Sie streiten wegen der Erziehung? Hier ein kleiner Leitfaden.

Streit wegen der Erziehung oder wegen der Kinder kennen wohl die meisten Eltern. Streit ist für alle ärgerlich und belastend. Aber Sie können und sollten etwas dagegen tun:

  • Rechtzeitig ansprechen
  • Unterschiede sehen und akzeptieren
  • Gemeinsame Richtung festsetzen
  • Grenzen abstecken und
  • richtig streiten

Um diese Tipps und warum wir eigentlich über Erziehung so häufig streiten, können Sie hier nachlesen.

Warum streiten wir überhaupt über die Erziehung?

Erziehen ist nicht immer leicht. Es gibt viele Ratgeber, viele Meinungen und viele verschiedene Arten, ein Kind zu erziehen. Auch, wenn man davor schon glaubt, sich als Paar gut zu kennen. Ein Kind zu erziehen braucht vielleicht nicht ein ganzes Dorf, allerdings gibt es mindestens so viele Leute, die es anders machen und die (teils auch ungebeten) Ihre Meinung dazu kundtun.

Eltern unterhalten sich oft schon vor der Geburt über Erziehung. Aber der Alltag ist dann oft anders, als das in Büchern und in der Vorstellung der Fall ist. Wir sind anders, mit all unseren Fehlern, aber auch Erlebnissen und Erfahrungen und die Situationen sind meist anders. Natürlich sind wir auch emotional viel tiefer verwurzelt, wenn es um unser eigenes Kind geht.

Prägung

Um das Beste für unser Kind zu erreichen, gehen wir als Erwachsene oft unterschiedliche Wege. Das mag für uns und unseren Partner dann meist überraschend sein, denn eigentlich versteht man sich gut und ist sich ähnlich. Aber, wir haben trotzdem eine unterschiedliche Vergangenheit und Erlebnisse. Und das prägt unsere Erziehung. Wir können uns auf einen Erziehungsstil einigen, aber in Stresssituationen sind meist die besten Vorsätze vergessen und wir reagieren, das heißt, wir erziehen auf Autopilot sozusagen. Und genau das ist oft ein Ansatzpunkt für Streit.

Der Tag

Auch die Enttäuschungen des Tages, die persönliche Verfassung, der Stress und unsere Erwartungshaltung spielen hier mit rein. Wir machen uns Sorgen und sehen das Erziehen des Partners möglicherweise als falsch an. Besonders in der Erziehung dulden wir oft nicht viel Spielraum, wenn es um unser Kind geht. Da ist Streit mit dem Partner schon vorprogrammiert.

Kommunikation

In manchen Familien kommt die Aussprache über die Erziehung zu kurz. Jeder tut einfach mal. Grobe Richtlinien sind hier meist schnell ausgelotet und man bekommt mit, wie der Partner, was tut. Das führt natürlich oft zu Ärger und Frust. Einerseits erwarten wir, dass der andere einfach weiß, was wir uns vorstellen und andererseits warten wir oft sehr lange ab, bis wir unseren Unmut deutlich äußern. Und das führt dann meist zu explosionsartigen Streit.

Obwohl natürlich beide Eltern gemeinsam für die Erziehung zuständig sind, ist es doch eine sehr individuelle Angelegenheit. Daher ist es wichtig, sich immer wieder darüber auszutauschen und grobe Richtlinien vorzugeben. Hier ein paar Anregungen, wie Sie gemeinsam über Erziehung diskutieren können und einen Weg finden, der für alle passt.

Was können Sie tun, wenn Sie sich wegen der Erziehung streiten?

Gegen das Streiten wegen der Erziehung ist es ratsam:

Richtung festlegen

Natürlich ist es sinnvoll, sich über die gemeinsame Erziehung auszutauschen und vor allem bei kritischen Punkten eine gemeinsame Richtung auszuloten. Dadurch können Sie gemeinsam an einem Strang ziehen und Ihrem Kind dadurch auch mehr Halt geben. Wissen Sie selbst, wie der Weg sein soll, ist es auch für Ihr Kind leichter.

Möglicherweise ist ein Kompromiss zwischen Ihnen und dem zweiten Elternteil nötig, aber es lohnt sich zum Wohl Ihres Kindes. Ein gemeinsames Vorgehen in der Erziehung schafft Geborgenheit und verringert Unsicherheit und Diskrepanzen, die sich natürlich negativ auf Ihr Kind auswirken können.

Tipp
Wenn Sie ein anstehendes Problem in der Erziehung vermuten, besprechen Sie es frühst möglich mit Ihrem Partner, um eine gemeinsame Linie auszuarbeiten.

Aber, reden Sie nicht jede Kleinigkeit tot. Konzentrieren Sie sich auf wirklich wichtige Themen, sonst werden Sie und Ihr Partner dem Austausch möglicherweise schnell überdrüssig.

Grenzen abstecken

Abgesehen von speziellen Problemen ist es ratsam, die Grenzen der Erziehung abzustecken. Das mag einfach klingen, dennoch machen es viele Paare nicht. Bis zu welcher Grenze halten Sie es für sinnvoll und was geht für Sie zu weit. Für manche ist es laut schimpfen, für andere ist das nicht weiter tragisch.

Grenzen sind sehr individuell und auch, wenn Sie sich sonst bei vielen einig sind, müssen diese Grenzen nicht gleich sein. Das führt in vielen Fällen zu Streit. Schließlich lässt das Überschreiten von Grenzen auch eine Art Schutzmechanismus in uns Eltern aus.

Grenzen können sich auch verschieben. Oft sind die Situationen, vor denen wir in der Erziehung stehen, auch sehr einzigartig, sodass wir nicht genau wissen, wie wir darauf reagieren sollen. Grenzen können dabei als Leitlinien betrachtet werden. Daher ist es ratsam, sich immer wieder über die Erziehung auszutauschen und ebendiese Grenzen abzustecken.

Ein heikles Thema ist oft die Konsequenz gegenüber Kindern. Immer wieder erlebe ich, dass Eltern darüber streiten. Auch das sollten Sie besprechen und gegebenenfalls abstimmen. Sind wir streng und unser Partner nicht, fühlen wir uns auch schnell hintergangen. Ärger kommt hoch. Daher ist es ratsam, sich hier auf ein gemeinsames Maß an Strenge und Konsequenz zu einigen.

Individuelle Taktiken wahrnehmen und akzeptieren

Natürlich können und müssen wir Eltern nicht immer alles im Gleichklang machen. Es ist sinnvoll, diese groben Leitlinien zu besprechen, aber alles andere bleibt uns selbst überlassen.

Wenn dies ein häufiger Anlass zum Streiten bei Ihnen ist, kann es Ihnen helfen, sich diese Unterschiede absichtlich bewusst zu machen. Wie mache ich es und wie mein Partner? Und machen Sie sich auch objektiv Gedanken über die Folgen. Bei vielen Angelegenheiten wird Ihnen schnell auffallen, dass es kaum einen Unterschied macht.

Daher ist es sinnvoll, solche Unterschiede zu akzeptieren. Ja, Sie würden es anders machen, aber das heißt nicht, dass diese Taktik auch für Ihren Partner funktionieren würde. Nur, wenn man selbst an etwas glaubt, kann man es auch konsequent umsetzen.

Die Unterschiede zu kennen und zu akzeptieren, nimmt schon einiges an Streitpotential aus der Erziehung. Es gibt nicht nur einen richtigen Weg, sondern viele und alle haben Vor- und Nachteile. Wenn Sie sich das bewusst machen und auch Ihrem Partner so vermitteln, gibt es weniger Frust und Ärger, der zum Streit führen könnte.

Richtig streiten

Tipp
Sprechen Sie Ärgernisse rechtzeitig an, auch bei Erziehungsthemen. Das nimmt dem Streit einiges an Fahrtwind aus den Segeln.

Auch zwischen Eltern gilt, Streiten will gelernt sein. Oftmals artet Streit zwischen Partner aus, da wir uns sozusagen kein Blatt vor den Mund nehmen. Auch, wenn Sie sich um Erziehungsfragen streiten, gilt:

  • Respekt voll reden (kein Beleidigen oder heruntermachen)
  • nicht generalisieren, ausufern auf andere Themen
  • den anderen ausreden lassen
  • keine Vorwürfe machen, sondern eigene Sicht schildern
  • zuerst beruhigen, dann erst darüber reden

Fazit über das Streiten wegen der Erziehung

Streiten schadet nur dann, wenn Sie sich und andere Familienmitglieder dadurch schlecht fühlen. Erziehung ist natürlich ein wichtiges Thema, das besprochen gehört. Sachliche Argumente und Diskussionen helfen. Streit hingegen bringt den anderen nur in eine Verteidigungsposition. Das bringt meist keinem etwas. Ständiger Streit hat meist schlimmere Folgen, als Uneinigkeiten im Erziehungsstil.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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