Mein Kind freut sich nicht über Geschenke

Besonders an Feiertage ist es uns ein Anliegen, dass sie für unsere Kinder besonders schöne Momente sind. Dazu gehören in den meisten Familien natürlich auch Geschenke. Alles wird geplant, Geschenke schon Wochen vorher ausgesucht und besorgt und dann … die strahlenden Kinderaugen bleiben aus. Das Kind öffnet das Packerl, dreht das Geschenk einmal in alle Richtungen und legt es weg.

Wir Eltern sind natürlich maßlos enttäuscht. Wollten wir diesen Tag doch gerade für unsere Kinder besonders machen?

Die folgenden Ursachen können der Grund sein, warum sich ein Kind nicht wie erwartet über Geschenke freut:

  1. Ihr Kind hat bereits (zu) viel Spielzeug
  2. Unsere Erwartungen gegenüber der Reaktion unseres Kindes war überzogen
  3. Das Kind ist mit der Situation emotional überfordert und reagiert für uns ungewohnt

Die Hintergründe und was Sie machen können, erfahren Sie hier.

Warum freut sich mein Kind über keine Geschenke?

  • Ihr Kind hat eventuell zu viel Spielzeug. Wenn Kinder schon sehr viel Spielzeug haben und auch immer wieder ein ”kleine“ Geschenk bekommen, wird es für unsere Kinder alltäglich. Sie haben sich daran gewöhnt immer wieder Spielzeug zu bekommen und es ist schlichtweg nichts Besonderes mehr. 
  • Die Enttäuschung selbst erfahren oftmals die Eltern und gar nicht die Kinder. Wir Eltern stellen uns natürlich vor, wie unsere Kinder auf das so heiß begehrte Geschenk reagieren werden. Unsere Vorfreude ist für diesen Moment meist sehr hoch. Und dann ist nichts so, wie wir uns das vorgestellt haben. Den Kindern selbst macht es oft gar nicht so viel aus.
  • Es kann natürlich auch an unseren Kindern selbst liegen. Viele Kinder in solch einer Situation bekommen diese „angespannte“ Situation mit. Situationen mit großen Erwartungen, leichter Nervosität und Vorfreude. Durchaus eine explosive Mischung auf beiden Seiten, auf die der Eltern und der Kinder. Einige Kinder reagieren darauf mit nervösen, sehr aktiven Verhalten, andere ziehen sich etwas mehr zurück. Es ist unseren Kindern in solchen Momenten einfach zu viel. Und genau durch dieses Zurückziehen bedingt dann, dass sie ihre Freude nicht so zeigen (können) wie sie das normalerweise tun.

Mein Kind kann sich nicht über Geschenke freuen, was tun?

Wie anfangs schon kurz erwähnt, gibt es zu jeder dieser drei Möglichkeiten auch Lösungen.

Reduzieren Sie zu häufige Geschenke und eventuell auch das Spielzeug

Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind mit Geschenken und/oder mit Spielzeug übersättigt ist? Oder dass es häufig von Spielzeug zu Spielzeug wechselt und sich nicht richtig in sein Spiel vertiefen kann? Dann versuchen Sie es doch mal mit weniger Geschenken und weniger Spielzeug.

Versuchen Sie nur zu besonderen Anlässen Geschenke zu machen. Stellen Sie zumindest sicher, dass es nicht die Norm ist, dass Ihr Kind etwas geschenkt bekommt, sondern etwas Besonderes ist.

Misten Sie nicht altersgerechtes Spielzeug aus und / oder räumen Sie Spielzeug für eine gewisse Zeit weg. Mehr dazu und warum Spielzeug auch schädlich sein kann, finden Sie in diesem Artikel.

Ihr Kind lernt dadurch, dass Genschenke und Spielzeug etwas Besonderes sind. Es lernt auf etwas zu warten und beschäftigt sich intensiver und ausdauernder mit dem verfügbaren Spielzeug. Das gilt natürlich ebenso für andere Geschenke. Das Glücksgefühl, das ausgelöst wird, ist umso höher, je außergewöhnlicher das Ereignis ist.

Es ist ganz natürlich und in Ordnung, unseren Kindern gelegentlich Geschenke zu machen und Ihnen Extras zu gönnen. Dennoch sollte auch ein Nein, akzeptiert werden können. Das Nein zu einem Geschenk bzw. zu einem Wunsch sollte mindestens genauso häufig sein, wenn nicht häufiger.

Vermeiden Sie zu hohe Erwartungen

Es ist verständlich, dass wir uns darauf freuen, unseren Kindern einen Wunsch zu erfüllen. Die Reaktion unserer Kinder darauf wird von uns oft wie unser Geschenk empfunden. Wenn Sie Ihre Erwartungen lenken, nehmen Sie automatisch den Druck für alle aus der Situation und können es vermutlich viel mehr genießen.

Probieren Sie sich objektiv auf die Geschenksituation zu freuen. Also bereiten Sie sich darauf vor, dass Sie vielleicht nicht sofort die Funkelaugen sehen, sondern Ihr Kind das Geschenk erst später genauer unter die Lupe nimmt und damit Freude hat. Oder auch vielleicht, dass sich Ihr Kind einfach mal nicht das Richtige gewünscht hat.

Stressfrei schenken

Den Druck habe ich schon öfter angesprochen. Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Kinder an besonderen Feiertagen auch nervös und aufgeregt sind. Oftmals ist auch noch Besuch da oder es passieren andere außergewöhnliche Dinge.

Diese Aufregung strengt unsere Kinder natürlich an. Und das oft auch schon Tage davor. Es ist durchaus möglich, dass Ihrem Kind schlichtweg die Aufmerksamkeit und Energie fehlt, um das Geschenk genauer zu erkunden und auch um Freude in seiner gewohnten Form zu zeigen.

Es gibt hier natürlich vielfältige Möglichkeit. Und es kann auch sein, dass Ihr Kind mal tatsächlich enttäuscht ist über ein Geschenk. Manchmal zeigt sich die Freude bei Kindern erst in den nächsten Tagen. Nämlich dann, wenn sie auch die Zeit und die Ruhe haben, sich mit dem Geschenk zu beschäftigen. Versuchen Sie das zu berücksichtigen und in dieser Situation daran zu denken. Die eigene Aufregung und vor allem den eigenen Stress herausnehmen, schafft natürlich eine entspanntere Atmosphäre, die sich dann auch auf unsere Kinder auswirkt.

Zu viele Geschenke von den Großeltern

Ein häufiges Problem in Familien sind die Geschenke anderer. Vor allem Großeltern verwöhnen ihre Enkel gerne. Das dürfen sie natürlich auch, aber nur, wenn es Ihnen als Eltern passt. 

Regeln festlegen

Treffen Sie am besten verbindliche Regeln mit den Großeltern, wenn diese sich schwertun mit dem Einschätzen der Menge. Sie können ihnen klarmachen, dass Sie der/die Erziehungsberechtigte sind und wo Ihre Grenzen liegen. Also, was Sie für Ihre Kinder als richtig erachten und was nicht.

Ein häufiges Problem ist, dass viele Eltern auf die Großeltern der Kinder zum Aufpassen angewiesen sind. Wollen sich die Großeltern nicht an ihre Regeln und Vorgaben halten, sollten Sie in diesem Fall die Konsequenten ziehen und überlegen, wie wichtig Ihnen die Regeln sind und welche Optionen Sie noch haben.

Es ist wichtig, die Verantwortung zu übernehmen und sich nicht stillschweigend jahrelang zu ärgern. Ich weiß, das ist oft leichter gesagt als getan. Letztlich dient es aber der Entwicklung Ihrer Kinder, natürlich auch Ihnen selbst und der Beziehung zu den Großeltern der Kinder.

Das offene Gespräch mit Ihren Kindern suchen

Vor allem, wenn sich die Großeltern Ihren Einfluss entziehen, da es zum Beispiel die Eltern Ihres Ex-Partners sind, bleibt Ihnen als Option, mit Ihrem Kind die Situation immer wieder zu besprechen. Das kann allerdings erst ab Kindergartenalter Früchte tragen. Prinzipiell sind offene, ehrliche Gespräche immer ein guter Ansatz und auf jeden Fall einen Versuch wert.

Sie können mit Ihren Kindern besprechen, warum die Großeltern das machen, wie Sie mit Geschenken umgehen und natürlich, wie Ihre Regeln für Geschenke sind und warum. Auch dass Geschenke und Liebe nichts miteinander zu tun haben, kann in diesem Rahmen gut angesprochen werden.

Versuchen Sie dabei so objektiv wie möglich zu erklären und ohne zu verurteilen. Das würde Ihre Kinder nur in einen Treuezwiespalt bringen.

Geschenke für Kinder zwischendurch

Wenn Sie häufig Geschenke zwischendurch machen, besteht die Gefahr, dass Ihr Kind Geschenke als alltäglich betrachtet. Und alles, was alltäglich ist, ruft in uns nicht so große Freude hervor wie Besonderes.

Auch wenn Sie es nicht als Geschenk bezeichnen und verpacken, ist es trotzdem ein Erfüllen eines Wunsches. Und genau dadurch macht es für unsere Kinder kaum einen Unterschied.

Sie lernen so, dass ihre Wünsche rasch von Mama, Papa oder anderen erfüllt werden. Das Erlernen von Geduld wird so nicht gefördert und auch Warten und auch das Aufschieben von Wünschen kann so nicht gründlich geübt werden. Dies sind allerdings wichtige Fähigkeiten, die in vielen Bereichen unseres Lebens notwendig sind und von frühster Kindheit an geübt und trainiert werden müssen.

Die 3 Geschenke Regel

Die 3 Geschenke Regel hat sich vorwiegend in den USA stark verbreitet und wird mit dem folgenden Spruch beschrieben:

Info
Something they want, something they need and something to read 

Auf Deutsch: Etwas, was sie wollen, was sie brauchen und was zum Lesen. Damit gibt es auch gleich Geschenkvorschläge dazu.

Ich selbst habe diese Regel beim letzten Weihnachtsfest ausprobiert und bin damit recht zufrieden. Die Kinder hatten die Zeit, sich mit ihren Geschenken auch zu beschäftigen. Sie waren ohnehin schon sehr aufgedreht und erschöpft gleichzeitig, weil die Aufregung so groß war.

Für Viele klingen drei Geschenke recht mager. Tatsächlich ist es das für unsere Kinder aber nicht gewesen. Sie hatten gut zu tun und die Geschenke füllten den Abend locker. Die 3 Geschenke Regel bezieht sich außerdem ohnehin auf die Stammfamilie. Die meisten Kinder bekommen zu speziellen Anlässen, wie Weihnachten, Geburtstag, ja selbst Ostern und noch einige andere auch von anderen Verwandten, wie Großeltern, Onkeln, Tanten etwas geschenkt. So bleibt genug Spielraum für die Kategorie des Wunsches.

Auch wenn ein Geschenk nicht teuer war, ist das eigentlich kein Grund, um noch weitere als „Ausgleich“ zu kaufen. Die Dimension Preis ist für unsere Kinder im Normalfall unwichtig, besonders bis weit in das Volksschulalter. Preis und Wert verbinden meist nur wir Erwachsene und geben unsere Vorstellungen dann unseren Kindern weiter.  Hier bietet sich ein guter Ansatzpunkt, sich die eigenen Vorstellungen bewusst zu machen und zu überlegen, was und wie wir es unseren Kindern weitergeben wollen.  

Achtsamkeit üben

Achtsam sein meint, den Moment bewusst wahrzunehmen. Alles, was gerade in und um mich herum passiert. Ohne zu werten. Zugegeben, das hört sich eher nach etwas für Erwachsene an. Tatsächlich können aber auch Kinder lernen, achtsam zu sein und den Moment zu genießen. Einerseits ist es wichtig, dass wir Eltern unseren Kindern da ein gutes Vorbild sind und andererseits braucht es natürlich Übung dazu. Fragen Sie bei einfachen Tätigkeiten wie beim Essen oder Kakao trinken nach: „Was riechst du gerade? Spürst du die Wärme im Hals oder Bauch? Weißt du eigentlich, welche Muskeln du gerade alle benutzt?“ oder Ähnliches. Also alles, was sich bei Ihrem Kind selbst oder um es herum in diesem gewählten Moment tut, kann von Ihnen erfragt werden. Später ist Ihr Kind dann selbst in der Lage, das bewusst wahrzunehmen. Achtsamkeit lenkt den Fokus und die Aufmerksamkeit auf den Moment und so gelingt es Ihrem Kind leichter, das Hier und Jetzt zu genießen.

Um Achtsamkeit zu üben, habe ich in der Praxis gute Erfahrungen mit diesen Achtsamkeitsübungskarten (Werbung) gemacht. Für ältere Kinder kann auch ein Dankbarkeitstagebuch (Werbung) zu führen hilfreich sein. Dieses eignet sich eigentlich ab ca. 3 Jahren, dazu bedarf es aber natürlich dann die Hilfe von uns Eltern. Diese Dankbarkeitstagebücher eignen sich gut, um gemeinsam den Tag vor dem Schlafen gehen Revue passieren zu lassen.

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Fazit

Geschenke sind natürlich was Tolles und dennoch ist es nicht ratsam, diese in Unmengen zu schenken. So werden Geschenke nur zu etwas Alltäglichen. Schließlich tun wir unseren Kindern keinen Gefallen damit, ganz im Gegenteil. 

Zeigt Ihr Kind an Ihren Geschenken keine Freude, versuchen Sie in dieser Situation besonders aufmerksam zu sein und beobachten Sie Ihr Kind und sich selbst genau. Vielleicht fällt Ihnen ja etwas auf und Sie können das Verhalten Ihres Kindes oder auch Ihres besser einordnen.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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