Wie viel Schlaf braucht ein Kind?

Wie lange soll mein Kind schlafen? Wie viel Schlaf ist normal, zu viel oder zu wenig? Diese Fragen und wie Sie das Schlafverhalten Ihres Kindes verbessern können, finden Sie in diesem Artikel.

Wie viel Schlaf ist normal für unsere Kinder

Die Information über die empfohlene Schlafdauer unserer Kinder ist hilfreich. Jedoch vermissen Informationen im Internet die Details über die Schlafdauer. Oft werden durchschnittliche Schlafzeiten angegeben. Da die Schlafdauern von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, hilft uns ein Durchschnittswert nur bedingt weiter.

Besser ist hier die Angabe eines Bereiches. Ich habe auf einigen Seiten die Angabe des empfohlenen Schlafbereiches gefunden, jedoch fehlt hier auch eine wichtige Information: der Normalbereich. Dieser Bereich beschreibt die Schlafdauer, welche zwar nicht im empfohlenen Bereich liegt, aber trotzdem als normal angesehen werden kann, oder noch nicht bedenklich sein muss. 

Erst mit dieser Information können Eltern gezielt darauf reagieren, wenn das Schlafverhalten ihrer Kinder außerhalb des Normbereichs liegt. In diesem Falle sollte als Erstes der Kontakt zum Kinderarzt gesucht werden, um herauszufinden, ob ein Problem vorliegt oder ob es sich um eine Phase in der Entwicklung des Kindes handelt.

Empfohlene Schlafdauer nach Alter

Die U.S.-amerikanische National Sleep Foundation veröffentlichte 2015 eine neue Empfehlung, welche Schlafdauer je nach Alter der Kinder empfohlen wird. In der nachfolgenden Liste finden Sie eine Übersicht, wie viel Schlaf wir in jedem Alter und pro Tag benötigen. Zusätzlich finden Sie die Information, welche Schlafdauer noch im Normalbereich ist.

AlterEmpfohlene DauerNormalbereich
0 - 3 Monate14 - 17 Stunden11 - 19 Stunden
4 - 12 Monate12 - 15 Stunden10 - 18 Stunden
1 - 2 Jahre11 - 14 Stunden9 - 16 Stunden
3 - 5 Jahre10 - 13 Stunden8 - 14 Stunden
6 - 13 Jahre9 - 11 Stunden7 - 12 Stunden
14 - 17 Jahre8 - 10 Stunden7 - 11 Stunden
18 - 25 Jahre7 - 9 Stunden6 - 11 Stunden
26 - 64 Jahre7 - 9 Stunden6 - 10 Stunden
65+ Jahre7 - 8 Stunden5 - 9 Stunden
In dieser Tabelle finden Sie die empfohlene Schlafdauer und den Normalbereich nach Alter

Der empfohlene Bereich schwankt je nach Land und Organisation. Die Empfehlung der WHO zum Beispiel deckt sich zum Großteil mit der oben angeführten Liste. Lediglich der Wert der Babys ist im Bereich 12 - 16 Stunden angegeben. Der empfohlene Bereich ist somit um eine Stunde länger als in der Liste, ist aber immer noch im angegebenen Normalbereich.

Aus dieser Liste ist ersichtlich, welche Schlafdauer für uns und unsere Kinder empfohlen wird. Zusätzlich finden wir den Normalbereich. Wenn die Schlafzeiten unserer Kinder (oder unsere eigenen) außerhalb dieser Werte liegen, sollten wir uns professionelle Hilfe holen. Bei unseren Kindern ist natürlich der erste Kontakt der Kinderarzt.

Woher kommen diese Empfehlungen?

Wie bereits erwähnt gibt es die unterschiedlichsten Organisationen, welche das Schlafverhalten und die gesundheitlichen Auswirkungen erforschen. Die hier angegebene Liste wurde von einem Gremium aus 18 Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft und der Medizin entwickelt. Es wurden Hunderte von Forschungsstudien über Schlafdauer und zusammenhängende Gesundheitsfaktoren verglichen. Daraus wurden dann die Empfehlungen erarbeitet.

Wie gesagt, gibt es zahlreiche nationale und globale Empfehlungen. Neben den bereits erwähnten finden Sie nachfolgend zwei weitere Empfehlungen aus Deutschland und Österreich:

Empfehlung gem. Österreichischen Gesundheitsministerium 

Deutsche Gesellschaft für Schalffforschung und Schlafmedizin (DGSM) 

WIEVIEL SCHLAF BRAUCHT EIN KIND?

Braucht mein Kind einen Mittagsschlaf?

Ob ihr Kind einen Mittagsschlaf benötigt oder nicht, beantwortet es meist von selbst. Bis zu 3 Jahren ist ein Mittagsschlaf noch die Norm. Es gibt aber auch Phasen, in denen die Kinder ohne Mittagsschlaf auskommen. Es muss darauf geachtet werden, dass die Rahmenbedingungen passen. Wenn Sie merken, dass Ihr Kind müde ist und den Schlaf braucht, sollten Sie eine ruhige Umgebung schaffen, damit Ihr Kind ungestört einschlafen kann.

Bei mehr als einem Kind ist das nicht immer einfach. Die älteren Kinder müssen hier einfach ein wenig mitarbeiten. Sie sollten versuchen, sich möglichst ruhig zu beschäftigen, wenn das Geschwisterchen im selben Raum schläft. Alternativ kann das Mittagsschläfchen auch im eigenen Bett gehalten werden. Natürlich muss das geübt werden, wenn es aber zur Gewohnheit geworden ist, funktioniert das wunderbar.

Wann soll mein Kind Schlafengehen?

Die Frage nach der Schlafenszeit richtet sich natürlich nach der Zeit, wann aufgestanden wird. Bei uns ist das zum Beispiel recht einfach. Wir wohnen in der Nähe der lokalen Kirche und unsere Kinder haben sich das Glockenläuten um 7 Uhr als Aufstehsignal angewöhnt. Deswegen ist bei uns um 19:00 Uhr die Schlafenszeit angesetzt.

Je nach Alter und Aufstehzeit ergibt sich dann die Schlafenszeit für Ihr Kind. Diese Schlafenszeit sollte auch konstant gehalten werden, damit sich die Kinder an diese Routine gewöhnen können. Eine Variation der Schlafenszeit kann nicht empfohlen werden, da sich die Kinder dann nicht an den Schlafrhythmus gewöhnen können.

Sicher kennen Sie die Situation, wenn die Kinder an einem besonderen Tag etwas länger munter bleiben durften. Es dauert dann immer ein paar Tage, bis der normale Schlafrhythmus wieder erreicht wird. Also sollte sich die Schlafenszeit nach der Aufstehzeit richten und konstant bleiben

Um die tatsächlich benötigte Schlafzeit Ihres Kindes zu ermitteln, empfiehlt es sich, die genaue Zeit vom Schlafen gehen bis zum selbstständigen, ungestörten Aufwachen zu notieren. Am besten mehrmals. Die Dauer wird wahrscheinlich über alle Beobachtungen nicht sehr viel voneinander abweichen. Wenn es doch bei einer Beobachtung einen Ausreißer der Dauer gibt, kann dieser ruhig vernachlässigt bzw. außer Acht gelassen werden.

WIEVIEL SCHLAF BRAUCHT EIN KIND?

8 Tipps für einen besseren Schlaf für Kinder

Mit ein paar Tipps können Sie Ihren Kindern das zu Bett gehen erleichtern. Oft sind es einfache Rahmenbedingungen, welche das Einschlafen fördern. Nachfolgend finden Sie ein paar Tipps, wie dies leichter gelingen kann. 

1. Tipp: Schnuller als Einschlafhilfe bei Säuglingen

Ein Schnuller kann bei Säuglingen als Beruhigung eingesetzt werden. Beim zu Bett gehen kann hier der Schnuller eingesetzt werden. Bitte beachten Sie, dass der Schnuller nicht aufgezwungen werden sollte. Er sollte auch nicht wieder in den Mund gesteckt werden, wenn dieser herausfällt. Genauere Information zur Verwendung von Schnuller finden Sie in diesem Artikel

2. Tipp: Einschlafhilfen und weißes Rauschen

Sie können Ihrem Kind auch ein Bezugsobjekt anbieten. Also entweder ein Kuscheltuch, ein Stofftier oder was immer es gerne mag. Oft suchen sich Kinder auch selbst solch ein Bezugsobjekt. Es gibt Ihnen Sicherheit und hilft ihnen sich selbst zu beruhigen.

Aber auch Einschlafhilfen, die Geräusche machen, Schlaflieder spielen oder Licht projizieren, können nützlich sein. Sie fokussieren die Aufmerksamkeit Ihres Kindes und durch die beruhigenden Töne und Regelmäßigkeiten werden die Hirnaktivitäten heruntergefahren und das Einschlafen nimmt so seinen Lauf.

Es gibt auch Einschlafhilfen, welche weißes Rauschen, einen Herzrhythmus oder Ähnliches von sich geben, in Stofftierform. Auch diese haben einen beruhigenden Effekt und bieten gleichzeitig eine Kuschelgelegenheit.

3. Tipp: Kinder können auch allein schlafen

Ab dem 3. Monat kann das Einschlafen auch ohne Beisein der Eltern geübt werden. Spätestens ab dem 6. Monat sind die Kinder in der Lage, allein einzuschlafen. Auch, wenn es hart ist, die Kleinen allein schlafen zu lassen, ist das für ihre Entwicklung und für ihre Selbstständigkeit wertvoll.

Es wurde herausgefunden, dass Kinder, welche an der Brust saugen oder vom Fläschchen trinken, den Blickkontakt zur Mutter suchen. Wenn sie aber müde werden und einschlafen wollen, wenden die Kinder den Blick von der Mutter ab. Sie distanzieren sich so ein wenig von der Mutter, um einschlafen zu können.

Oft werden Kinder ständig überreizt und schaffen es dann nicht von sich aus einzuschlafen. Das hat dann zur Folge, dass die Kinder nur einschlafen, wenn sie getragen, besungen oder anderweitig aktiv in Trance versetzt werden.

Sie können also Ihrem Kind zutrauen, allein einzuschlafen. Das muss natürlich geübt werden. Was sie nicht tun sollten, ist die Kinder schreien zu lassen, wenn diese nicht gleich einschlafen und zu schreien beginnen.

4. Tipp: Kinder sollten das Bett nur zum Schlafen verwenden

Das Bett Ihrer Kinder soll ein Zeichen dafür sein, dass nun geschlafen wird. Keinesfalls sollte im Bett geblödelt, ferngesehen oder gespielt werden. Wenn das Bett nur als Schlafstätte genutzt wird, löst das auch das zugehörige Verhalten aus. Im Umkehrschluss ist das natürlich genauso. Wenn regelmäßig im Bett gespielt wird, wollen die Kinder auch im Bett spielen, wenn gerade Schlafenszeit ist.

5. Tipp: Das Bett soll nur als Rückzugsort dienen

Unser Bett soll als Rückzugspunkt für die Erholung da sein. Es soll uns Sicherheit bieten und die Umgebungstemperatur sollte angenehm sein (hier werden ca. 18 °C empfohlen). Das Sicherheitsgefühl ist ein wichtiger Aspekt, denn wenn man sich unwohl fühlt, sieht ist auch unser Körper und Geist in Alarmbereitschaft. Jedes kleine Geräusch wird registriert und kann als Bedrohung eingestuft werden.

6. Tipp: schlafen gehen sollte nicht als Strafe verwendet werden

Das Kind sollte nicht als Strafe ins Bett oder schlafen gehen müssen. Wenn das passiert, assoziiert Ihr Kind das Bett als Straf- und nicht als Schlaflager. Somit wird das Sicherheitsgefühl geschädigt und kann Einschlaf- und Schlafprobleme verursachen.

7. Tipp: Schlafrituale fördern das Einschlafen

Um den Kindern Zeit zu geben, ihr Schlafpensum zu erreichen, sind Schlafrituale sehr hilfreich und wichtig. Ein Schlafritual definiert einen Routineablauf, wie die Zeit vor dem Schlafengehen genutzt wird.

Dieser Ablauf soll immer gleich sein. Und es kann und soll zum Beispiel das Zähneputzen, das Waschen und das Anziehen für das Schlafen gehen beinhalten. Das ermöglicht dem Kind, sich an die Situation zu gewöhnen. Ihre Tochter oder Ihr Sohn kann dadurch zur Ruhe kommen und entwickelt auch ein Gefühl der Sicherheit. Damit erleichtern wir den Kindern das Einschlafen.

Abendrituale sollen Schlaflieder und gute Nachtgeschichten beinhalten. Diese helfen, die Gedanken zu beruhigen und herunterzufahren. Vor allem die Schlaflieder helfen dabei. Wenn Sie beim Einschlafen zum Beispiel immer das gleiche Lied singen, wirkt das wie ein Mantra und die Kinder beruhigen sich.

Aber übertreiben Sie es nicht mit den Schlafritualen. 30 Minuten sind genug. Längere Rituale sind für Sie und Ihr Kind nur noch schleppend und können auch den gegenteiligen Effekt haben.

8. Tipp: der Schlaf bei Jugendlichen

Auch bei Jugendlichen ist darauf zu achten, dass sie genug Schlaf bekommen. Pubertierenden Jugendlichen zu helfen ausreichend Schlaf zu bekommen ist aber weitaus schwieriger. Auch bei ihnen helfen Rituale und ein Bett, das nur zum Schlafen genutzt wird.

In der Zeit der mobilen Kommunikation haben Eltern hier aber wenig Möglichkeiten, das zu kontrollieren oder einzuschränken. Deswegen müssen wir versuchen mittels Vereinbarungen dafür zu sorgen, dass sie ausreichend Schlaf bekommen.

Diese Punkte könnten unter anderem folgende sein:

  • Vereinbarung eines Schlafrituals, welches der oder die Jugendliche selbstständig durchführt. Auch hier gilt: Maximal 30 Minuten sind genug.
  • Im Bett soll nicht gespielt, ferngesehen oder Nachrichten geschrieben werden.
  • Soweit es in Ihrer Macht liegt, können Sie einen geregelten Tagesablauf mit festen Essenszeiten eintakten. Das wirkt sich positiv auf den Schlaf-Wach-Rhythmus aus.

Fazit

Ausreichend Schlaf ist für Kinder besonders wichtig. Ihre Entwicklung und Gesundheit hängen davon ab, dass sie genug Schlaf bekommen. Als Eltern müssen wir für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen, damit unsere Kinder dieses Schlafpensum auch erreichen.

Wenn die Kinder beginnen ungeduldig, unaufmerksam oder quengelig zu werden, kann das durch zu wenig Schlaf verursacht sein. Hier empfiehlt sich, die Schlafenszeit der Kinder zu protokollieren und mit der empfohlenen Schlafenszeit abzugleichen. Wenn die Schlafenszeit zu niedrig ist, sollten Sie überlegen, diese an die Aufstehzeit anzupassen und ein paar der Tipps umzusetzen.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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