Wie erkläre ich meinem Kind Verantwortung?

Verantwortung ist ein wichtiger Teil unseres gesellschaftlichen Lebens. Kindern Verantwortung zu erklären geht am einfachsten mit einem praktischen Beispiel.

Verantwortung erklären Sie am besten so anschaulich wie möglich oder Sie zeigen es einfach vor. So verstehen Kinder jeden Alters recht rasch und schnell, was Verantwortung bedeutet.

Im Artikel finden Sie praktische Beispiele.

Wie man Kindern Verantwortung erklären kann

Um Kindern Verantwortung zu erklären, müssen wir vorher selbst wissen, worum es bei Verantwortung überhaupt geht. Der Begriff der Verantwortung ist relativ abstrakt und das erschwert die Definition für unsere Kinder.

Was ist Verantwortung?

Verantwortung ist die Übernahme einer Verpflichtung mit allen Konsequenzen, welche das Handeln im Sinne der Verpflichtung, aber auch die Unterlassung der Handlung mit sich bringt. Das bedeutet, dass wir für bei der nicht erledigten Verpflichtung auch mit Folgen rechnen müssen.

Verantwortung zu übernehmen will aber gelernt sein.

Bei Kindern kennt man es. Es wird sofort: „Ich war es nicht“ gebrüllt oder die Kinder weigern sich Aufgaben zu erledigen. In solchen Fällen gibt es in diesem Bereich noch Nachholbedarf.

Wir Eltern kennen das doch fast alle: ”Räumst du noch dein Glas weg?" „Ja, Mama“. Am Abend steht dann das Glas immer noch herum, wenn alle schon fest schlafen. Außer wir natürlich.

Ärgerlich, aber ich behaupte mal selbst gemacht. Aber, keine Panik. Wir Menschen können in jedem Alter lernen, Verantwortung zu übernehmen. Und wie das geht, verrate ich hier.

Die Verantwortung gliedert sich in zwei Arten:

  • Die Eigenverantwortung
  • Die soziale Verantwortung
Die Eigenverantwortung

Die Eigenverantwortung ist die Verpflichtung jedes Menschen, für die Folgen seiner eigenen Handlungen einzustehen.

Die soziale Verantwortung

Die soziale Verantwortung teilt sich in die Aspekte:

  • Das Wohlergehen des anderen zu unterstützen und
  • Die eigenen Ziele zu verfolgen, ohne andere zu schädigen.

Verantwortung für Kinder erklärt

Versuchen Sie Verantwortung immer an praktischen Beispielen zu erklären. Gerade kleine Kinder können sich so am besten vorstellen, was Sie damit meinen und sich in die Situation einfühlen.

Bei der Erklärung können Sie gerne das Wort Verantwortung verwenden. Eine Erklärung auf Lexikonbasis hilft hier wenig, da die unterschiedlichen Begriffe eher verwirrend für Kinder sind. Dadurch wird der Begriff der Verantwortung auf Basis der jeweiligen Situation erklärt.

Optimal ist es natürlich, wenn Sie die Chance ergreifen und es in einem aktuellen Anlass oder zumindest kurz danach erklären können. Zum Beispiel nach einem Streit mit Freunden, wenn jemand bei etwas Unterstützung braucht oder in ähnlichen Situationen.

So können Sie Ihr Kind leicht altersgerecht unterstützen und es wird aus der Situation lernen, wie es Verantwortung übernimmt.

Eigenverantwortung an einem Beispiel erklärt

„Du bist verantwortlich für das, was Du tust. Das heißt, wenn Du etwas machst, dann hast Du das so entschieden, es so zu machen. Kein Anderer ist für Deine Aktion verantwortlich, weil es Dein eigenes Tun ist.
Du hast heute ausgesucht, welchen Pullover Du gerne anziehen möchtest. Jetzt hast Du vielleicht festgestellt, er ist zu warm. Dafür kann also weder Mama noch Papa, noch Deine Schwester etwas. Du hast allein entschieden. Es kann sein, dass es keine passende Entscheidung war. Jetzt weißt Du es. Wenn Deine Entscheidung nicht die richtige war, kannst Du sie natürlich ändern. Nimm vielleicht einfach einen dünneren Pullover, oder frage mich, welcher Pullover der beste wäre.“

Soziale Verantwortung an zwei Beispielen erklärt

„Es ist wichtig und gut, wenn du anderen hilfst. Manchmal brauchen andere Leute, wie zum Beispiel deinen Freund „Elemeno“ Hilfe beim Basteln. Vielleicht, weil er sonst nicht rechtzeitig fertig wird. Du musst das nicht tun. Er wird sich aber bestimmt freuen, wenn du ihn fragst, ob du ihm helfen kannst. Und das nächste Mal hilft dir vielleicht, wer bei etwas anderen, wenn du Hilfe benötigst, zum Beispiel beim Schuhe zubinden.“

„Wenn du von deiner Freundin etwas kaputt gemach hast, solltest du dich bei ihr entschuldigen. Sie ist bestimmt, traurig und wütend. Als deine Dinosaurier kaputtging, hast du dich auch geärgert und warst sehr traurig. Ihr Spielzeug wäre ja jetzt noch in Ordnung, wenn du es nicht kaputt gemacht hättest. Am besten du beginnst mit einer Entschuldigung und dann überlegen wir alle gemeinsam, was wir machen können, damit auch deine Freundin nicht mehr traurig ist.“

Ab welchem Alter können Kinder Verantwortung übernehmen?

Im Prinzip können Kinder in jedem Alter Verantwortung übernehmen. Natürlich ist der Umfang der Verantwortung in den Babyjahren und im Kleinkindalter noch sehr eingeschränkt. 

Ich finde allerdings: hier fängt es bei der Selbstverantwortung an. Ein Kind stößt sich am Kasten das Knie und manche Eltern oder Großeltern neigen dazu, dem Kasten die Schuld zu geben. „Böser Kasten“.

Das finde ich aus psychologischer Sicht und persönlich nicht sehr wirksam. Dem Kind und den Eltern wird die Verantwortung dadurch abgesprochen. Eigentlich heißt das ja, der andere ist schuld. In diesem Fall der Kasten. Sie sehen schon, dass wir hier ansetzten können, um unseren Babys und Kleinkindern Eigenverantwortung beizubringen. Am besten natürlich, nachdem Sie Ihr Kind getröstet haben. „Oje, da hast du wohl die Ecke übersehen und dir dein Knie gestoßen.“ 

Das wirkt schon bei ganz kleinen Kinder ab 2,5 - 3 Jahren können Kinder aber auch immer mehr Verantwortung im Haushalt und für sich übernehmen.

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Die Trotzphase ist der natürliche Startschuss für das Lernen von Verantwortung

Viele Kinder machen das auch von selbst. Es fällt natürlich auch schön mit der Autonomiephase (auch als Trotzphase bekannt) zusammen. Unsere Kinder beginnen nun „ihren eigenen Kopf“ zu haben und wollen selbst mehr Verantwortung übernehmen.

Auch die soziale Verantwortung beginnt in diesem Alter (von 2 bis 3 Jahren) immer mehr Bedeutung zu haben. Schließlich sind unsere Kinder jetzt in der Lage, sich genauer auszudrücken und treten auch immer mehr in Interaktion mit anderen.

Meist fangen wir schon früher an, unseren Kindern soziales Verhalten beizubringen. Also, dass wir andere nicht hauen oder beißen etc. Und wir erklären unseren Kindern, dass sie sich entschuldigen müssen, wenn sie jemanden verletzt oder geschadet haben. Das sind die Grundformen der sozialen Verantwortung.

Wichtig für die soziale Verantwortung ist allerdings die Perspektivübernahme. Diese beginnt sich erst mit ca. 4 Jahren langsam zu entwickeln. Ab dem Schulalter können unsere Kinder dann auch die Sichtweisen und Annahmen von anderen immer besser abschätzen und verstehen. Eine wichtige Fähigkeit für Hilfsbereitschaft und Empathie. Genauere Details zu Empathie und wie Sie Ihr Kind dabei fördern können, gibt es hier.

Achtung
Eltern sollen Ihren Kindern natürlich behilflich sein. Nur weil unsere Kinder die Verantwortung für etwas haben, heißt das nicht, dass wir ihnen nicht helfen dürfen. Helfen heißt allerdings nicht abnehmen!

Wie bringe ich meinem Kind bei, Verantwortung zu übernehmen?

EigenverantwortungFür beide ArtenSoziale Verantwortung
Nutzen Sie die Autonomiephase für sich und lassen Sie so Ihrem Kind langsam immer mehr Verantwortung übernehmen.Loben Sie Ihr Kind, wenn es Verantwortung übernimmt.Nutzen Sie Auseinandersetzungen mit anderen oder Spielsituationen, um die Perspektivübernahme mit Ihrem Kind zu schulen.
Achten Sie darauf, dass Sie die Verantwortung bei Unfällen oder Hoppalas Ihrem Kind (eventuell geteilt mit Ihnen) überlassen.Seien Sie Ihrem Kind ein Vorbild.Lassen Sie Ihre Kinder sich in sozialen Situationen mit anderen ausprobieren.
Trauen Sie Ihrem Kind was zu.Lassen Sie Ihr Kind sich ausprobieren und seien Sie da, wenn es Ihre Unterstützung braucht.Je nach Alter sollte Ihr Kind immer mehr im Familienalltag Aufgaben übernehmen.
Lassen Sie Ihrem Kind je nach Alter selbst Verantwortung für Grundbedürfnisse übernehmen, also einkaufen, Essen machen, waschen.Seien Sie sehr konsequent bei einmal gesetzten Aufgaben und verlieren Sie nicht die Geduld. Warten Sie ab und halten Sie durch, bis die Aufgabe erledigt wird. Mehr zum Thema Grenzen setzen finden Sie hier.Zwingen Sie Ihr Kind nicht dazu, jemandem zu helfen oder sich zu entschuldigen, setzten Sie dabei lieber auf Erklärungen der Situation des anderen.
 Setzen Sie gezielte, altersgerechte Aufgaben. 
 Setzten Sie Termine oder Zeitfenster für Aufgaben. Je nach Aufgabe können Sie auch Ihr Kind selbst wählen lassen. 
 Analysieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wenn etwas schiefgelaufen ist und versuchen Sie verschiedene Blickwinkel zu betrachten. 
 Formulieren Sie Ihre Forderungen klar und deutlich, mit Zwischenschritten. Erwarten Sie von Ihren Kindern nicht, es einfach zu wissen. 
Übersicht Verantwortung lehren

Mit diesen Tipps können Sie im Alltag Ihren Kindern Verantwortung langsam näherbringen.

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Ein Tagesplaner (Werbung) für kleinere Kinder und ein Wochenplaner (Werbung) für Schulkinder hilft unseren Kindern den Überblick über die Aufgaben zu bewahren und ermöglicht es ihnen, selbstständig ihre Aufgaben abzuarbeiten.

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Verbinden Sie die Erledigung von banalen Aufgaben besser nicht mit Belohnungen, wie Schokolade oder längere Medienzeit. Ihr Kind wird so wahrscheinlich keine eigene Motivation oder gar Ehrgeiz entwickeln.

Tipps zum Lernen von Verantwortung für Kindergartenkinder und Volksschulkinder

Pflanzen sind die neuen Haustiere

Ich halte wenig davon, Kindern für Haustiere die alleinige Verantwortung zu geben. Aber starten können Sie auf jeden Fall mit einzelnen Aufgaben, wie bürsten zum Beispiel. Haustiere eignen sich allerdings nicht dazu, abzuwarten, bis eine Aufgabe erfüllt ist. Sie sind Lebewesen mit Bedürfnissen. Und so müssten wir unseren Kindern früher oder später erst recht wieder die Aufgabe abnehmen.

Viel weniger empfindlich sind hingegen Pflanzen. Lassen Sie Ihrem Kind eine Pflanze aussuchen und damit das Zimmer schön dekorieren. Dann ist es alleine verantwortlich für Sie. Natürlich erst, wenn Sie genau erklärt haben, was zu tun ist und Ihr Kind das auch wirklich beherrscht.

Sollte Ihr Kind nicht solch ein Tierliebhaber:In sein, habe ich hier auch Tipps, wie Sie Ihrem Kind diese näher bringen können.

Tisch decken, der Klassiker

Es ist gewissermaßen ein althergebrachtes Hausmittel. Die Kinder übernehmen, den Tisch einzudecken. Das ist bereits ohne Weiteres ab 4 Jahren möglich. Vielleicht anfänglich noch nicht täglich, aber an einem bestimmten Tag in der Woche zum Beispiel.

Kleidung herrichten

Auch sich selbst, die Kleidung für Kindergarten oder Schule aussuchen und abends in den Wäschekorb legen ist eine schöne und machbare Aufgabe für Kindergartenkinder. Die Ordnung in der Garderobe spielt da ebenfalls mit rein. Also Schuhe und Jacke an den richtigen Platz geben.

Malsachen verwalten

Bastel- und Malsachen sind meist heiß begehrtes Gut für unsere Kleinsten. Lassen Sie doch hier die Verantwortung ruhig bei Ihren Kindern. Sie müssen Sie natürlich her und wegräumen. Aber zum Beispiel auch Ihnen sagen, wenn etwas ausgeht und nachgekauft werden muss.

Das Montessorikonzept

Montessori-Pädagogik eignet sich hervorragend, um Autonomie und Verantwortung zu üben. Hier können die Kinder nämlich gut selbstständig arbeiten und übernehmen somit viel Verantwortung für ihr eigenes Tun. Alle Einzelheiten gibt es hier.

Fazit

Größtenteils wollen unsere Kinder ohnehin mehr Verantwortung und es macht Ihnen Spaß. Nutzen Sie das und fördern Sie so Ihr Kind dabei Verantwortung zu lernen. Gerade dieses Thema ringt uns Eltern viel Geduld und Ausdauer ab. Also stellen Sie sicher, dass Sie Ihr Kind mit Aufgaben betrauen, bei denen auch Sie es durchhalten, wenn die Aufgabe nicht erfüllt wird. Zumindest so lange, bis sie erfüllt ist. 

Am Anfang ist bei unbeliebten Aufgaben sicher mehr Ausdauer gefordert, aber schließlich lohnt sich der längere Weg mit Sicherheit. Unsere Kinder lernen Verantwortung schließlich nur im Tun.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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