Ab wann sollten Kinder aufräumen?

Das Aufräumen ist in vielen Familien ein leidiges Thema. Das Problem liegt darin, dass es für uns Eltern meist ein größeres Anliegen ist als für unsere Sprösslinge. Dennoch ist Aufräumen wichtig für die Selbstständigkeit unserer Kinder, von früher Kindheit an. In diesem Beitrag erfahren Sie die Hintergründe, den richtigen Zeitpunkt und praktische Tipps, wie Sie Ihr Kind doch zum Aufräumen motivieren können.

Wann lernen Kinder aufräumen?

Kinder haben sozusagen eine sensible Phase zum Aufräumen. Mit ca. 18 Monaten haben viele Kleinkinder eine große Freude daran auszuräumen, aber auch einzuräumen. Sie entdecken und forschen.

Diese Phase können wir Eltern gut nützen, um gleich von Beginn an unseren Kindern positive Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Zusammenräumen zu vermitteln. Um den zweiten Geburtstag herum ist bei vielen Kleinkinder die Freude zum Rausräumen geblieben. Bausteine, Stifte und alle greifbaren Spielzeuge werden nach Lust und Laune rausgeräumt, ausgeleert und an den unterschiedlichsten Orten platziert.

Meist macht es den Anschein, dass unsere Kinder eigentlich nicht damit spielen, sondern nur Unordnung machen wollen. Das stimmt sogar. Nur dass sie es nicht mit böswilliger Absicht machen, um uns Eltern zu ärgern, sondern aus Ihrer Neugierde heraus. Die Ursachen und deren Wirkung zu erforschen, ist für unsere Kinder einfach unglaublich spannend.

Mit ungefähr zwei Jahren haben sie auch schon die nötigen motorischen Fähigkeiten, um diesem Interesse noch weiter nachzugehen. Eigentlich ist es also schon spielen, was sie da machen, nur halt nicht so wie wir Erwachsene, das uns vorstellen. Sie erkunden die ihnen verfügbaren Gegenstände, wie sie sich anfühlen, anhören und was man noch so alles damit machen kann. 

In dieser Phase ist es wichtig auch unseren Kindern beizubringen, dass was sie ausräumen, auch weggeräumt werden muss. Natürlich vorzugsweise von unseren Kindern selbst.

Was fördert Aufräumen bei Kindern?

Es gibt Bedingungen, die förderlich dafür sind, dass unsere Kinder „gerne“ aufräumen oder dass sie es zumindest machen, ohne 20 Mal aufgefordert werden zu müssen.

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Regeln festlegen

Regeln erleichtern unseren Kindern, sich zu orientieren. Es gibt Ihnen Sicherheit und Halt. So auch beim Aufräumen. Wenn Kinder wissen, wie sie etwas machen sollen, ist der Widerstand viel geringer, weil sie wissen, was von ihnen erwartet wird.

Zeiten festlegen

Auch immer zur gleichen Uhrzeit aufräumen verringert den Widerstand bei unseren Kindern. Sie können sich so darauf einstellen und wissen, was auf sie zukommt. Anfangs ist es allerdings oft schwieriger, wenn man fixe Aufräumzeit einführt. Allerdings macht sich der Aufwand meist bezahlt, da es so bald zu Gewohnheit wird. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für Kinder leichter anzunehmen und besser verständlich ist, wenn Aufräumen in einem Wochenplaner (Werbung) vermerkt ist.

Entspannte Atmosphäre schaffen

Wir sollten versuchen, selbst entspannt in diese Situation zu gehen. Druck und Streit vor oder während des Wegräumens machen meist alles nur noch schwieriger. So verbinden unsere Kinder die Situation des Aufräumens auch zusätzlich noch mit negativen Erfahrungen und machen es gleich noch unlieber.

Ordnungssystem

Wenn es ein Ordnungssystem gibt, fällt den meisten Kindern das Aufräumen viel leichter. Sie wissen so nämlich, was wo hingehört und müssen nicht lange überlegen. Das verkürzt die Zeit des Aufräumens und macht es weitaus weniger anstrengen.

Wenn unsere Kinder bei jeden Gegenstand erst überlegen müssen, wohin dieser gehört, wird ihnen schnell der Spaß an der Sache vergehen. Wobei Ordnungssystem hier nur meint, dass alles seinen Platz haben soll. Ich meine nicht damit das alles in Reih und Glied stehen muss. Spielzeugladen, Spielzeugboxen oder Spielzeugsäcke erleichtern gerade kleinen Kinder das Aufräumen enorm.

Sie tun sich oft noch recht schwer, Dinge genau hinzustellen, sodass diese auch stehen bleiben. In Sammelbehälter, wie Laden oder Boxen, können sie ihr Spielzeug auch einfach nur hineinlegen und es dann verschließen. Natürlich können Sie diese Boxen auch beschriften oder mit Bildern versehen, was reingehört. Auch das erleichtert das Wegräumen.

Konsequent bleiben

Um aus Aufräumen eine Routine zu machen ist es wichtig, dass dies mit einer gewissen Regelmäßigkeit passiert. Gerade anfänglich, wenn unsere Kinder das Aufräumen noch nicht gewohnt sind, bedarf es oft mehreren Aufforderungen oder gar Diskussionen. Natürlich ist das mühsam, für beide Seiten. Allerdings zahlt es sich aus, hier konsequent zu bleiben und das Aufräumen, in welcher Form auch immer Sie es vereinbart haben, einzufordern.

Ihr Kind wird sich rasch daran gewöhnen und das Wegräumen wird zur Gewohnheit. Und Gewohnheiten erzeugen keinen bis wenig Widerstand bei unseren Kindern, denn sie gehören einfach zum Alltag dazu. Gerade bei „unangenehmen“ Tätigkeiten ist das besonders wichtig. Diese werden natürlich gerne aufgeschoben und umgangen, wenn dies möglich ist.

Vorbild sein

Auch beim Thema Ordnung ist es wichtig, unseren Kindern ein Vorbild zu sein. Wenn wir selbst nicht wegräumen, können wir es nur schwer von unseren Kindern einfordern. Wenn Sie etwas wegräumen, können Sie ruhig Ihr Kind darauf aufmerksam machen. „Schau mal. Ich habe das vorher rausgeräumt und räume es nun wieder weg, weil ich es heute nicht mehr brauche.“

Wie wichtig ist Ordnung für Kinder?

Prinzipiell ist die Frage nach der Wichtigkeit der Ordnung eine schwierige. Dennoch bin ich als Psychologin der Meinung, dass unsere Kinder ein gewisses Maß an Ordnung benötigen, um sich wohlzufühlen. Nicht immer und nicht im Detail, aber im Großen und Ganzen schon.
Unseren Kindern Ordnung beibringen, bringt folgende Vorteile mit sich:

  • Wenn unsere Kinder wissen, wo etwas zu finden ist, erleichtert es Ihnen den Alltag
  • Etwas wegzuräumen, das man rausgeräumt hat, ist wichtig, um sich selbst organisieren zu lernen
  • Selbstorganisation ist eine der vielen Voraussetzungen für Selbstständigkeit und Autonomie
  • Wegräumen zu üben, fördert auch die Entwicklung der Frustrationstoleranz, also des Aushaltens von Frust
  • Unsere Kinder lernen durch das selbstständige Wegräumen auch Verantwortung zu übernehmen

So motivieren Sie Ihr Kind zum Aufräumen

Aber wie können Sie nun Ihr Kind konkret zum Aufräumen motivieren, wenn es gerade nicht will?

  • Weisen Sie Ihr Kind auf den vereinbarten Zeitplan hin
  • Kind rechtzeitig darauf vorbereiten, dass die Aufräumzeit kommt
  • Lassen Sie Ihr Kind fertig spielen oder vereinbaren Sie den Zeitrahmen, in dem es seine Aktivität zu Ende bringen sollte
  • Legen Sie Musik auf, damit macht es gleich mehr Spaß
  • Räumen Sie gemeinsam auf, so geht es schneller geschafft und macht mehr Spaß
  • Teilen Sie ein, was, wer aufräumen soll, so ist das Chaos nicht so unübersichtlich
  • Loben Sie Ihr Kind zwischendurch für das Aufräumen
  • Machen Sie Ihr Kind auf den erreichten Fortschritt beim Aufräumen aufmerksam, das wirkt motivierend. („Schau, nur noch die Bausteine und Bälle und schon bist du fertig.“)
  • Gelegentlich kleine Belohnungen heben die Motivation, also eine klein extra Geschichte vor dem Schlafen gehen, einen Aufkleber oder eine Belohnungstafel (Werbung).
  • Werden Sie kreativ, machen Sie mal einen Wettbewerb daraus oder verpacken Sie das Zusammenräumen in ein Spiel. Hier habe ich auf familie.de Aufräumspiele für Sie herausgesucht.
  • Nutzen Sie Spielzeug, das beladen werden kann, um anderes Spielzeug wegzuräumen. Also Lastwagen, Bagger, Körbe, Taschen und Ähnliches. Das macht das Wegräumen spannender und hebt den Spaß.

Aufräumen nach dem Montessori – Prinzip

Weil es oft gefragt wird, möchte ich hier die Kernelemente des Aufräumens nach dem Montessori – Prinzip kurz darstellen. Im Prinzip geht es darum, dass alles so vorbereitet ist, dass Ihr Kind die Aufgabe allein bewältigen kann. Es trifft also auf den oben genannten Punkt „Ordnungssysteme“ zu.

Hilf mir, es allein zu tun.

Maria Montessori

Folgende Punkte werden im Montessori Konzept empfohlen, um Ihrem Kind das Aufräumen zu erleichtern:

  • Konkrete Aufbewahrungsplätze
  • Diese nicht überfüllen, sodass alles noch gut ersichtlich ist
  • Wenn möglich, diese beschriften oder kennzeichnen
  • Das Zimmer in verschiedene Bereiche teilen, also einen Bereich zum Schlafen, zum Spielen, für Aufbewahrung, zum Bewegen, kuscheln …
  • Gegenstände, die für Kinder sind, auch in Kinderhöhe aufbewahren
  • Vorwiegend Naturmaterialien bzw. Holzspielzeug
  • Nur ausgewählte Spielzeuge und Bücher
  • Es sollte Platz und Materialien für Kreativität zur Verfügung stehen
  • So übersichtlich wie möglich gestalten

Die Grundzüge von Montessori finden Sie hier.

Zimmer aufräumen in der Pubertät

Gerade die Pubertät stellt uns Eltern oft vor eine große Herausforderung. Unsere Kinder beginnen sich nun von uns Eltern abzulösen und stellen bisherige Werte infrage. Konflikte sind da oft vorprogrammiert. Wir sollten uns allerdings die Kämpfe mit unseren Kindern aussuchen.

Teenager haben ein hohes Bedürfnis nach Selbstständigkeit und Freiheit. Es ist auch wichtig, ihnen diese immer größeren Freiräume zu lassen. Es bereitet sie im geschützten Rahmen auf das Erwachsensein vor. Das betrifft natürlich auch das Aufräumen und speziell das eigene Zimmer.

Auch wenn es unsere Wohnung oder Haus sind, das Zimmer unserer Kinder ist ihr Reich. Gerade im Teenageralter sollten wir diesen privaten Bereich respektieren, der für unsere Kinder ein wichtiger Rückzugsort ist.

Wenn es für Sie vertretbar ist, sollten Sie versuchen, Ihrem pubertierenden Kind so viel Freiraum wie möglich, in Hinblick auf Ordnung des eigenen Zimmers betreffend, zu lassen. Das muss natürlich nicht für den gesamten Haushalt gelten. Teenagern ist einiges an Eigenverantwortung und damit einhergehend auch Aufgaben im Haushalt zuzutrauen.

Die oben genannten Tipps gelten natürlich auch für Teenager. Stellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind verbindliche Regeln auf. Machen Sie aufräumen rechtzeitig zum Ritual und unterstützen Sie auch noch Ihren Teenager durch rechtzeitige Erinnerungen und Vorbereitung.

Ansonsten rate ich allerdings dazu, das Zimmer Ihres Kindes im Teenageralter nicht zum Zankapfel werden zu lassen und es aus den häuslichen Verpflichtungen auszuklammern. Das spart Nerven, verringert das Konfliktpotenzial enorm und förder die Selbstständigkeit und die Harmonie natürlich.

Natürlich können Sie trotzdem einzelne Regeln festlegen, in Absprache mit Ihrem Kind am besten. Zum Beispiel, das schmutzige Geschirr aus dem Zimmer sollte in den Geschirrspüler geräumt werden, dafür liegt alles andere das Zimmer betreffend bei Ihrem Teenager selbst.

Fazit

Mit oben genannten Tipps gelingt es schneller Ihr Kind zum Aufräumen zu motivieren. Je früher Sie Ihr Kind bei den täglichen Aufgaben, wie aufräumen, einzubeziehen, desto schneller und selbstverständlicher wird es für Ihr Kind sein, diese Aufgabe auch selbstständig durchzuführen.

Wenn wir Kinder solch alltäglichen Aufgaben vorenthalten, helfen Ihnen nicht, sondern nehmen ihnen ein Stück Autonomie und Selbstständigkeit.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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