Sollen sich Kinder ein Zimmer teilen?

Eine Frage, die für viele Eltern schon vorab geklärt ist und andere wiederum lange zum Nachdenken anregt: Sollen oder dürfen sich Kinder ein Zimmer teilen?

Für mich persönlich lautet die Antwort: Ja. Allerdings sollten sich das alle Eltern selbst gemeinsam überlegen. Deshalb möchte ich hier Vor- und Nachteile beleuchten, sowie auf spezifische Fragen zu Babys und gegengeschlechtliche Geschwister beantworten.

Zwei Kinder in einem Zimmer: Geht das?

Wie so vieles gibt es auch bei der Zimmerfrage Argumente, die dafür und welche dagegen sprechen. Diese will ich nun in unten stehender Tabelle aufzeigen, um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern.

Unumstritten trainiert ein gemeinsames Zimmer viele Fähigkeiten, die unsere Kinder im Umgang mit anderen brauchen. Sie lernen andere Meinungen und Pläne zu respektieren und auf andere Rücksicht zu nehmen. Aber auch sich selbst und die eigenen Bedürfnisse und Wünsche mal zurückzustecken. Durch ein gemeinsames Zimmer haben unsere Kinder die Möglichkeit diese Fähigkeiten weitaus öfter zu üben.

Einige Studien haben gezeigt, dass Kinder, die in einem gemeinsamen Raum schlafen, auch einen tieferen Schlaf haben, als wenn sie allein in einem Zimmer schlafen würden. Das ist durch unsere Menschheitsgeschichte zu erklären.

Wir leben schon seit Beginn der Menschheit in Gruppen und besonders unsere Kinder sind auf die Hilfe anderer zum Überleben angewiesen. Menschliche Geräusche, wie Atmung und Schlafgeräusche, wirken also beruhigend auf uns und vermitteln ein besonders unseren Kindern ein Gefühl der Sicherheit.

VorteileNachteil
Natürliche Geräuschkulisse in der Nacht: Atmung und Schlafgerausche des GeschwisterchensStörung des Tiefschlafes durch nächtliches Aufwachen
Zeit zu zweit: ohne Aufsicht der ElternWeniger Privatsphäre: Kein ”Reich” für sich
Stärkt die GeschwisterbeziehungKann Geschwisterbeziehung durch häufige Meinungsverscheidenheit auch belasten
Trainiert die EmphatieManchemal spätere Einschlafzeit durch gegenseitiges Ablenken vom Einschlafen und Spielen
Trainiert Rücksichtnahme und RespektStörung am Schreibtisch bei Schulkindern
Ermöglicht eventuell ein zweites Zimmer nur zum Spielen, dadurch ist die Ablenkung im Kinderschlafzimmer geringer
Schafft unvergessliche Erinnerungen und Momente abseits der Eltern
Vor- und Nachteile gemeinsames Zimmer

Bis wann können Kinder sich ein Zimmer teilen?

Ein gemeinsames Zimmer bietet sich vor allem bei Kleinkindern und jüngeren Kindern an. Ab der mittleren Kindheit wollen und brauchen Kinder immer mehr ihr eigenes Reich, wo sie ihren eigenen Vorlieben und Interessen ungestört von allen in Ruhe nachgehen können.

Prinzipiell ist es natürlich auch noch im Schulalter möglich, dass sich Kinder ein Zimmer teilen. Dennoch wird dann meist er Wunsch und das Bedürfnis nach einem eigenen Raum größer. Viele Kinder sagen das aber auch ihren Eltern.

Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, sollten Sie diesem Wunsch natürlich nachkommen und das gemeinsame Zimmer nicht auf Biegen und Brechen durchsetzen. Sollte Sie die Möglichkeit nicht haben, ist es auch kein Problem, dabei sollten Sie allerdings versuchen, unten stehende Tipps für ein gemeinsames Zimmer zu beachten.

Tipps für ein gemeinsames Zimmer

Um allen Kindern in einem gemeinsamen Zimmer gerecht zu werden und mögliche Streitereien zu minimieren, empfehle ich folgende Punkte zu beachten:

Getrennte Bereiche

Jedes Kind sollte einen eigenen Bereich haben, dass nur seiner ist. Das ist unter anderem das Bett oder eine Arbeitsecke. In diesem Bereich darf Ihr Kind allein sein und das Geschwisterkind darf nicht hin, wenn es Ihr Kind nicht will.

Das bietet sich auch für Spielzeug an. Getrennte Spielzeug, Schränke oder Laden können dabei helfen, Streitereien um Spielzeug vorzubeugen. Es gibt einige Spielzeugkästen (Werbung), die sich sehr übersichtlich in 3 oder mehr Abschnitte einteilen lassen, um hier getrennte und gemeinsame Bereiche in einem zu schaffen.

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Gemeinsame Bereiche

Natürlich sollte es dann ebenso Bereiche geben, die von allen genutzt werden können. Also der Spielteppich zum Beispiel oder eine Spielzeuglade, wo Spielzeug drinnen ist, das beide nutzen dürfen.

Rückzugsorte und Kuschelecken

Auch das ist besonders wichtig und sollte in einem gemeinsamen Kinderzimmer, abgesehen vom Bett möglich ein. Das Bett ist nämlich meist recht offen und bietet deswegen nur geringe Privatsphäre. Kleine Höhlen, Zelte oder Bett mit Vorhängen und Ähnlichem können da Abhilfe leisten.

Nutzungsregeln

Natürlich erleichtert es das Zusammenleben in einem Zimmer, wenn es Regeln gibt, an denen sich die Kinder orientieren können. Diese Regeln können Sie hervorragend gemeinsam mit den Kindern festlegen. Eventuell auch auf kleinen Bildchen darstellen, Schilder malen oder Regelliste aufhängen, um es auch bildlich zu veranschaulichen.

Dann fällt es unseren Kindern meist leichter, sich an Regeln zu halten und zu erinnern. Ein Stopp-Schild zum Beispiel vor eine Höhle, wenn diese schon besetzt ist und das Kind, das drinnen ist, allein sein will, schafft schnell und leicht Klarheit.

Genug Platz

Das bezieht sich nicht unbedingt auf die Größe des Raumes, sondern mehr auf die zur Verfügung stehende Spielfläche. Im Zimmer sollte trotz zweier Betten genug Platz sein, um dem freien Spiel nachgehen zu können.

Da zwei Betten meist schon viel Platz im Zimmer einnehmen, können andere Möbel oder Gegenstände auch woanders in der Wohnung oder Haus aufbewahrt werden. Etwa der Kleiderschrank oder der Schreibtisch. Aber auch das Spielzeug (zumindest ein großer Teil davon) kann in ein anderes Zimmer umziehen, wo mehr Platz zur Verfügung zum Aufbewahren steht.

Wir haben zum Beispiel, weil die Kinder in einem gemeinsamen Zimmer schlafen, die Möglichkeit für ein eigenes Spielzimmer, abgesehen vom Wohnzimmer, wo sich ohnehin das meiste Geschehen abspielt.

Ungestörte Arbeitsbereiche

Besonders wenn die Kinder schon in der Schule sind, ist es notwendig, dass sie Ruhe und Zeit ohne Ablenkung ihren Aufgaben nachgehen können. Deshalb ist es besonders wichtig, auf den Platz für den Schreibtisch zu achten.

Dieser muss natürlich nicht zwingend im Kinderzimmer sein. Je nachdem, welcher Ort sich bei Ihnen zu Hause anbietet, um ungestört zu sein. Der Schreibtisch kann auch im Elternschlafzimmer, Wohnzimmer oder Küche stehen, wenn dort mehr Ruhe herrscht als im gemeinsamen Zimmer.

Baby und Kleinkind in einem Zimmer: Passt das?

Die ersten Monate, wenn das Neugeborene noch regelmäßig und viel aufwacht, um zu trinken, ist es wahrscheinlich besser in der Nähe der Eltern aufgehoben als im Zimmer des Geschwisterchens.

Ab ungefähr 6 Monaten sind Babys allerdings in der Lage längere Zeit ohne Nahrung auszukommen und tun dies meist auch. Ab dann kann man, je nach Schlafverhalten des Babys, in Erwägung ziehen, die Geschwister in einem Zimmer schlafen zu lassen.

Kinder in einem Zimmer schlafen zu lassen, passt also ab dem Moment, ab dem das Baby nicht alle 2–3 Stunden aufwacht und Hungeralarm schreit. Sonst wird Ihr Kleinkind, dessen Schlaf meist auch noch nicht 100 % die ganze Nacht anhält, wahrscheinlich häufiger gestört als das allein der Fall wäre.

Hier können Sie mehr zum Thema, ab wann Kinder in einem eigenen Zimmer schlafen können.

Junge und Mädchen in einem Zimmer: Ist das okay?

Es spricht auch wissenschaftlich und ethisch nichts dagegen, Jungen und Mädchen bis zu einem gewissen Alter in einem Zimmer schlafen zu lassen. Natürlich gilt auch hier, dass unsere Kinder ab ungefähr dem Schulalter ein erhöhtes Bedürfnis nach eigenem Raum und allein Zeit für sich zu haben wächst.

Spätesten in der Pubertät ist das wirklich ein starkes Grundbedürfnis, das wir, wenn es die Wohnsituation erlaubt, auch ermöglichen sollten.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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