Kann zu viel Spielzeug meinem Kind schaden?

Ja, zu viel Spielzeug kann unseren Kindern schaden. Auch wenn wir es gut meinen und unsere Kinder gerne verwöhnen, kann es unseren Kindern tatsächlich schaden, wenn wir das mit Spielzeug tun. Aber keine Panik, ich habe hier Tipps und die wichtigsten Informationen zum Thema für Sie.

Was brauchen Kinder zum Spielen?

Immer wieder ist zu lesen, dass Kinder eigentlich kein Spielzeug brauchen. Das empfinde ich allerdings als großen Irrtum. Sie brauchen vielleicht kein gekauftes Spielzeug. Aber, Kinder brauchen Dinge, mit denen sie spielen können!

Holz oder Plastik?

Eigentlich ist es für unsere Kinder rein von der Entwicklung her betrachtet komplett egal, ob Sie Holz- oder Plastikspielzeug kaufen. Kinder mögen beides und spielen meist mit beiden Materialien gleich gerne.

Der ökologische Standpunkt und die Nachhaltigkeit sind natürlich ein anderes Thema. Das ist allerdings das Thema von uns Erwachsenen, nicht das unserer Kinder. Das heißt, Sie müssen das für sich selbst entscheiden. Aber weder Holz noch Plastik hat einen besseren Förderwert oder ist lehrreicher.

Alltagsgegenstände

Kinder jeden Alters lassen sich von Alltagsgegenständen begeistern. Nämlich dann, wenn diese zweckentfremdet werden. Da wird plötzlich ein Kochtopf, der als Schlagzeug dient, das neue Lieblingsspielzeug. Auch die Serviette, die als Versteck für etwaige Gegenstände dient, kann zur Rose geformt oder angeblasen und als fliegendes Tuch in der Luft gehalten werden.

Tipp

Kinder lieben solche Spiele, in denen ganz gewöhnliche Gegenstände plötzlich interessant werden, weil sie anders verwendet werden als normalerweise.

Naturmaterialien

Es müssen für unsere Kinder keine gekauften Spielsachen sein. Die bekannte Leier von Großeltern: „Früher hatten wir so etwas auch nicht“ ist zwar nicht falsch, aber auch nicht die volle Wahrheit.

In alten Aufzeichnungen und Fotos werden Spielzeuge seit frühster Menschengeschichte belegt. Sie waren nur sehr häufig aus den Ressourcen, die uns die Natur bietet, gefertigt. Strohpüppchen zum Beispiel. Hierfür habe ich eine Bastelanleitung auf Shrimpskrams.at für Sie.

Die meisten Eltern kennen es aber ohnehin. Eine Nuss, ein Stein oder gewöhnlicher Matsch können Kinder zu den wildesten Abenteuern beflügeln und sie stundenlang beschäftigen.

Auch wenn wir Eltern dann gleich googeln, was wir vielleicht an passenden Spielzeug im Internet finden, um die Nuss oder den Stein zu ersetzen, wird es wahrscheinlich nicht sehr erfolgreich sein. Ab zwei Jahren fängt das Fantasiespiel an und das ist gut und wichtig. Gekauftes Spielzeug nimmt diesem Spiel vieles an Spannung. 

Altersgerechtes Spielzeug

Für Kinder ist es vor allem wichtig, Spielzeug zur Verfügung zu haben, das ihrem Alter und somit ihren Interessen entspricht.

Tipp

Bei einer Analyse der Altersangaben für Spielzeug stellte ich fest, dass Sie im Baby- und Kleinkindalter getrost 1 Jahr zur Altersangabe auf der Packung dazurechnen können.

Ab dem 4. Lebensjahr ist die Altersangabe eher ein Richtwert, der individuell sehr unterschiedlich ist. Es lohnt sich also auch mal ein Blick auf Spielsachen, die erst in 2 Jahren angegeben sind und die Situation für Ihr Kind individuell zu beurteilen.

Natürlich können Kinder auch schon davor mit dem Spielzeug spielen, allerdings könne Sie das Potenzial des Spielzeugs meist noch gar nicht richtig nutzen. Durch die ständige Verfügbarkeit kann es dann passieren, dass das Spielzeug für Ihr Kind gar nicht mehr interessant ist, wenn es das Spielzeug dann endlich nutzen könnte.

Damit Sie ein Gefühl dafür bekommen, was für welches Alter passt, habe ich hier eine kurze Übersicht für altersgerechte Spielzeuge bis zum Schuleintritt:

Welches Spielzeug passt in welchem Alter? Welches Spielzeug ist altersgerecht?

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AlterPassendes Spielzeug
Ab dem 3. MonatAlles, was mit Greifen und in den Mund stecken zu tun hat: Rasseln, Greiflinge, Schmusetücher, O-Ball, Montessori Mobile (Werbung)
Ab 6. MonatAlles, was mit Ursache-Wirkung zu tun hat, ist nun spannend: Rasseln, Quietschendes, Spielzeug, das man drücken kann und es Geräusche oder Lichter macht, Bausteine zum Umwerfen, Spielbögen, Licht an- und ausschalten, Lichtspiele, Handpuppen, Stapelturm (Werbung)
Ca. 1 - 2 JahreErste Instrumente, wie Trommel, Glockenspiel, Lade oder Schachteln ein- und ausräumen, Luftballons, Bälle zum Rollen, größere Bausteine, Motorikschleifen (Werbung), erste dicke Stifte oder Malmäuse, Wassermatten, Schüttbecher für die Badewanne, Rollbahnen (Werbung), erste Fahrzeuge, erste Puppen, alles zum Schieben: wie Puppenwagen, Einkaufswagen, Figuren an einer Schiebestange, Kletterdreieck (Werbung), Seifenblasen, Fädelspiele, Kineticsand
Ca. 2 - 4 JahreErste Eisenbahnen, erste Puppen mit zusätzlicher Funktion, Werkbank, Kinderküche, Wasserbahnen, Kinderinstrumente wie: Kinderklavier oder Gitarre, Mosaikwürfel/ Bilderwürfel, erste Puzzles, Knete, Schleim
Ca. 4 - 6 JahreBrettspiele, Memory, LÜK (Werbung), Bandolino, Puzzles ab 12 Stück, Steckspiele, Lego, Matador, Konstruktionsspiele, Gipsgießsets, Mosaik
Spielzeugideen nach Alter

Sie sehen schon, das Alter wie lange Kinder das Spielzeug verwenden ist oft weit über diese Angaben hinaus. Wenn Ihr Kind aber schon sehr selten damit spielt, reicht es vielleicht auch, wenn es mit dem Spielzeug spielen kann, wenn es wo bei jüngeren Kindern auf Besuch ist oder Ähnliches.

Warum schadet zu viel Spielzeug?

Kreativität

Nun aber zurück zum Kern der Sache. Zu viel Spielzeug schadet unseren Kindern, denn es nimmt Ihnen mitunter die Kreativität. Sie werden von zu vielen Reizen überflutet. 

Unsere Kinder lernen, indem sie einzelne Erfahrungen, Informationen und Schlussfolgerungen abspeichern und dann untereinander vernetzen. Das heißt, sie vertiefen ihr Wissen und können auch von einem aufs andere schließen.

Das geht allerdings in manchen Bereichen nur Schritt für Schritt und dauert Monate bis Jahre. Je nachdem, was gelernt wird. Das freie Spiel ist für unsere Kinder ein sehr wichtiger Bereich, um diese Vertiefung zu erlagen.

Sie probieren im Spiel viel aus und sammeln so mehr Erfahrungen, besonders wenn sich unsere Kinder ganz im Spiel vertiefen. Zu viel Spielzeug kann da hinderlich sein, da es diesen Prozess unterbricht. Zu viel Spielzeug regt unsere Kinder dazu an, immer zu einem anderen Spielzeug zu wechseln. Dadurch kann sich Ihr Kind dann nicht in sein Spiel vertiefen. Und als Folge vertieft es so auch nicht seine Erfahrungen und Wissen.

Es hindert auch die Erforschung und die Kreativität. Nach dem Motto: wenn ich mich mit dem Spielzeug langweile, nehme ich einfach das nächste. Aber wenn nicht unendliche Möglichkeiten da sind, dann muss sich Ihr Kind einfach was überlegen, um gegen die Langeweile anzukommen. Das heißt, Ihr Kind wird dann kreativ, weil es die Notwendigkeit ergibt. 

Selbstregulation

Es wird auch etwas beeinträchtigt in der Selbstregulation, also jener Fähigkeit, die wir brauchen, um unsere Gefühle kontrollieren zu können. Hier geht es auch um Langeweile aushalten und sich selbst abzulenken. Die Selbstregulation ist allerdings nur bedingt beeinträchtigt, da sich Spielzeug nehmen und sich damit beschäftigen, für sich schon eine selbstständige Beschäftigung ist. Allerdings ist es so auf Spielzeug festgelegt und manche Kinder sammeln bei zu viel Spielzeug unter Umständen weniger Erfahrung mit anderen Beschäftigungsmöglichkeiten. Wie Sie Selbstregulation fördern und mehr zur sozial-emotionalen Entwicklung, erfahren Sie hier.

Reizüberflutung durch zu viel Spielzeug

Auch die Sinne unserer Kinder sind durch zu viele Spielsachen überreizt. Die meisten kaufbaren Spielsachen bieten viel Funktionen, die mehrere Sinne ansprechen. Das ist einerseits gut, da diese Sachen viele Entdeckungsmöglichkeiten bieten. Andererseits können unsere Kinder durch viel Spielzeug dieser Kategorie auch leicht überreizt werden. Kinder sind sensibler, als wir denken. Reizüberflutung ist eine häufige Ursache für Wutanfälle und für Schlafprobleme.

Das Gehirn ist mit so vielen Reizen beschäftigt, dass es bis tief in die Nacht hinein diese aufarbeitet. Das ist bei Kindern ohnehin durch den ganz normalen Alltag der Fall. Wenn zusätzlich noch Dauerbeschallung und andauernde visuelle Reize in Form von Blinklichtern auf unsere Kinder einwirken, dann sind unsere Kinder schlichtweg damit überfordert. Es ist zu anstrengend für sie. 

Ich empfehle eine gute Mischung aus allen. Zum Spielen bieten sich eine Mischung aus:

  • Bastel- bzw. Malmaterialien,
  • Spielen mit Alltagsgegenständen,
  • Naturmaterialien (also Stöcke und Steine in der freien Natur als Spielzeug angewandt),
  • Spielzeug, das vorrangig nur einen Sinn anspricht und Raum für Fantasiespiele lässt (hier sind Autos und Puppen der Klassiker),
  • Rollenspiele,
  • Brettspiele,
  • Förderspiele, natürlich auch
  • Bewegungsspiele und einige dieser
  • super tollen Spielzeuge, die unsere Kinder magisch anziehen. 

Nicht alles, nicht jeden Tag. Aber eine feine Auswahl, die bei Bedarf ausgemistet, aber auch aufgestockt wird.

Tipp
Räumen Sie doch gelegentlich einige Spielzeuge weg und lassen Sie diese im Schrank und holen Sie diese nach 3–4 Wochen wieder hervor. So wird die Auswahl etwas geringer, aber die Freude bei der Wiederentdeckung umso größer.

Spielzeug reduzieren

In unserer Gesellschaft haben die meisten Kinder dennoch mehr Spielzeug, als sie benötigen. Es empfiehlt sich, Spielzeug auch mal auszumisten und so zu reduzieren.

Am besten gelingt das natürlich ohne Ihrem Kind. Aber es hat denn Nachteil, dass Sie so Ihrem Kind etwas verschweigen und es sich nachteilig auf Ihre Eltern-Kind-Beziehung auswirken kann.

Ich rate dazu, gemeinsam mit Ihrem Kind die Spielsachen auszumisten. Erklären Sie, warum das wichtig ist und geben Sie vielleicht einen Anreiz. Vielleicht können Sie das Spielzeug ja gebraucht verkaufen und das Geld Ihrem Kind geben. Oder das Lieblingsspielzeug hat so besser Platz und kann vielleicht auch aufgebaut bleiben.

Mein Kind wechselt ständig das Spielzeug

Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass Ihr Kind wahrscheinlich zu viel Spielzeug besitzt.

Das Hauptproblem besteht darin, dass Kinder sehr leicht begeisterungsfähig sind. Die Wahrnehmung ist stark von unseren Augen gesteuert. Was Ihr Kind sieht, bringt es schnell auf gute Ideen.

So auch beim Spielen. Es spielt mit etwas, sieht hoch und wird durch anderes Spielzeug abgelenkt. Prinzipiell nicht ungewöhnlich, doch sollte Ihr Kind auch mit dem Spielzeug vertieft spielen könne.

Kinder ab ca. 2 Jahren sollten auch die Gelegenheit haben, sich auf ein Spielzeug so einzulassen, dass die Welt drumherum verschwimmt. Sie tun das meist mit überraschender Ausdauer und das vor allem mit großer Freude und Motivation. Gelingt das nicht, kann es an der Ablenkung durch zu viel anderen Spielzeug liegen. Versuchen Sie es aus und lassen Sie Ihr Kind in „reizarmer“ Umgebung spielen. Also an einem anderen Ort, an dem es nicht ständig durch anderes abgelenkt wird.

Tipps, was Sie machen können, wenn sich Ihr Kind über Geschenke nicht freut, habe ich hier für Sie zusammengefasst.

Wie lange spielen Kinder mit Spielzeug?

Kinder spielen ungefähr bis ins Alter von 12 - 13 Jahren mit Spielzeug. Ganz wenige Lieblingsstücke schaffen es meist noch länger im Zimmer unserer Kinder einen Platz zu ergattern.

Die Interessen verlegen sich in der Pubertät viel stärker auf die Freunde und das Spielzeug gerät rasch ins Hintertreffen. Aber gerade, wenn unsere Kinder abends allein Zeit im Zimmer verbringen, kann man stellenweise beobachten, dass sie sich noch die letzten Lieblingsspielzeuge hervorkramen. Jüngeren Geschwister werden hier gerne auch als Rechtfertigung vor sich selbst genutzt, um noch gelegentlich mit Spielzeug zu spielen.

Insgesamt liegt die Dauer, in der gekaufte Spielzeuge für unsere Kinder interessant sind, bei ungefähr 2 Jahren. Danach haben sich die Interessen und vor allem Bedürfnisse so stark geändert, dass die Spielsachen zwar sehr kurzfristig interessant sind, wenn sie nach langen wieder ganz hinten im Kasten entdeckt werden, aber ansonsten nicht mehr genutzt werden.

Natürlich gibt es oft einige Lieblingsstücke, die wir Eltern lieber nicht ohne zu fragen beiseiteschaffen sollten und die deutlich länger bespielt werden. Diese Lieblingsstücke werden von unseren Kindern darüber hinaus, aber noch gerne aufbewahrt. Oftmals bis ins Erwachsenenalter. Geben Sie auf diese Stücke gut acht.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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