Das Schönste am Streit ist die Versöhnung. Doch genau dieser Punkt ist manchmal gar nicht so leicht und braucht besonders viel Mut. Hier verrate ich, wie Sie sich am besten wieder mit Ihren Freunden oder Partner versöhnen und woher das Wort eigentlich stammt. Kurz vorweg, zum Versöhnen sollten wir:
- Zuerst beruhigen
- Den Wunsch nach Versöhnung haben und darauf horchen
- Einen Plan schmieden
- Kontakt aufnehmen
- günstige Rahmenbedingungen schaffen
- Treffen
- Ehrlich und offenes Gespräch führen
- Beleidigungen und Kränkungen offen ansprechen, im Gespräch aber unterlassen
- Einander wertschätzen und respektieren
- Kooperation oder Kompromiss suchen
- Positive Erlebnisse suchen
Wie kann man sich nach einem Streit wieder versöhnen?
Hier die obigen Schritte im Detail:
Sich beruhigen
Um eine Chance auf Versöhnung zu haben, ist es notwendig, die aufgeheizten Gemüter zuerst abkühlen zu lassen. Das kann ein paar Minuten dauern und nur eine kurze Pause erfordern oder auch Tage. Wenn Sie an den Streit denken und sofort wieder wütend oder sehr emotional werden, ist es eindeutig noch zu früh!
Den Wunsch nach Versöhnung haben und darauf horchen
Natürlich müssen Sie und Ihr Streitpartner auch eine Versöhnung wollen. Sie sollten sich zu nichts zwingen, was Sie nicht wollen und nicht für erstrebenswert halten. Und genauso wenig können Sie den anderen dazu zwingen. Nur wenn beide sich versöhnen wollen, kann das auch gelingen. Also denken Sie zuvor sorgfältig darüber nach.
Einen Plan schmieden
Haben Sie den Entschluss gefasst, ist es sinnvoll, sich zuerst einen kleinen Plan zurechtzulegen. Machen Sie sich Gedanken darüber, warum Sie überhaupt gestritten haben, was Ihr Ziel war und was der/die andere eigentlich bezwecken wollen. Haben Sie vielleicht noch offene Fragen oder andere Anliegen, Sorgen oder Ängste? Das alles hat Platz im Versöhnungsgespräch. Wenn Sie Sorge haben, dass Sie es dann vergessen, machen Sie sich vielleicht kleine Notizen.
Kontakt aufnehmen
Zögern Sie nicht. Wenn Sie sich versöhnen wollen, dann machen Sie das auch. Nehmen Sie Kontakt auf und machen Sie den ersten Schritt. Trauen Sie sich ruhig!
Günstige Rahmenbedingungen schaffen
Treffen Sie sich in einer angenehmen Atmosphäre. Wählen Sie einen Ort, an dem Sie sich und auch Ihr Gegenüber wohlfühlen. Das kann natürlich bei einem von beiden zu Hause sein, ein Kaffeehaus oder auch einfach draußen zu einem Spaziergang. Alle Orten haben Vor- und Nachteile. Aber je ungezwungener Sie sein können, desto entspannter ist meistens auch die Stimmung.
Treffen und Eis brechen
Das Treffen selbst ist dann meist für alle mit Anspannung und Nervosität verbunden. Um das Eis zu brechen, kann das auch gleich angesprochen werden. Machen Sie vielleicht auch ein kleines Kompliment und bedanken Sie sich fürs Kommen. Dann können Sie gleich in die Mitte der Sache springen.
Ehrlich und offenes Gespräch führen
Sprechen Sie das Streitthema nochmals an. Aber schildern Sie nur Ihr Anliegen und wie Sie es wahrgenommen haben. Sagen Sie auch, was Sie wollen oder brauchen. Lassen Sie dabei aber Vermutungen und Anschuldigungen über Ihren Streitpartner beiseite. Fragen Sie auch nach der Sichtweise und Ziele des anderen.
Beleidigungen und Kränkungen offen ansprechen, im Gespräch aber unterlassen
Beleidigungen und Kränkungen haben im Gespräch nichts verloren. Sollten im Streit welche passiert sein, ist es Zeit, sich dafür zu entschuldigen. Auch das ist ein wichtiger Aspekt der Versöhnung. Wenn die andere Seite Sie beschimpft hat und sich nicht entschuldigt, dann sprechen Sie das an. Sagen Sie, wie es Ihnen damit ergangen ist, ob Sie das verletzt oder wütend gemacht hat oder vielleicht auch jetzt noch macht.
Wichtig
Einander wertschätzen und respektieren
Am besten gelingt das Aussöhnungsgespräch, wenn Sie gezielt darauf achten, Ihr Gegenüber respektvoll zu behandeln und ihn/sie wertschätzen. Das heißt nicht, dass Sie der gleichen Meinung sein müssen. Aber Sie, können versuchen, die Meinung des anderen zu respektieren. Ihn/Sie anhören, ausreden lassen, zu hören und antworten. Eigentlich ganz normale Höflichkeiten, die allerdings beim Streit oft außer Acht gelassen werden. Deswegen sollten Sie während einer Versöhnung besonders scharf darauf achten.
Kooperation oder Kompromiss suchen
Das ist natürlich, den Streit zu lösen. Das heißt, der Weg, den Sie eigentlich wollten, dürfte nicht für alle gepasst haben. Darum ist es ja wahrscheinlich zum Streit gekommen. Am sinnvollsten ist es, eine positive Lösung des Streits anzustreben. Das heißt, entweder Sie kooperieren oder finden zumindest einen Kompromiss. Auf diese Weise sind dann alle zufrieden.
Achtung
Positive Erlebnisse suchen
Nach einem Streit bleibt die Situation meist noch eine Zeit lang etwas angespannt. Hier hilft es, wenn Sie bewusst schöne, gemeinsame Erlebnisse schaffen. Tun Sie sich und Ihrer Freundschaft etwas Gutes und machen Sie etwas, was Sie verbindet oder was Ihnen beiden Spaß macht. Das lässt Kränkungen und miese Stimmung schnell in den Hintergrund rücken.
Das geht allerdings nur, wenn Sie sich zuvor wieder ausgesöhnt haben. Künstliches Überspielen eines Streits wird in absehbarer Zeit die Situation nur noch mehr eskalieren lassen.
Wie versöhne ich mich mit meinem Partner?
Natürlich gelten alle obigen Punkte ebenso in einer Partnerschaft. Hier ist die Lage meist nur noch etwas komplizierter. Die Kränkungen sitzen meist tiefer und die Fronten sind oft ziemlich verhärtet. Keiner möchte nachgeben, jeder will die Oberhand im Streit behalten. Oftmals gehen einem Streit schon lange Vorgeschichten voraus.
In einer Liebesbeziehung bedarf es hier besonderes Augenmerk auf Ehrlichkeit und Offenheit. Hier ist es fast noch wichtiger, sich über die eignen Ziele und die eigne Motivation hinter einem Streit klar zu werden. Will ich das wirklich? Wo will ich hin, was ist mir selbst wichtig und was nicht?
Das gute ist, wir kennen unser Gegenüber meist sehr genau. Das kurzfristige Hineinversetzen in den anderen uns seinem/ihren Standpunkt fällt uns wahrscheinlich in diesem Fall leichter. Allerdings laufen wir hier mehr Gefahr, den anderen zu beschuldigen, Vorwürfe zu machen und auch zu erwarten, dass er/sie gewisse Sachen, die wir uns allerdings nur denken, ohnehin weiß. „Du musst doch gesehen/ gewusst haben, dass ich …“ Das ist ein gefährlicher Trugschluss, der oft zu Streit führt. Daher, immer klar und deutlich sagen, was Sie wollen und brauchen!
Noch ein kritischer Punkt ist das Beruhigen. Das fällt uns hier meist schwieriger. Überwiegend fangen wir wieder ein Gespräch ab, obwohl wir uns eigentlich noch lange nicht beruhigt haben. Hier hilft es, sich wirklich eine kleine Auszeit zu nehmen und auf jeden Fall mal den Ort zu wechseln, um klare Gedanken fassen zu können.
Warten Sie besonders in einer Beziehung nicht zu lange, bis Sie sagen, was Sie stört. Jedes Mal sind Sie etwas mehr gereizt oder genervt. Solch eine Angelegenheit wird dann schnell zum Problem. Nämlich immer dann, wenn es Ihnen zu viel wird. Dann gehen die Emotionen durch und anstatt eine Kleinigkeit ruhig und sachlich zu besprechen, gibt es ein Donnerwetter. Oft weiß Ihr Gegenüber gar nicht, was gerade passiert und warum Sie sich „so aufregen“. Und der Streit ist perfekt.
In einer US-amerikanischen Studie von Wade, J. wurden die 21 häufigsten Versöhnungsstrategien und Ihre Effektivität je Geschlecht erhoben.
21 Versöhnungsstrategien
Männer | Frauen |
---|---|
Reden | Reden |
dem Partner vergeben | sich Entschuldigen |
nette Geste machen | dem Partner vergeben |
Entschuldigen | zusammen Zeit verbringen |
Vergeben | Kompromiss eingehen |
Zeit zusammen verbringen | etwas Abstand nehmen |
Kompromiss eingehen | Fehler eingestehen |
Küssen/ Umarmen | Küssen/ umarmen |
Partner zum Lachen bringen | Partner zum Lachen bringen |
Fehler eingestehen | nette Geste machen |
etwas Abstand nehmen | Essen kochen |
Geschenke machen | Geschenke machen |
etwas kochen | auf eine Entschuldigung warten |
Sex/ sexuellen Gefallen machen | weinen |
sich einem Freund anvertrauen | sich einem Freund anvertrauen |
auf eine Entschuldigung warten | auf eine Entschuldigung warten |
Nachgeben | Nachgeben |
mit dem Partner diskutieren | aufgeben |
so tun, als wäre nichts passiert | Sex/ sexuellen Gefallen machen |
weinen | so tun, als wäre nichts passiert |
Partner ignorieren/meiden | Partner ignorieren/meiden |
Alkohol trinken | Alkohol trinken |
Warum heißt es versöhnen?
Tatsächlich dürfte das Wort versöhnen vom Stammwort Sühne kommen. Sühne bedeutet auch heute noch Buße, Strafe auf sich nehmen. Besonders im Mittelalter wurde es in unseren Breiten viel verwendet. Irgendwann (im Laufe des 19. Jahrhunderts) wurde aus ue ein ö. Und weil es sich um etwas wegmachen, berichtigen geht, wurde das Wort Sühne das Verb: ver-söhnen. Und so ist es bis heute im Gebrauch und meint eben, sich (wieder) vertragen.