Aggressive Kinder im Kindergarten

Aggression im Kindergarten ist ein Problem. Einerseits natürlich für die ganze Gruppe, aber natürlich auch für das Kind selbst. Aggression deutet immer darauf hin, dass etwas nicht passt. Es kann sein, dass das Kind mit der Situation und der Gruppe überfordert ist oder dass gewisse Fertigkeiten fehlen. Ein schnelles Handeln, eine Analyse der Gründe, Einbezug aller und üben, üben, üben sind hier erforderlich.

Die einzelnen Maßnahmen, wie Sie aggressive Kinder im Kindergarten in den Griff zu bekommen, beleuchten wir gleich noch.

Warum ist mein Kind im Kindergarten aggressiv?

Mögliche Gründe für aggressive Kinder im Kinder:

  • Überforderung
  • Probleme mit der Eingewöhnung
  • Probleme in der Familie
  • Schwierigkeiten mit den (neuen) Regeln
  • Schwierigkeiten bei der Emotionskontrolle
  • Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle
  • Sprachliche Barriere, genauer gesagt, das Kind kann sich nicht anders ausdrücken
  • Geringer Selbstwert
  • Neid
  • Bedürfnis nach mehr Raum
  • Wahrnehmung
  • Gefühl benachteiligt zu werden
  • Besitzansprüche

Wobei sich die Schwierigkeiten bei den verschiedenen Fähigkeiten nicht unbedingt auf eine Entwicklungsschwierigkeit beziehen. Kinder im Kindergartenalter beginnen diese erst zu entwickeln und lernen ihre Möglichkeiten erst kennen.

Es ist teilweise ganz normal und altersgemäß, dass sie das noch nicht gut können. Die Hauptentwicklung ist meist allerdings erst mit sechs bis acht Jahren abgeschlossen. In der Kindergartenzeit tut sich da also sehr viel. Darum ist es ratsam, dass sich Eltern und Pädagogen gemeinsam anschauen, woran liegt es und welche Fähigkeit benötigt mein Kind, was und wie können wir üben, um das zu verbessern.

Was tun, wenn Kinder im Kindergarten schlagen und beißen?

Natürlich ist körperliche Aggression nicht tolerierbar und es müssen Aktionen gesetzt werden, um diese Verhalten in den Griff zu bekommen. Die folgenden Taktiken können dabei helfen, die Situation wieder in den Griff zu bekommen.

Deeskalieren

Zunächst ist es wichtig, die Situation zu deeskalieren und Ruhe für das aggressive Kind zu schaffen und Ruhe in die Gruppe zu bringen. Ohne einer Entspannung der Situation haben keine weiteren Schritte Sinn. Kinder in Rage sind nicht aufnahmefähig.

Empathie fördern

Hat sich das Kind beruhigt, muss ein Gespräch stattfinden. In dem soll es hauptsächlich um die Situation gehen. Die Sicht des Kindes einholen und die Sicht der anderen darstellen ist hilfreich, um Kinder Empathie näherzubringen. Auch eine Wiedergutmachung vereinbaren und fordern ist hier wichtig. Natürlich auch mit dem Hinweis, dass das andere Kind trotzdem noch verletzt ist oder eben, was auch immer durch die Aggression verursacht wurde, deswegen nicht verschwunden ist. Hier gibt es einige Tipps.

Konsequenzen besprechen

Es ist wichtig, dass Kinder verstehen, dass ihr Verhalten Folgen hat. Ganz unabhängig davon, ob es natürliche oder gesetzte Konsequenzen sind.

Regeln besprechen

Dadurch bietet es sich auch gleich gut an, die geltenden Regeln zu besprechen. Auch, warum es diese Regeln gibt und warum wir sie einhalten müssen. Oftmals kennen Kinder die Regeln, tun sich aber aus den oben genannten unterschiedlichen Gründen schwer, sich daranzuhalten.

Alternativen besprechen

Wichtig ist auch immer, den Kindern zu erklären, was sie noch tun hätten können und wie sie die Situation anders hätten meistern können. Sind die Kinder sprachlich schon gut, können wir sie natürlich auch danach fragen, welche Ideen und Vorschläge sie dazu haben.

Gedanklich üben

Je kleiner die Kinder sind, desto genauer müssen wir ihnen den Ablauf erklären und sagen, was sie wie machen können. Einfach nur darüber reden, dass sie auch dies oder jenes machen hätten können, ist für junge Kindern zu abstrakt. Meist bedarf es zum Umsetzen eines anderen Verhaltens und einer anderen Lösung viele kleine Zwischenschritte.

Das stellt für Kindergartenkinder eine große Herausforderung dar. Besonders innerhalb einer Gruppe. Darum ist es hilfreich, die Situation und das alternative Verhalten so genau wie möglich durchzubesprechen.

Spielerisch üben

Das Üben im Spiel ist perfekt. Die Kinder haben Spaß daran und merken gar nicht, dass sie etwas trainieren. Auch der Druck und die Anspannung wird durch das Üben im Spiel herausgenommen, sei es ein Rollen spiel oder ein stellvertretendes Puppenspiel und dergleichen. Der Lernerfolg ist daher ungleich höher. Außerdem zeigt es die ersten praxisnahen Anwendungen, das dann dem Kind bei der tatsächlichen Umsetzung hilft.

Üben in der Situation

Tritt die gleiche oder eine ähnliche Situation ein, ist auch noch unsere Unterstützung notwendig. Mit leitenden Worten die auslösende Situation abfangen und die eingeübte Alternative umsetzen ist für kleine Kinder allein anfänglich zu schwierig. Zu stark sind dann meist die Emotionen.

Regelmäßiger Austausch

Zum Gelingen ist ein regelmäßiger Austausch zwischen Eltern und Pädagogen notwendig. Werden die Maßnahmen und Regeln in mehreren Umgebungen umgesetzt, ist es für das Kind viel leichter, sich daranzuhalten und es lernt viel schneller alle nötigen Fertigkeiten.

Was tun, wenn ein Kind den Erzieher schlägt?

Eigentlich ist es unwesentlich, wer geschlagen wird. Das Vorgehen ist immer das gleiche. Nur weil ein Kind den Erwachsenen wahrscheinlich nicht verletzt, wenn es schlägt, ist es trotzdem das gleiche Problem und sollte auch gleich, wie oben beschrieben, gehandhabt werden.

Eine der häufigsten Ursachen, wenn ein Kind einen Erwachsenen oder in diesem Fall einen Erzieher schlägt ist, dass dem Kind eine Grenze aufgezeigt wird, mit dem das Kind nicht zurechtkommt. Natürlich gelten auch alle oben genannten Gründe als Möglichkeit, aber besonders bei Aggression gegen Erwachsene, ist das die häufigste Ursache und Auslöser für die Aggression.

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Fazit

Auch wenn es ein unangenehmes Thema für alle ist, ist es dennoch wichtig offen, ehrlich und respektvoll darüber zu reden. Nur so kann es gelingen, dem Kind zu helfen und ihm/ihr das zu geben, was es braucht.

Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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