6 hilfreiche Tipps, um einen Menschen mit Autismus zu motivieren

Für Menschen innerhalb der Autismus-Spektrums-Störung (ASS) ist es häufig schwierig, sich für neue, unbekannte Aktivitäten zu begeistern. Vielen Menschen im Umfeld, fällt dann die Aufgabe zu, zu motivieren. Hierfür bedarf es viel Fingerspitzengefühl und Geduld. Vorbereitung und langsames, schrittweises Heranführen sind hierbei der Goldstandard.

Wie motiviere ich einen Autisten?

Die Motivation ist unser Antrieb, den wir benötigen, um Handlungen durchzuführen. Die Motivation kann von innen oder von außen kommen.

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Motivation durch andere

Wenn die Motivation von innen, also von uns selbst kommt, dann ist das natürlich optimal, denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir dabei bleiben und die notwendigen Handlungen bis zum Erreichen unseres Ziels fortsetzen.

Das ist allerdings nicht immer der Fall. Besonders bei Angelegenheiten, die uns unangenehm sind oder die recht anstrengend sein könnten, braucht es manchmal Motivation von außen. Dabei kommt die Motivation von anderen Menschen oder von besonders attraktiven Zielen.

Motivation kann bei allen Menschen durch die Hoffnung auf Belohnung gesteigert werden oder auch aus Furcht vor Bestrafung. Diese letzte Form ist jedoch wenig zielführend und hält die Motivation nicht recht lange hoch. Vor allem wird diese Form der Motivation fast nie in eine ausdauernde, eigene Motivation übergehen.

Motivation
Am einfachsten startet man mit einer Belohnung als Ziel und allmählich geht diese Motivation in eine innere, eigene Motivation über.

Motivation durch Belohnung

Um Belohnungen auch zu strukturieren, ist es sinnvoll, sie zu veranschaulichen. Also einen Belohnungsplan zu machen, der einfach darstellt, für was es wann eine Belohnung gibt.

Nicht jede Handlung muss sofort belohnt werden. Je geübter und je älter das Kind ist, desto länger kann für eine Belohnung gesammelt werden. Also zum Beispiel, wenn das Kind seine Aufgabe erledigt, bekommt es einen Punkt, nach fünf Punkten gibt es eine Belohnung.

Je jünger das Kind, desto unmittelbarer sollte auch die Belohnung erfolgen. Am Anfang sollte das Kind nur ein bis zwei Punkte sammeln müssen, um die Belohnung und den Erfolg zu sehen.

Danach erfolgt dann langsam die Ausweitung auf eine Unterrichtseinheit und schließlich kann sich das Belohnungssystem langsam auf mehrere Unterrichtseinheiten erstrecken. Auch angefangen von einem halben Unterrichtstag, über einen ganzen bis zu Unterrichtswochen, nach der es dann bei einer gewissen gesammelten Punkteanzahl eine Belohnung gibt.

Hier habe ich eine Belohnungstafel (Werbung) für Sie herausgesucht. Sie können aber natürlich auch einen schönen Zettel selbst machen. Wichtig ist dabei die Übersichtlichkeit und die Unterstützung durch Bilder.

Belohnungen müssen nicht immer ausgefallen und besonders groß sein. Es kann ein Aufkleber, ein Abziehbild oder etwas anderes Kleines sein, was von besonderem Interesse für das Kind ist.

Loben und anerkennen

Lob und Anerkennung ist auch für Menschen innerhalb der Autismusspektrumstörung wichtig. Eventuell können sie es nicht zeigen, aber dennoch tut es der Motivation und dem Selbstwert gut. Wie Sie generell richtig loben, habe ich hier für Sie zusammengeschrieben.

Motivation durch langsames Heranführen

Überraschungen funktionieren für die meisten Menschen mit ASS nicht so gut. Daher ist es besonders wichtig, die Sache langsam und in kleinen Schritten einzuführen. Menschen mit ASS müssen die Chance haben, sich mit der neuen Situation vertraut zu machen und sich sicher zu fühlen. Das kann einige Zeit in Anspruch nehmen.

Für viele Menschen ist es nicht sofort ersichtlich, dass es sich hierbei um eine neue Situation handelt, aber auch neue Aufgaben oder Unterrichtsthemen stellen für Menschen mit ASS oftmals eine Herausforderung dar. Sie können einfach nicht abschätzen, was da auf sie zukommt. Und genau darum ist Vorbereitung und Strukturierung in der Arbeit mit Menschen mit Autismus-Spektrums-Störung so wichtig.

Motivation durch Strukturierung

Eine Ordnung und Struktur vorzugeben, ist für Menschen mit ASS ungemein wichtig. Es gibt ihnen Halt und Sicherheit. Daher ist es auch beim Lernmaterial und bei der Gestaltung von Aufgaben sehr wichtig. Zerlegen Sie die Aufgaben in kleine, wesentliche Schritte und bereiten Sie das Aufgabenmaterial so vor, dass ein Schritt nach dem anderen abgearbeitet werden kann. Am besten natürlich selbstständig.

  • Strukturieren Sie das Arbeitsmaterial
  • Strukturieren Sie die Zeiteinteilung und
  • strukturieren Sie den Arbeitsplatz

Genaue Details, wie Sie am besten die einzelnen Bereiche strukturieren, erfahren Sie in diesem Beitrag: Der TEACCH Ansatz.

Lücken meiden

Pausen sind eigentlich eine tolle Sache und für uns alle im Alltag dringend nötig. Doch für Menschen mit ASS bedarf es auch hier einer Struktur. Pausen sind mehrheitlich Zeit, die nicht strikt nach Plan ablaufen. In Firmen noch eher als in Schulen. Oftmals sind Pausen besonders in Schulen, wie auch in Kindergärten chaotisch, wenig strukturiert und sehr laut. Das ist für Menschen mit ASS nicht unbedingt optimal und für viele ein regelrechter Horror.

Daher ist es auch bei Pausen und anderen Lücken, die sich auftun, sinnvoll, einen Plan und gegebenenfalls Handlungsmöglichkeiten vorzubereiten und mit der Person einzuüben.

Wie lernt ein Autist?

Im Wesentlichen natürlich nicht anders als alle anderen Menschen. Es gibt nur ein paar Besonderheiten zu berücksichtigen:

Menschen mit ASS benötigen deutlich mehr Wiederholungen für die einzelnen Lernschritte. Planen Sie das ein und üben Sie keinen Druck aus. Das würde nicht gut gehen. Wiederholen Sie die einzelnen Lernelemente immer wieder und lassen Sie Zeit und Raum, den Inhalt auch selbst zu erforschen, genauer gesagt selbst zu bearbeiten. Wenngleich in einer strukturierten Art und Weise.

Wenn zusätzliche kognitive Beeinträchtigungen vorliegen, also, wenn sich das Kind mit dem Lernen schwertut, dann ist darauf natürlich Rücksicht zu nehmen und das Material daran anzupassen. Am besten, wir holen alle Kinder dort ab, wo sie gerade stehen. Das ist im Schulalltag oft schwierig, dennoch sollten Rahmenbedingungen geschaffen und nach Möglichkeiten gesucht werden, die das ermöglichen.

Lerntipp
Je mehr Ruhe und je weniger Ablenkungen, desto höher der Lernerfolg.

Wie kann ich einen Autisten in der Schule motivieren?

Nicht alle Fächer liegen jedem Schüler. Das ist bei Menschen mit Autismus nicht anders. Allerdings fällt die Reaktion auf diese Fächer meist deutlich heftiger auf. Darum ist es besonders wichtig, dass der Unterricht weitgehendst vereinheitlicht wird und alle Abläufe und Umstände (Fach, Raum, Lehrer ...) so übersichtlich wie möglich dargestellt werden.

Mit oben erwähnten Tipps und die erwähnte Strukturierung kann man es schaffen, dass zumindest ein gewisser Grad an Routine über die Zeit entsteht und dadurch, die Ablehnung und der Stress deutlich abnimmt.

Gezielte Bezugspersonen sind für Menschen mit Autismus sehr hilfreich. Das können Pädagogen, Kollegen oder auch spezielle Begleitpersonen (Schul- oder Arbeitsassistenz) sein. Wichtig ist dabei, dass diese Personen sich mit der Autismus-Spektrums-Störung auskennen oder dahin gehend geschult werden. Manche Aufgaben zur Unterstützung und Begleitung können natürlich auch Mitschüler übernehmen.

Oberstes Ziel sollte immer die Selbstständigkeit sein und damit verbunden auch der klare und routinierte Ablauf. Das motiviert und baut Ängste ab.

Sportunterricht für Autisten

Sportunterricht ist ganz häufig für Schüler mit Autismus ein Problem. Er ist zu unstrukturiert und zu wenig vorhersehbar. Außerdem recht wild und laut. Das ist zwar im Grunde gut so, nicht allerdings für Schüler mit ASS.

Hier ist es hilfreich, mögliche Alternativen zu präsentieren. Entweder es gibt eine Assistenz, die diese Zeit strukturiert und die Übungen anpasst oder es werden bestimmt Teile im Sportunterricht festgelegt, bei denen der Schüler mit ASS teilnimmt und andere, bei denen er/sie ein sportliches Alternativprogramm zum Ausweichen nachgehen kann. Das können Übungen sein, allein oder zu zweit, die bestimmte sportliche Fähigkeiten trainieren oder andere Reaktions- oder Ausdauerübungen. Auch hier ist ein Belohnungssystem von Vorteil. Es mindert ein wenig die Abneigung und steigert die Überwindung für die auf mehreren Ebenen anstrengende Unterrichtseinheit.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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