Sie streiten wegen Kleinigkeiten? Warum das so ist und was dagegen hilft!

„Du machst ja aus einer Mücke einen Elefanten!“ Kennen Sie diesen Spruch? Beinahe allen von uns ist es schon mal passiert, dass wir uns wegen einer Kleinigkeit aufregen und schließlich streiten. Das kommt vor. Wenn es jedoch in der Partnerschaft ist und sozusagen den Alltag bestimmt, kann das natürlich ein Problem werden. Daher sollten Sieauch das Streiten wegen Kleinigkeiten ernst nehmen und:

  • Das Problem ansprechen,
  • eine Streitkultur entwickeln,
  • die Streitursache auflösen,
  • Gegensätze hervorheben,
  • Gegensätze akzeptieren,
  • sich Freiräume gönnen,
  • sich versöhnen,
  • vom Alltag abschalten,
  • eigene Bedürfnisse erkennen und mitteilen,
  • bewusst Komplimente machen

Warum streiten wir wegen Kleinigkeiten?

Besonders in einer Partnerschaft lernen wir unser Gegenüber besser kennen als die meisten anderen Menschen. Das gilt für die positiven Seiten, aber natürlich auch die negativen. Anfänglich sind wir in Beziehungen sozusagen übertolernat, wir haben wahrlich die rosarote Brille auf und nehmen viel negatives Verhalten an unserem neuen Partner nicht war. Teilweise finden wir diese Gegensätze von unserem Verhalten, die uns später nerven, auch besonders anziehend. Doch nach ungefähr einem Jahr verschwindet diese erste Verliebtheit und der Alltag beginnt Einzug zu halten.

Plötzlich bemerken wir diese Kleinigkeiten, die wir eigentlich nicht mögen. Und weil wir natürlich viel Zeit mit unserem Partner verbringen und diese eigentlich in vollen Zügen genießen wollen, beginnen uns diese „unerwünschten“ Verhaltensweisen besonders stark aufzufallen. Schließlich beginnen sie uns dann über die Zeit auch richtig zu nerven. Dabei muss es sich nicht um objektiv falsches Verhalten handeln. Es sind viel mehr Handlungen, die sich ständig wiederholen, die wir anders machen oder aus persönlichen Vorlieben nicht machen würden. Schmatzen, laut schlucken, den Klodeckel offen lassen, die Schuhe mitten im Vorzimmer abstellen und Ähnliches zum Beispiel.

Natürlich wissen wir, in den meisten Fällen, dass es Kleinigkeiten sind und sagen deshalb nichts zu unserem Partner. Daher staut sich aber immer mehr Ärger in uns auf. Diese Wut ist zwar schnell wieder verflogen, wenn das nervige Verhalten gerade nicht zu sehen ist, baut sich aber in diesen Situationen stetig auf. Wir legen auch einen speziellen Fokus auf diese störenden Handlungen, wir nennen das selektive Aufmerksamkeit. Einmal entdeckt, bemerken wir dieses Verhalten viel häufiger, als dies bisher der Fall war. Schließlich beginnen wir, unseren Unmut dem Partner gegenüber kundzutun. Meist allerdings nicht in einer höflichen Art und Weise, weil wir genervt sind und die aufgestaute Frust oder Wut hinauslassen. Auch unsere Tagesverfassung und das bereits Erlebte spielt hier natürlich mit rein und lässt unsere Nerven mal schneller, mal später „platzen“.

Themen über welche Paare am häufigsten streiten

GründeGesamtFrauenMänner
Ordnung, Unordentlichkeit42,747,138,4
Zu viel Zeit am Smartphone, Tablet bzw. Computer25,727,024,5
Trödeln, Unpünktlichkeit20,319,521,1
Geldausgaben, Finanzen19,920,119,6
Alltagsorganisation (z.B. Einkauf, Haushalt, Essensplanung)19,621,417,7
Fahrstil (z.B. Auto, Fahrrad, Motorrad)16,917,116,8
Zu wenig Austausch, Interesse am Leben des anderen15,217,313,3
Schnarchen, Unruhe im Bett14,917,112,7
Arbeitszeiten, Überstunden13,613,214,1
Manieren, Umgangsformen13,514,112,9
Schwiegereltern, Familie13,113,013,2
Essgewohnheiten, Ernährung12,713,212,1
Treffen von wichtigen Entscheidungen im Alleingang11,711,312,1
Zärtlichkeit, Sex11,310,612,1
Kindererziehung10,49,810,9
Eifersucht7,58,36,8
Mülltrennung, Recycling, Umweltbewusstsein5,95,66,2
Etwas anderes, und zwar …2,33,01,6
Wir streiten (fast) nie16,715,018,4
Warum streiten Paare?

Quelle: Elitepartner.de. 3.944 Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer), bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent.

Was kann ich tun, wenn ich mich wegen Kleinigkeiten streite? 10 Tipps gegen streiten

Es ist gut, dass Sie die Situation erkannt haben und offensichtlich etwas dagegen machen wollen. An einem offenen und ehrlichen Gespräch in Ruhe und unter vier Augen mit Ihrem Partner führt kein Weg vorbei. Hier sind 10 Anregungen, über welche Sie sich allein und gemeinsam Gedanken machen sollten, um diese Streitereien wegen Kleinigkeiten zukünftig besser in den Griff zu bekommen.

Das Problem ansprechen

Viele Menschen sprechen Kleinigkeiten, die sie nerven, nicht an. Vor allem nicht beim Partner. Natürlich geht es dabei nicht um Dinge, die uns einmal nerven. Wenn wir wegen jeder Kleinigkeit ein Gespräch suchen, stumpft sich das auch schnell ab und bringt keine Erleichterung. Aber, wenn Ihnen Verhaltensweisen auffallen, die Sie immer wieder bei Ihrem Partner nerven, dann wäre das ein Grund, hier das Gespräch zu suchen. Sind wir noch nicht so aufgeheizt, gelingt es uns viel besser, das Gespräch respektvoll und ruhig zu führen. Dann ist diese Sache auch meist schnell erledigt und führt nicht so schnell zu einem Streit.

Tipp
Nicht zu lange warten, um ehrlich zu sein.

Streitkultur entwickeln

Als Streitkultur bezeichnen wir alle Taktiken, die wir anwenden können, um einen Streit abzuwenden oder auch zu deeskalieren.

Jeder streitet ein wenig anders, je nachdem, was wir gelernt haben und was uns bis jetzt zu Erfolg bei Streitigkeiten verholfen hat. Erfolgversprechend, um einen Streit zu deeskalieren oder eventuell sogar schon zu vermeiden sind:

  • Den anderen ausreden lassen
  • Respektvoll miteinander reden
  • Ehrlich dem anderen gegenüber sein
  • Keine Anklagen oder Vorwürfe machen
  • Keine Vermutungen und Unterstellungen aussprechen
  • Klare Worte, statt Herumreden
  • Sich nur auf ein Thema konzentrieren und nicht auf andere Themen ausufern
  • Immer erst das Gespräch suchen, wenn die Gemüter beruhigt sind

Mehr und genauere Details finden Sie hier: Schimpfguide

Die eigenen Bedürfnisse erkennen und mitteilen

Hinter einem Streit und genervt sein, steckt auch meist ein Bedürfnis. Das kann direkt mit der Beziehung zusammenhängen, muss es aber nicht. Natürlich können Bedürfnisse in allen Lebensbereichen Einfluss auf die Beziehung nehmen. Manchmal ist es Kontrolle und Sicherheit, manchmal auch einfach Ruhe, Spaß, Liebe.

Bedürfnispyramide
Bedürfnispyramide

Ja, es ist nicht immer einfach, sein eigenes Bedürfnis zu erkennen. Aber es ist enorm wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, was Sie selbst brauchen. Nur so können Sie das auch Ihrem Partner mitteilen. So hat er/sie die Chance darauf einzugehen und Sie haben die Chance, das Bedürfnis besser zu füllen und einzufordern, was Sie brauchen. Erfüllte Bedürfnisse oder auch seine Bedürfnisse zu kennen, beugt Streitereien vor und erleichtert Ihnen das Finden von Lösungsansätzen.

Gegensätze hervorheben

Oft sind es Gegensätze, die uns nerven. Hier können Sie versuchen, die Vorteile des Gegensatzes herauszufinden. Weniges hat nur Nachteile. Wichtig ist aber vor allem, sich den Gegensätzen bewusst zu sein. Jedes Paar sollte wissen, worin es sich unterscheidet. Allein das Wissen bringt Nachsicht mit sich. Wir sind lange nicht so genervt von uns bekannten, bewussten Verhalten als von unbekannten. Versuchen Sie auch die Stärken in diesen Unterschieden zu erkennen und sie für sich zu nutzen.

Gegensätze akzeptieren

Wir können den anderen nicht ändern und wir sollten es auch nicht versuchen. Gegensätze ziehen uns einerseits an, nerven und allerdings auch irgendwann. Es ist für uns einfach anstrengen, anderes zu akzeptieren. Allerdings sollten wir das in einer Partnerschaft versuchen. Ruhig bleiben und die Vorteile sehen hilft jedenfalls mehr, als sich innerlich in eine wütende Spirale zu drehen. Manchen gelingt es auch gut mit Sarkasmus und ähnlichen Formen des Humors.

Freiräume gönnen

Auch wenn die Liebe noch so groß ist, brauchen Menschen Freiräume. Meist ergibt sich das ohnehin aus dem Arbeitsalltag. Wollen Sie oder Ihr Partner etwas alleine machen, sollten sie das auch akzeptieren. Wenn der Partner dabei ist und vielleicht nicht 100 % bei der Sache ist, kann das nämlich auch nerven und führt dann schließlich nur zu Streit anstatt zu schönen Momenten.

Versöhnen

Auch bei Streit über Kleinigkeiten ist es wichtig, sich zu versöhnen und sich zu entschuldigen. Das wird bei Streitereien über Kleinigkeiten leicht übersehen und übergangen. Aber Streit ist Streit und oftmals sagt oder tut man etwas, was eigentlich nicht in Ordnung war. Daher sollte man sich für solche Verhaltensweisen natürlich entschuldigen. Außerdem hilft es, zukünftige heikle Situationen vorzubeugen. Schließlich bedeutet Versöhnung auch Aufarbeiten und darüber reden.

Vom Alltag abschalten

Je gereizter wir sind, desto leichter sind wir von Dingen genervt. Oftmals muss dann der Partner sozusagen als Sündenbock herhalten, einfach, weil er verfügbar ist. Auch das ist ein Grund, warum wir im Alltag oft über Kleinigkeiten streiten. Wir sind schlecht gelaunt und frustriert, von anderen Dingen, die während des Tages passiert sind. Und dann spielt der Partner auch noch ungeniert den ganzen Abend Computer, anstatt dieses oder jenes zu machen. Das ärgert uns natürlich und diese „Kleinigkeit“, die für sich allein eigentlich nicht weiter tragisch ist oder zumindest leicht zu lösen wäre, artet als triftiger Streit aus.

Daher ist es ratsam, sich gemeinsam immer wieder aktiv eine Auszeit vom Alltag zu gönnen. Paarzeit sozusagen, in der man gemeinsam etwas Schönes unternimmt und viele positive gemeinsame Erfahrungen sammelt. Das stärkt die Beziehung und die Nerven. Diese Auszeiten müssen nichts Großartiges oder Teures sein. Je nach Vorliebe, es einfach wichtig, zusammen etwas zu unternehmen, das vielleicht nicht alltäglich ist.

Komplimente machen

Wenn Ihnen auffällt, dass Sie sich häufig streiten, versuchen Sie es bewusst mit Komplimenten. Kleine Nettigkeiten in den Alltag für den Partner einbauen, gerät oft über die Zeit in den Hintergrund. Aber es stärkt die Beziehung und hebt bei beiden Partnern den Selbstwert. Außerdem hebt es deutlich das Beziehungsklima und Sie werden dadurch wahrscheinlich Ihrem Partner gegenüber geduldiger oder Ihr Partner mit Ihnen. Probieren Sie es einfach aus, Sie werden sehen: „Du siehst heute aber gut aus“ und dergleichen zeigt bald positive Wirkung.

Wann schadet Streit der Partnerschaft?

Diese Frage stellen sich natürlich viele Paare, die häufig streiten. Das Thema ist dabei zweitrangig, eher die Auswirkungen sind hier entscheidend.

Immer, wenn es uns selbst oder auch unseren Kindern dadurch schlecht geht, schadet Streit in der Partnerschaft.

Streit hat natürlich auch positive Seiten. Wir werden unsere Emotionen los, wir sagen oftmals die schonungslose Wahrheit und wir zeigen, dass wir wütend sind. Allerdings hat Streit auch einen Haufen negative Folgen. Oft schießen wir über das Ziel hinaus, eben weil wir dann so emotional sind. Wir beleidigen, generalisieren und demütigen den anderen dabei. Das wirkt sich natürlich auf die Bindung aus. Nicht weil wir ab und zu streiten, aber wenn wir öfter streiten, überwiegen die schlechten Erlebnisse über die guten. Der Partner wird sozusagen zum Feindbild, das wir bekämpfen wollen oder dem wir aus dem Weg gehen. So kann und soll keine Beziehung sein. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig einzuschreiten und auch auf Kleinigkeiten achtzugeben, die uns nerven. Fragen Sie sich selbst:

  • Warum ist das so?
  • Was tut sich da bei mir?
  • Was löst dieses Verhalten in mir aus?
  • Was möchte ich?

Wir streiten nur noch

Besonders, wenn wir eine stressige Zeit erleben, bleibt die Aufmerksamkeit füreinander oft auf das Wesentliche beschränkt. Und dabei bringen wir meisten wenig Geduld mit. Jeder hat Vorstellung, wie es hoffentlich abends ist, wie das Wochenende läuft oder diese oder jene Unternehmung sein wird. Wir bauen uns ein Ideal von unserer Freizeit auf. Wenn dieses Ideal dann durch den Partner und seine Pläne oder seine Handlungen zerstört wird, bleibt wenig Verständnis. Meist führen solche Situationen zum Streit.

Aber auch die gesammelte Belastung des Alltags und Einflüsse von außerhalb prasseln auf uns ein. Im sicheren Hafen „Beziehung“ lassen wir dann sozusagen unseren Frust raus. Da wird der Partner zum Sündenbock, der eigentlich nur zur gerade zur Verfügung steht. Das sollten wir uns bewusst machen und eventuell Rituale aufbauen, um die Belastungen und den Stress des Alltags hinter sich zu lassen, statt mit in die Beziehung zu nehmen. Das kann ein Ritual nur für sich sein oder ein gemeinsames, wie das klassische, gemeinsame Abendessen und sprechen über den Tag.

Sollten wir uns trennen?

Dazu habe ich einen kleinen Entscheidungsbaum, der Ihnen Anregung und Hilfestellung sein kann, aber vor allem zum Nachdenken anregen soll. Die Entscheidung ist nicht immer eine leichte und am besten wird auch diese mit dem Partner gemeinsam getroffen. Vorrangig steht jedoch das eigene Wohl im Vordergrund. Sie können an einer Beziehung arbeiten, dann müssen das allerdings beide Partner wollen und machen. Ist das nicht der Fall, wird die Beziehungsarbeiten kaum erfolgreich sein. Einer allein kann keine Beziehung retten.

Viele schieben es hinaus, eine Entscheidung zu treffen und verharren einstweilen im Ist -Zustand. Das ist verständlich, schließlich machen auch oft die Gedanken selbst schon Angst und Sorgen. Dennoch ist es wichtig zu handeln, wenn es uns in einer Beziehung schlecht geht. Egal, ob das nun eine Trennung ist, Beziehungsarbeit oder andere Wege beschritten werden. Es ist oft hilfreich, sich eine Art Handlungsplan zurechtzulegen und diesen auch gelegentlich zu kontrollieren, ob das gewünschte Ziel auch erreicht wurde. So verlieren Sie das Ziel nicht aus den Augen und können gegebenenfalls die Taktik ändern.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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