Autismus: Ursachen und Häufigkeit

Autismus ist eine Entwicklungsstörung, die uns immer häufiger begegnet. Hier erkläre ich die Ursachen und die tatsächliche Häufigkeit der Autismusspektrumsstörung.

Ich gehe hier ein auf:

  • Die Verantwortung der Gene.
  • Risikofaktoren während und nach der Schwangerschaft und
  • welche Form wie häufig auftritt.
  • Und auch, woher Autismus auf keinen Fall kommt.

Wie kommt es zu Autismus?

Autismus hat viele Ursachen. Bei Autismus gibt es nicht nur eine Form und eine passende Ursache dazu, sondern es ist ein Spektrum, das bei einem Punkt anfängt und auf einer weit entfernten anderen Seite endet. Und auf der Linie zwischen den beiden Punkten befinden sich unzählige Formen von Autismus, die von genauso vielen Ursachen hervorgerufen werden können.

Es wurden insgesamt bis jetzt nur drei Genkombinationen gefunden, die auf ASS schließen lassen. Diese drei Kombinationen kommen jedoch nur bei 1 % der untersuchten Autisten vor. Alle anderen haben ganz andere Genkombinationen und andere Ursachen. Auch werden nicht nur die Gene verantwortlich gemacht, es kann auch eine Kombination aus Genen und anderen, sogenannten Umweltfaktoren, sein. (Achtung: Umweltfaktoren meint nicht nur Chemikalien, sondern alle Einflüsse, die nicht durch die Gene verursacht sind.)

Informationsverarbeitung

Die Prozesse zur Verarbeitung von Informationen laufen bei Menschen mit Autismusspektrumsstörung (ASS) anders. Hierfür sind Unterschiede des Zentralen Nervensystems verantwortlich. Bis heute ist jedoch noch nicht zur Gänze erforscht, was hier genau zusammenspielt. Man kennt die Auswirkungen, aber die genauen Unterschiede des Zentral-Nervensystems noch nicht.

Neurologische Auffälligkeiten

Nicht nur die Informationsverarbeitung, sondern auch andere Bereiche im Gehirn zeigen unter bildgebenden Verfahren ein anderes Zusammenarbeiten und strukturelle Besonderheiten bei Menschen mit ASS.

Es lassen sich Unregelmäßigkeiten der elektronischen Hirnströme nachweisen, sowie Probleme in der Grob- und Feinmotorik. Häufig leiden Menschen mit ASS an Anfällen (Epilepsie, Muskelkrampf …).

Es wird davon ausgegangen, dass die Gehirnentwicklung schon vor der Geburt anders verläuft. Diese Veränderungen von Funktion und Struktur des Gehirns können die kognitiven Besonderheiten von Menschen mit Autismusspektrumsstörung erklären.

Auf diese Veränderungen der Gehirnfunktion sind sowohl Verhaltensauffälligkeiten als auch die speziellen Fähigkeiten, wie gutes logisches Schlussfolgern etwa, von Menschen mit Autismus zurückzuführen.

Genetische Faktoren

Der genetische Faktor ist eine Hauptursache für Autismus. Es wird vermutet, dass die Entstehung von Autismus auf verschiedene Ursachen und deren Wechselwirkung zurückzuführen ist. Es gibt eine Vielzahl von genetischen Veränderungen an unterschiedlichen Genen, von denen wir wissen, dass sie die Entwicklung des Zentral-Nervensystems beeinflussen und damit die Informationsverarbeitung.

Kinder mit einem Elternteil mit ASS haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, dies zu erben. Auch eineiige Zwillinge sind meist beide betroffen. Dadurch lässt sich die Vererbung als Ursache beweisen.

Aber auch andere Genzusammensetzungen ohne die direkte Vererbung der Eltern sind zu beobachten.

Erhöhtes Alter der Eltern

Ein höheres Alter des Vaters sowie der Mutter als Risikofaktor konnten in Studien belegt werden. Wobei einige Studien nur das höhere Alter des Vaters als Risiko angeben und andere bei Vater und Mutter. Zur Gänze geklärt ist dieser Einfluss ebenfalls noch nicht. Da die Zellteilung bei älteren Menschen langsamer ist, als bei jüngeren, könnte hier eine mögliche Ursache für abweichende Genzusammensetzungen liegen.

Mythos
Das Verhalten und die Erziehung der Eltern sind NICHT für die Entstehung von Autismus verantwortlich!!!!

Ursachen und Risikofaktoren für Autismus in der Schwangerschaft

Auch die Schwangerschaft und Geburt birgt Risikofaktoren zur Entstehung von Autismus. Ein besonderes Risiko stellen schwere Viruserkrankungen, wie die Röteln während und vor allem am Beginn der Schwangerschaft dar. Kein Risiko ist jedoch die Impfung gegen Röteln!

Aber auch schwere bakterielle Erkrankungen können gegen Ende der Schwangerschaft das Risiko erhöhen. Auch Schwangerschaftsdiabetes konnte als Risikofaktor zur Entstehung der ASS belegt werden.

Frühgeburt erhöht ebenso das Risiko wie Unterzucker des Frischgeborenen und Lungenfunktionsprobleme des Babys.

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und spezielle antiepileptische Medikament wurden in einer Studie auch als mögliche Risikofaktoren beschrieben.

Alkoholkonsum und starke psychische Belastung der Mutter während der Schwangerschaft konnten allerdings als Ursache ausgeschlossen werden.

Welcher Elternteil vererbt Autismus?

Ist ein Elternteil von ASS betroffen, besteht für das Kind ein erhöhtes Risiko, diese zu erben. Welcher Elternteil das ist, spielt dabei keine wesentliche Rolle.

Die Vererbung von Autismus folgt innerhalb einer Familie nicht dem klassischen Muster, wie viele andere Faktoren. Eine Studie von 2021 hat jedoch eine Erblichkeit von bis zu 90 % gezeigt.

Kann man Autismus schon in der Schwangerschaft feststellen?

Nein, im Moment gibt es noch keine Verfahren, um Autismus vor der Geburt festzustellen.

In bildgebenden Verfahren (MRT) zeigen sich strukturelle Unterschiede schon bei Babys im Alter von 6 Monaten. Allerdings wird kein Kind einfach so einer bildgebenden Untersuchung unterzogen. Aussagekräftige, erste Diagnosen können erst ab dem ersten Lebensjahr gestellt werden.

Wie häufig ist Autismus?

Die Häufigkeit von Autismus wird in drei Gruppen angegeben. Die Studien beziehen sich auf Untersuchungen in Europa, Kanada und USA:

FormenBetroffene pro 1000 Personen
Andere tiefgreifende Entwicklungsstörungen3,3 Menschen aus 1000
Asperger 1 - 3 Menschen aus 1000
Frühkindlicher Autismus1,3 - 2,2 Menschen aus 1000
Alle Autismusspektrumsstörungen gesamt6 - 7 Menschen aus 1000
Häufigkeit Autismus

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