine Tipps, wie Kinder leichter lernen, finden Sie hier.

Unterschied autoritative und überfürsorgliche Erziehung

Im Prinzip ist der Unterschied zwischen den Erziehungsstilen nicht einfach ersichtlich. Bei beiden werden die Kinder „unterstützt“. Jedoch wird bei der überfürsorglichen Erziehung dem Kind ein Großteil der Arbeit abgenommen.  In der nachfolgenden Tabelle wird der Unterschied zwischen autoritativ und überfürsorglich dargestellt.

AutoritativÜberfürsorglich
Eltern haben Vertrauen und angepasste ErwartungenEltern unterschätzen die Fähigkeiten Ihrer Kinder
Ziele werden gemeinsam gesuchtZiele werden im Interesse des Kindes ausgewählt
Probleme werden gemeinsam gelöstProbleme werden von den Eltern gelöst
Misserfolge werden gemeinsam aufgearbeitetMisserfolge werden verharmlost
Lösungsstrategien werden gemeinsam erarbeitetLösungsstrategien werden besprochen
Vor- und Nachteile werden besprochenMögliche Gefahren werden hervorgehoben
Herausforderungen werden gesuchtHerausforderungen werden vermieden
Lösungsstrategien werden notfalls im vorgegebenLösung wird notfalls von den Eltern übernommen
Unterschied autoritative und überfürsorgliche Erziehung

Wenn Sie bis jetzt einen überfürsorglichen Erziehungsstil hatten, würde zu große Freiheiten Ihr Kind überfordern. Und schließlich lassen es dann unsere Kinder meist einfach ganz bleiben und gehen den Schwierigkeiten aus dem Weg. Sie wählen dann überwiegend den einfachen Weg, oder sind einfach mit den Möglichkeiten überfordert.

Überfordert
Überfordert

Das heißt aber nicht, dass Sie alles für Ihr Kind vorplanen und vorbereiten müssen. Das sollte gemeinsam, unter Ihrer Anleitung passieren. Je öfter Sie das machen, desto weniger Unterstützung braucht Ihr Kind dabei. Auch wenn es nun schon Teenager sind, sie benötigen noch immer unsere Unterstützung und auch Kontrolle.

Das widerspricht sich nicht, falls Sie das jetzt denken. Unterstützung und Kontrolle sollte geleistet werden, wenn es nötig und angebracht ist. Aber wo es nicht nötig ist, lassen Sie Ihren Kindern den Freiraum es selbst zu erarbeiten und loben Sie Ihr Kind für die Anstrengung und Bemühungen.

Wenn unsere Kinder merken, dass wir Ihnen etwas zutrauen und Sie Hilfe bekommen, wenn Ihnen etwas zu schwierig ist, dann wirkt das sehr motivierend. Vor allem natürlich, wenn es dann auch noch Anerkennung dafür gibt.

Nutzung Internet für Schule
Nutzung Internet für Schule

Nutzung neuer Medien zum Lernen

Internet und digitale Medien spielen dabei natürlich nun eine noch größere Rolle. Verteufeln Sie Neue Medien nicht, weil Sie selbst unsicher sind oder über die vielen Nachteile gelesen haben. In der JIM-Studie 2017 wird gezeigt, dass gerade Jugendliche das Internet zu Hause besonders häufig für die Schule nutzen.

Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind die Informationen bekommt, die es braucht. Wenn das Internet den Zugang zu Wissen leicht ermöglicht, ist das eine tolle Sache. Allerdings ist es hier von Vorteil, wenn Ihr Kind Unterstützung bekommt, damit es auch qualitativ hochwertige Informationen findet.

Enge Abstimmung zwischen Schule und Eltern

Lehrer bieten Ihnen einen anderen Blickwinkel auf Ihr Kind. Sie sehen es in einem anderen Umfeld und unter anderen Bedingungen. Es ist für Sie bestimmt hilfreich, sich mit den Lehrern Ihres Kindes abzustimmen. Schließlich tragen auch die Lehrer und die gesamte Schule wesentlich zur Lernmotivation unserer Kinder bei.

Wenn Sie in einem konstruktiven Austausch mit den Lehrern Ihrer Kinder stehen, können Sie nur davon profitieren. Auch, weil die meisten Teenager mehrere Lehrer haben. So können Sie leicht feststellen, was einen Lehrer zum Liebling Ihres Kindes macht und den anderen nicht. Das kann natürlich am Fach selbst liegen, muss es aber nicht. So können Sie sich herauspicken, was Ihr Kind in der Schule motiviert und wo das nicht so gut gelingt. So können Sie versuchen zu Hause, die Methoden des Lieblingsfaches oder des Lieblingslehrers Ihres Kindes auch auf die anderen nicht so beliebten Fächer umzulegen. 

Außerdem haben Sie so mehr Rückmeldung über den Lernbedarf Ihres Kindes und müssen nicht auf die Benotung warten. Jugendliche sind uns Eltern gegenüber ja oft nicht die Gesprächigsten.

Sie vermitteln Ihren Kindern so nebenbei auch, dass Bildung und Schule wichtig sind und regen zur Auseinandersetzung mit dem Thema an. Ohne jedoch Druck zu erzeugen.

Natürlich bietet es sich auch an, außerschulische Kurse oder Interessengruppen zu suchen, um dort das Wissen Ihres Kindes zu vertiefen. Meist sind Jugendliche da anfangs etwas zögerlich, aber sie sind genauso begeisterungsfähig, wenn der Verein, Gruppe oder was auch immer das Richtige für sie ist.

Besonders die Coronapandemie hat gezeigt, dass die Schule ein wichtiger Faktor für den Lernerfolg, aber auch die Lernmotivation unserer Kinder ist. Das können Sie in dieser Studie nachzulesen.

Einflüsse von Mitschülern

Freunde und Mitschüler sind besonders für Jugendliche von großer Bedeutung. Sie vergleichen sich und stützen teilweise ihren Selbstwert auf diese.

Schüler profitieren davon, wenn sie in ihrer Klasse gut integriert sind und auch Freunde haben, die ähnliche Werte haben wie sie selbst. Haben wir unseren Kindern vermittelt, dass Fleiß und Ehrgeiz sich lohnen, übernehmen sie oft diese Werte und suchen sich Freunde mit ähnlichen Vorstellungen in diesem Bereich.

Natürlich können Mitschüler auch negativ auf die Leistung Ihres Kindes wirken. Vor allem, wenn Ihr Kind wenig Anschluss hat oder gar gemobbt wird. Das erzeugt Ängste und wirkt sich negativ auf den Selbstwert aus. Dadurch fällt es besonders diesen Kindern schwer, gute Leistungen zu erbringen und eine positive Lernmotivation zu entwickeln.

Sie trauen sich nichts zu, machen wenige positive Erfahrungen und haben unter Umständen Angst in die Schule zu gehen. Die logische Konsequenz daraus ist natürlich die Vermeidung der Schule. Das kann sich direkt in Schulschwänzen zeigen oder auch in schlechten Leistungen.

Teilzeitjobs

Für Heranwachsende ist es wichtig, sich Ferialjobs oder Praktika zu suchen. Es fördert schulische und berufsorientierte Lernmöglichkeiten.

Diese Jobs verbessern auch die Einstellung der Schule gegenüber und zeigt unseren Kindern neue Perspektiven auf. Das fördert zusätzlich die Motivation, zu lernen. Es ist aber wichtig, dass sich diese Jobs auf die Schule oder den zukünftigen Beruf beziehen. Außerdem sollte nur ein Teil der Ferien oder bloß wenige Stunden in der Woche vom Ferialjob eingenommen werden. Sonst überfordert es unsere Kinder und die Lernzeit und der Lernwille leiden darunter.

Generell gilt natürlich, je praxisorientierter Sie den Lernstoff vermitteln können, desto motivierender ist es für Ihr Kind. Es lenkt den Blick auf das Ziel Ihres Kindes.

Wenn Sie mehr noch Tipps bezüglich den Ehrgeiz generell nachlesen wollen, habe ich noch diesen Artikel für Sie. 

Ungestörtes Arbeiten mit der 10-Minuten-Regel

Das ist so ein kleiner Trick, den wir Eltern anwenden können und sich gerade bei unmotivierten Jugendlichen anbietet. Quatschende Eltern sind nämlich für unsere Jugendlichen hauptsächlich eines: nervig. Das heißt, sie wollen ihre Ruhe von uns. Und das können wir uns zum Nutzen machen.

Vereinbaren Sie mit Ihrem pubertierenden Kind für eine Aufgabe 10 Minuten, in der es die ausstehende Aufgabe konzentriert und ohne jegliche Störungen / Ablenkung bearbeitet. Also es darf zum Beispiel nicht aufs Handy geschaut werden, nicht telefoniert, nicht Musik gehört oder nicht gezeichnet werden. Es soll nur die Aufgabe bearbeitet werden – nichts anderes.

Und als Gegenzug versprechen Sie ihrem Teenager, für den Rest des Tages nicht mehr damit zu nerven. Lassen Sie ihn/sie alles herrichten und vorbereiten. Handy und andere Multimediageräte kommen unter Verschluss oder Ähnliches. Das ist wichtig! 

Dann lassen Sie ihr Kind arbeiten. Meistens tritt bei intensiver Arbeit und Konzentration eine Art Motivationsschub nach wenigen Minuten ein. Das heißt, es packt sie der Ehrgeiz und sie sind von selbst bestrebt, die Aufgabe zu Ende zu bringen. Wenn das der Fall ist: Lassen Sie Ihr Kind bitte weiterarbeiten.

Der Trick funktioniert nicht immer, aber in ungefähr 75 % der Fälle. Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Versuchen Sie es, wenn möglich, nicht am letzten Tag vor der Abgabe oder vor der Schularbeit, sondern rechtzeitig davor. So bleiben Ihnen noch andere Eingriffsmöglichkeiten.

Warum wollen Teenager nicht lernen?

Teenager haben vor allem eines: ein übersteigertes Selbstbewusstsein. Das lässt sie glauben, dass sie allmächtig sind. Und da haben so banale Dinge wie Lernen einfach oftmals keine Notwendigkeit.

Es ist eine Folge der Entwicklung ihrer eigenen Perspektive. Es mag zwar für uns Eltern anstrengend sein, aber tatsächlich hilft es Jugendlichen dabei, die Herausforderung des Jugendalters besser zu meistern. So entwickeln sich auch erste enge und lohnende Beziehungen zu wenigen anderen. Diese engen Beziehungen bieten Teenagern zusätzlichen Rückhalt in dieser aufregenden Entwicklungsphase.

Gleichzeitig werden Teenagern gleichaltrige Freunde immer wichtiger. In diesem Umfeld können sie sich ausprobieren, suchen Verbündete und Vertraute. Vergleiche und Rückmeldung mit und von Gleichaltrigen machen einen Teil des Selbstwertgefühls von Teenagern aus. Sie helfen so sich selbst in der Gesellschaft zu positionieren.

Soziales und sie selbst stehen also im Vordergrund. Und da sie glauben ohnehin super zu sein, wird das Lernen einfach häufig vernachlässigt. Die Ausprägung der Voreingenommenheit, Selbstbezogenheit und die Wertvorstellungen, die sie bis dahin erworben haben, nehmen aber dennoch großen Einfluss auf die Bewältigung dieser Phase.

Fazit

Die Jugendjahre sind voller Herausforderungen, Hormone und Entwicklungsschübe, die unsere Kinder vor großen Herausforderungen stellen. Wir als Eltern sollten versuchen, sie so gut wie möglich darauf vorzubereiten und ihnen da durchzuhelfen.

Wenn wir Vertrauen, Respekt und Wertschätzung zeigen, ist uns schon viel geholfen. Wir müssen ihnen beibringen, sich selbst zu helfen und für sie da sein, wenn sie uns brauchen. Auch, wenn sie uns gegenüber eigentlich das Gegenteil behaupten oder wenn wir glauben: „Sie sind ohnehin schon fast erwachsen.“

Nein, das sind sie noch lange nicht. Aber am Weg dahin und das kostet beiden Seiten viele Nerven. Geben Sie nicht auf, versuchen Sie es immer wieder und holen Sie sich auch von außen Hilfe, wenn Bedarf besteht. Lehrer, Lerngruppen, Vereine oder auch professionelle psychologische Hilfe oder Lernhilfen stehen Ihnen hier zur Verfügung.

Schließlich geht es um die Zukunft unserer Kinder. Sie jetzt im Stich lassen, ist keine Option. Aber nehmen Sie vielleicht auch den Druck raus (Ihren Druck und den Druck auf Ihr Kind). Führen Sie ein ruhiges Gespräch, in dem Sie mögliche Ziele klären. Wenn Ihr Kind ein Ziel vor Augen hat, können Sie leichter den Weg dorthin in Angriff nehmen.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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