Probleme mit anderen Eltern

Probleme mit anderen Eltern entstehen vorwiegend, wenn ein Kind, sei es das eigene oder ein anderes, Grenzen überschreitet. Und in Folge dadurch die Eltern eingreifen und unserer Meinung nach falsch handeln. Wenn unsere Kinder von anderen getadelt werden, fühlen wir uns meist auch selbst angegriffen. Und das ist bei anderen Eltern auch oft der Fall. Jedes Alter der Kinder birgt da so seine Besonderheiten, deswegen habe ich anschließend Tipps je nach Altersgruppe und Perspektive für Sie zusammengeschrieben. Generell kann gesagt werden, die wichtigsten Eckpunkte bei Problemen mit anderen Eltern sind:

  • Ruhig bleiben
  • Sachliche Kommunikation
  • Blickwinkel aller Beteiligten zulassen und annehmen
  • Aber auch eigene Bedenken kundtun
  • Eigenen Standpunkt sich klarmachen und auch hinterfragen
  • Lösungen für weiteren Umgang finden

Ärger mit anderen Eltern im Kindergarten

Die Kindergartenzeit ist für viele Kinder und natürlich auch Eltern eine aufregende und turbulente Zeit. Viele sozial-emotionale Grundfähigkeiten haben in dieser Zeit ihren Anfang und bilden sich erst aus. Unsere Kinder sind in dieser Zeit noch sehr auf sich selbst zentriert und tun sich schwer damit, Bedürfnisse aufzuschieben und ihre Emotionen zu kontrollieren. Das ist ganz normal, mehr dazu können Sie auch hier zur sozial-emotionalen Entwicklung lesen. Dadurch kommt es aber auch immer wieder zu gröberen Auseinandersetzungen. Da kann schon mal ein Baustein gegen einen Kopf fliegen oder sich Zähne in einem Arm vergraben. Das ist natürlich nicht schön und macht auch mit uns Eltern etwas. Meist sind wir traurig, weil unser Kind eine Verletzung hat und eventuell auch wütend auf andere, wie die Eltern des anderen Kindes, auf das Kind oder auf die Pädagogen zum Beispiel. Auch das ist normal und nachvollziehbar. Wichtig ist nur, richtig damit umzugehen. Hier ist es notwendig, für sich die richtige Balance zwischen Standpunkt vertreten und Annehmen von Lösungen zu finden.

Wohlbefinden des Kindes steht im Vordergrund

Im Vordergrund sollte immer stehen, dass Ihr Kind die Situation gut verkraftet und dass die Situation für Ihr Kind zufriedenstellend geklärt wird. Das sollten wir uns als Eltern immer wieder bewusst machen. Hier sollten die eignen Emotionen etwas unterdrückt werden, wenn nötig. Sind wir sehr aufgewühlt, kann es sonst passieren, dass wir die Situation eigentlich noch verschlimmern und andere heruntermachen. Das ist natürlich kontraproduktiv und bringt uns und unsere Kinder eher in eine Negativspirale rein.

Standpunkte und Blickwinkel klären und nutzen

Natürlich sollten Sie Ihren Standpunkt darlegen und erklären. Es ist aber auch wichtig, den Standpunkt anderer anzuhören und durchzudenken. Besonders den Standpunkt des anderen Kindes verstehen, ist im Kindergartenalter für unsere Kinder noch kaum möglich. Hier können wir versuchen unseren Kindern dabei zu helfen, indem wir erklären, wie sich das andere Kind vermutlich gerade gefühlt hat.

„Weißt du, Karli war wahrscheinlich gerade sehr über etwas traurig. Vielleicht ist ihm davor etwas nicht gelungen, was er aber unbedingt wollte. Oder er hat mit jemandem gestritten und war noch voller Wut. Und darum hat er den Baustein geworfen. Das war nicht in Ordnung, denn darum hast du jetzt eine Beule. Weißt du vielleicht, wie er es anders machen hätte können? Was können wir denn noch tun, wenn wir traurig sind oder gerade besonders wütend?“

So unterstützen wir unser Kind dabei, die Situation besser zu verstehen und gleichzeitig auch daraus zu lernen, soziale Regeln und den Blickwinkel anderer besser zu verstehen.

Andere Eltern ansprechen

Natürlich kann es auch sein, dass Sie mit anderen Eltern etwas klären wollen und müssen. Besonders, wenn Ihr Kind der/die VerursacherIn war. So unangenehm die Situation wahrscheinlich auch für Sie ist, sollten Sie trotzdem das Gespräch mit den anderen Eltern suchen. So zeigen Sie, dass Sie es wissen und dass Sie engagiert sind und sich darum kümmer oder daran arbeiten.

Das muss nicht in einem offiziellen Gespräch sein, sondern kann auch bei Gelegenheit angesprochen oder im Kindergarten selbst über die Pädagogen (im Ausnahmefall!) übermittelt werden. Ein kurzes Wahrnehmen des Problems und aufmerksam machen, reicht meist schon, um die Situation auch mit den anderen Eltern zu klären.

Gespräch mit den Pädagogen

Egal, ob der Vorfall jetzt im oder außerhalb des Kindergartens war, suchen Sie das Gespräch auch mit den Pädagogen Ihres Kindergartens. Egal, auf welcher „Seite“ Ihr Kind war. Klären Sie Ihre Sorgen und Befürchtungen oder auch Ihre Beobachtungen. Außerdem können Sie so noch einen anderen Blickwinkel einholen, entweder Ihr Kind betreffend oder auch einfach über die gesamte soziale Entwicklung und dem Miteinander in einer Gruppe.

Die Pädagogen können in einem Härtefall eventuell auch zwischen den Kindern vermitteln, sollte es Kinder im gleichen Kindergarten sein. Durch die Gruppe haben Pädagogen da mehr und andere Möglichkeiten, als wir zu Hause haben.

Handeln

Wenn Ihr Kind der Auslöser einer Handgreiflichkeit oder Ähnliches war, dann sollten Sie auf jeden Fall handeln und das auch dem Kindergarten und den anderen Eltern vermitteln. Ab und zu kann es natürlich vorkommen, dass kleinere Zwischenfälle passieren und ein anderes Kind eine Blessur davonträgt, aber nicht regelmäßig. Ist das der Fall, besteht Handlungsbedarf der Pädagogen, aber auch von uns Eltern. In diesem Beitrag erfahren Sie, was Sie machen können.

Ärger mit anderen Eltern in der Schule

Auch für Schulkinder gelten obige Punkte. Allerdings sollten Kinder im Schulalter schon weitaus mehr sozial-emotionale Reife besitzen. Daher ist die Art von Problemen, die auftreten, meist von einer anderen Natur als bei Kindergartenkindern. Natürlich kommt es auch bei Schulkindern manchmal zu Handgreiflichkeiten, aber häufiger auch zu Übergriffen psychischer Natur. Lästern, beschimpfen, auslachen, verspotten und andere verbale Attacken. In diesem Alter steckt meist schon viel mehr Absicht und Planung dahinter. Freunde und Gleichaltrige nehmen einen sehr hohen Stellenwert ein. Leider auch Vergleiche. Das ist jedoch schädlich für den Selbstwert aller Seiten.

Versuchen Sie das Ihrem Kind klarzumachen. Vergleiche bringen nichts und machen den anderen nur runter. Fördern Sie bewusst Empathie und das Gewissen. Tipps finden Sie dafür hier.

Andere Eltern nerven mich

Manche Eltern haben das Problem, dass Sie von anderen Eltern genervt sind. Das kann vorkommen, liegt aber nur vermeidlich an den anderen Eltern. Das mag jetzt etwas hart klingen, aber wenn wir uns genervt fühlen, dann ist das meist der Fall, weil wir mit den Ansichten der anderen nicht einverstanden sind. Hier gibt es jedoch eine recht einfache Lösung: Dann treffen Sie die anderen Eltern einfach nicht. Wenn es Sie nur nervt und dadurch stresst, dann tut es Ihnen ja auch nicht gut.

Für einige Eltern ist der Austausch mit anderen Eltern wichtig, für manche aber auch nicht. Hier ist es wichtig, nicht einem vermeidlichen Ideal hinterherzuhinken, wie „Man braucht den Austausch“ oder „es ist wichtig für den sozialen Kontakt meines Kindes“. Das stimmt zwar, aber das lässt sich auch meist anders regeln. Wir müssen nicht mehrmals wöchentlich mit anderen Eltern zusammensitzen, damit die Kinder spielen können. Es gibt dafür auch andere Möglichkeiten, wie Sportvereine, Spielgruppen oder Bastelgruppe, wo Kinder auch im Kindergartenalter Zeitverbringen können, ohne dass ich mit allen anderen Eltern plaudern muss.

Natürlich ist es manchmal notwendig, andere Eltern so gut kennenzulernen, dass wir gut einschätzen können, ob wir unsere Kinder allein zum Spielen hinlassen. Aber wenn das mal geklärt ist, kann auch hier der Kontakt wieder runtergefahren werden.

Der Umgang mit anderen Eltern ist natürlich auch stark von der eigenen Persönlichkeit abhängig. Manche Eltern bleiben trotzdem und hören sich alles an, manche gehen anderen lieber aus dem Weg und wieder andere sagen einfach Ihre Meinung dazu. Sie müssen da für sich den richtigen Weg finden. Halten Sie aber nicht an irgendeinem Weg fest, nur weil man das eben so macht. Das ist erstens nicht wahr und zweitens schadet es Ihnen auf Dauer.

Tipp
Wenn Sie andere Eltern belasten, dann minimieren Sie den Kontakt.

Andere Mütter mögen mich nicht

Mütter in der Herde können schon recht einschüchternd sein. Manchmal kommt es einem nur so vor und manchmal sind sie es tatsächlich. Schiefe Blicke, tuscheln, vergleichen; das und noch mehr lässt sich unter Müttern leider immer wieder beobachten. Und das führt dann auch dazu, dass sich manche ungewollt und abgewiesen fühlen.

Hier kann ich Ihnen nur raten, Tipps zur Gesprächsaufnahme mit anderen Eltern zu beherzigen. Geben Sie anderen Müttern eine Chance, Sie besser kennenzulernen. Das ist natürlich anfänglich schwierig und erfordert auch Mut. Auf andere zugehen, Small Talk führen und sich austauschen, aber es lohnt sich in den meisten Fällen.

Wenn die anderen Mütter Sie besser kennen und Sie die anderen, kommt es deutlich weniger zu unangenehmen Aneinander treffen.

Tipp
Stärken Sie Ihren Selbstwert und gehen Sie das Problem direkt an.

Natürlich hängt das Gefühl, nicht akzeptiert und gemocht zu werden auch immer mit dem eigenen Selbstwertegefühl zusammen. Haben wir einen schlechten Selbstwert, kann das auch dazu führen, Situationen negativer einzuschätzen, als sie wirklich sind. Wir fühlen uns ungewollt und beziehen schiefe Blicke und der Gleichen auf uns, obwohl es in Wirklichkeit gar nichts mit uns zu tun hat.

Behalten Sie dieses Wissen auch im Hinterkopf, wenn Sie auf andere Mütter treffen. Versuchen Sie, aktiv gegen dieses Gefühl der Unzulänglichkeit vorzugehen und springen Sie über Ihren Schatten.

Mehr Informationen über den Selbstwert und wie Sie ihn stärken, finden Sie in diesem Beitrag: Tipps zum Selbstwert stärken.

Resümee

Selten gibt es Bereiche, die für uns immer glattlaufen. Das ist auch bei der Elternschaft so. Durch die unterschiedlichsten Aspekte passiert es beinahe jedem früher oder später, dass es auch hier Probleme zwischenmenschlicher Natur gibt. Wichtig ist, den Kopf dabei nicht in den Sand zu stecken und das Problem konstruktiv zu bearbeiten. Auch im Hinblick auf die Vorbildfunktion, die wir unseren Kindern gegenüber haben, haben wir hier eine Verpflichtung.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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