Was tun, wenn ein Teenager sich nicht an Regeln hält

Teenager stellen uns Eltern oft vor große Herausforderungen. „Große Kinder, große Probleme“, lautet ein Teil eines Sprichworts. Und kommt nicht von ungefähr. Das Alltagsleben mit einem Teenager im Haus ist nicht selten von ständigem Streit und Konflikten geprägt.

Sie können mit den folgenden Tipps Ihren Teenager Regeln nahelegen:

  • Suchen Sie sich Ihre Streite aus
  • Seien Sie ein ebenbürtiger „Gegner“
  • Seien Sie mit sich selbst und Ihrem Teenager ehrlich
  • Lassen Sie Ihr Kind erwachsen werden

Aber was heißt das nun genau und wie können Sie das umsetzen? Für Details lesen Sie nun hier weiter:

Was tun, wenn sich Ihr Kind nicht an Regeln und Absprachen hält?

Treffen Sie Vereinbarungen, ist ja ein recht netter Tipp, aber Teenager halten sich trotzdem meist nicht daran. Das ist wie mit Neujahrsvorsätzen. Sie sind schnell in Vergessenheit geraten. Darum gehen wir das Ganze eher praktischer an.

Suchen Sie sich Ihre Streite aus

Ständiger Streit strapaziert uns und unsere Kinder. Keiner freut sich darüber. Es kippt die Stimmung und belastet Ihre Eltern-Kind-Beziehung.

Überlegen Sie sich, was Ihnen wirklich wichtig ist. Definieren Sie, welche Regeln für Sie ein Muss sind und formulieren Sie diese dann ganz konkret.

„Man macht das nicht“ ist kein stichhaltiger Grund. Viele von uns übernehmen Regeln von anderen oder aus Ihrer Kindheit ohne Sie zu hinterfragen. Machen Sie das mal, vielleicht kommen Sie darauf, dass die eine oder andere Regel für Ihre Familie gar nicht passt.

Sie sollten versuchen, nicht alles auf Biegen und Brechen durchzusetzen, sondern nur jene, die Ihnen wirklich wichtig sind. Das Leben mit Teenager und Regeln sind ein Geben und Nehmen. Sie sollten Ihren Teenager nicht nur bevormunden. Je mehr Regeln, desto größer wird der Widerstand des Heranwachsenden.

Wenn Sie die wichtigen Regeln klar und deutlich formuliert haben, verpacken Sie diese am besten in logische, für Ihren Teenager nachvollziehbare, Argumente. Einfach hinnehmen fällt besonders in der Pubertät schwer. Aber begründete Argumente, vielleicht noch mit einem persönlichen Erlebnis oder Einsicht in Ihre Gefühle wirken da meist besser als 10 Standpauken.

Seien Sie ein ebenbürtiger Gegner

Tatsächlich machen Teenager ganz viel für sich selbst. Sie sind in diesem Alter einfach besonders selbstbezogen und glauben auch, dass sich alles um sie dreht. Das ist entwicklungsbedingt tatsächlich sinnvoll. Es hilft bei der Entwicklung der Perspektivenübernahme und ist eine Art Selbstschutz.

Tja, und wir Eltern pfuschen da dazwischen. Wir sind die „Alten“, die nur glauben, alles besser zu wissen. Dadurch entsteht zwangsläufig Streit. Teenager suchen und testen Ihre Grenzen so ziemlich in allen Bereichen aus. Sie benötigen ein sicheres Umfeld, in dem sie sich ausprobieren können. Und wo können sie das am besten, wenn nicht bei uns Eltern?

Wir müssen ein würdiger Gegner sein. Zwar ist es sinnlos, sich bei allem durchzusetzen, aber es ist sinnvoll, mit unseren Jugendlichen in Verhandlungen zu treten. Diskussionen und Argumente kommen bei Teenagern meist gut an. Das Problem dabei ist einfach, dass es oft mit Vorwürfen verbunden ist und zu Streit führt.

Versuchen Sie es mit Ich-Botschaften und frei von Vorwürfen oder Machtausübung. Diskutieren Sie das Thema mit Ihrem Kind durch und wägen Sie Für und Wider ab. Natürlich geht das nicht bei allen Punkten, ich bin mir aber sicher, Ihnen fallen schnell einige ein, bei denen das gut passen könnte. Zum Beispiel: Ausgehzeit, „Disco“-Besuch oder Freizeitgestaltung unter der Woche.

Seien Sie Ihrem Teenager gegenüber respektvoll und versuchen Sie sich gelegentlich in seine / ihre Lage zu versetzen. Das hilft, Ihren Ärger etwas zu dämpfen und zeigt vielleicht neue Kompromissmöglichkeiten auf.

Seien Sie ehrlich, mit sich und mit Ihrem Teenager

Wenn Sie sich Sorgen machen, dann sagen Sie das Ihrem Kind auch. Begründen Sie, warum das so ist und woran Sie da denken. Seien Sie aber auch ehrlich mit sich selbst und gestehen Sie sich ein, wenn Sie vielleicht eine Regel aufgestellt haben, nur weil „man das so macht“ oder weil Sie vielleicht in dieser Angelegenheit Ihrem Kind nicht vertrauen.

Wenn Sie das Ihrem Teenager sagen, versuchen Sie aber auch das so zu formulieren, dass deutlich ist, dass das Ihre Gedanken und Befürchtungen sind. Und überlegen Sie warum, Sie Ihrem Kind in dem einen oder anderen Bereich etwas nicht zutrauen.

Ist das begründet oder sind es vielleicht eigene schlechte Erfahrungen? Es ist natürlich vollkommen in Ordnung, wenn das so ist. Sie sollten sich nur im Klaren darüber sein. Das minimiert die Chance auf Streit.

Lassen Sie Ihr Kind erwachsen werden

Ganz viele Konflikte entstehen, weil sich unsere jugendlichen Mitbewohner schon super erwachsen fühlen und wir sie noch behandeln wie Kinder. Ja, kann sein, dass Sie das nicht gerne hören. Aber ich habe in vielen Beratungen festgestellt, dass das ein sehr häufiges Problem ist.

Sie müssen Ihren Kindern vertrauen und Verantwortung überlassen. Mit 16 oder 17 Jahren ist es spätestens an der Zeit, dass unsere Kinder wirklich ihr Leben in der Hand haben. Sie sind keine kleinen Kinder mehr und können schon das meiste selbstständig bewältigen.

Natürlich nicht von heute auf morgen, aber im Idealfall haben wir Sie schon Ihr ganzes Leben darauf vorbereitet. Ja, manchmal brauchen Sie einen kleinen Schubs. Darum ist es ratsam, Ihren Teenager fixe Aufgaben im Haushalt zuzuteilen und ihnen auch immer mehr persönliche Sachen zu überlassen. Also zum Beispiel:

  • Fahrgelegenheiten organisieren, 
  • Zeiteinteilung in der Freizeit, 
  • bei Bedarf selbst Essen kochen / holen, 
  • Schulsachen oder Arbeitsangelegenheiten organisieren oder 
  • Lebensmittel einkaufen, wenn Bedarf besteht,
  • die eigene Kleidung „managen“, also waschen, bügeln, wegräumen.

Für einige mag das trivial klingen und doch machen das viele von uns für Ihre Teenager noch zur Gänze.

Aber es gilt auch, unsere Teenager sollen dafür verantwortlich sein und das können. Das heißt nicht unbedingt, dass sie auch alles allein stemmen müssen. Wir sollten für sie noch immer da sein, wenn sie uns um Hilfe bitten.

Wir stehen mit Rat und Tat zur Seite. Jugendliche sind eben noch keine Erwachsenen, sondern wir bereiten Sie darauf vor. Oft sind sie noch mit Situationen überfordert. Dabei ist es wichtig, sie eben nicht allein und im Stich zu lassen. Wir dürfen und sollten Ihnen schon noch helfen, aber nur dort, wo es auch nötig und gewünscht ist. Und so ähnlich verhält es sich auch mit den Regeln, die Sie für zu Hause aufstellen. Nur, wo Bedarf ist, machen Regeln auch einen Sinn.

Je mehr Vertrauen Sie in Ihr Kind haben und je eigenständiger es auch ist, desto leichter können Sie auch Vereinbarungen treffen. Das mag jetzt vielleicht etwas widersprüchlich klingen. Aber wenn sich ein Teenager ernst genommen fühlt und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ihnen herrscht, desto eher ist er/sie auch bereit Ihre Hilfe und Ihre Abmachungen anzunehmen und zu befolgen. Teenager wissen so besser, wo ihre Grenzen liegen, wie weit sie gehen können und wo sie vielleicht auch noch auf ihre Eltern hören sollten.

Spezielle Tipps zum Lernen für Teenager finden Sie übrigens in diesen Artikel

Für interessierte Leser: 

Eine interessante Studie zu vielen Bereichen der Lebenswelt von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren habe ich übrigens hier für Sie gefunden. Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren.

Fazit

Jugendjahre sind eine herausfordernde Zeit für alle im Haus. Unsere Kinder müssen lernen, erwachsen zu werden und Grenzen zu erfahren und zu akzeptieren. Und wir Eltern müssen lernen, loszulassen.

Wahrscheinlich eine der schwierigsten Herausforderungen. Aber gleichzeitig doch auch eine der schönsten. Der Lohn für unsere „Arbeit“, junge Erwachsene, die auf eigenen Beinen erfolgreich ihr Leben meistern.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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