Viele heikle Situationen mit unseren Kindern ergeben sich, wenn sie müde sind. Hier finden Sie die Antwort darauf, warum unsere Kinder ausrasten, wenn sie müde sind und wie Sie darauf reagieren können.
Kurz vorweg schon mal: Um Ausrastern durch Müdigkeit zu vermeiden, müssen wir die vom Kind benötigte Gesamtschlafdauer berücksichtigen. Diese muss bestehen bleiben. Wenn das Kind bereits überdreht ist, müssen Sie mit einer längeren Beruhigungsphase rechnen. Diese Beruhigungsphase ist jedoch kein Teil der insgesamt benötigten Schlafdauer. Besonders Pausen helfen unseren Kindern, den Alltag trotz Müdigkeit zu meistern. Aber vorsichtig, auch Pausen wollen geplant sein.
Wie verhalten sich Kinder, wenn sie müde sind?
Müdigkeit kann sich bei Kindern auf viele unterschiedliche Arten zeigen. Einerseits gibt es die ganz klassischen Müdigkeitssymptome, wie gähnen, Augen reiben und Abgeschlagenheit. Andererseits gibt es Symptome, die wir nicht gleich mit Müdigkeit verbinden: Unaufmerksamkeit und auffällig aufgedrehtes Verhalten zum Beispiel. Dennoch reagieren viele Kinder genau so. Trotz Müdigkeit, oder besser gerade wegen der Müdigkeit geben sie noch mal richtig Gas. Die Kinder sind dann:
- Laut,
- bewegen sich viel und
- machen auch so manchen Blödsinn.
- Noch dazu halten sie aber gleichzeitig auch nicht viel Stress oder Frust aus und sind daher auch
- weinerlicher und empfindlicher als sonst.
Warum drehen Kinder auf, wenn Sie müde sind?
Die Ursache ist recht schnell erklärt. Unser Gehirn empfindet Stress, wenn es müde ist. Und Stress bindet sehr viele Ressourcen. Das kann für uns auch gefährlich sein. Daher gibt es eine Schutzfunktion: Wenn das Gehirn müde ist und die Impulse sich verlangsamen, schaltet sich unsere Körper, genauer gesagt eigentlich unser Bewegungszentrum im Gehirn ein und versucht, diese innere Unruhe und Angespanntheit, die dadurch entsteht, durch Bewegungen und Impulse auszugleichen. Es ist ein Zeichen von Stress und Anspannung, denen der Körper unserer Kinder einfach nur versucht entgegenzuwirken.
Auch wenn ihre Gefühle recht schnell mit ihnen durchgehen und sie aufgrund von Kleinigkeiten, sehr emotional reagieren, ist das oft ihrer Müdigkeit geschuldet. Sie besitzen einfach nicht mehr die Kraft und die nötigen Ressourcen, um angepasst zu reagieren. Sie sind schlichtweg zu müde, um ihre Bedürfnisse zurückzustellen oder auch, um Enttäuschungen richtig einzuschätzen und Stress auszuhalten. Alles kommt beinahe ungefiltert aus unseren Kindern raus.
Info
Genau das führt dann zu Wut- und Trotzanfällen. Und das ist dann nicht nur bei 5-Jährigen so, sondern auch noch im Schulalter.
Nur Nachteile hat Müdigkeit übrigens nicht. Es fällt nämlich auch die sogenannte Hirnschranke. Also, ebendieser Filter, mit dem unsere Kinder normalerweise im ausgeruhten Zustand entscheiden, was sie zu uns sagen, wie sie handeln und auch wie sie auf etwas reagieren. In diesem Zustand sind sie übrigens eher geneigt, uns von Erlebnissen zu erzählen, als im ausgeruhten Zustand.
Tipp
Was kann ich tun, wenn mein Kind übermüdet ist?
Natürlich kann es vorkommen, dass unsere Kinder übermüdet sind. Sei es, weil wir sie mal länger aufgelassen haben oder auch, weil sie einen besonders anstrengenden oder aufregenden Tag hatten. Wichtig ist, dass Sie dann rasch darauf reagieren und Ihr Kind versuchen zur Ruhe zu bringen. Es ist nämlich nicht nur anstrengend für Sie und Ihr Kind, sondern auch die Verletzungsgefahr bei übermüdeten Kinder steigt deutlich an.
Allerdings müssen Sie sich darauf einstellen, dass es einige Zeit benötigt, bis sich Ihr Kind beruhigt hat und die Aufregung so weit heruntergefahren ist, dass es auch schläfrig wird.
Kinder benötigen ungefähr 30 bis 60 Minuten, um zur Ruhe zu kommen. Allerdings, im normalen Alltag. Ist Ihr Kind besonders aufgeregt oder gestresst, kann das auch mal ein bis zwei Stunden länger dauern. Worauf Sie alles achten müssen und wie Sie ihr übermüdetes Kind zum Schlafen bringen, habe ich in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.
Natürlich ist es hilfreich, wenn Sie wissen, dass Ihr Kind einen besonders anstrengenden Tag hat oder es lange aufbleibt, dass Sie versuchen auf die benötigte Gesamtschlafzeit zu achten. Es empfiehlt sich, Zeit für ein Mittagsschläfchen oder auch zum langen Ausschlafen einzuplanen. Die optimale Schlafzeit, nach Alter gestaffelt, finden Sie hier.
Ganz wichtig sind auch Routinen. Diese laufen bei unseren Kindern wie ein fixes Programm ab, auch im Gehirn. Sie vermitteln unseren Kindern dadurch Sicherheit und helfen so, schneller zu entspannen und den Stress herunterzufahren. Hier habe ich einige Tipps für Sie.
Allgemeine Tipps, was Sie tun können, wenn es Ihrem Kind mal zu viel wir, finden Sie hier: Was tun, wenn mein Kind ausrastet.
So können Sie Ihrem Kind helfen zur Ruhe zu kommen
Unsere Kinder brauchen bis in die mittlere Kindheit hinein noch unsere Hilfe, um zur Ruhe zu kommen. Gerade, wenn Sie besonders aufgeregt sind, sei es durch positives oder negatives, gehen ihre Emotionen und Gedanken meist mit ihnen durch. Das zeigt sich, wie erwähnt, größtenteils auch körperlich bei unseren Kindern. Im stressigen Alltag übersehen wir das allerdings recht leicht. Es ist deshalb hilfreich, kleinere Pausen für Ihr Kind schon vorab einzuplanen, wenn Sie wissen, hier war oder auch wird es anstrengend oder aufregend.
Ausruhen ist nicht unbedingt schlafen. Erholsam ist alles, wo wir unseren Gedanken freien Lauf lassen können. Ohne Vorgaben, Druck und Einschränkungen. Wir Erwachsenen nennen das auch gerne Me-time. Aber genau das tut natürlich auch unseren Kindern gut. Um Ihrem Kind eine Pause zu verschaffen, können Sie mit Ihrem Kind oder wenn Ihr Kind älter ist, Ihr Kind allein:
- Etwas lesen
- Malen oder etwas ausmalen
- Fernschauen
- Basteln
- Handwerken
- Ball an die Wand verwerfen
- Musik hören
- Frei Spielen
- Gemeinsam kochen
- Tanzen
Erlaubt und sinnvoll ist alles, was Ihrem Kind Spaß macht, die Gehirnkapazität aber nicht belegt. Computerspielen, aber auch Fußballspielen oder gemeinsam mit anderen Spielen ist auch wichtig und nützlich, aber wenig erholsam und daher eher nicht für Pausen geeignet. Handy und Co. übrigens auch nicht.
Die Pausenzeit sollte allerwenigstens 30 Minuten betragen, besser ist aber eine Stunde oder länger, wenn Ihr Kind schon sehr übermüdet ist.
Wenn der Tag dann noch länger dauert, sollten Sie versuchen, nicht allzu anstrengende Aktivitäten einzuplanen. Zumindest, was die Gehirnleistung betrifft. Aufmerksamkeit und Konzentration fallen unseren Kindern in solch einem Zustand sehr schwer.
Kleinkinder benötigen meist mehrere Tage, bis sie ein Schlafdefizit oder einen sehr anstrengenden Tag ausgeglichen haben. Bedenken Sie das vielleicht bei Ihrer Wochenplanung mit. Auch noch bei größeren Kindern.
Tipp
Körperliche Anstrengung schadet jedoch nicht. Sind unsere Kinder nicht nur geistig, sondern auch körperlich ausgepowert, verhilft ihnen das zu einem besseren, tieferen Schlaf.
Wir können unsere Kinder auch dabei unterstützen, in dem wir ihnen Vorschläge und Angebote für die Pause machen. Wir sollten Sie aktiv dazu auffordern und die passenden Rahmenbedingungen dafür schaffen. Also, auch den Tagesplan danach anpassen. Einfach nur zu sagen, sie sollen Pause machen, ist meist weniger erfolgreich. Oft greifen unsere Kinder dann auch auf Beschäftigungen zurück, die für sie nur scheinbar entspannende sind, in Wirklichkeit ihrem Gehirn aber keine Pause verschaffen.
So läuft es bei uns zu Hause
Übermüdete Kinder sind meist sehr anstrengen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es mir dann fällt, ruhig zu bleiben. Ich versuche mich dann selbst zu besinnen und Ihr Bedürfnis in den Vordergrund zu stellen. Nämlich das Bedürfnis nach Ausruhen. Manches Mal braucht es zwei, drei Anläufe, bis wir für alle, die passende Beschäftigung gefunden haben, aber mittlerweile funktioniert das dann recht gut.
Die Kinder wissen, jetzt ist Pausenzeit. Manchmal muss ich sie zurückholen und eventuell die Beschäftigung ändern. Aber ich sehe richtig, wie erholsam, diese Mittagspausen für sie sind. Und da reicht die Essenszeit nicht aus. Erst nach ungefähr eineinhalb Stunden sind beide nach dem Kindergarten wieder fit für den Rest des Tages und wir können dann gut zusammen die anderen Herausforderungen des Tages meistern.
Gleichzeitig ist es dann abends auch nicht so anstrengend mit den Kids, weil sie noch ein paar Ressourcen übrig haben. Wird es dann doch laut und hektisch, versuche ich, mit ihnen früher ins Bett zu gehen. Ungefähr eine halbe Stunde vor der üblichen Zeit, das fällt ihnen an solchen Tagen meist nicht auf. Außerdem brauchen sie da auch länger, um eben in diese Schlafmüdigkeit zu kommen. Das hilft den Kindern sich auszurasten und schont natürlich auch meine Ressourcen.
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