Montessori für Schulkinder

Montessori und Schule sind eine perfekte Ergänzung. Viele Lehrer arbeiten mit Montessori Materialien und haben auch Montessori Fortbildungen. Das Montessori-Prinzip ist aber umso wirkungsvoller, wenn wir auch zu Hause aufnehmen und anwenden.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Kurz: was ist Montessori und für wen ist es gedacht
  • Wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können
  • Wie Sie die Schule dabei unterstützen können und
  • wie Sie Montessori für Schulkinder zu Hause umsetzen können.

Kurzer Überblick über Montessori

Montessori ist ein Konzept, welches allen Menschen helfen soll, leichter zu lernen. Dabei ist die eigene Motivation und das Interesse für die Lernmaterialien von großer Bedeutung. Ganz wichtig ist dabei, dass ein Kind frei wählen kann, was es gerade lernen will. Allerdings nicht ganz ohne Regeln. Denn natürlich muss zuvor von den Pädagogen und Eltern die Umgebung so vorbereitet und gestaltet werden, dass unsere Kinder auch die Materialien haben, die ihren momentanen Bedürfnissen und Interessen entsprechen.

Lernen geschieht bei Montessori selbstständig und freiwillig. Allerdings liegt es an den Pädagogen und Eltern hier als Beobachter das zur Verfügung zu stellen, was gebraucht wird und passt. Lernmaterial darf auch nicht einfach so benutzt werden, sondern muss zuvor erklärt und erarbeitet werden. Ich habe einen umfangreicheren Artikel mit vielen Hintergründen zum Montessori-Prinzip hier für Sie verfasst.

Montessori ist für alle gedacht. Maria Montessori hat Entwicklungsstufen definiert und für die meisten Entwicklungsstufen auch Lernmaterialien erstellt und Konzepte ausgefeilt. Diese sind noch heute die Leitlinien, wenn Schulen oder andere Institutionen nach Montessori arbeiten.

Das Lernmaterial selbst ist oft mit bestimmten Symbolen und Farben versehen, um das Lernen zu erleichtern. Genaueres habe ich hier in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.

Wie können Sie Ihr Schulkind mit Montessori unterstützen?

Es geht darum, unseren Kindern Selbstständigkeit zu ermöglichen. Es ist daher ratsam, sich an ihren Fähigkeiten zu orientieren und auch dementsprechend unser Zuhause zu gestalten. Das heißt nicht, dass wir alles umbauen und neu einrichten müssen. Nein. Aber unser Zuhause sollte so hergerichtet werden, dass unsere Kinder uns nicht benötigen, um Dinge zu erledigen, die sie schon selbst können.

In Bezug auf das Lernen heißt das auch, dass wir uns zu Hause den Themen widmen, die unsere Kinder gerade interessieren. Als Eltern haben wir keinen klassischen Bildungsauftrag, dennoch einen Erziehungsauftrag. Das bedeutet, wir können frei wählen, was für uns und unsere Kinder wann passt. Wir haben da also gewisse Freiheiten, die es in Schulen natürlich nicht so gibt.

Unsere Kinder haben einen starken Forschungs- und Entdeckungsdrang, sofern wir es nicht ständig unterbinden. Sie sind von Geburt an neugierig und wissbegierig. Dabei hat natürlich jedes Kind unterschiedliche Interessen.

Besonders im Schulalter macht sich das stark bemerkbar. Diese Interessen können wir als Eltern gut unterstützen. Wir können mit unseren Kindern zu den unterschiedlichen Themen Infomaterial sammeln, Museen besuchen, das Interessengebiet selbst hautnah erleben, wie im Wald, in der Arbeitswelt, am Bauernhof oder wo auch immer. Bücher lesen oder mit unseren Kindern selbst ein kleines Portfolio dazu erstellen. Alles, was uns möglich ist und sinnvoll erscheint, ist erlaubt.

Wichtig dabei ist nur, dass wir auch dort ansetzen, wo unsere Kinder mit ihrem Wissen tatsächlich stehen. Also von Grund auf beginnen und dann mit immer mehr aufbauenden und Detailwissen weitergehen.

Unseren Kindern Hilfe geben ist nach Montessori nur angebracht, wenn sie danach fragen. Allerdings bin ich der Meinung, dass aus gemeinsamen Erarbeiten und gemeinsamen Projekten sehr viele wertvolle Momente entstehen, die für uns und unsere Kinder unermesslich wichtig in der heutigen Welt sind. Also das reine unbeteiligte Beobachten finde ich nicht mehr zeitgemäß und sollte vor allem im Familienleben nicht zu viel Raum einnehmen. Schließlich ist es Freizeit und Familienzeit.

Wie können Sie die Schule bei Montessori unterstützen?

Wenn Sie Kinder haben, die eine Montessorischule besuchen, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin sehr viel Infomaterial bekommen und eine genaue Übersicht, welche Aufgaben Sie als Eltern haben.

Viele Schulen und Lehrer arbeiten jedoch in allgemeinen Schulen nach Montessori. Dabei hängt es stark vom Fach ab, wie Sie Ihre Kinder und die Schule dabei unterstützen können.

Prinzipiell gilt in diesem Fall, die Lehrer sind wahrscheinlich die Experten im Fach und dessen Vermittlung und Sie sind die Experten Ihr Kind betreffend. Unsere Aufgabe als Eltern ist es also, unsere Kinder zu Hause in den Fächern zu unterstützen oder Unterstützung zu besorgen, wo sie auch Hilfe brauchen.

Wenn in der Schule Montessorimaterialien verwendet werden, ist es natürlich hilfreich, wenn Sie zu Hause dasselbe System verwenden wie in der Schule. Ansonsten entsteht nur Verwirrung und das Lernen fällt Ihrem Kind schwerer. Um Ihnen einen Einblick zu geben, habe ich im Anschluss kurze Impulse nach Montessori für die verschiedenen Fächer zusammengefasst, welche oft in Schulen angewandt werden, um den Lehrstoff zu vermitteln.

So können Sie Montessori für Schulkinder zu Hause umsetzen

Montessori lässt sich auch zu Hause hervorragend umsetzen. Einerseits für die Hausaufgaben, andererseits eben aber auch für alle speziellen Interessen Ihres Kindes. Natürlich findet sich Montessori ebenso in der Erziehung gesamt wieder.

Hilf mir es selbst zu tun

Maria Montessori

Wir können unsere Kinder dabei unterstützen, die täglichen Routinen so gut es geht selbst zu meistern, indem wir unser Zuhause zu gestalten, dass es der Fähigkeit unseres Kindes entspricht. Also zum Beispiel, dass Sie selbst zum Waschtisch hinauf kommen, dass sie sich selbst ihre Kleidung nehmen können oder auch ein Glas erreichen.

Oftmals sind diese alltäglichen Sachen für uns Erwachsene ausgerichtet. Speziell in Gemeinschaftsräumen wie die Küche, der Vorraum oder das Badezimmer. Manchmal hilft schon eine kleine Treppe oder eine eigene Lade für unsere Kinder bereitzustellen, damit sie die Gegenstände, die sie oft brauchen, selbst holen können und da nicht immer auf unsere Hilfe angewiesen sind. Einzelne Tipps zur Gestaltung des Wohnraums finden Sie auch in diesem Artikel über Kleinkinder, welche jedoch auch optimal noch für Kinder im Volksschulalter passen.

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Mathematikmaterialien nach Montessori

Nachfolgend finden Sie Links zu Produkten auf Amazon und Montessori Lernwelten (als Werbung direkt gekennzeichnet). Als Teilnehmer an diesen Partnerprogrammen verdiene ich an den Verkäufen eine Provision. Sie unterstützen mich dadurch den Blog kontinuierlich auszubauen. Natürlich können Sie diese oder ähnliche Produkte auch im Fachhandel Ihres Vertrauens beziehen.

Gerade beim Rechnen bietet es sich an, unseren Kindern zuerst die Zahlen und dann die Rechnungen bildlich darzustellen und fassbar zu machen. Dazu gibt es in Montessorishops viele Materialien, die oft in Schulen verwendet werden. Ganz wichtig, um die Zahlen zu veranschaulichen, ist unter anderem Perlenmaterial, Zahlenkarten, wie auch der Hunderterteppich.

All diese Materialien zeigen unseren Kindern die Zahlen. Sie können die Zahlen auch angreifen, damit experimentieren und sehen die Zahlen und Rechnungen in ihren einzelnen Bestandteilen vor sich. So gelingt es unseren Kindern leichter, die Hintergründe und Zusammenhänge der Mathematik zu verstehen.

Sie können das Perlenmaterial (Werbung), den Hunderterteppich und die Zahlenkärtchen natürlich auch kaufen. Ich finde die Auswahl von Montessori Lernwelten (Werbung) sehr gut. Sie brauchen aber nicht alles, was ihrem Kind auch in der Schule zur Verfügung steht. Es reicht auch zum Beispiel eine Rechenkette um zu Hause zu rechnen.

Auch kann ich für Volksschule Bruchrechenmaterial empfehlen. Dazu gibt es Kreise aus Filz und einzelne Bestandteile, aus denen ein Kreis zusammengesetzt ist, wie Hälften, Viertel, Achtel usw. zum Drauflegen. Diese sind aber auch ganz einfach aus dünnem Filz selbst ausgeschnitten. Auch Rechenketten können Sie selbst aus Holzperlen oder Kastanien auffädeln.

Am Anfang sind auch sogenannte Rechenhände super. Sie schneiden aus dünnen Filz eine Hand aus oder nehmen einen Handschuh, den Sie nett gestalten. So kann Ihr Kind die Finger auf der Rechenhand umknicken, zum Wegzuzählen oder Aufstellen, um zusammenzuzählen. Diese gibt es aber auch auf Amazon (Werbung) zu kaufen, falls Sie nicht die Zeit zu basteln haben.

In diesem Artikel habe ich für Sie eine Übersicht über die Farben bei Montessorimaterial gemacht, sowie deren Bedeutung genauer beschrieben. Sollten Sie also Lust haben, Material selbst zu basteln, können Sie sich hier schlaumachen, welche Farbgestaltung Sie wählen können.

Auch das Spiel Rechenkönig ist meist für Kinder motivierend. Dabei werden immer schwieriger werdende Rechnungen erfunden und jeder bekommt nach der Reihe eine. Wer die meisten löst, ist Rechenkönig. Das kann man schwierigkeitsangepasst auch mit Geschwister und Eltern zu Hause spielen.

Ergebnisrallye: Wenn es mehrere Rechnungen gibt, können Sie auch vorab die Ergebnisse auf Zettel schreiben und in der Wohnung verteilt aufhängen. Hat Ihr Kind dann alle Rechnungen gerechnet, kann es so kontrollieren, ob es alle eigenen Ergebnisse auch in der Wohnung findet.

Deutschmaterialien nach Montessori

Gerade für Schreibanfänger bietet Montessori zahlreiches Übungsmaterial (Werbung) an, um die Buchstaben und das Schreiben zu erlernen. Da gibt es Buchstaben zum Nachspuren, Bretter mit Schwungübungen oder auch Sandbretter zum Schreiben.

Wenn Sie eine flache Schüssel und Sand oder Paniermehl haben, können Sie das aber auch wunderbar zu Hause nachbauen. Auch Buchstaben aus Knete formen oder mit Knöpfen oder Glasperlen Buchstaben nachlegen ist perfekt, um sich diese oder einzelne Wörter einzuprägen. Für alle Schulkinder gibt es dann Wortsymbole.

Diese Symbole und was es damit auf sich hat, inklusive gratis Poster, habe ich hier für Sie zusammengeschrieben. Aber natürlich gibt es dazu auch Montessorimaterialien. Dabei können die Wortsymbole über die Wörter gelegt werden, zum Beispiel.

Laufdiktate erfreuen sich in Schulen meist recht großer Beliebtheit. Einzelne Sätze eines Textes werden dabei auf extra nummerierten Zetteln in der ganzen Wohnung aufgeklebt. Das Kind muss dann 1. den richtigen Satz finden, 2. aufmerksam lesen und 3. den Satz richtig auf seinem Schreibtisch ins Heft abschreiben. Dabei dürfen die Kinder so oft sie wollen und müssen hin und her laufen.

Andere Montessori Methoden zur Erarbeitung von Lehrstoff

Montessoripädagogik lässt sich natürlich in allen Fächern und Interessengebieten anwenden. Nachfolgend habe ich einige Methoden zusammengeschrieben, die sich hervorragend eignen, um Informationen durchzuarbeiten.

In Sand zeichnen

In einem Sandtablett (Werbung) lassen sich nicht nur Buchstaben schreiben, sondern auch wunderbar andere Dinge zeichnen. So könnten Sie ihr Kind zum Beispiel einen Löwenzahn in den Sand zeichnen lassen oder was immer gerade Ihr Thema zu Hause ist. Der Vorteil ist, es fördert die Grafomotorik, die Sensorik und es lässt sich unkompliziert wieder löschen.

Mit Knete kneten

Denselben Effekt hat Knete. Es lassen sich hier sehr gut kleine Szenarien aufbauen, mit denen dann auch noch ein Rollenspiel zum Thema passend stattfinden kann. Kinder lieben es und so dient es gleichzeitig der Wissensvermittlung.

Mit Steinen oder Knöpfen Muster legen lassen

Sie können Ihre Kinder freie Muster und Formen legen lassen oder Sie geben eines vor. Dazu können Sie diese auch einfach auf ein Stück Papier verzeichnen. Je kleiner Ihr Kind ist, desto konkreter sollte die Vorgabe sein. Sie können etwa jeden Knopf vorzeichnen, der für die Form benötigt wird. So fördern Sie gleichzeitig auch zur Feinmotorik, die Konzentration und Ausdauer.

Als Pause oder zur Entfaltung der Kreativität ist es für Kinder aber auch immer super, wenn sie einfach mit den Knöpfen oder Perlen spielen dürfen und freie Formen legen können.

Tablett

Ein Tablett eignet sich gut, um verschiedene Aufgaben und Materialien zu einem Thema zu präsentieren. Wenn Sie das zuvor herrichten, kann Ihr Kind dann, wenn es passt, diese Arbeitsmaterialien holen und loslegen.

Um beim Beispiel Löwenzahn zu bleiben, könnte sich auf dem Tablett zum Beispiel die verschiedenen Stadien des Löwenzahns befinden, ein Experiment, um aufgeblühten Löwenzahn haltbar zu machen, ein Lernheftchen zu Löwenzahn, ein Rätsel, ein Mosaik und dergleichen.

Heftchen

Kleine Sachhefte, auch Zauberminis (Werbung) genannt, zusammen mit den Kindern machen bietet sich für fast alle Themen an. Sie bestehen aus verschiedenen Arbeitsblättern. Allerdings empfiehlt es sich, für diese Hefte eher kleine Formate zu verwenden, also in der Größe A6 oder A7. Das macht sie für Kinder schon allein durch ihre Größe besonders. Füllen können Sie diese mit: Lückentexten, Ausmalbildern, Selbstmalanleitungen, Experimentanleitungen, Bastelanleitungen, Puzzles oder Mosaike zum Aufkleben. Alles, was zum gewählten Thema passt und der Lernstand Ihres Kindes entspricht.

Rätselrallye

Rätselrallyes sind wie kleine Schatzsuchen. Sie geben Ihrem Kind vor, was es suchen soll und stellen so kleine Rätselaufgaben, die es lösen muss. Natürlich passend zu Ihrem gewählten Thema. Das setzt aber schon ein gewisses Grundwissen voraus und dient meist eher der Festigung bzw. Wiederholung des Lernstoffes.

Die einfachste Variante ist zum Beispiel einen Eierkarton zu nehmen und Bilder von den gesuchten Gegenständen, aus dem Wald beispielsweise, in die einzelnen Mulden zu legen. Nun muss Ihr Kind diese verschiedenen Dinge draußen in der Natur suchen. Also zum Beispiel, verschiedene Baumfrüchte oder verschiedene Nüsse.

Experimente

Experimente machen das Lernen spannend. Sie wecken die Neugierde und heben somit die Motivation unserer Kinder meist stark an. Hierbei können sie selbst etwas ausprobieren, das nicht alltäglich für sie ist und meist versetzt sie das Ende auch noch in Erstaunen. Perfekt also zum Lernen. Dabei kann es um recht einfache Dinge gehen, die für uns klar sind, unsere Kinder aber überraschen.

Letztens haben wir Experimente zum Thema Wasser gemacht. Meine Tochter, damals 4, war sehr erstaunt, dass Wasser, wenn wir es in die Gefriertruhe geben, nach vielen Stunden zu Eis wird. Theoretisch wusste sie das schon länger, aber es zu beobachten, zu sehen und selbst zu machen, ist für unsere Kinder noch einmal was ganz anderes. Dinge, die wir durch Selbstexploration und mit hoher Eigenmotivation lernen, bleiben uns ewig im Gedächtnis.

Fazit

Die Montessoripädagogik dient uns auch zu Hause als Motivator unserer Kinder und schafft es, dass unsere Kinder selbstständig werden, motiviert sind Neues zu lernen und konzentriert arbeiten wollen und können. Wir sollten die Montessoripädagogik also nicht bloß den Pädagogen überlassen, sondern uns das herausnehmen, was für uns und unsere Kinder sinnvoll und passend ist.

Wobei ich finde, dass es hauptsächlich die Herangehensweise der Selbstständigkeit ist, aber dennoch wir nicht als unbeteiligte Beobachter fungieren sollten. Sondern als teilhabende Partner. So fördern wir zusätzlich die Beziehung zu unseren Kindern und schaffen Sicherheit und Geborgenheit.

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Links, rechts – So lernen es Kinder

Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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