Der beste Weg, Kindern Popeln abgewöhnen

Für viele ist es ganz natürlich, aber dennoch erzeugt das Nasenbohren beim Gegenüber meist Ekel. Manchmal auch Scham auf der Bohrerseite. Viele Menschen meinen, wir sollen unsere Kinder ruhig machen lassen. Das sehe ich nicht so. Richtig popeln, will gelernt sein und manchmal ist es eben nicht angebracht. So lernen Sie es Ihren Kindern.

Warum Kinder popeln

Popel sind nichts anderes als getrocknetes Nasensekret. Unsere Nasenschleimhäute reinigen die Luft, die wir einatmen, vom Staub. Großteils wird das alles dann durch den Rachenraum abtransportiert. Einige Verkrustungen bleiben allerdings zurück und stecken dann als Popeln in unserer Nase fest. Das entdecken Kinder natürlich recht bald. Und auch, dass sie da mit den kleinen Fingern gut herankommen und die lästigen Popel herausholen können. Einmal entdeckt, birgt dies eine gewisse Faszination.

Laut verschiedenen Studien bohren Kinder (wie auch Erwachsene) hauptsächlich aus drei Gründen in der Nase:

  • Aus Genuss
  • Aus Langeweile
  • Aus Stress

Aber natürlich gibt es auch den begünstigenden Faktor Aufmerksamkeit. Gerade, wenn unsere Kinder Nasenbohren schenken wir Ihnen mehr Aufmerksamkeit. Das ist natürlich umso lustiger oder spannender für die Kleinen. Wie wir Eltern mit der Situation umgehen ist also ebenso maßgebend für das weitere Nasenbohren wie die Gründe.

Natürlich können auch physiologische Ursachen, wie trockene Nasenschleimhaut, Allergien oder anderes dahinterstecken. Das sollten Sie mit Ihrem Kinderarzt abklären, besonders wenn Ihr Kind erwähnt, dass es in der Nase weh tut.

Was kann man gegen Nasenbohren bei Kindern tun?

Nasenbohren wird nicht gern gesehen. Auch wir Eltern sind da manchmal genervt, wenn unsere Lieblinge wieder mal den Finger in der Nase haben. Ganz zu schweigen vom auftretenden Ekel, wenn dieser dann im Mund landet. Aber es gibt Abhilfe:

Tipps zum Popeln Abgewöhnen

Aufmerksam machen:
Wenn Ihr Kind aus Langeweile oder Gewohnheit in der Nase bohrt, machen Sie es zuerst mal darauf aufmerksam. Wahrscheinlich fällt es ihm/ihr nicht auf, dass der Finger schon wieder zur Nase gewandert ist.

Unmittelbare Alternative bieten:
Geben Sie Ihrem Kind ein Taschentuch, um den Popel herauszuholen und fordern Sie es auf, Händewaschen zu gehen.

Erklären Sie, warum nicht:
Am besten wiederholen Sie mit Ihrem Kind gleich während des Händewaschens die Gründe, warum die Finger in der Nase nichts verloren haben. Zum Beispiel, weil Sie leichter dadurch krank werden und auch leichter, wem anstecken. Und auch noch einmal, wann es eventuell okay ist und wann es gar nicht passt. Genau das Warum und wann geht es nicht, wird auch im Buch: Pipi, Popel, Pups und Kacka. Warum Ekel nützlich ist (Werbung) besprochen.

Alternativen bieten:
Wenn Ihr Kind Schmerzen hat, Entzündungen oder extrem trockene Nasenschleimhaut, lassen Sie es von einem Arzt ansehen und behandeln. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es am besten fest anblasen muss und dafür ein Taschentuch verwenden soll. Je nachdem, wie es für Sie passt, können Sie Ihrem Kind auch erklären, wann es für Sie okay ist, also zum Beispiel: wenn Sie allein zu Hause sind. Und dass sie sich danach immer die Hände waschen gehen sollten.

Wiederholen:
Die Regeln und Sitten müssen wahrscheinlich nicht gleich nach dem ersten Mal sitzen, sondern müssen öfter wiederholt werden, bis Ihr Kind diese verinnerlicht.

Ruhe bewahren:
Das oberste Gebot: machen Sie Ihre Kinder darauf aufmerksam und besprechen Sie es mit Ihnen, bauschen Sie es aber nicht unnötig auf und machen Sie schon gar kein Spielchen daraus. Zu heftige Kritik und Schimpfen könnte als ungerecht empfunden werden und wir ernten dadurch eher nur Trotz und Kinder, die aus Trotz in der Nase bohren.

Belohnen:
Für unsere Kinder ist sichtbarer Erfolg bedeutungsvoll, um die Motivation nicht zu verlieren. Daher hat sich in solchen Fällen ein Belohnungssystem gut bewährt. Am einfachsten und übersichtlichsten lässt sich das mit einer Belohnungstafel (Werbung) machen.

Mehr zum Grenzen setzen, ohne unsere Kinder zu verletzen, können Sie hier nachlesen.

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Was passiert, wenn man zu viel popelt?

Nasen bohren kann auch negative Folgen haben:

  • Man überträgt leichter Krankheiten
  • Man steckt sich auch leichter mit Krankheiten an
  • Es kann zu Nasenbluten führen und
  • Die Nasenschleimhaut kann sich entzünden

Aber das Popeln für sich macht uns und unsere Kinder nicht krank, wie ein alter Mythos besagt. Es öffnet nur den Bakterien und Viren leichter den Weg. Und es vergrößert auch die Nasenlöcher nicht, nur falls Sie das wo gelesen haben.

Die Psychologie des Popel-Essens

Ja, auch das kommt vor und ist normal. Trotzdem erzeugt das natürlich entsprechend viel Ekel, auch wenn es sich um die eigenen Kinder handelt. Es gibt da bei manchen Autoren, die das Essen der Popel, mit Theorien von Freud und Adler verbinden. Ich bin allerdings der Meinung, dass die neueren entwicklungspsychologischen Ansätze eher zutreffen. Kinder entdecken Ihren Körper, auch die Nasenlöcher. Dass dabei etwas noch herauszuholen ist, macht es in diesem Fall nur noch interessanter.

Kleine Kinder ekeln sich noch nicht davor und schämen sich auch nicht deswegen. Also haben sie die Nasenlöcher mal entdeckt ist es nicht ungewöhnlich, dass diese immer wieder erforscht werden. Und da unsere Kinder sich noch viel stärker Momente mit allen Sinnen erfahren, wenden sie das natürlich auch beim Popeln an. Wie schmeckt, dass eigentlich was da rauskommt. Wie gesagt, zählt Ekel und Scham in diesen Belangen noch nicht zum Repertoire unserer Kinder.

Tatsächlich wurde 2019 auf der Universität Harvard eine Studie zufolge sogar herausgefunden, dass Popel essen sogar einen positiven Effekt auf unser Immunsystem haben kann, da es unserem Darm Bakterien zuführt, die ansonsten über die Nase ausgeschieden werden würden. Es wurde auch eine Theorie aufgestellt, dass die in Popeln enthaltenen Bakterien unsere Zähne vor schädlichen Bakterien schützen könnten. Beweise blieben allerdings noch aus.

Fazit

Ein unappetitliches Thema für uns Erwachsene, das unseren Kindern jedoch keine Sorgen oder Gedanken macht. Das trichtern erst wir ihnen ein. Natürlich ist es angebracht, mit Ihrem Kind Wege und Lösungen zu finden, die für Sie und Ihr Kind passen. Mit oben stehenden Tipps sollte da auch gelingen.
Die Vorbildfunktion habe ich in diesem Artikel natürlich nicht extra erwähnt, ist aber auch hier wesentlich. Achten Sie doch auch mal selbst auf Ihre eigenen Gewohnheiten beim Nase bohren. Oft hat sich bei uns Erwachsenen eine Routine eingeschlichen, die uns gar nicht mehr bewusst ist. 

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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