7 Wege, um mit anderen Eltern ins Gespräch zu kommen

Wir haben Freunde, unsere Kinder haben Freunde. Je jünger die Kinder sind, desto abhängiger sind sie aber auch von unserem Umfeld und von unseren Kontakten. Besonders im Kindergarten und Volksschule, eigentlich sogar davor, ist es daher auch notwendig, zu anderen Eltern Kontakt zu haben, um Spieltreffen und andere Kindertreffen zu vereinbaren. Aber auch, um einen Austausch mit Gleichgesinnten zu haben, ist es für uns selbst ratsam, zu anderen Eltern Kontakt zu haben. Bei manchen ist dies ohnehin durch den bestehenden Freundeskreis der Fall, viel haben aber auch keine anderen Eltern mit Kindern in ähnlichen Alter unter ihren Freunden. Und genau dann ist es wichtig, sich solche zu „suchen“.

Am einfachsten kommen Sie mit anderen Eltern in Kontakt:

  • In Kindergarten/Schule, vornehmlich beim Bringen und Abholen.
  • Bei Vereinen und anderen organisierten Nachmittagsangeboten.
  • In der Nachbarschaft.

Natürlich gibt es unten auch noch konkrete Gesprächstipps.

Mit anderen Eltern in Kontakt kommen

Am leichtesten kommen wir mit Menschen in Kontakt, wenn wir etwas gemeinsam haben. Das sind in unserem Fall natürlich die Kinder. Die besten Gelegenheiten liefern daher auch diverse Aktivitäten, die Ihr Kind zusammen mit anderen macht. Um mit anderen Eltern in Kontakt zu treten, ist es daher auch notwendig, bei diesen Aktivitäten dabei zu sein oder an Ort und Stelle zu warten. An folgenden Orten kommt am einfachsten ein Kontakt zustande:

In Krippe/ Kindergarten/ Schule

Wenn Sie Ihr Kind hinbringen oder abholen, sind meist auch andere Eltern da. Diese Zeit können Sie optimal nutzen, um mit anderen Eltern in Kontakt zu kommen. Am einfachsten ist das, wenn Ihr Kind sich allein umzieht oder nur wenig Hilfe benötigt. So schlagen Sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Ihr Kind wird selbstständiger und Sie kommen mit anderen Eltern in Kontakt.

Diese Gelegenheit können Sie auch ergreifen, wenn Ihr Kind noch etwas in der Gruppe fertig machen muss. Nicht nur für den Kontakt zu anderen ist dieser Punkt wichtig. Auch, dass Ihr Kind seine/ihre Arbeit beenden kann, ist für das Kind besser und lässt keine offenen Aufgaben zurück. (Mehr zu diesem Thema in diesem Artikel.)

Hat Ihr Kind Interesse, ein anderes Kind aus der Gruppe in der Freizeit zu treffen, können Sie auch ein nettes Briefchen mit der Anfrage und Telefonnummer in der Garderobe hinterlassen. So können Sie ein Spieltreffen vereinbaren und lernen auch dabei gleich die Eltern kennen. Das funktioniert natürlich nicht bei allen, aber viele Eltern nehmen dieses Angebot für Treffen gerne an.

Bei Freizeitaktivitäten

Wenn Ihr Kind Hobbys hat und Gruppen oder Vereine in der Freizeit besucht, ist das ebenfalls eine gute Gelegenheit, um mit anderen Eltern in Kontakt zu treten. Auch hier bietet sich die Abhol- und Bringsituation an. Aber zusätzlich auch die Gelegenheit, beim Warten oder während der Gruppenstunde sich mit anderen Eltern auszutauschen und in Kontakt zu kommen. Viele vergraben sich einstweilen im Smartphone oder erledigen andere Dinge. Ja, das ist verständlich und spart Zeit. Aber besonders, wenn Sie gezielt mit anderen Eltern in Kontakt kommen wollen, sind diese Situationen hilfreich. Wie schon erwähnt, Gesprächstipps, gibt es weiter unten im Text.

In der Nachbarschaft

Eine weitere einfache und leicht zugängliche Möglichkeit bietet Ihre Nachbarschaft. In den meisten Wohngegenden gibt es zahlreiche Kinder in der naheliegenden Nachbarschaft. Diese lernt man am einfachsten kennen, wenn man viel Zeit mit den Kindern an der frischen Luft verbringt. Das heißt, in einer ruhigen Gasse spielen, Radfahren, Rollerfahren oder einfach spazieren gehen. Meist werden die anderen Kinder aufmerksam und wenn die Zeit passt, dann gesellen sich oftmals andere dazu. Perfekt eignen sich auch nahe Spielplätze. Spielplätze sind ohnehin ein Treffpunkt für die Kinder der Umgebung. Und da sie meist nicht allein auf den Spielplatz können und dürfen, sind auch bei vielen Kindern die Eltern oder ein Elternteil dabei.

Hier gilt, nicht warten und zusehen, so wie das bei den meisten Vereinen notwendig ist, sondern aktiv mit ihrem Kind spielen. Wenn Sie was Spannendens oder Lustiges machen, gesellen sich oft auch andere Kinder dazu. Und mit ihnen kommen dann die Mamas oder Papas. Wenn dann die Kinder spielen, haben Sie eine gute Gelegenheit, langsam Kontakt zu den anderen Eltern aufzubauen.

Worüber kann man mit anderen Eltern reden

Das alles ist oft leichter gesagt als dann auch getan. Viele Eltern haben das Problem, dass sie einfach nicht sicher sind, was Sie dann mit anderen Eltern reden sollen oder können. Schließlich will man ja nicht zu aufdringlich sein. Darum habe ich hier ein paar Vorschläge für den Gesprächsbeginn mit anderen Eltern zusammengestellt.

Situation kommentieren

Thematisieren Sie die momentane Situation, in der sich Ihre Kinder in diesem Moment befinden. Das mag natürlich trivial klingen, dennoch ist es ein sehr einfacher Zugang und ein guter Gesprächseinstieg. Indem Sie kommentieren, was die Kinder da tun bzw. Ihre Meinung oder Emotionen darüber kundtun, zeigen Sie nämlich auch gleichzeitig Interesse an allen anderen Kindern. Das kommt bei den meisten Eltern natürlich gut an. Und wenn die anderen Eltern motiviert sind und Lust haben zu quatschen, werden Sie bestimmt darauf einsteigen.

Fragen stellen

Eine ähnliche Wirkung haben Fragen zum Tun und Handeln der Kinder. Also in etwa: „Haben Sie das schon mal geübt?“, oder „Ist Ihr Kind davor auch immer so aufgeregt?“ Alles, was Interesse zeigt und eventuelle Gemeinsamkeiten der Kinder hervorhebt, ist angebracht.

Nichts zu Privates oder Intimes

Private oder familiäre Angelegenheiten eignen sich nicht für erste Gespräche mit anderen Eltern. Das überfordert die meisten und ist natürlich nicht angebracht. Auch wenn es vielleicht mit dem gemeinsamen Hobby der Kinder zu tun hat. Wie etwa: „Jedes Mal, bevor wir herfahren, gibt es einen riesigen Streit daheim.“ Nicht wofür wir uns schämen müssten, aber auch nichts, auf was wer Fremder antworten kann oder will.

Tipp
Alles, was gute Emotionen und Interesse zeigt = gut
Alles, was negative Emotionen (Ekel, Trauer, Scham, Wut) zeigt = unangebracht

Eltern-Small Talk

Small Talk ist ohnehin eine schwierige Sache. Dieses Problem haben natürlich auch wir Eltern. Der Grad ist schmal: Was passt und erzeugt Verbindung und was ist zu viel? Das bedarf ein gutes Feingefühl. Es kann natürlich immer passieren, dass man etwas anspricht, was dem anderen unangenehm ist oder einfach unpassend ist. In diesem Fall sollten wir einfach die Sache auf sich beruhen lassen, eine Pause machen und dann mit etwas anderen belanglosen weiter tun. Viele Leute reden sich dann nämlich nur noch tiefer rein und machen so das Gespräch anstrengend für alle Beteiligten.

Am besten eignen sich, wie oben schon erwähnt, immer Gemeinsamkeiten, die ja durch die Kinder und den Ort ohnehin gegeben sind. Das ist ein guter, zuverlässiger Gesprächsanfang.

Mit anderen Müttern anfreunden

Freundschaft ist natürlich ein ganzes Stück mehr „Arbeit“ und eine viel innigere Bindung als bloßer Kontakt zu anderen Müttern. Das lässt sich also nicht so einfach aus dem Hut zaubern, sondern bedarf Geduld und die richtigen Umstände.

Manche haben das Glück und haben andere Mütter im schon bestehenden Freundeskreis. Optimalerweise auch noch mit Kindern im ähnlichen Alter und mit örtlicher Nähe. Aber natürlich haben viele Eltern dieses Glück nicht. Dennoch ist auch für Sie der tiefergehende Austausch mit anderen wichtig. Und genau um den vertrauten und teilweise auch intimen Austausch von Problem, Sorgen oder aber auch von schönen Momenten, geht es bei der Suche nach befreundeten Eltern. Natürlich kann man sich über seine Kinder auch mit Freunden austauschen, die keine Eltern sind. Allerdings meist nicht in dem Ausmaß, wie man möchte. Manchmal fühlt man sich auch nicht so gut verstanden oder will den anderen einfach nicht damit „nerven“. Daher sind auch Freunde, die selbst Eltern sind, für solche Anliegen und natürlich auch andere (gemeinsame Ausflüge zu Kinderzielen zum Beispiel) hilfreich.

Aber, wie findet man Freunde? Für die meisten von uns ist das schon viele Jahre her oder ergibt sich aus Arbeit und Hobby. Hier ein paar Eckpfeiler zum Schließen von Freundschaften:

  • Die Kinder sollten sich mögen und einigermaßen vertragen.
  • Eltern von Kindergarten- oder Schulfreunden ihrer Kinder kommen hierfür infrage.
  • Sie sollten sich sympathisch sein, erzwingen lässt sich nichts.
  • Sie können zum Kennenlernen Gemeinsamkeiten hervorheben
  • und eventuell auch nach Gemeinsamkeiten suchen.
  • Zuerst ein paar Treffen auf neutralen Boden anleiern, wie Spielplatz, und dann erst bei sich zu Hause.
  • Sie können dann auch gemeinsame, kleine und später auch größere Ausflüge vorschlagen.

Es lässt sich wie bei allen anderen Freundschaften auch hier nichts erzwingen. Manchmal passt die Chemie, dann ergeben sich beinahe automatisch Freundschaften und manchmal eben nicht. Der Knackpunkt ist eher, andere Eltern etwas besser kennenzulernen. Diese Gelegenheit ergibt sich eben oft durch Krippe, Kindergarten oder Schule und andere Gruppenaktivitäten für Kinder. (Aber das wurde ja oben schon beschrieben).

Andere Eltern als Freunde zu haben, ist nicht unbedingt notwendig. Tut uns aber meist gut und liefert uns auch die Möglichkeit, sich Rat und andere Blickwinkel zu holen. Es ist also gesund und hilfreich, andere Eltern als Freunde zu haben.

Ärger mit anderen Eltern

In unserer Elternkarriere kommt es natürlich auch das ein oder andere Mal vor, dass wir mit anderen Eltern Ärger haben. Entweder, weil ein anderes Kind etwas unserem Kind getan hat oder umgekehrt. Das sind natürlich unangenehme Situationen. Selten in unserem Erwachsenenleben sind wir direkten Konflikten ausgesetzt. Bei Kindern ist das natürlich noch anderes und manches Mal werden wir dann mit „hineingezogen“. Eigentlich mischen wir uns oder die anderen Eltern in den meisten Fällen aktiv ein. Das ist manchmal notwendig, um unseren Kindern beizustehen und ihnen in schwierigen Situationen zu helfen. Manchmal ist es nötig, manchmal auch nicht. Allerdings sind die Prinzipien und Erziehungsstile natürlich auch recht unterschiedlich. Dadurch kommt es oft in solchen Situationen zu Missverständnissen und zu Unverständnis. Kochen in diesem Moment dann noch die Emotionen hoch, kann das leicht zu richtigem Streit zwischen Eltern führen. Aber, was tun, wenn genau das passiert?

Wie Sie mit anderen Eltern in schwierigen Situationen, wie Streit, umgehen

Hier ein paar Tipps, um die Wogen zu glätten und konstruktiv eine Streitsituation oder ein Ärgernis mit anderen Eltern lösen zu können:

  • Es sollte zuallererst um die Situation der beteiligten Kinder gehen. Also versuchen Sie, die Situation sachlich zu analysieren.
  • Sollten sich die Kinder im Streit befinden, gilt es natürlich erstmal den zu schlichten und zu beenden.
  • Befragen Sie alle beteiligten Kinder.
  • Fragen Sie dann auch erneut nach der Sichtweise der anderen Eltern.
  • Sollten Ihnen die anderen Eltern einen Vorwurf machen, versuchen Sie das aufzuklären und Ihre Sichtweise darzustellen, ohne selbst Vorwürfe zu machen. (Nicht leicht, aber zielführend!)
  • Wenn andere Kinder Grenzen überschreiten und tatsächlich Gefahr besteht, dürfen und müssen Sie natürlich einschreiten und die Situation beenden. Für alle, die mehr dazu wissen wollen, habe ich diesen Beitrag: Der beste Weg, einem Kind Grenzen setzen, ohne es zu verletzen.
  • Andere Kinder beleidigen oder gar handgreiflich werden ist aber immer ein Tabu!
  • Sie haben nur Ihrem Kind gegenüber einen Erziehungsauftrag, auch, wenn Sie mit dem anderen nicht einverstanden sind. Daran sollten wir uns als Eltern halten.
  • Seien Sie Ihrem Kind ein gutes Vorbild und zeigen Sie ihm/ihr bei dieser Gelegenheit, wie Sie mit Streit und anderen negativen Emotionen umgehen können. Hier habe ich einen Beitrag zum Thema Wut und der richtige Umgang damit.
  • Priorität hat Ihr Kind: unterstützen Sie ihr Kind, die Situation gut zu meistern und damit so umzugehen, dass es ihm/ihr gut geht. Kompromisse finden, Alternativen suchen oder, wenn es gar nicht geht, einander in Ruhe lassen sind häufige Lösungen.

Resümee

Mit anderen Eltern in Kontakt kommen, kostet manchen von uns viel Überwindung. Dennoch kann es sich lohnen und mit etwas Glück und Zeit auch eine richtige Freundschaft daraus werden, von der dann wir, wie auch unsere Kinder, profitieren.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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