Die Opferrolle: Gründe und der richtige Umgang damit

Viele von uns kennen jemanden, der sich selbst gerne als Opfer darstellt, alle Schuld bei anderen sucht und selbst eher wenig dagegen unternimmt. Klassische Anzeichen, dass es sich um eine Person in der Opferrolle handelt. Häufig sind es die eigenen Mütter, Väter, Freunde. Bei ihnen geht uns das besonders nahe und belastet uns. Oftmals verbunden mit Macht und Druck, kann es uns selbst stark einschränken und uns unser Leben schwer machen. Aber wir können helfen und der Opferrolle etwas entgegensetzen. Klare Grenzen und klare Taten helfen uns dabei.

Psychologie der Opferrolle

Die Opferrolle bezeichnet eine innere Haltung. Sie entsteht nicht durch das tatsächliche Erleben einer gewalttätigen Erfahrung oder einer Katastrophe. Diese Menschen wurden also nicht tatsächlich zu Opfern. Es bezieht sich eher auf das Hadern mit dem eigenen Schicksal und mit dem Ausgeliefert sein, dem Verantwortung abgeben und die erlernte Hilflosigkeit in den unterschiedlichsten Lebensbereichen.

Typische Anzeichen der Opferrolle

An folgenden Anzeichen lässt sich eine klassische Opferhaltung erkennen:

Menschen in der Opferrolle:

  • Sehen die Kontrolle über Folgen von Handlungen und Entscheidungen nicht bei sich selbst, sondern außerhalb angesiedelt.
  • Die Schuld wird meist bei anderen gesucht.
  • Haben immer Ausreden parat und weisen so die Schuld von sich. „Eigentlich wollte ich, aber das Wetter ist zu mies ....“
  • Sie haben einen starken Hang dazu, alles persönlich zu nehmen. Äußere Umstände werden größtenteils auf sich selbst bezogen, auch wenn sie eigentlich nichts mit der Person zu tun haben.

Gründe für die chronische Opferrolle

Die chronische Opferrolle bringt Menschen in eine erlernte Hilflosigkeit und erzeugt so, die Unfähigkeit zu handeln und zu entscheiden. Allerdings bringt das Einnehmen der Opferrolle auch einige Vorteile mit sich. Menschen in der Opferrolle:

  • Übernehmen keine Verantwortung.
  • Sie werden mehrheitlich rücksichtsvoller behandelt und sind eher emotional im Recht.
  • Sie erfahren viel Zuspruch und Anteilnahme.
  • Sie haben ein einfacheres, bequemeres Leben. Menschen in der Opferrolle müssen sich seltener Herausforderungen stellen und es wird ihnen viel abgenommen.

Gefahren der Opferrolle

Die Opferrolle einzunehmen, hat natürlich auch negative Auswirkungen auf die Person selbst:

  • Es untergräbt die eigene Kompetenz.
  • Es vermindert den Selbstwert.
  • Das Selbstbewusstsein nimmt ab.
  • Ein Kreislauf aus negativen, immer wieder kehrenden Gedanken stellt sich ein.
  • Verzerrung der eignen Wahrnehmung ins Negative.
  • Herabsetzen der Motivation.
  • Echtes Gefühl der Hilflosigkeit und
  • Ohnmacht, Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen.
Achtung!!!
Diese Opferrolle birgt aber auch Gefahren für die Menschen im engsten Umfeld, besonders Familienangehörige und enge Freunde sind davon betroffen. Sie werden durch diese Opferrolle dazu angehalten, nachsichtig zu sein und investieren viel Arbeit und Hilfestellung in die Person. Es besteht dabei die Gefahr, sich selbst und die eignen Bedürfnisse zu vernachlässigen und weit über seine eigenen Grenzen zu gehen, um eben der hilfsbedürftigen Person zu helfen. Personen in der Opferrolle reden anderen oft ein schlechtes Gewissen ein oder geben ihnen die Schuld an etwas. Man wird regelrecht in die Täterrolle gedrängt. Das verschlechtert natürlich auch den eignen Selbstwert und das eigene Selbstbewusstsein dadurch.

Daher ist es wichtig, sich aus solchen Beziehungen zu befreien.

Wie geht man mit Menschen in der Opferrolle um?

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Vermeiden Sie Diskussionen

In Diskussionen kommt es schnell zu Vorwürfen und Beleidigungen. Das tut beiden Seiten nicht gut und hilft Ihnen nicht.

Stehen Sie für Ihre Grenzen ein

Besonders bei Menschen in der Opferrolle ist es wichtig, ihnen unsere Grenzen klarzumachen. Und auch, wenn wir schon mal weitergegangen sind, sollten Sie klarstellen, dass das nicht mehr vorkommt. Klären Sie strickt, was Sie anbieten können und möchten und was nicht mehr.

Tipp
Setzen Sie Grenzen und lassen Sie sich diese nicht vorgeben.

Motivieren Sie zur Selbstständigkeit

Versuchen Sie, die Person in der Opferrolle dazu zu motivieren, selbst zu handeln und selbst Schritte zu setzen. Sie können Ideen und Informationen zu den notwendigen Schritten geben, sollten es aber nicht für die Person erledigen.

Jammern unterbinden

Lassen Sie sich nicht auf negative Gespräche mit einer Person in der Opferrolle ein und unterbinden Sie aktiv das Jammern. Heben Sie den positiven Aspekt hervor, oder lenken das Gespräch auf andere positive Dinge. Hierbei hilft für Betroffene auch ein Dankbarkeitstagebuch (Werbung) gut. Es lenkt den Blick verstärkt auf die guten Erlebnisse und Geschehnisse.

Vorteile ansprechen

Heben Sie die Vorteile hervor, Angelegenheiten selbst zu regeln und Dinge selbst zu tun.

Selbstwert stärken

Wenn Sie sich selbst stark genug fühlen, können Sie auch versuchen, den Selbstwert der Person in der Opferrolle zu stärken. Da diese häufig einen recht schlechten Selbstwert haben, ist hier gezielte Unterstützung recht hilfreich. Aber nur, wenn das für Sie in Ordnung ist und machbar. Mehr Tipps zum Selbstwert stärken habe ich hier für Sie zusammengeschrieben.

Kontakt einschränken

Helfen alle Tipps und Versuche nichts, bleibt Ihnen nur, den Kontakt deutlich einzuschränken. Sie selbst sind wichtiger als alle anderen. Sie schaden durch den Kontakt unter Umständen nur sich und Ihren Liebsten.

Wenn es sich gezielt um ein Elternteil handelt, dann habe ich diesen Beitrag, mit genaueren Infos, für Sie: Toxische Mütter: Wie verhalten sie sich, was lösen sie aus und was kann ich dagegen tun?

Resümee

Es ist natürlich nicht leicht aus Beziehungen, welcher Art auch immer, mit Menschen in der Opferrolle zu lösen. Es gibt viele Ansatzpunkte, mit denen wir helfen können. Aber ebenso ist es wichtig, die Reißleine rechtzeitig zu ziehen und den Kontakt einzuschränken, wenn sich die negative Spirale immer weiter dreht und Sie selbst dadurch negative Auswirkungen spüren und erleben.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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