Toxische Mütter: Wie verhalten sie sich, was lösen sie aus und was kann ich dagegen tun?

Toxische Mütter sind ein Begriff, der gerade durch viele Medien geistert. Wir alle können uns im Groben vorstellen, was gemeint ist. Und gleichzeitig kommt bei vielen bei der Auseinandersetzung damit einige Fragen dazu auf. In diesem Beitrag gehen wir den Fragen auf den Grund:

  • Wie verhält sich eine toxische Mutter? Und dementsprechend können Sie die Frage dann auch für sich und Ihre Situation beantworten.
  • Wege, loszukommen von einer toxischen Mutter
  • Ob es solch toxische Beziehungen in jedem Alter gibt und
  • wie genau toxische Beziehungen zwischen Eltern und Kindern aussehen.

Wie verhält sich eine toxische Mutter?

Eine toxische Mutter oder auch ein toxischer Vater meint, dass sie/er „giftig“ für das eigene Kind ist. Das Verhalten des Elternteils schadet dem Kind. Das kann ich in verschiedenen Verhaltensmustern zeigen:

  • Lieblosigkeit: das Kind erfährt wenig Liebe. Der Umgang ist eher harsch und vermittelt wenig Sicherheit und Geborgenheit.
  • Gleichgültigkeit: kaum Aufmerksamkeitszuwendung und wenig aktive gemeinsame Freizeit sind ebenso schädlich für Kinder.
  • Starke Kontrolle: wenn die Mutter oder der Vater eine sehr starke Kontrolle und viel Macht ausüben, obwohl es dem Alter und den Fähigkeiten nicht angepasst ist.
  • Narzissmus: Mütter/Väter sind sehr stark auf sich selbst konzentriert und nehmen auf die Bedürfnisse des Kindes kaum Rücksicht.
  • Opferrolle: manche Elternteile nehmen eine Opferrolle ein und geben sich hilflos, sodass das Kind die Pflege übernehmen muss.
  • Zeigen Aggressionen gegenüber dem Kind (physisch oder psychisch).
  • Demütigen das eigene Kind. Solange es allen Anforderungen und Wünschen entspricht, ist alles in Ordnung. Nicht aber, wenn das Kind seinen eigenen Willen und Bedürfnissen nachgeht. Dann kommt es zu Beleidigungen, heruntermachen und Vorwürfen.

Ja, das ein oder andere kennen wir als Elternteil natürlich auch von uns selbst. Aber in dem Fall der toxischen Mutter geht es um ein ausgeprägtes Verhaltensmuster. Also, nicht es kommt vereinzelt mal vor, sondern die Mutter oder auch der Vater verhalten sich großteils so gegenüber dem eigenen Kind.

Wie kann ich mich von einer toxischen Mutter lösen?

Es ist wichtig, solche toxischen Verhaltensmuster von Eltern zu erkennen und sich davon zu lösen. Das kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen.

Der erste Schritt auf jeden Fall die Einsicht. Wenn wir erkennen, dass wir einen toxischen Elternteil haben, können wir das aufarbeiten und das Problem angehen. Auch natürlich, wenn wir erkennen, dass wir selbst solche Verhaltensweisen unseren eigenen Kindern gegenüber an den Tag legen.

Wichtig
Das Erkennen des toxischen Verhaltens hilft den meisten Betroffenen schon wesentlich. Es erklärt vieles und die Aufarbeitung kann beginnen.

Als nächsten Schritt ist es wichtig, sich von dem Verhalten zu lösen und zu distanzieren. Was löst dieses toxische Verhalten in mir selbst aus? Wozu bringt es mich?

Und ganz essenziell ist der Aufbau des eigenen Selbstbewusstseins. Tipps dazu habe ich hier für Sie. Wenn Sie sich selbst stark fühlen und Vertrauen in sich und Ihre Fähigkeiten haben, können Sie sich leichter aus der Verhaltensspirale lösen, die Ihnen nicht guttut.

Auch ein klärendes und ehrliches Gespräch ist Teil dieser Aufarbeitung. Erwarten Sie aber nicht, dass Ihre Mutter oder Ihr Vater das einsieht oder zugibt. Versuchen Sie keine Vorwürfe zu machen, sondern klar Ihre Sichtweise und Ihre Emotionen darzustellen. Auch, wie Sie damit planen, umzugehen. Es ist wahrscheinlich, dass der toxische Elternteil nicht so positiv darauf reagier, sich angegriffen fühl und kein Verständnis zeigt. Das ist okay, das können Sie nicht ändern. Wichtig ist, dass das Thema für Sie selbst geklärt ist und Sie mögliches Verhalten Ihrerseits erklären.

Kontaktabbruch zu einer toxischen Mutter

Einer der härtesten und tiefgreifendsten Schritte ist es wohl, den Kontakt zur Mutter oder zum Vater abzubrechen. Es sollte einer der letzten Auswege sein. Im Prinzip finde ich als Psychologin das Gespräch und den Austausch als das wichtigste Mittel. Aber natürlich gibt es Situationen, in denen auch die größten Bemühungen nichts helfen. Besonders toxische Eltern, die viel Kontrolle ausüben möchten, werden sich nicht so leicht abwimmeln lassen. Manche Menschen sehen auch nicht den Bedarf, sich zu ändern und immer weiter machen. Nichteinmal dann, wenn die eigene Tochter oder der eigene Sohn das Problem anspricht. In solchen Fällen ist der einzig vernünftige Weg, den Kontakt mit dem toxischen Elternteil zu beenden.

Der Kontaktabbruch sollte dennoch geklärt werden. Sie müssen nicht fragen. Aber in einem vorerst letzten Gespräch sollten Sie klar Ihre Sichtweise, Gründe und Gedanken darlegen. Das hilft Ihnen selbst einen Abschluss zu finden und auch Ihrer Mutter oder Ihrem Vater, es besser zu verstehen. Sollten Sie sich unsicher diesbezüglich fühlen, können Sie diese Gedanken und Gründe natürlich auch in einem Brief übermitteln. Das fällt vielen leichter, besonders, wenn die Eltern gut im verharmlosen und überreden sind.

Es ist wichtig, in der ersten Zeit des Kontaktabbruchs sich selbst zu stärken, Wunden und Schaden aufzuarbeiten. Sollten Sie dabei Hilfe benötigen, scheuen Sie nicht davor zurück, eine(n) klinischen Psychologen/-in aufzusuchen.

Wenn es Ihnen selbst wieder gut geht und Sie sich sicher und stabilen fühlen, können Sie erwägen, wieder Kontakt aufzubauen. Aber immer mit einem wachsamen Auge auf die Eltern-Kind-Beziehung.

Auswirkungen einer toxischen Eltern-Kind-Beziehung

Aber wie wirkt sich solch eine toxische Beziehung zu einem Elternteil eigentlich auf das betroffene Kind aus? Hier die tiefgreifendsten Folgen:

Probleme mit Beziehungen und Schwierigkeiten mit Nähe und Distanz

Geborgenheit, Liebe und Nähe sind von frühster Kindheit an, wesentliche Bestandteile um gesund zu wachsen. Sie geben und das Urvertrauen in die Eltern, aber auch in uns. Fehlt diese innige Bindung, kann das nicht einfach so nachgeholt werden. Diese Kinder entwickeln später meist massive Bindungsprobleme. Was Bindungsprobleme sind und wie Sie damit umgehen können, habe ich hier für Sie zusammengeschrieben.

Geringer Selbstwert

Alle oben genannten Verhaltensmuster haben eines gemeinsam: sie nehmen den Kindern einen gesunden Selbstwert. Diese Kinder trauen sich selbst nichts oder nur wenig zu, haben oft eine schlechte Meinung von sich selbst und wissen auch nicht, wozu sie in der Lage wären. Deshalb versuchen sie es häufig auch gar nicht. Ein schlechter Selbstwert wirkt sich natürlich negativ auf das psychische Wohlbefinden aus und hemmt soziales Verhalten, Erfolg und die Motivation ungemein stark.

All das kann natürlich zu massiven langfristigen Folgen und Folgeerkrankungen im Erwachsenenleben führen. Depression, übermäßiger Alkoholkonsum oder Drogenmissbrauch sind nur einige davon.

Toxische Mutter im Alter?

Eine toxische Mutter oder ein toxischer Vater wird die Verhaltensmuster im Normalfall auch im Alter beibehalten. Auch wenn naturgemäß der Kontakt und somit der Einfluss auf die erwachsenen Kinder sinkt, bleibt die Beziehung toxisch.

Die Auswirkungen ziehen sich von der Kindheit an bis ins Erwachsenenalter. Auch als Erwachsener bleibt die Beziehung geprägt von einer starken Kontrolle und von Herabwürdigen von Leistungen oder Konzentration auf den Elternteil.

Besonders im Erwachsenenalter haben die „Kinder“ aber die Möglichkeit, solche toxischen Verhaltensmuster der Eltern zu erkennen und sich davon zu lösen, wie oben beschrieben.

Toxische Mutter-Tochter Beziehung

Oftmals betrifft dieses toxische Verhältnis Mütter und Töchter. Sie sind sich meist ähnlich und daher ist die gegenseitige Beeinflussung umso stärker. Erwartungen sind höher, Emotionen intensiver und die Einmischung aus dem eigenen Blickwinkel heraus meist auch rascher. Mütter und Töchter haben einfach besonders in den ersten Jahren eine tiefere Verbindung. Das ist gut, allerdings führt es auch leichter zu diesem toxischen Verhalten.

Toxische Mutter-Sohn-Beziehung

Natürlich gibt es die toxische Beziehung auch zwischen Mütter und Söhnen. Besonders das Beeinflussen und Macht ausüben steht hier oft im Vordergrund. Nicht los lassen wollen und können und mit unehrlichen Mitteln den Sohn dazu bringen, sind typische Verhaltensmuster. Aber natürlich können auch alle anderen obigen Punkte vorkommen.

Häufig ist auch eine toxische Beziehung zu beobachten, wenn das Kind ein schwieriges Temperament hat. Manche Eltern versuchen das durch starke Machtausübung in den Griff zu bekommen. Es kommt deutlich häufiger zu Aggressionen oder Demütigungen.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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