Mein Kind ist oft schlecht gelaunt und unzufrieden: Gründe und Tipps

Stimmungsschwankungen kennen wir alle. Egal, ob bei uns Erwachsenen oder bei unseren Kindern. Wir alle sind mal besser, mal schlechter gelaunt. Unsere Laune ist, stärkt von unserer Verfassung abhängig und von den bisherigen Erfahrungen. Schlechte Laune weist oft darauf hin, dass ein Bedürfnis nicht ausreichend erfüllt ist. Es kann aber auch das Ergebnis von vielen kleinen Frustrationen sein.

Das heißt, wenn Ihr Kind oft unzufrieden ist, motzt oder einfach schlecht gelaunt ist, ist es ratsam zuerst versuchen:

  • Den Hauptgrund herauszufinden
  • Die Grundbedürfnisse abchecken
  • Den Alltag zu durchleuchten

Warum ist mein Kind oft unzufrieden?

Grundbedürfnisse schlecht erfüllt

Unsere Kinder haben Grundbedürfnisse, die wichtig für ihre Entwicklung und für ihr Wohlbefinden sind. Die Grundbedürfnisse können gut oder schlecht erfüllt sein. Das ist nicht von einem einzigen Ereignis abhängig, sondern ergibt sich durch die gesamten Erfahrungen in den letzten Wochen und Monaten.

Die Grundbedürfnisse unserer Kinder sind neben den physischen Bedürfnissen, auch sich sicher fühlen, geliebt werden, Familie und Freunde zu haben, spielen, Spaß zu haben, lernen und sich entwickeln zu können, selbstständig sein und frei sein.

Bedürfnispyramide Kinder
Bedürfnispyramide Kinder

Oft ist einer dieser Grundbedürfnisse der Grund, warum unsere Kinder unzufrieden sind. Wenn eines dieser Bedürfnisse schlecht erfüllt ist, führt das bei unseren Kindern natürlich zu Unzufriedenheit.

Zum Beispiel, wenn ein Kind viel quengelt oder besonders viel „anstellt“ kann das daran liegen, dass das Kind eigentlich ein Bedürfnis nach Nähe, Zuneigung und Liebe. Ein Kind, das trotzt, will oft mehr Autonomie, auch wenn das nicht immer möglich ist. Ein Kind, das unzufrieden mit Spielzeug ist, hat eventuell ein Bedürfnis nach anderen Kindern.

Die dahinterliegenden Bedürfnisse zu erkennen, ist nicht immer einfach. Uns Erwachsenen bleibt oft nur das Bauchgefühl übrig oder es einfach mit einer dieser Bedürfnisoptionen zu versuchen.

In einer Studie von UNICEF von 2020 zeigt sich, dass auch in unseren vermögenden Ländern oft die Grundbedürfnisse nur unzureichend erfüllt sind.

Frustration

Auch Frustration kann zu hoher Unzufriedenheit bei unseren Kindern führen. Der Alltag hält für unsere Kinder viele Herausforderungen bereit. Es geschehen viele unvorhergesehene Dinge. Dinge, die sie nicht durchblicken und die sie auch nicht beeinflussen können.

Ungewissheit und Unsicherheit erzeugt in uns Angst und Unwohlsein. Aber es geht auch einiges schief im Alltag unserer Kinder. Nicht alles läuft, wie sie es geplant hatten und manches Mal stoßen sie schneller an ihre Grenzen, als sie das geplant hatten.

Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, erzeugen diese Erlebnisse natürlich jedes Mal etwas Enttäuschung. Eine Enttäuschung allein können unsere Kinder meist schon im Kindergartenaltern recht gut verkraften. Aber die Menge macht das Gift. Erleben unsere Kinder mehrere Enttäuschungen, wächst auch der Frust, der dadurch entsteht. Irgendwann ist es ihnen zu viel und der Frust muss raus.

Bei manchen Kindern sind es im Kindergartenalter die Trotzanfälle, im Schulalter, die Launen und von der Pubertät und den übellaunigen Phasen dabei will ich gar nicht reden.

Aber manche Kinder halten auch recht viel aus oder das Fass ist einfach noch nicht voll. Dies zeigt sich dann recht häufig in Unzufriedenheit. Die Kinder jammer, motzen, sind einfach schlecht gelaunt und wir können ihnen nichts recht machen.

Natürlich kann es sein, dass unsere Kinder dauernd schlechte Erfahrungen in ihrem Alltag machen. Vielleicht sind sie frustriert, weil sie etwas nicht können, was sie im Alltag brauchen. Es kann auch sein, dass sie von jemandem abgelehnt werden, der/die ihnen wichtig ist.

Es lohnt sich da einen genaueren Blick darauf zu werfen, wann sie „die Laune“ ihres Kindes ändert und mögliche Auslöser herauszufinden. Das können Sie durch Beobachtung, durch mehrere Gespräche mit Ihrem Kind oder auch durch Austausch mit den Pädagogen Ihres Kindes erreichen.

Hilflosigkeit

Hilflosigkeit heißt, dass Ihr Kind eine wichtige Fähigkeit, die es im Alltag braucht und seinem Alter entsprechen würde, nicht ausreichend beherrscht und nicht weiß, wie und wo es Hilfe bekommt. Oder aber auch, dass es sich einer übermächtigen Situation oder Person ausgeliefert fühlt und nicht weiß, was es dagegen tun kann.

Manchmal spricht man auch von erlernter Hilflosigkeit. Das trifft zu, wenn wir unseren Kindern nie gelernt haben, ein Problem oder Situation altersgerecht selbst zu meistern. Indem wir unseren Kindern alles abnehmen und sie von der Realität abschirmen, erziehen wir sie zur Hilflosigkeit.

Das kann sich natürlich in Unzufriedenheit äußern. Die Kinder wissen sich nicht zu helfen und ihre Selbstständigkeit und Freiheit sind dadurch stark eingeschränkt. Das sind also wiederum Grundbedürfnisse durch äußere Umstände nicht oder nur schlecht erfüllt sind.

Warum jammert mein Kind immer?

Jammern ist ein Ausdruck, den viele Kinder wählen, um ihre Unzufriedenheit auszudrücken. Auch für das Jammern gelten also dieselben Gründe wie für die generelle Unzufriedenheit: unzureichende Erfüllung der Grundbedürfnisse, Frustration oder Hilflosigkeit.

Natürlich könnte das auch anders von unseren Kindern kommuniziert werden, dennoch versuchen viele Kinder den Weg des Jammerns. Warum? Weil sie einfach die Erfahrung gemacht haben, dass wir darauf reagieren.

Jammern erregt viel schneller unsere Aufmerksamkeit. Es wird in unserem Gehirn mit Gefahr, Verletzung, Not verknüpft. Darum reagieren wir meist rascher. Das lernen auch unsere Kinder.

Es ist daher sehr wichtig, unseren Kindern beizubringen, wie sie um Hilfe fragen oder ihre Bedürfnisse mitteilen können, ohne zu jammern. Je nach Alter natürlich am besten in ganzen Sätzen, in denen Ihr Kind sagt, was das Problem ist und was es möchte.

Das sollten Sie in diesen Situationen dann auch einfordern, bevor Sie das Problem angehen. Das kann auch Wochen und Monate dauern. Ein einmal eingewöhntes Verhalten, wie jammern, benötigt einfach viel Zeit, um sich umzugewöhnen.

Das gilt natürlich auch für uns Eltern. Auch wir müssen uns selbst daran erinnern und uns neu angewöhnen, auf das Jammern unserer Kinder so zu reagieren, dass wir zuerst unserem Kind helfen, das Problem passend auszudrücken.

Tipps, was Sie tun können, wenn Ihr Kind oft unzufrieden ist

  • Stärken Sie den Selbstwert (Artikel auf Familiencouch)
  • Grundbedürfnisse, wie Autonomie und Selbstständigkeit fördern
  • Beobachten Sie das Kind genau 
  • Erstellen Sie sich vielleicht Notizen über Zeit und Art der Unzufriedenheit, damit Sie die Ursache leichter herausfinden können
  • Führen Sie ein offenes Gespräch mit Ihrem Kind, ohne Vorwürfe zu machen
  • Stellen Sie Ihr Kind deswegen vor anderen nicht bloß
  • Machen Sie positive Bemerkungen, wenn sich Ihr Kind bemüht und versucht sich zu motivieren
  • Versuchen Sie alle Grundbedürfnisse durchzugehen und bei Bedarf diese gemeinsam besser zu erfüllen: Kuscheln, gemeinsam neue Sachen entdecken und lernen, sich mit Freunden treffen und Hobbys nachgehen lassen …
  • Sprechen Sie mit den Pädagogen (Lehrern/ Kindergärtner) Ihres Kindes, um mögliche Schwierigkeiten und Gründe zu entdecken
  • Üben Sie mit Ihrem Kind, seine Bedürfnisse zu erkennen und auszusprechen. Am besten gelingt das dadurch, dass Sie selbst ihre Beobachtungen und Vermutungen Ihrem Kind mitteilen. „Ich glaube, du bist hungrig und ich sehe, du bist traurig. Es kann sein, dass dir das mehr ausgemacht hat, weil du so hungrig bist.“ „Ich sehe, du magst mir heute ganz viel zeigen und erzählen. Ich glaube, wir benötigen mehr gemeinsame Zeit. Komm, setzt dich her und erzähl mir von deinem Tag.“ Ich habe beruflich und privat die Erfahrung gemacht, dass dabei Gefühlskarten (Werbung) gut helfen können. Mit ihnen lassen sich die Emotionen verständlich erklären und auch zeigen. Ähnlich wirken die Achtsamkeitskarten (Werbung). Diese legen den Fokus mehr auf die Bedürfnisse, den Augenblick und das, was unser Kind fühlt und wahrnimmt. Gerade bei Unzufriedenheit ist es hilfreich, das mit unseren Kindern zu üben.

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Fazit

Unzufriedenheit ist immer ein Ausdruck dafür, dass etwas nicht stimmt. Kinder sind nicht absichtlich unzufrieden, um uns zu ärgern. Die Kunst ist herauszufinden, was nicht stimmt.

Ist Ihr Kind oft unzufrieden mit Spielzeug und oft gelangweilt, hat es vielleicht nicht gelernt, sich selbst zu beschäftigen. Auch das will gelernt sein und fällt in das Grundbedürfnis der Selbstständigkeit.

Mehr zum Thema habe ich hier für Sie zusammengefasst:

Was tun, wenn mein Kind ausrastet

Was tun gegen Langeweile

Hilfe, mein Kind rastet bei Müdigkeit aus

Kann zu viel Spielzeug meinem Kind schaden?

Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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