Warum Üben wichtig ist

Früher oder später stehen wir alle vor einer Situation, in der wir etwas Gelerntes üben müssen. Nämlich immer genau dann, wenn eine Fähigkeit aus mehreren Komponenten besteht, die für uns neu waren. Nur, weil wir etwas gelernt haben, heißt es nicht, dass wir das auch können. Durch das Üben werden gelernte Inhalte vertieft und gefestigt.

Hier erfahren Sie die genauen Hintergründe und welche Methoden es dafür gibt.

Warum üben wir Fähigkeiten?

Wir üben, um zu lernen. Wenn wir etwas in der Theorie lernen, ist das wichtig und gut, aber wir müssen diese neuen Inhalte auch üben, also praktisch anwenden. Je öfter wir das in nahen Zeitabständen machen, desto mehr Verbindungen und Vertiefungen stellen wir her.

Es gibt drei wichtige Komponenten, warum wir Gelerntes anwenden sollten:

  1. Anwenden, um das Gelernte auch selbst zu erfahren.
  2. Anwenden, um das Gelernte im Detail zu üben.
  3. Anwenden, um besser zu verstehen.

Anwendung kann auch zur Erfolgskontrolle genutzt werden. Dies geschieht etwa in der Schule.

Durch das Üben können wir Gelerntes zuverlässiger und rascher abrufen. Nur, weil ich etwas verstanden habe, heißt es nicht, dass ich es auch in jeder Situation anwenden kann. Dazu gehört es, das Gelernte zu vertiefen und mit anderen Wissensinhalten zu verknüpfen. Durch die praktische Anwendung und das Wiederholen entwickelt sich das Gelernte zu einer Kompetenz.

Was bedeutet es, den Lehrstoff zu vertiefen?

Wissen zu vertiefen meint, dass Neues durch Üben und durch die weitere Auseinandersetzung mit dem Inhalt mit bestehendem Wissen verknüpft wird. Zunächst steht neu Gelerntes nahezu allein in unserem Gedächtnis da. Üben wir weiter und setzen uns mit dem Thema auseinander, entstehen Verbindungen zu unserem bereits vorhandenem Wissen. Das hat zur Folge, dass wir das neu Gelernte leichter und schneller abrufen können, ohne Probleme auf neue Situationen anwenden können und dass wir es uns besser merken. Informationen, die für sich alleine stehen, werden viel rascher vergessen, als Sachen, die wir mit anderen Inhalten verbinden und vielleicht sogar schon praktisch angewandt haben.

Die Vorteile des Übens

Oft fragen unsere Kinder oder beim ein oder anderen Thema auch wir uns selbst: Warum muss ich ständig üben? Üben hat den Vorteil, dass:

  • Wir zwangsläufig immer besser werden,
  • uns das Anwenden deutlich leichter fällt,
  • wir die neue Fähigkeit auch in anderen Bereich anwenden können,
  • wir es nicht so leicht vergessen und
  • wir, aufbauend auf gut eingeübte Inhalte, neue weitere Dinge erlernen können.

Ja, manchmal ist üben anstrengen und nervend, aber wenn ich in etwas gut werden will, ist es notwendig, egal, wie viel Talent vorhanden ist. Bei manchen Inhalten ist Üben einfach auch notwendig, um gut im Alltag zurechtzukommen, unter anderem das Lesen, Rechnen, Schreiben, wenn ich an unsere Kinder denke.

Durch Üben kann man einen Mangel an Talent durchaus egalisieren und umgekehrt.

Info
Auch das größte Talent bringt einem nichts, wenn wir die Fähigkeit nicht üben.

Ein großes Talent ermöglicht einem nur, schneller etwas zu erlernen und eventuell Nuancen höhere Stufen zu erreichen. Dennoch braucht es das Üben, um überhaupt Fortschritte zu machen.

Muss ich täglich üben?

Häufiges Üben vor allem am Beginn steigert die Verbindungen zu bestehenden Wissen. Gepaart mit häufiger Anwendung, legt es den Grundstein für großen Fortschritt.

Ob wir etwas täglich üben müssen, ist allerdings schwer pauschal zu sagen. Das hängt einerseits stark davon ab, wie umfangreich das neu Gelernte ist und andererseits auch davon, wie wichtig es der Person selbst ist. Schreiben, Rechnen und Lesen sollte etwa anfänglich täglich mit Kindern geübt werden. Wobei in diesem Fall sehr viel neue Information zusammentrifft und eher auf wenig Bestehendes aufgebaut werden kann. Außerdem ist es ungemein wichtig und notwendig, um, im Alltag gut zurechtzukommen. Wobei Üben nicht unbedingt heißt, schreiben, sondern auch praktisches Anwenden meinen sollte.

Bei Instrumenten und Sport hängt es auch davon ab, wie weit ich kommen möchte und warum ich das machen. Ist es ein Hobby, das wir gerne nebenbei machen, muss natürlich nicht täglich geübt werden. Soll es ein Beruf werden, ist es schon anzuraten, täglich zu üben. Wobei auch auf Ruhezeiten geachtet werden soll, wie etwa das Wochenende oder andere Tage, an denen wenig Zeit ist, um die Motivation zu heben und eine Erholung zu schaffen.

Die 13 besten Wege, etwas zu üben

Vor allem zum Aneignen deklarativer Wissensinhalte, wie wir das nennen, ist es ratsam, das Gelernte am Beginn häufig zu wiederholen. Hierbei ist Folgendes es zu beachten:

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  • Machen Sie sich einen Überblick über den Lernstoff. (Etwa mit einer Mindmap)
  • Setzen Sie sich kleine, überschaubare Ziele.
  • Bewusst Termine zum Üben einplanen.
  • Beginnen Sie mit „Aufwärmübungen“ und nicht mit dem schwierigsten Teil.
  • Merken Sie, dass etwas Probleme macht, dann nehmen Sie den Teil heraus und versuchen Sie Ihr Wissen über diesen bestimmten Teil zu vertiefen.
  • Ergründen Sie Hintergründe, woher etwas abgeleitet wird oder woher etwas stammt. Je mehr Hintergrundwissen Sie zu einem Thema haben, desto besser können Sie es verstehen und desto länger werden Sie es sich merken. Dadurch verleihen wir den Inhalten mehr Sinn.
  • Oder schaffen Sie sich auch Eselsbrücken.
  • Legen Sie sich Lernkarteien (Werbung) an. Hierbei werden Fragen, Wörter oder Rechnungen auf eine Karte geschrieben und die Antwort auf die Rückseite. Dann geben Sie es in eine Karteibox. Ganz vorn befinden sich Inhalte, die neu für Sie sind und die Sie noch gründlich üben müssen. In der Mitte das, was Sie schon wissen, aber bislang nicht automatisiert abrufen können und ganz hinten, das, was Sie bereits gut können (aber auch das sollte gelegentlich wiederholt werden.)
  • Wo immer es geht, den neuen Lehrstoff praktisch anwenden. (Im Supermarkt zusammenrechnen, sporadisch mal die neue Fremdsprache sprechen, ein Konzert vor Freunden spielen, am Weg Schilder lesen, ....)
  • Wenn Sie bei etwas unsicher sind, einfach mal ausprobieren. Kein Meister ist vom Himmel gefallen. Üben durch Versuch und Irrtum ist sehr zielführend.
  • Und am meisten lernen wir im Grenzgebiet, bei dem Aufgaben schwierig sind, aber gerade noch schaffbar. An Herausforderungen sozusagen. Passen Sie Ihre Aufgaben daran an.
  • Fehler nachbearbeiten und hinterfragen.
  • Erfolgskontrolle machen und Ziele anpassen. Überprüfen Sie Ihr Wissen und/ oder Können gelegentlich. Dabei können Sie eine Eigenkontrolle machen oder Ihr Wissen mit Freunden, Bekannten oder Publikum teilen. Kleine Vorträge, Diskussionen oder auch Konzerte. Je nach Lerninhalt.
10 000-Stunden-Regel
Der Psychologe Anders Ericsson fand in einer Studie 1993 heraus, dass Geigenschüler, die 7400 Stunden geübt hatten, häufiger Profimusiker wurden. (Ein Schriftsteller erweitere diese Erkenntnis auf ein höheres Alter und nannte es daher auch die 10 000-Stunden-Regel.)
Aus dieser wurde geschlossen, dass das Talent kaum Einfluss auf das Können hat.
Die Psychologin Macnamara beobachtete und reklamierte allerdings das Zusammenspiel von Umwelteinflüssen und der genetischen Faktoren (also geerbtes Talent), sowie deren gegenseitige Beeinflussung. Durch all diese Faktoren gemeinsam und deren Zusammenspiel ergibt sich, laut Macnamara, die Fähigkeit eines Menschen. Also nicht nur durch Talent, genauso wenig, wie nicht nur durch Üben.

Fazit

Üben ist wichtig, wenn wir etwas können wollen. Unabhängig davon, nützt uns das beste Talent nichts, wenn wir keine Chance haben zu üben.

Spaß ist hier natürlich wichtig, um am Ball zu bleiben. Wie wir unter anderem in Langzeituntersuchungen von Hochbegabten sehen, ist es unnütz, etwas perfekt zu beherrschen und weiter zu vertiefen, wenn es uns keine Freude macht, diese Fähigkeit anzuwenden. Auch, wenn ich die beste Mathematikerin der Welt wäre, würde es mir wenig bringen, wenn ich es hasse, um es überspitzt zu formulieren. Und nichts anderes gilt für unsere Kinder. Wenn wir ihnen die Freude an einer Sache nehmen, kann das gravierende Auswirkungen auf Ihre Zukunft und das lebenslange Lernen haben.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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