Kindern jeden Wunsch erfüllen – Ja oder Nein?

Natürlich wollen wir Eltern nur das Beste für unsere Kinder. Wir möchten ihnen jeden Wunsch von den Lippen ablesen und ihnen sofort erfüllen. Oft habe ich mich selbst schon dabei ertappt, dass ich ein Spielzeug gegoogelt habe, nur weil meine Tochter Interesse zeigte.

Allerdings ist das Erfüllen vieler Wünsche nicht das Beste, was wir für unsere Kinder machen können. Eine bessere Alternative ist eine Erziehung, in der Kinder ihre Grenzen erkunden können, in der sie Empathie lernen und in der sie die sozialen Fähigkeiten lernen, die sie benötigen, um ein verantwortungsbewusster und starker Erwachsener zu werden.

Sollte man Kindern jeden Wunsch erfüllen?

Wenn es nach unseren Herzen geht, würden wir wohl alle Ja sagen. Aber wenn wir die Frage mit Vernunft betrachten, gibt es einige Punkte, die dagegen sprechen:

  • Unsere Kinder lernen so nicht das Aufschieben von Wünschen
  • Kinder üben so deutlich weniger geduldig zu sein
  • Unsere Kinder werden dadurch sehr egozentrisch. Sie neigen dadurch, mehr dazu zu glauben, dass sich alles um sie und ihre Wünsche dreht.
  • Sie lernen weniger, mit Frustration umzugehen
  • Geschenke werden als alltäglich betrachtet und verlieren den Reiz des Besonderen
  • Unsere Kinder schreiben materiellen Dingen dadurch eher viel größere Bedeutung zu als zum Beispiel sozialen Interaktionen, also spielen mit Freunden.

Kann man ein Kind zu sehr verwöhnen?

Ja, natürlich. Hier geht es vor allem darum, dass wir unseren Kindern jeden Wunsch erfüllen und so erreichen wollen, dass unsere Kinder glücklich sind. Unseren Kindern Wünsche zu erfüllen ist wichtig und auch für uns schön. Allerdings können wir es dabei natürlich übertreiben.

Kinder brauchen Erfahrungen. Sie müssen zum Beispiel lernen, Frust auszuhalten oder Bedürfnisse und Wünsche aufzuschieben. Das ist enorm wichtig für ihre Entwicklung. Unsere Kinder sollten also auch Erfahrungen sammeln, wie sie sich in Situationen zurechtfinden, in denen sie sich vielleicht nicht ganz wohlfühlen, sich ärgern oder enttäuscht sind. Das gehört zur Entwicklung dazu und bedarf einiges an Übung. Verwöhnen wir unsere Kinder zu sehr und erfüllen wir ihnen jeden Wunsch, den wir ihnen von den Lippen ablesen, ist die Entwicklung vieler Fähigkeiten erschwert und sogar gefährdet. 

Sollten Sie mehr Informationen dazu benötigen, was Sie machen können, wenn sich Ihr Kind über keine Geschenke freut, habe ich hier ein paar Tipps für Sie zusammengeschrieben.

„Ein Kind soll Triebbeherrschung lernen. Ihm die Freiheit geben, daß es uneingeschränkt allen seinen Impulsen folgt, ist unmöglich. Die Erziehung hat also ihren Weg zu suchen zwischen der Scylla des Gewährenlassens und der Charybdis des Versagens.“

Sigmund Freud

Ab wann verwöhnt man Kinder?

Jemanden zu verwöhnen heißt:

  • Jemanden durch zu große Fürsorge und Nachgiebigkeit in einer für ihn nachteiligen Weise daran gewöhnen, dass ihm jeder Wunsch erfüllt wird
  • durch besondere Aufmerksamkeit, Zuwendung dafür sorgen, dass sich jemand wohlfühlt.

Die Grenze ist da schwer festzulegen, ab wann es wirklich zu viel ist. Allerdings gibt es einige Symptome, wie unten aufgelistet, die Sie hellhörig machen sollten und vielleicht die Handhabung der Wunscherfüllung hinterfragen lassen sollten.

Generell ist es auch gut für unsere Kinder, wenn wir ihnen Wünsche erfüllen. Es stärkt die Eltern-Kind-Bindung, schafft positive Erfahrungen und wir schenken unseren Kindern Freude und Spaß. Alles essenziell im Leben unserer Kinder. Aber natürlich gibt es einen Punkt, ab dem dasselbe Verhalten dann mehr schlechte als gute Auswirkungen auf unsere Kinder hat. Im ersten Punkt wurden diese schon beschrieben. Nun wenden wir uns aber den Anzeichen zu, die unsere Kinder möglicherweise zeigen, wenn wir diesen Punkt überschritten haben:

Verwöhnte Kinder: Symptome

Hier habe ich nun für Sie mögliche Anzeichen aufgelistet, die Sie an sich und Ihrem Kind beobachten können und darauf hinweisen, dass Sie vielleicht Ihr Kind zu sehr verwöhnen.

  • Ihr Kind freut sich nicht über Geschenke
  • Ihr Kind tut sich schwer Wünsche zu formulieren
  • Ihr Kind bekommt regelmäßig eine Wut oder Weinanfall, wenn es etwas nicht bekommt
  • Ihr Kind fragt nicht, ob es sich etwas aussuchen darf, sondern nimmt es einfach (Ab einem Alter von 3 bis 4 Jahren)
  • Ihr Kind sieht es oft nicht ein, dass es den Wunsch erst zu einem bestimmten Anlass erfüllt bekommt und wird wütend oder traurig
  • Sie sehen, dass Ihr Kind mit etwas spielt und schauen sofort nach, womit Sie das Spielsortiment Ihres Kindes noch erweitern können
  • Wenn Ihr Kind einen Wunsch äußert, denken Sie nicht lange nach und wägen ab, sondern beginnen recht schnell damit zu sehen, wann und wie es möglich ist Ihrem Kind den Wusch zu erfüllen.
  • Ihr Kind ist selten zufrieden mit etwas
  • Ihr Kind hilft Ihnen und anderen kaum
  • Ihr Kind fordert materielle Belohnungen von Ihnen und anderen

Ist mein Kind verwöhnt? Der Test!

Ich habe hier für Sie ein paar Fragen zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen können, zu erkennen, ob Sie Ihr Kind zu sehr verwöhnen.

Test Verwöhnt

Wollen Sie das Quiz starten?

Machen Sie sich doch eventuell Gedanken darüber, welche Punkte Sie in ab nun ändern möchten und welche nicht.

Wie kann ich ein verwöhntes Kind ändern?

Dass es zu negativen Auswirkungen für Ihr Kind kommen kann, haben wir schon vorhin beleuchtet. Natürlich können Sie aber auch aktiv dagegen was tun, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie Ihr Kind zu sehr verwöhnt haben. Hier meine Tipps: 

Erklären Sie Ihrem Kind Ihr Vorhaben

Um die Selbstverständlichkeit zu ändern, bedarf es viel Geduld und Ausdauer auf beiden Seiten. Erklären Sie Ihrem Kind, was Sie vorhaben und warum sie gemeinsam was ändern müssen. Ihr Kind merkt ohnehin, dass etwas anders ist, also ist es gut, Ihrem Kind auch Ihre Beweggründe und Gedanken zu erklären.

Setzen Sie sich Ziele

Überlegen Sie sich, was genau Sie ändern wollen und wie Sie das machen möchten. Wollen Sie vielleicht Geschenke reduzieren oder wollen Sie Ihrem Kind nicht mehr so viel abnehmen? Egal, was, es ist wichtig, sich konkrete Gedanken zu machen und ganz genaue Ziele und Wege zu überlegen. Je konkreter, desto erfolgreicher werden Sie sein.

Andere ins Boot holen

Natürlich ist es hilfreich, wenn Sie das Vorhaben, Ihr Kind nicht mehr zu verwöhnen, nicht allein umsetzen, sondern gemeinsam mit Ihrem Partner, den Großeltern und allen wichtigen Bezugspersonen Ihres Kindes. Erklären Sie auch Ihnen Ihr Vorhaben und versuchen Sie sie von der Notwendigkeit zu überzeugen. Erklären Sie ihnen, welche negativen Folgen das Verwöhnen für Ihr Kind haben kann.

Regeln aufstellen

Es ist meist sehr hilfreich, wenn Sie Regeln aufstellen, an die sich bestmöglich alle Beteiligten halten sollten. Diese Regeln sollten genau definieren, was ab jetzt wie gemacht wird im Umgang mit Geschenken und der Selbstständigkeit Ihres Kindes. Aber auch, wann es mal okay ist, eine Ausnahme zu machen. Und ganz wichtig in Bezug auf die Selbstständigkeit, was Ihr Kind allein kann und was eben noch nicht.

Das Glück greifbar machen

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Hier kann ich auch noch dazu raten, ein Dankbarkeitstagebuch (Werbung) mit Ihrem Kind zu führen. Es eignet sich wunderbar, um den Tag am Abend mit Ihrem Kind nochmals durchzubesprechen und das Gute darin hervorzuheben. Am besten machen Sie das gemeinsam, egal, wie alt Ihr Kind ist. So können Sie sich auch gleich austauschen und Ihrem Kind vielleicht andere Blickwinkel bieten oder alternative Lösungsansätze für schwierige Situationen. Diese Art Tagebuch können Sie schon mit Kindern ab 2- 3 Jahren machen, natürlich nur mit Ihrer Unterstützung.

Wichtige Fähigkeiten üben

Gerade wenn Sie Ihrem Kind bis jetzt viel abgenommen und für es erledigt haben, kann es sein, dass Ihr Kind einiges an Fertigkeiten und Fähigkeiten aufholen muss. Das geht nicht von heute auf morgen. Sie sollten diese Defizite mit Ihrem Kind gezielt üben. Also zum Beispiel, wenn es sich die Jacke noch nicht schließen kann, weil Sie das bis jetzt immer übernommen haben, dann wird es Zeit das zu üben, wenn Ihr Kind bereits das entsprechende Alter von ungefähr 4 Jahren hat.

Aber auch wenn Ihr Kind gewohnt war, fast alles zu bekommen, müssen einige Fähigkeiten aufgeholt und geübt werden. Zum Beispiel Geduld oder Frustrationstoleranz. Zum Thema Geduld üben habe ich hier einen eignen Artikel, der Sie interessieren könnte.

Aber auch generelle Tipps, wie Sie Ihr Kind stärken können, könnten hier für Sie hilfreich sein. 

Fazit

Aus dem Antrieb heraus, das Beste für unsere Kinder zu wollen und Ihnen so viele Wünsche wie möglich zu erfüllen, gehen wir Eltern auch oft über unsere eigenen Grenzen ohne es wirklich zu merken. Kindern Wünsche zu erfüllen ist wichtig und schön für uns und unsere Kinder. Aber auch hier ist es wichtig, die Grenzen zu kennen und darauf zu achten, wann es zu viel ist.

Es kann schon vorkommen, dass wir über unser Ziel hinausgeschossen sind und wir unsere Kinder zu sehr verwöhnt haben. Gerade auch in Zusammenwirkung mit anderen wichtigen Personen im Leben unserer Kinder. Aber es ist nie zu spät, etwas zu ändern und sein eigenes Tun zu hinterfragen und gegebenenfalls zu korrigieren. Wie oben beschrieben, hat es auch starke Nachteile auf die Entwicklung unserer Kinder, aber auch auf uns selbst als Eltern, wenn wir hier die Grenze zu oft überschreiten.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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