Sind Babykurse sinnvoll?

Die Nervosität und Aufregung sind meist groß, wenn ein neues Familienmitglied die Familie bereichert. Frisch gebackene Eltern stellen sich oft recht rasch die Frage, wie sie ihr Baby fördern und unterstützen können. Viele Eltern, ich eingeschlossen, suchen dann auch bald nach Babykursen oder Eltern-Kind-Kursen. Aber sind diese wirklich sinnvoll. Eines ist rasch klar: ob sinnvoll oder nicht, sie kosten mehrheitlich recht viel Geld.

Heute möchte ich in diesem Beitrag einige wichtige Punkte darstellen, die Ihnen helfen können, sich für oder gegen einen Babykurs oder Eltern-Kind-Kurs zu entscheiden. Diese beinhalten:

  • Umgebungsgewöhnung
  • An- und Abreise
  • Weiterbildung
  • Soziale Kontakte
  • Bindung aufbauen
  • Exklusive Zeit
  • Fördern der Entwicklung

Vor- und Nachteile von Eltern-Kind-Kursen

Eingangs möchte ich Ihnen noch die positiven und die negativen Aspekte von Eltern-Kind-Kursen anführen:

Positive AspekteNegative Aspekte
Erleichtert die RegelmäßigkeitZeitintensiv
Austausch mit anderen ElternOft längere Anreisen
Bietet zusätzliche InformationenZusätzlicher Stressfaktor für die Eltern
WeiterbildungOft hohe Kosten
Fördert BindungManche Überfordern unsere Kinder (noch)
Fördert Gewöhnung an Gruppen
Fördert soziale Interaktion
Ungeteilte Aufmerksamkeit
Frühförderung im Überblick

Was bringen Eltern-Kind-Kurse?

Nun sehen wir uns die einzelnen Punkte aber genauer an:

Umgebungsgewöhnung

Babys müssen sich an vieles erst gewöhnen. Natürlich auch an alles, was um sie herum passiert. Ein überfülltes Einkaufszentrum oder ein Restaurant kann daher auch schnell unsere Babys überfordern. Dort gibt es besonders in den ersten Monaten noch zu viel Neues und Ungewohntes. Das ist für sich genommen nichts Schlechtes, aber wenn es zu viel wird, überfordert das unsere Babys. Dann suchen unsere Babys oft vermehrt Sicherheit bei Mama. Und das bedeutet unter anderem Cluster trinken und unruhige Nächte.

Zum langsamen Gewöhnen an die vielen neuen Situationen, Geräusche und Gerüche von mehreren Personen in einem Raum sind Baby- und Krabbelgruppen natürlich besonders gut geeignet. Hier kann es auch mal lauter werden, aber der Großteil der Zeit ist es doch eher ruhiger und gelassener, einfach babygerechter, als anderswo. Besonders bei empfindlichen Kindern ist es daher ratsam, in Babygruppen diese Gewöhnung an Gruppen zu beginnen und zu steigern. Aber natürlich profitieren in dieser Hinsicht, alle Babys davon.

An- und Abreise

Zu berücksichtigen bei der Auswahl respektive der Wahl von Kursen ist natürlich auch die Fahrtzeit. Das ist dann mitunter sehr individuell. Manche Babys lieben Autofahrten und andere vertragen es gar nicht. Je nachdem, sollte natürlich auch die Fahrtzeit und eventuell die Schläfchen-Zeit berücksichtigt werden. Müssen sie weit fahren, empfiehlt sich die Autofahrt in eine Schläfchen-Zeit zu legen, bei kurzen Strecken natürlich eher nicht.

Aber auch die elterliche Zeiteinteilung spielt hier eine Rolle. Stress und Hektik haben bei gemeinsamen Eltern-Kind-Kursen nichts verloren. Müssen sie sich also sehr beeilen und entsteht regelmäßig Hektik, nur damit sie es gerade noch zum Kurs schaffen, würde ich persönlich davon abraten, ihn zu besuchen. Vielleicht bietet sich ein anderer Kurs an oder sie lassen es sein und ersetzen ihn durch eine andere regelmäßige Aktivität.

Weiterbildung

Eltern-Kind Kurse haben auch meist einen weiterbildenden Charakter. Natürlich ist das stark vom Anbieter abhängig, oft werden allerdings auch nützliche Informationen rund um das Thema weitergeben. Manche Kurse sind dabei natürlich informationslastiger als andere. Erkundigen Sie sich vorab eventuell über die Inhalte, die im Kurs behandelt werden sollen, damit Sie auch den richtigen Kurs für Sie auswählen.

Soziale Kontakte

Ein wesentlicher Punkt sind die sozialen Kontakte. Nicht der unserer Babys, sondern der von uns Eltern. Der Elternteil, der gerade die Babypause nimmt, ist meist schlagartig viel einsamer als gewöhnlich. Natürlich haben wir den ganzen Tag unsere Babys, allerdings ist ein Austausch oder Unterhaltung nicht unbedingt befriedigend, wenn es um unsere Bedürfnisse als soziales Wesen geht.

Babykurse schaffen hier Abhilfe. Und noch dazu sind dort auch alle frische gebackenen Eltern, welche sich wahrscheinlich auch über ihre Lieblinge austauschen wollen. Das Wegfallen der regelmäßigen Kontakte mit anderen Erwachsenen ist wirklich nicht zu unterschätzen und sollte, wenn möglich, abgefangen werden. Babykurse bieten hier eine vielversprechende Möglichkeit.

Bindung aufbauen

Der wesentliche und wahrscheinlich wichtigste Faktor bei Babykursen ist, der Aufbau und die Intensivierung der Eltern-Kind-Bindung. Die ungeteilte und intensive Aufmerksamkeit tut Eltern und Kinder gut. Natürlich ist das auch ohne Babykurs möglich. Dabei hängt es recht stark von Ihrer Persönlichkeit ab. Manche Eltern tun sicher schwer, regelmäßig bestimmte Übungen mit ihren Babys zu Hause zu machen. Dabei kann ein Kurs natürlich helfen und gibt zusätzlich neue Anregungen, ohne dass wir uns selbst lang etwas heraussuchen müssen.

Bei Eltern-Kind-Kursen sind wir meistens ohne jegliche Ablenkung auf unsere Kinder konzentriert. Das fördert die schnelle und unmittelbare Reaktion auf die Handlungen unserer Kinder. Dieses Reagieren stärkt zusätzlich die Bindung und fördert das Erkennen von Ursache-Wirkung und damit die soziale Interaktion generell.

Info
Aktive gemeinsame Zeit generell, sowie Babykurse, fördern das gegenseitige Kennenlernen und ermöglicht ein langsames Heranführen an die sozialen Interaktionen, auch mit Mama oder Papa, in einer Gruppe.

Exklusive Zeit

Was unseren Babys auch sehr guttut, ist exklusive Zeit mit uns. Das ist natürlich vorwiegend dann relevant, wenn es bereits ältere Geschwister gibt. Die Zweisamkeit und Mama oder Papa einmal nur für sich zu haben oder die Aufmerksamkeit nicht teilen zu müssen, tut unseren Babys gut. Das stärkt die Bindung, wie auch das Sicherheitsgefühl. Auch, wenn aus organisatorischen Gründen Geschwisterkinder dabei sind, liegt die Aufmerksamkeitsfokus bei den Kursen doch auf den Kleinsten. Natürlich kann in vielen Kursen und abhängig vom Alter des Kindes auch ältere Geschwisterkinder einbezogen werden. Aber dennoch dreht sich in dem Moment alles um das Baby. Und viele genießen das natürlich.

Beachten Sie dabei auch immer, ob der Kurs Ihrem Kind auch guttut oder ob es damit (noch) überfordert ist. Durch die exklusive Zeit ist leichter und schneller möglich, solche Anzeichen zu erkennen und zu handeln. Vielleicht benötigt Ihr Kind länger zum Ankommen oder vielleicht ist es einfach noch etwas zu früh. Quengeln kommt gelegentlich vor. Zeigt Ihr Kind aber ständige Unruhe und andere Anzeichen von Stress, wie häufigen Hunger, sollten Sie einen Schritt zurück machen.

Fördern der Entwicklung

Eltern-Kind Kurse zielen im allgemeinen natürlich darauf ab, unsere Babys zu fördern. Viele versprechen spezielle Förderung der Motorik, der sozialen Interaktion oder der Sensorik. Und das stimmt natürlich auch. Allerdings ist zu sagen, dass sich diese Aspekte auch ohne weiteres Zutun entwickeln.

Aber natürlich können wir diese durch gezieltes Übungen zusätzlich anregen und fördern. Dazu braucht es nicht unbedingt einen Kurs, das schaffen wir natürlich auch zu Hause. Hier geht es zu einigen Informationen und Tipps. Allerdings, fällt es den meisten Eltern leichter, die Regelmäßigkeit in Kurden einzuhalten. Zusätzlich zu den vielen anderen positiven Aspekten, die ich oben genannt habe, natürlich. Grundsätzlich ist mit Einfühlungsvermögen und etwas Zeit die Förderung auch zu Hause problemlos möglich.

Mehr zum speziellen Thema Frühförderung im Baby- und Kleinkindalter finden Sie hier.

Ein Spezialfall ist es natürlich, wenn gezielte therapeutische Übungen benötigt werden und/oder Ihr Kinderarzt dazu rät. Dann sind sie mit einem Kurs, mit einem geeignet geschulten Therapeuten oder ähnlichen auf der sichereren Seite.

Entscheidungshilfe Frühförderung

Gerne kann diese Grafik auf Ihren eigenen Blog verwendet werden. Bitte stellen Sie sicher, dass ein Link auf diesen Ursprungsartikel enthalten ist.

Ab wann sollten Eltern-Kind Kurse besucht werden?

Es ist zu empfehlen, sich nicht sofort in Kurse zu stürzten, sondern unseren Kindern und uns erst mal Zeit geben zum Kennenlernen und aneinander Gewöhnen. Auch ist in den ersten Wochen meist noch der Rest der Nabelschnur vorhanden, der bei Kursen wie Babymassage stören könnte. Frühesten sollten Sie also mit sechs bis 8 Wochen mit einem Kurs starten, wenn Sie das möchten.

Generell ist empfehlenswert, sich eine Schnupperstunde zu vereinbaren. Also eine Stunde, um sich den Kurs anzusehen, ohne verbindliche Anmeldung. So können Sie erst mal testen, ob der Kurs das ist, was Sie und Ihr Kind auch wollen.

Mehr Informationen über das Alter und wie genau ein Frühförderkurs abläuft, habe ich im Beitrag „Frühförderung für Baby und Kleinkind“ für Sie zusammengefasst.

Frühförderung zu Hause

Hier habe ich ein paar Utensilien, mit denen Sie Ihr Baby auch zu Hause fördern können:

Nachfolgend finden Sie Links zu Produkten auf Amazon (als Werbung direkt gekennzeichnet). Als Amazon Partner verdiene ich an den Verkäufen eine Provision. Sie unterstützen mich dadurch den Blog kontinuierlich auszubauen. Natürlich können Sie diese oder ähnliche Produkte auch im Fachhandel Ihres Vertrauens beziehen.

Gobbi Mobile (Werbung): Ein Gobbi ist ein Montessorimobile für Babys. In diesem Beitrag habe ich die Anwendung und andere Mobile für Sie zusammengeschrieben.

Motorikwürfel (Werbung): der Motorikwürfel regt unsere Kinder zur Feinmotorik, aber auch zum Sitzen und Stehen an und fördert erste Ursache-Wirkungszusammenhänge.

5 kleine Zappelfinger (Werbung): Ist ein Buch, inklusive Spielhandschuh, für lustige Reime und Interaktion. Hier wird Rhythmik gefördert und gleichzeitig intensiver Kontakt hergestellt.

Krabbelrolle (Werbung): Diese Rolle trainiert das Fortbewegen zusätzlich und bietet die Möglichkeit des Entdeckens und Erkundens.

Taschenlampe: für Schattenspiele mit Finger oder anderen Gegenständen an einer Wand. Das fasziniert die Kleinsten schon und schult die Konzentration.

Fußmassage: Mit den Daumen die Fußsohle sanft massieren, während die anderen Finger den Fußrücken stützen, lockert die Fußgelenke, fördert die Bewegung und schafft Nähe.

Die häufigsten Kurse in der Frühförderung

Meist gibt es auch in der Frühförderung schon verschiedene Schwerpunkte der Kurse. Die gängigsten habe ich hier für Sie zusammengeschrieben:

Babymassage

Bei Babymassagekurse geht es, wie der Name schon sagt, um die Massage unserer Babys. Hier lernen Sie, wie Sie welche Stellen sanft an Ihrem Baby massieren können und auf was Sie dabei achten müssen. Die Massage ist nämlich nicht der von uns Erwachsenen gleich, sondern hierbei geht es viel mehr um Lockern der Gelenke, erste rhythmische Motorik und vor allem auch, um den Körperkontakt zu uns Eltern. Ob es einen Babymassagekurs in Ihrer Nähe gibt, erfragen Sie am besten im Internet, mit Ihrer Postleitzahl, bei Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Hebamme oder auch auf der Entbindungsstation nach.

Pekip Kurse

Das Prager Eltern-Kind Programm zielt hauptsächlich auf die gesamte Frühförderung der Motorik, wie auch des sozialen Miteinanders in der Gruppe, ab. Anstehende Entwicklungsschritte im ersten Lebensjahr werden hierbei zusätzlich gefördert. Wie das Rollen zur Seite oder das Training der Nackenmuskeln zum Anheben des Kopfes. Starkes Augenmerk wird dabei auf die Bedürfnisse des Babys gelegt. Alle Kursorte finden Sie hier.

Delfi Kurse

Auch Delfi Kurse haben die Entwicklungsförderung zum Ziel. Dabei wird, trotz Gruppe, aber sehr individuell auf den Entwicklungsstand der einzelnen Babys eingegangen und dort angesetzt, wo sich das Baby vom Entwicklungsschritt her befindet. Hier wird im Normalfall auch viel Information über die Entwicklung unserer Babys für Eltern bereitgestellt und weitergegeben. Delfi Kurse sind meist in evangelischen Zentren zu finden. Hier finden Sie alle Kursorte.

FenKid

FenKid Kurse sind nach Alter gestaffelt bis zu 18 Monaten. Hauptaugenmerk wird dabei auf die Elternbildung gelegt, damit Eltern Ihr Baby bestmöglich in der Entwicklung unterstützen können. Alle FenKid Anbieter finden Sie hier.

Musik Kurse

Musikzwerge, Musikgarten und andere Gruppen widmen sich der ersten musikalischen Förderung. Meist sind sie erst ab 3 - 6 Monaten. Es ist allerdings hilfreich, wenn Ihr Baby schon allein sitzen kann. Hier wird rhythmisch musiziert, gesungen, geklatscht und auch getanzt. Auch die ganz Kleinen finden mehrheitlich schon Freude daran. Hier geht es hauptsächlich um die Eingewöhnung in einer Gruppe.

Resümee

Wichtig ist bei allen Kursen, dass Sie sich als Eltern wohlfühlen und dass es für Ihr Kind passt. Scheuen Sie sich nicht davor einen Kurs abzubrechen oder zu wechseln, wenn Sie nach einer Schnupperstunde feststellen, dass es Sie stresst oder Ihr Baby überfordert. So werden Sie keine Freude damit haben und es schadet mehr, als es bringt.

Grundsätzlich sind Frühförderkurse für altersgerecht entwickelte Kinder nicht notwendig, fördern aber zusätzlich die Bindung und die soziale Interaktion in Gruppen. Die Entwicklung der einzelnen Fähigkeiten passiert in diesem Alter vom Kind aus und kann auch ohne Kurs von uns Eltern unterstützt werden. In Kursen fällt es aber den meisten Eltern leichter, da nicht alle Informationen selbst gesucht werden müssen und außerdem auch der Austausch zwischen den Eltern gefördert wird.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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