Der beste Weg, um Eltern zu sein und ein Paar zu bleiben

Beziehungen können viel aushalten, dafür sollten sie davor aber gepflegt und auch nach einer Belastung wieder aufgepäppelt werden. Diese Beziehungspflege können Sie umsetzen, indem Sie:

  • Respektvollen Umgang pflegen
  • Gegenseitig exklusive Aufmerksamkeit schenken
  • Den Familienalltag auch auf die Beziehung auslegen
  • Interesse füreinander schüren und zeigen

Wie Sie ein Paar bleiben können und vor allem wie das mit Kindern im Haus gelingt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Wir sind nur noch Eltern, kein Paar mehr

Die Elternrolle stellt einen komplett neuen Lebensabschnitt dar. Auch, wenn es etwas Positives ist, ist es doch eine sehr einschneidende Veränderung. Der Fokus liegt in den ersten Wochen und Monaten auf dem neugeborenen Winzling. Babys benötigen viel Aufmerksamkeit und Zeit. Das geben wir Eltern natürlich auch unseren Lieblingen. Besonders im ganzen ersten Jahr, ist es meist schwierig, Zeit für sich selbst und besonders für Paarzeit zu finden.

Es ist eine richtig krisenhafte Zeit, die frisch gebackene Eltern durchleben. Allerdings wird es natürlich nicht so wahrgenommen oder wir wollen es auch nicht zugeben, dass es sehr anstrengend ist. Natürlich sind die Bilder glücklicher neuer Eltern überall zu sehen und wir hören auch mehrheitlich nur, wie schön die Zeit ist und dass wir es genießen sollen. Daher schieben wir die Belastung und die negativen Gedanken in dieser Zeit von uns weg und lassen sie nicht zu. Das ist auch eine gewisse Zeit okay und ganz normal. Umstellung benötigt eben Zeit.

Es ist in dieser ersten Zeit aber auch wichtig, neue Routinen für sich selbst und als Paar zu finden. Das Leben und der Alltag müssen neu organisiert werden. Meistens gelingt uns das sehr gut mit unseren Kindern und eher weniger gut mit der Zeit für uns als Paar. Wir vergessen schlicht darauf oder stellen es ganz hinten an, weil so viel anderes zu tun ist und die Prioritäten sich natürlich verschoben haben. Weg vom Paar sein, hin zur Elternschaft. Und die kleinen Lieblinge fordern das natürlich auch ein.

Eines Tages überfällt einem dann der Gedanke: „Wir sind doch nur noch Eltern und kein Paar mehr“. Spätestens dann ist es Zeit zu handeln und sich wieder mehr dem Paar sein zu widmen. Paar sein als Eltern ist nämlich nicht nur möglich, sondern auch wichtig.

Wann trennen sich Eltern am häufigsten?

Trennungen mit minderjährigen Kindern betreffen ungefähr die Hälfte der Scheidungen und anerkannten Elternschaften. Die meisten Scheidungen finden wir, im Kindesalter von 5 bis 14 Jahren.

In einer SSOAR Studie zeigen sich folgende häufige Trennungsgründe:

Die 10 häufigsten Trennungsgründe
Unterschiedliche Entwicklung der Partner
Kompetenzdefizite eines Partners
Enttäuschte Erwartungen (hier habe ich einen Beitrag über Eifersucht für Sie)
Mangelnde Beteiligung
Emotionale Distanzierung
Gleichgültigkeit des Partners
Mangel an Liebe
Mangel an Respekt
Mangelnde Leidenschaft
Defizit im Problembewältigung
Trennungsgründe

Alles Gründe, die natürlich durch eine Elternschaft verstärkt werden. Auch die unterschiedliche Entwicklung der Partner spielt hier ganz stark rein. Wenn sich einer nur mehr und ausschließlich dem Kind widmet und die gesamte Aufmerksamkeit auf das Kind richtet. Dadurch wird die Kommunikation natürlich negativ beeinträchtigt. Natürlich wird es vielleicht zwischendurch mal angesprochen, viele scheuen sich aber auch davor. So entsteht Unmut, der dann auch die anderen Bereiche verstärkt oder Probleme darin zum Vorschein kommen lässt und auch schürt.

Hier habe ich in einem separaten Artikel die wichtigsten Eckpfeiler für eine glückliche Beziehung zusammengefasst.

Wie viel Paarzeit als Eltern ist gut?

Das kann individuell natürlich recht unterschiedlich sein. Sogar zwischen zwei Partner muss das Empfinden nicht gleich sein. Paarzeit bedeutet, Zweisamkeit und Vertrautheit. Zeit, um sich umeinander zu kümmern, auszutauschen und die Aufmerksamkeit vorwiegend aufeinander zu richten. Das ist gar nicht so leicht. Denn natürlich drehen sich viele Gedanken und Sorgen im Alltag um die Kinder. Oder auch positive Dinge, die wir dem Partner von den Kindern einfach erzählen wollen.

Es sollte auch Platz für diesen Austausch geben. Das Meiste rund ums Kind kann allerdings auch in der Anwesenheit des Kindes besprochen und ausgetauscht werden. Besonders natürlich, wenn sie noch klein sind. Dadurch bleibt auch mehr Zeit über, wenn Sie dann doch ein Zeitfenster für die Partnerschaft finden können.

„Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast.“ 

George Bernard Shaw

Ich empfehle mindestens eine halbe Stunde am Tag dazu zu nützen, um über eigne Anliegen zu sprechen, den anderen zuzuhören und nachzufragen. Auch Zärtlichkeiten auszutauschen und alles, was Ihnen als Paar auch vor dem Elternsein wichtig war, einzubringen. Wenn Sie gerade kein Baby mehr zu Hause haben, darf es natürlich ruhig mehr sein. Je älter die Kinder werden, desto mehr Möglichkeiten bieten sich auch an. Aber besonders in der Baby- und Kleinkinderzeit sind die Möglichkeiten eher auf die abendliche Schlafenszeit unserer Lieblinge begrenzt. Und auch hier oftmals nur ein kleiner Teil davon, weil wir auch selbst versuchen müssen genug Schlaf zu bekommen.

Beziehung auffrischen und Paar bleiben, trotz Kinder

Nun aber zum wesentlichen Teil: Wie können Sie die Beziehung auffrischen und ein Paar bleiben, auch wenn Sie Kinder haben? Hier ein paar Tipps:

  • Finden Sie Zeit im stressigen Alltag, die nur Ihnen als Paar gehört (abendliche Schlafenszeit der Kinder zum Beispiel).
  • Nutzen Sie diese Paarzeit auch tatsächlich für sich als Paar.
  • Besprechen Sie familiäre Angelegenheit schon vorab, während Ihrer Familienzeit.
  • Lassen Sie die Paarzeit zur fixen Routine werden.
  • Kinderfreie Zeit, egal ob es schläft oder wo betreut wird, sollten Sie auch tatsächlich für sich und als Paarzeit nutzen.
  • In der Paarzeit haben Handys und Computerspiele eigentlich nichts verloren. Sie rauben kostbare Zeit und die Zeit wird nicht aktiv füreinander oder für sich genutzt.
  • Wenn Sie die Möglichkeit haben, nutzen Sie auch andere Betreuungs- und Bezugspersonen, um auf Ihre Kinder zu schauen.
  • Widmen Sie sich gezielt auch wieder Ihrer Intimität.
  • Wenn nicht anders möglich, setzen Sie dafür gezielt Termine fest.
  • Suchen Sie sich ein Hobby oder lassen Sie ein altes wieder aufleben, das Sie als Paar verbindet. Dem können Sie auch im Familienband nachgehen, sollte aber Ihrem gemeinsamen Interesse als Paar entsprechen.
  • Achten Sie auf einen respektvollen Umgang miteinander.
  • Bedanken Sie sich auch für Kleinigkeiten bei Ihrem Partner.
  • Machen Sie einmal täglich Ihrem Partner ein Kompliment.
  • Sprechen Sie Sorgen, Ängste oder Probleme immer gleich an. Ohne Vorwürfe zu machen oder anzuklagen.
  • Nehmen Sie sich Zeit, auch Wünsche und Vorstellungen zu besprechen.
  • Versuchen Sie offen für Vorschläge zu sein.
  • Wahren Sie Ihre eigenen Grenzen und die Ihres Partners.

Resümee

Beziehungen sind Arbeit. Sie sollten nicht als Belastung empfunden werden, aber Sie sollten und müssen auch vielen Belastungen standhalten. Daher ist es notwendig, immer wieder Zeit zu investieren, sich auszutauschen und die Paarbeziehung so zu pflegen. Nur so bleiben Sie auch ein Paar und sind nicht „nur“ Eltern.

Natürlich überleben auch Beziehungen Durststrecken, aber auch nicht für immer. Daher sollte die Paarbeziehung nicht ganz in Vergessenheit geraten. Natürlich gibt es Zeiten, in denen Krisen oder Ereignisse zu belastend sind, um Kapazitäten für die Pflege der Beziehung zu haben. Das ist normal und normalerweise halten das gesunde Beziehungen auch aus. Aber eben gesunde Beziehungen. Daher ist es wichtig, Sie gesund zu halten und nach einer Belastung wieder in die Beziehung zu investieren. So sind die Grundvoraussetzungen zumindest geschaffen, um ein Paar zu bleiben.

Das könnte Sie auch interessieren

Sie streiten wegen Kleinigkeiten? Warum das so ist und was dagegen hilft!

Sie streiten wegen der Erziehung? Hier ein kleiner Leitfaden.

Wie kann ich mich richtig entschuldigen?

Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
© Copyright 2021 - Ines Wurbs
HOMEÜBER MICHBLOG
linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram