Kindern Wut erklären und richtig damit umgehen

Wut ist ein nicht gern gesehener Begleiter in unserem Alltag. Gerade bei unseren Kindern erleben wir die Wut oft als besonders belastend. Einerseits tun sie uns leid, weil anscheinend etwas nicht stimmt und andererseits machen uns Wutanfälle manchmal hilflos und selbst ärgerlich.

Auch der Umgang mit Wut kann aber geübt werden. Wie Sie das angehen können und wie Sie mit Ihrem Kind über Wut sprechen und erklären können, habe ich in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.

Warum sind Kinder wütend?

Wut ist eine Grundemotion. Wut wird durch Enttäuschungen, Frustration oder auch Hilflosigkeit ausgelöst. Wenn wir, die unserer Kinder gesetzten Ziele nicht erreichen, Wünsche nicht wahr werden oder auch Bedürfnisse nicht erfüllt sind, kommt eine Emotion zum Vorschein. Das kann Wut sein, aber auch Trauer oder Niedergeschlagenheit.

Wut ist also zuallererst einmal nur ein Ausdruck, dass irgendetwas nicht so gelaufen ist, wie sich das unsere Kinder gewünscht oder erhofft haben. In der Trotzphase ist es unter anderem vielfach Ausdruck von Frustration, weil unsere Kinder das Bedürfnis nach Selbstständigkeit und Autonomie nicht so ausleben können, wie sie das gerne möchten, oder können.

Wütend zu sein, wird von uns oft als „schlecht“ oder „falsch“ empfunden. Ist es aber tatsächlich nicht. Es ist eine Emotion, die rausmuss, allerdings nicht unkontrolliert und zerstörerisch, sondern in angepasster Art und Weise, sodass Ihr Kind selbst und niemand anderer Schaden nimmt. Auch Sie nicht!

Was ist Wut, für Kinder erklärt

Hier habe ich ein kurzes Beispiel zusammengeschrieben, wie Sie Ihrem Kind Wut erklären können.

„Wut ist ein Gefühl. Wenn wir wütend sind, ärgern wir uns über etwas. Das Ärgern spüren wir im Bauch oder in der Brust oder auch im ganzen Körper. Du kannst dich über dich selbst ärgern, über andere oder über Sachen. Meistens ärgern wir Menschen uns, weil wir etwas nicht geschafft oder bekommen haben, was wir unbedingt wollten. Oder weil wir oder wer anderer was getan hat, was uns gar nicht gefällt. Wütend sein und sich ärgern, ist okay. Du darfst es sagen, dass du wütend bist, schreien, aufstampfen oder auch weggehen. Jemand anderen oder dir selbst wehtun ist allerdings nicht in Ordnung, auch wenn man sich ärgert.“

Hier habe ich auch ein Video gefunden, in dem es auf lustige Art vom Krümelmonster erklärt wird, falls sie es so versuchen möchten:

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Tipps, wie Sie Ihrem Kind Wut erklären können: 

Egal, mit welchen Worten Sie Ihrem Kind Wut erklären, wichtig dabei ist:

  • Das Thema Wut überhaupt anzusprechen
  • In altersgerechten, einfachen Worten erklären
  • Am besten zusätzlich mit einem Beispiel aus der näheren Vergangenheit
  • Fragen zulassen
  • Wut und Fragen dazu ernst nehmen
  • Konstruktive Wege für den Umgang mit Wut aufzählen
  • Immer wieder wiederholen
  • Am besten auch kurz nach Situationen in denen Ihr Kind wütend war, nachbesprechen
  • Verbinden Sie es auch mit Übungen
  • Machen Sie mit Ihrem Kind Rollenspiele über Wut mit Puppen oder anderem Spielzeug

Wie soll ich bei einem Wutanfall meines Kindes reagieren?

Bei Wutanfällen unserer Kinder ist es besonders wichtig, dass:

  • Wir selbst ruhig bleiben. Auch, wenn wir uns selbst ärgern oder uns hilflos oder vielleicht auch beschämt fühlen. Wir selbst müssen so weit wie möglich gelassen bleiben, alles andere verschlimmert die Situation meist nur.
  • Gehen Sie mit Ihrem Kind aus der Situation. Also wechseln Sie den Ort oder den Raum.
  • Schaffen Sie Ihr Kind in eine (wenn möglich)  ruhige Umgebung, in der es sich beruhigen kann.
  • Wenn Ihr Kind Grenzen überschreitet, also sich oder andere verletzt, unterbinden Sie das sofort.
  • Versuchen Sie in dieser Situation direkt, nicht auf Ihr Kind einzureden. Kinder sind in solchen Situationen nicht aufnahmefähig.
  • Bieten Sie Ihrem Kind einen Ausweg aus der Situation an. Schlagen Sie eine Alternative vor, Sie reichen etwa Ihrem Kind die Hand, setzen Sie es in den Einkaufswagen, irgendetwas, was es Ihrem Kind ermöglicht, wieder mit Ihnen in Kontakt zu treten, OHNE dass es sich auf den Wutanfall bezieht.
  • Im Nachhinein, wenn sich Ihr Kind wieder ganz beruhigt hat, können und sollten Sie die Situation mit Ihrem Kind besprechen. Was ist passiert? Warum ist es passiert, was hätte anders gemacht werden können?

Weitere Tipps, was Sie machen können, wenn Ihr Kind ausrastet, gibt es hier.

Wann sind Wutanfälle nicht mehr normal?

Die Grenze zur Normalität ist auch hier natürlich schwierig zu ziehen. Schließlich muss auch der Umgang mit Wut von unseren Kindern erst gelernt werden. Erst mit ca. 6 Jahren beherrschen unsere Kinder die Emotionsregulation.

Sollte Ihr Kind allerdings häufig sich selbst oder andere bei Wutanfällen verletzen, ist es hier ratsam, sich auch frühzeitig bei Ihrem Kinderarzt oder Diplompsychologen zu erkundigen.

In den Diagnosemanualen wird darauf hingewiesen, dass das aggressive und aufsässige Verhalten, das altersgemäßen sozialen Verhalten übersteigt. Das heißt, wenn Kinder besonders aggressiv und aufsässig sind und das nicht normales Trotzverhalten oder noch nicht ausgereifte Gefühlskontrolle zu erklären ist.

Außerdem ist es ein Anhaltspunkt, wenn das Verhalten länger als 6 Monate zu beobachten ist. Natürlich sind auch Kindergärtner(-innen) und Lehrer(-innen) oft eine guter, halbwegs objektiver, Anhaltspunkt für Verhaltensauffälligkeiten.

Sollte Ihr Kind sich schwertun beim Erlernen der Kontrolle von Wut, ist es durchaus sinnvoll, sich von außen Hilfe zu holen.

Wut abbauen bei Kindern

Rituale bei Wut

Wut Rituale sind eine schöne Methode, um in solchen emotionalen Situationen die Kontrolle über sein Verhalten nicht zu verlieren. Es sind kleine Rituale, die wir und/oder unsere Kinder machen sollen, wenn sie wütend sind, um sich zu beruhigen.

Am besten Sie fangen solche Wut Rituale so früh wie möglich mit Ihren Kindern an einzuüben, dann sind diese auch viel leichter für sie abrufbar, weil sie einfach ein Teil der Emotion sind.

Wichtig ist sich ein Ritual zu überlegen, das gut zu Ihrem Kind und sein Verhalten passt. Ab 2 Jahren ungefähr können Sie Ihr Kind natürlich super in die Auswahl einbeziehen. Wenn Sie ein Ritual festgelegt haben, ist es wichtig, es mit Ihrem Kind gemeinsam einzuüben. Am besten in jeder Situation, in der es sich offensichtlich ärgert.

Sie können zum Beispiel: 

  • Dreimal die Hände ausschütteln oder aufstampfen. 
  • Ein lauteres ”Ahhh” mit leicht geballten Fäuste schütteln kombinieren. 
  • Hände verschränken, laut brummen, umdrehen und weggehen
  • Einen (Wut) Zettel zerreißen
  • Auf einen vorbereiteten Zettel die Wut weg kritzeln

Alles, was Ihrem Kind hilft seinen Ärger auszudrücken und die Wut rauslässt, ohne sich und andere zu verletzen, ist hier erlaubt. Je öfter Sie es schaffen, diese Rituale mit Ihrem Kind in einer Wutsituation zu machen, desto schneller wird es das Ritual selbstständig machen, wenn es sich ärgert.

Natürlich können solche Rituale immer erweitert und dem Alter angepasst werden. Wichtig ist, einfache Verhaltensweisen zu wählen, die dem Naturell Ihres Kindes entsprechen. Also laute Kinder werden eher ein lautes Brummen oder ein „Nein“ rufen, umsetzen können und zurückhaltende Kinder eher sich umdrehen und weggehen.

Probieren Sie es einfach aus, was für Ihr Kind am besten funktioniert. Bei welcher Reaktion es sich am besten beruhigt und versuchen Sie das dann als Ritual so oft wie möglich bei Wut auszuführen.

Mehr Informationen rund um Rituale und warum Sie wichtig sind, habe ich hier für Sie zusammengefasst.

Wut rauslassen

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Wut sollte nicht unterdrückt werden. Auch wenn es nicht eine so beliebte Emotion bei vielen von uns ist wie Freude zum Beispiel, ist es doch wichtig und völlig in Ordnung wütend zu sein.

Wir sollten unsere Kinder auch bei dem Gefühl der Wut ernst nehmen. Wut und Ärger muss raus, sonst können ganz andere schwerwiegende Probleme die Folge sein. Allerdings gibt es auch dafür Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. Und es liegt in unserer Verantwortung, als Eltern unseren Kindern diese Grenzen aufzuzeigen und beizubringen. Aber natürlich auch, ihnen den „richtigem“ Umgang mit Wut beizubringen und sie im Lernprozess zu unterstützen. Das kann zum Beispiel sein durch:

  • Schreien
  • In irgendeiner Form sagen, dass man sich ärgert
  • Böse schauen
  • Aufstampfen
  • Umdrehen und weggehen
  • In ein Kissen schlagen oder das Wutmonster (Werbung) quetschen (Das Wutmonster ist ein Stofftier, dass sich gut quetschen, anschreien oder auch kuscheln lässt. Oft tut es Kinder gut, ein gezieltes Objekt zum Abreagieren zu haben.)
  • Kritzeln auf einem Wutzettel
  • Einen vorbereitetet Wutzettel zusammenknüllen oder zerreißen
  • Einen Stressball oder etwas anderes quetschen
  • Füße fest in den Boden stemmen
  • Für größere Kinder und geübte: Wut ansprechen und ausdiskutieren, gemeinsame eine Lösung finden.

Umgang mit Wut üben

Den Umgang mit Wut zu üben, ist sehr wichtig. Die Verhaltensweisen müssen unseren Kindern sehr gut bekannt sein und wirklich „sitzen“. Gerade wenn unsere Kinder von ihren Gefühlen überrannt werden, können sie nämlich nicht bewusst darüber nachdenken, was jetzt angebracht wäre und was nicht.

Deshalb ist es wichtig, so früh wie möglich unsere Kinder beim Umgang mit Wut zu unterstützen und ihnen immer wieder passende Wege und Verhaltensweisen aufzuzeigen und einzuüben.

Zwischendurch können Sie immer wieder in Rollenspielen mit Spielzeug das Thema Wut einbinden oder in Geschichten, das Thema aufgreifen. Es gibt natürlich auch tolle Bücher dazu, wenn Sie selbst sich nicht so gerne Geschichten ausdenken. Für Kinder ab dem Vorschulalter kann, finde ich "Wohin mit meiner Wut passend" (Werbung), für kleiner Kinder, ab 2 Jahren finde ich "Das kleine Wutmonster" (Werbung) passender und verständlicher.

Wichtig dabei ist auch, die Gefühle unserer Kinder zu benennen. Dadurch lernen unsere Kinder, wie es sich anfühlt, wütend zu sein und mit Zeit können sie so sich auch besser darüber mitteilen und merken rechtzeitig, was mit ihnen passiert. Ich habe immer gute Erfahrungen mit den Gefühlskarten (Werbung) gemacht. Sie bieten eine gute Gesprächsbasis und veranschaulichen unseren Kindern die Gefühle ganz gut. So ist es für sie etwas Greifbares und nicht bloße Worte.

Das ist wichtig, denn unsere Kinder müssen wissen und lernen, wie es sich anfühlt, wütend zu sein, damit sie etwas dagegen tun können und von ihren Gefühlen nicht einfach überrascht werden. Mit unserer Hilfe und das Benennen der Gefühle, die sie gerade durchleben, gelingt ihnen das leichter.

Für uns Eltern, wie für Pädagogen, kann ich das Buch: "Aggression - und warum sie für uns und unsere Kinder notwendig ist" (Werbung) von Jesper Juul empfehlen. Es gibt einen guten Einblick in den Sinn von Wut und auch den Umgang damit, für unsere Kinder, aber auch aus Sicht von uns Eltern.

Spiele und Literatur zum Thema Wut:

Für interessierte Leser habe ich hier noch weiterführende Beiträge:

Der beste Weg, einem Kind Grenzen setzen, ohne es zu verletzen

Die sozial-emotionale Entwicklung

Kindern den Umgang mit Neid vermitteln und sozial stärken

Eifersucht bei Kindern erkennen und bekämpfen

Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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