Was kann ich tun, wenn mein Kind nicht auf den Erzieher hört?

Manche Kinder tun sich im Kindergarten schwer, sich an die Regeln zu halten. Es gibt viele Regeln und das auch noch in einer Gruppensituation. Daher ist es wichtig:

  • Regeln klar zu formulieren
  • Diese Regeln üben
  • Das Kind beim Einhalten der Regeln unterstützen
  • Ein Belohnungssystem zu schaffen
  • Die Konsequenzen zu erklären
  • Respekt zu üben
  • Kleine Gruppen im Kindergarten zu haben
  • Einen Rückzugsort zu schaffen
  • Zur Beschäftigung Aufgaben zu vergeben
  • Sich mit allen Bezugspersonen abzugleichen

Warum hört mein Kind nicht auf den Erzieher?

Nicht selten sind wir Eltern über das Verhalten im Kindergarten oder Kita verwundert. Zu Hause gibt es das Problem nicht. Das kann tatsächlich so sein, kann eine Ausrede sein, oder es kann auch auf einer Fehleinschätzung basieren. Hier ist es für uns Eltern nicht immer ganz einfach, die Situation korrekt einzuschätzen. Die Ursache liegt jedoch meistens daran, dass unsere Kinder mit den Regeln im Kindergarten oder Kita schlichtweg überfordert sind.

Info
Im Kindergarten gibt es oftmals andere Regeln als zu Hause. Diese müssen unsere Kinder natürlich erst lernen und übernehmen.

Ein weiterer Punkt ist, dass unsere Kinder im Kindergarten in einer Gruppe bestehen müssen. Das schafft natürlich ganz andere Voraussetzungen, als wir zu Hause haben und bedarf Erfahrung und Übung seitens unserer Kinder. Nicht bloß, dass unsere Kinder in der Gruppe anders handeln müssen, die Regeln in einer Gruppe sind schlicht auch andere, wie wenn sie Einzelbetreuung haben. Die Gruppengröße und die Anzahl der Betreuer spielt hier eine wesentliche Rolle. Je weniger Kinder von einer Fachkraft zu betreuen sind, desto leicht fällt unseren Kindern die Eingliederung in die Gruppe.

Besonders im Kindergartenalter müssen unsere Kinder das soziale Miteinander noch lernen. Sie können sich noch kaum in andere hineinversetzen und tun sich noch schwer mit der Frustrationstoleranz, mit dem Zurückstecken der eigenen Bedürfnisse und mit ihrer Impulskontrolle. Die Entwicklung dieser Fähigkeiten hat ja gerade erst begonnen. Aber es sind alles Fähigkeiten, die unsere Kinder benötigen, um sich gut in einer Gruppe zurechtzufinden. Daher brauchen sie auch noch einiges an Unterstützung von einem Erwachsenen dabei. Das geht in Gruppen natürlich manchmal unter.

Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist auch das Streben nach Selbstständigkeit und Autonomie. Die sogenannte Trotzphase schlägt mit ungefähr zwei Jahren zu und dann nochmals mit ungefähr 5 Jahren. Unsere Kinder wollen in dieser Zeit mehr selbst machen und mehr Freiheiten haben. Es sind wichtige Entwicklungsschritte, die jedoch auch so manchen Konflikt mit sich bringen. Unsere Kinder testen in diesen Phasen aus, wie weit sie gehen können. Wo liegen die Grenzen? Was kann ich herausholen? Und daher neigen Kinder auch dazu, die gesetzten Regeln nicht einzuhalten. Manche Kinder trauen sich in der nicht häuslichen Umgebung mehr zu. Konflikte mit dem Erzieher oder Pädagogen sind hier vorprogrammiert. Andere wiederum testen es erst bei den Eltern aus.

Wer ist zuständig, wenn mein Kind nicht auf den Erzieher hört?

Nun ja, genaugenommen müssen hier beide Parteien zusammenarbeiten: Eltern und Erzieher. Schließlich ist der Kindergarten oder Kita eine Art Erziehungspartnerschaft. Es gibt natürlich vieles, das wir zu Hause mit unseren Kindern üben und besprechen können. Allerdings muss auch viel direkt und unverzüglich besprochen, geklärt und eingeübt werden. Wenn die Kinder noch sehr jung sind, darf dazwischen kaum Zeit vergehen, sonst fällt es ihnen zu schwer, eine Verbindung herzustellen.

Ein Austausch zwischen konstruktiver Eltern und Erzieher ist daher unerlässlich. Wenn Sie an beiden Seiten ansetzen, um das Problem zu lösen, haben Sie die besten Erfolgsaussichten. Und wie genau Sie das machen, erkläre ich nun:

Was soll ich tun, wenn mein Kind im Kindergarten nicht hört?

Die nachfolgenden Tipps sollten sowohl vom Erzieher, als auch von den Eltern umgesetzt werden. Dazu ist ein Elterngespräch nötig, in dem alle Punkte abgeklärt und besprochen werden. Wichtig ist dabei, Ideen von beiden Seiten anzuhören und einzubinden.

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1. Regeln klar formulieren

Auch, wenn wir denken: „Das ist doch ohnehin klar!“, sollten wir lieber jedem Kind die Regeln altersgerecht erklären. Besonders jüngere Kinder benötigen oft auch eine Einzelerklärung und greifbare Beispiele. Hilfreich können hier Bilder der Regeln zur Erinnerung sein. Dabei kann dieser Artikel hilfreich sein: Der beste Weg, einem Kind Grenzen setzen, ohne es zu verletzen.

2. Üben

Jede Regel muss mit Kindern auch eingeübt werden. Nur Worte reichen im Normalfall nicht aus. Das Üben und Erklären der Regeln in der konkreten Situation ist wichtig und hilft den Kindern, sie umzusetzen.

3. Beim Einhalten der Regeln unterstützen

Aufmerksames Beobachten hilft dabei, in manchen Situationen eventuell schon vorab einzugreifen und auf die Regeln nochmals hinzuweisen UND den Kindern zu erklären oder zu zeigen, wie sie das auch am besten machen. Jede Situation ist anders. Oft gelingt es unseren Kindern daher nicht, die Lösung einer Situation auf eine andere zu übertragen. Auch, wenn es die gleiche Lösung wäre. Daher ist es wichtig, dass wir Erwachsene unsere Kinder dabei unterstützen.

4. Belohnungssystem schaffen

Belohnungssysteme helfen Kindern dabei, die Motivation aufrechtzuerhalten. Diese Motivation kommt durch Belohnungssysteme zwar von außerhalb, geht aber mit der Zeit dann auch auf innere Motivation über. Unsere Kinder werden sozusagen zuerst von uns dazu motiviert, Regeln einzuhalten, machen dann positive Erfahrungen damit und sind dann später selbst bestrebt, so zu handeln.

Dabei können und sollten auch eine kleine Belohnung zum Einsatz kommen. Das kann ein Aufkleber sein, wenn genügend Punkte gesammelt wurden. Auch eine verantwortungsvolle Aufgabe kann den Kindern gegeben werden. Von Süßigkeiten und Geschenken ist in diesem Fall Abstand zu nehmen. Das wäre nicht angemessen und zu übertrieben. Ich finde für Gruppen oder auch zu Hause, solche Belohnungstafeln (Werbung) recht sinnvoll.

5. Konsequenzen erklären

Natürlich hat ein Verhalten Konsequenzen. Regeln zu brechen hat beinahe immer Konsequenzen, egal ob das Gesetz, soziale oder auch andere natürliche Regeln sind. Daher ist es auch wichtig, das unseren Kindern zu erklären: „Diese Regel gibt es, weil....“. Am zielführendsten ist es, mit den Regeln auch gleich die Konsequenzen zu besprechen oder eventuell auch mitverhandeln zu lassen.

Das ist allerdings erst bei älteren Kindern möglich und sinnvoll. Sind die Regeln und die Konsequenzen klar formuliert und kommuniziert, fällt es unseren Kindern meist einfacher sich daranzuhalten und erleben Konsequenzen oft auch nicht als so unfair, als das ansonsten der Fall wäre.

6. Respekt üben

Besonders im Kontext der eigenen Selbstbestimmtheit und Freiheit ist es wichtig, unseren Kindern Respekt zu erklären und respektvollen Umgang zu üben, einzufordern und vorzuleben. Das fällt unseren Kindern anfänglich natürlich noch recht schwer und bleibt die gesamte Kindheit ein Thema. Daher ist es umso wichtig, es früh ein Bestandteil des alltäglichen Umganges werden zu lassen. Von beiden Seiten aus natürlich. Manchmal übersehen wir das in der Auseinandersetzung mit Kindern. Mehr dazu, habe ich hier für Sie zusammengeschrieben.

Grundsatz
Ich behandele dich mit Respekt und ich möchte auch von dir mit Respekt behandelt werden.

7. Kleinere Gruppen

Für das soziale Eingewöhnen sind kleinere Gruppen natürlich von Vorteil. Wenn sich Ihr Kind längere Zeit schwertut, sich in ein Gruppengefüge einzuleben und Sie und die Erzieherin / der Erzieher haben das Gefühl, es könnte an der Gruppengröße liegen, haben Sie den Mut und versuchen Sie Lösungen dafür zu finden. Vielleicht gibt es eine kleinere Gruppe im Haus oder in der Nähe. Oder die Gruppe wird zeitweise aufgeteilt in kleinere Projekte oder Aufteilung bei bestimmten Aktivitäten, wie Turnen oder Zeichnen und dergleichen.

8. Rückzugsort schaffen

Auch einen Rückzugsort kann in solch einer Situation hilfreich sein. Eine Art Höhle oder Kuschelplatz als Verschnaufpause vom Trubel in der Gruppe. Einige Kinder haben auch einfach ein größeres Bedürfnis nach Platz und Rückzug. Ist das nicht gegeben, können sie eventuell die nötige Aufmerksamkeit nicht aufbringen, um „zu folgen“ oder sind mit der Situation so überfordert, dass sie keine Kapazitäten mehr dazu haben und ihren Impulsen freien Lauf lassen. Hier finden Sie Tipps, Ihr Kind zur Ruhe kommen zu lassen.

9. Aufgaben geben

Aufgaben, die Verantwortung mit sich bringen, haben zwei Vorteile: Wir zeigen den Kindern damit unser Vertrauen, das hebt ihren Selbstwert und die Kinder sind hoch motiviert, die Aufgabe gutzumachen und sind daher konzentriert bei der Arbeit. Alles also Eigenschaften, die wir im Alltag benötigen und die das Miteinander wesentlich erleichtern.

Die Aufgaben sollten eine Herausforderung sein, aber nicht unschaffbar. Außerdem ist es hilfreich, sie auch als etwas Besonderes hervorzuheben.

10. Abgleich mit allen Bezugspersonen

Wie schon erwähnt, darf das nicht an einer Person hängen bleiben, sondern wenn möglich sollten alle an einem Strang ziehen. Auch das Kind sollte aufgeklärt werden, dass es Schwierigkeiten gibt und was Sie dagegen machen wollen.

Ein guter Austausch zwischen Eltern und Erzieher ist daher notwendig. Gleichen Sie die Ziele ab und besprechen Sie mögliche Lösungsansätze für zu Hause und für den Kindergarten oder Kita. Veränderungen, Erfolge und Misserfolge sollten mindestens einmal in der Woche ausgetauscht werden.

Kleiner Tipp
Manchmal hilft es allein schon, wenn Ihr Kind weiß und merkt, dass Sie wissen, was im Kindergarten passiert und dass Sie das mit der Erziehen / dem Erzieher bereden. 

Resümee

Es ist gut so schnell wie möglich zu handeln, bevor sich Verhaltensweisen festsetzen, die ein Problem darstellen. Danach ist es sinnvoll zu eruieren, was ist das Problem und dann mit allen gemeinsam erheben, wie ist es wo und welche Vorschläge und Erfahrungen gibt es. Austausch und gezieltes Üben sind das Um und Auf. Das hilft dem Kind und schützt gleichzeitig vor Missmut aufseiten der Erzieher und aufseiten der Eltern.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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