Das Familienbett beenden: Wie geht das?

Das Familienbett ist für viele Familien eine schöne Sache. Einerseits ist es praktisch, da die Eltern nicht aufstehen müssen, andererseits bietet es die Nähe und Geborgenheit, die unsere Kinder für besseren Schlaf brauchen. Aber irgendwann passt das Familienbett für Eltern oder Kinder nicht mehr. Dann ist es Zeit, das Familienbett zu beenden.

Wenn die Kinder es selbst nicht mehr wollen, geht das in der Regel natürlich recht flott. Wollen es allerdings die Eltern beenden, braucht es da oft eine gewisse Anlaufzeit dafür. Konkret können Sie zwischen zwei Methoden wählen:

  1. Abwechseln oder
  2. Strikt sein

Wie lange soll ein Kind im Bett der Eltern schlafen?

Wie lange ein Kind im Bett der Eltern schlafen soll, ist pauschal schwer zu sagen. Es gibt da kaum verbindliche Richtlinien. Betrachten wir es aus der Sicht der Kinderärzte, so wird oftmals dazu geraten, das Kind nicht im Familienbett schlafen zu lassen.

Aus entwicklungspsychologischer Sicht erlangen Kinder die nötige Reife ungefähr mit einem halben Jahr. Ab diesem Zeitpunkt sind sie meist schon beweglicher als frisch geborene Säuglinge, können ihren Kopf zuverlässig drehen und auch sich selbst. Außerdem können sie ohne Nahrung mehrere Stunden durchhalten. (Auch wenn das praktisch natürlich nicht immer der Fall ist). Aber ab an ist es im Normalfall zumindest so, dass unsere Kinder nicht alle 2–3 Stunden Essern bzw. Trinken müssen.

Meist werden Babys so mit 8 Monaten schon recht aktiv und krabbeln oder robben herum. Das stört unter Umständen den nächtlichen Schlaf. Tatsache ist, dass sowohl Eltern als auch Kinder ab einem gewissen Zeitpunkt schlechter schlafen, da sie durch Bewegungen oder Geräusche aus dem Schlaf gerissen werden. Spätestens dann ist es Zeit, die Situation zu ändern.

Müdigkeit und übermüdet sein ist langfristig, nämlich schädlich und bedingt Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, führt aber auch zu einer herabgesetzten Frustrationstoleranz und Stress. Das sollte natürlich vermieden werden. Es ist also eine gute Zeit, um das Familienbett zu beenden.

Spätestens aber im Vorschulalter oder beginnenden Schulalter sollten unsere Kinder meiner Meinung nach aus dem Familienbett in ihr eigenes Zimmer ziehen.

Warum soll man das Familienbett beenden?

Wie eben erwähnt, stört es irgendwann den Schlaf der Eltern und der Kinder. Aber für unsere Kinder ist auch Selbstständigkeit und Autonomie ein wichtiges Grundbedürfnis. Das Schlafen im eigenen Zimmer verschafft unseren Kindern den nötigen Freiraum und eine erste Ablösung von uns Eltern.

Sie lernen auch, sich ihren Ängsten zu stellen und ihre Emotionen dementsprechend zu regulieren. Das ist eine wichtige Fähigkeit, die unsere Kinder im Alltag in sehr vielen Situationen brauchen. Natürlich heißt das nicht, dass wir unsere Kinder damit allein lassen sollten. Auch dieser Weg kann und sollte gemeinsam mit uns bewältigt und so können alle nötigen Fähigkeiten mit der Zeit gelernt werden.

Wie bringe ich meinem Kind allein schlafen bei?

Abwechseln

Sie können zu Beginn versuchen, ihr Kind in seinem eigenen Zimmer schlafen zu legen. Wenn es nachts zu Ihnen kommt, können Sie es ab dann bei Ihnen schlafen lassen.

Ich rate allerdings davon ab, es umgekehrt zu machen, da sich Ihr Kind so nicht daran gewöhnt, im eigenen Bett einzuschlafen und das ist sinnvoll, wenn es allein schlafen lernen soll.

Ich empfehle auch für sich selbst einen Zeitrahmen, also Regeln aufzustellen, ab welcher Uhrzeit es in Ordnung ist, dass Ihr Kind zu Ihnen ins Bett kommt. Es sollten schon einige Stunden sein, bevor es zu Ihnen ins Bett schlüpft, sonst verfehlt es die Absicht.

Strikt sein

Sie können aber natürlich auch Ihr Vorhaben konsequent durchziehen und strikt sein. Das hat den Vorteil, dass sich Ihr Kind wahrscheinlich schneller daran gewöhnt, allein zu schlafen.

Es ist wahrscheinlich, dass Ihr Kind trotzdem zu Ihnen in der Nacht kommt. Dann empfehle ich es bei dieser Methode, es wieder in sein Bett zurückzutragen. Sollte es nicht gleich wieder einschlafen, können Sie auch noch kurz bei Ihrem Kind sitzen bleiben. Allerdings rate ich davor ab, sich dazuzulegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie selbst einschlafen ist groß und auch das würde die Absicht dahinter verfehlen.

Sollte Ihr Kind Sie rufen, statt zu Ihnen zu kommen, können Sie natürlich auch nachsehen und Ihr Kind beruhigen, ein kurzes Schlaflied singen oder Ähnliches. Strikt sein, bedeutet nur, dass Ihr Kind in seinem Bett bleiben sollte und nicht, dass Sie es schreien lassen.

Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie da sind und vermitteln Sie ihm Sicherheit. Aber unterstützen Sie es auch dabei, sich zu beruhigen und dadurch schnell wieder in den Schlaf zu finden.
Um Ihr Kind dabei zu unterstützen, allein einzuschlafen, können Sie folgende Punkte ausprobieren:

Im Zimmer bleiben

Während der ersten Einschlafphase beruhigt es viele Kinder, wenn Sie noch im Zimmer ruhig sitzen bleiben. Manche Kinder tut es gut, wenn Sie im Bett sitzen, andere benötigen mehr Abstand, um sich zu beruhigen.

Sie sollten dabei aber ganz ruhig sein oder ein Schlaflied singen und Ihr Kind einfach wieder liebevoll hinlegen, wenn es versucht aufzustehen und zu spielen oder ins Elternbett huschen möchte.

Anfänglich kann das auch sein, bis unsere Kinder eingeschlafen sind. Allmählich sollten Sie aber auch schon hinausgehen, wenn Ihr Kind noch nicht oder zumindest noch nicht ganz schläft. So lernt es, sich selbst zu beruhigen und einzuschlafen.

Den richtigen Zeitpunkt finden

Ihr Kind an das eigene Bett zu gewöhnen, ist eine große Aufgabe, für Ihr Kind. Es ist ein Stück Loslösung und es muss einige neue Fähigkeiten, wie Selbstregulation, dazu lernen oder vertiefen.

Deshalb ist es ratsam, dass Sie einen Zeitpunkt wählen, in dem es sonst keine großen Herausforderungen oder Umbrüche gibt. Vom Familienbett auszuziehen, während oder Kindergarteneingewöhnung macht es wahrscheinlich Ihnen und Ihrem Kind unnötig schwer.

Auch während einer Krankheit oder Ähnlichen ist es nicht ratsam. Am besten Sie setzen einen Zeitpunkt fest, mit Blick auf anstehende Hürden, Schritte oder Abschnitte und versuchen diesen Zeitpunkt auch einzuhalten. Wenn Sie den Zeitpunkt doch verschieben müssen, dann legen Sie gleich einen neuen fest.

Loben

Loben Sie Ihr Kind, wenn es sich bemüht in seinem Bett zu schlafen und es sich in seinem Bett schlafen legt.

Rituale einführen

Kleine Rituale helfen unseren Kindern natürlich, sich schneller an neue Situationen zu gewöhnen und geben ihnen auch in neuen Situationen die Sicherheit, die sie brauchen, um sich zu beruhigen.

Fangen Sie mit Ritualen, hauptsächlich zum Schlafen gehen, schon früh an, auch wenn Ihr Kind noch im Familienbett schläft. Das erleichtert den Wechseln ins eigene Bett enorm.

Zimmer und Bett angenehm und kuschelig gestalten

Natürlich ist es wichtig, dass das Zimmer und speziell das Bett für Ihr Kind besonders ansprechend gestaltet ist. Angenehme Wandfarben, ein Rückzugsort und kuschelig sollt es sein.

Oftmals ist es für Kinder angenehmer, wenn Ihr Schlafplatz nicht allzu groß ist. Sie können versuchen, den Schlafbereich Ihres Kindes zu begrenzen. Zum Beispiel mit einem kleinen Betttunnel (Werbung), mit einem Rausfallschutz oder anderen Abtrennungen.

In obigen Absatz finden Sie einen Link zu einem Produkt auf Amazon (als Werbung direkt gekennzeichnet). Als Amazon Partner verdiene ich an den Verkäufen eine Provision. Sie unterstützen mich dadurch den Blog kontinuierlich auszubauen. Natürlich können Sie diese oder ähnliche Produkte auch im Fachhandel Ihres Vertrauens beziehen.

Kindern Ängste nehmen

Viele Kinder fürchten sich in der Dunkelheit. Besprechen Sie mit Ihrem Kind die Geräusche, die es in der Nacht hört, woher kommen diese und wodurch werden diese ausgelöst. Sie können auch gemeinsam Wächter aufstellen oder andere Tricks, damit sich Ihr Kind sicher fühlt.

Nehmen Sie aber Ihr Kind ernst und hören Sie ihm/ihr zu. Hier habe ich ein paar Tipps für Sie zusammengeschrieben, wie Sie den Ängsten Ihres Kindes begegnen können.

Gute-Nacht-Licht oder Tür einen Spalt offen lassen

Hauptsächlich ist es die Dunkelheit, die bei vielen Kinder Ängste auslöst. Ein Gute-Nacht-Licht oder auch die Tür einen Spalt offenzulassen, hilft vielen Kinder beim Einschlafen recht gut.

Besonders, wenn Kinder gewöhnt sind im Familienbett zu schlafen, ist es sinnvoll, ihnen so viel Sicherheit wie möglich zu vermitteln.

Andere Bezugsobjekte als Schlafbegleiter

Besonders wenn Ihr Kind lernen soll, ab jetzt allein zu schlafen, tut es Ihrem Kind gut, einen anderen Begleiter für den Schlaf zu haben, der ihm/ihr Sicherheit vermittelt. Das kann vom geliebten Teddy bis hin zum Lieblingsbuch oder Kuscheldecke sein. Alles, was Ihr Kind besonders liebt.

Kinder neigen gerade so im Alter von etwa 4 Jahren dazu, auch Gegenstände magische Eigenschaften zuzuschreiben. Deshalb helfen hier Kuscheltier und Co. recht gut, um Mama und Papa zu ersetzen und ihnen stellvertretend die nötige Sicherheit zu vermitteln, die unsere Kinder zum Einschlafen brauchen.

Kuschelzeit nachholen

Zieht Ihr Kind aus dem Familienbett aus, ist es umso wichtiger sich auch im oft stressigen Alltag die Zeit zum Kuscheln aktiv zu nehmen. Körperliche Nähe vermittelt unseren Kindern Liebe und Geborgenheit.

Es ist sehr wichtig, um sich gut entwickeln zu können. Gerade morgens oder abends bietet es sich an, diese Nähe ohne Stress und Druck nachzuholen oder vorzubauen. So fällt es unseren Kindern auch leichter allein zu schlafen, da dieses Bedürfnis der Nähe trotzdem gut gefüllt ist.

Was Sie auch interessieren könnte

Wann sollten Kinder ins eigene Zimmer?

Sollen Kinder sich ein Zimmer teilen?

Soll man Kinder schreien lassen?

Fazit

Der richtige Zeitpunkt, um das Familienbett aufzulösen, ist entscheidend. Und es sollten alle einbezogen werden. Auch die Bedürfnisse von uns Eltern. Es ist viel wichtiger, dass unsere Kinder eine ausgeschlafene Mama und einen ausgeschlafenen Papa haben, als zwanghaft das Familienbett aufrechtzuerhalten.

Ihr Kind wird sich an die neue Situation bestimmt gewöhnen. Je konsequenter Sie bei der Umsetzung sind, desto schneller wird es gehen. Aber auch alle oben genannten Tipps erleichtern es Ihrem Kind, sich an das eigene Bett zu gewöhnen.

Ansonsten kann ich nur raten, es einfach anzugehen, wenn Sie den Gedanken schon hegen. Was soll schon passieren? Im schlimmsten Fall warten wieder einige schlaflose Nächte auf Sie, weil Sie zu Ihrem Liebling ins Zimmer gehen müssen, um ihn/sie zu beruhigen.

Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
© Copyright 2021 - Ines Wurbs
HOMEÜBER MICHBLOG
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram