Können Kinder Geister sehen?

Immer wieder liest oder hören man Erzählungen von Eltern, deren Kinder vermeidlich einen Geist oder auch Engel gesehen haben. Aber kann das sein? Haben Kinder diese Fähigkeit?

Wissenschaftlich betrachtet können Kinder keine Geister, oder andere übernatürliche Wesen sehen. Aber dennoch lügen uns unsere Kinder nicht an. Das Sehen von Geistern, Engeln und anderen magischen Wesen, kann unterschiedliche Ursachen haben. Zum größten Teil ist es Verarbeitung und magisches Denken.

Was genau es damit auf sich hat und wie Sie Ihrem Kind helfen können, verrate ich Ihnen in diesem Beitrag.

Haben Kinder übersinnliche Fähigkeiten?

Als Psychologin vertrete ich den wissenschaftlichen Standpunkt. Die Wissenschaft hat bis jetzt noch keine Belege für Übersinnliches gefunden. Es gibt sogar Preisgelder dafür, wenn es wem gelingen sollte. Aber bis jetzt gab es noch keine Ergebnisse, die wissenschaftlicher Prüfungen standhielten. Und daher gehe ich auch in diesem Beitrag davon aus, dass Kinder jetzt im Großen und Ganzen keine übersinnlichen Fähigkeiten besitzen. Wenn der Großteil der Kinder solche Fähigkeiten besitzen würden, wäre es bis jetzt zumindest schon öfter aufgefallen und ließe sich auf die ein oder andere Art beweisen.

Dennoch berichten Eltern immer wieder von Geistersichtungen ihrer Kinder. Da wird schon mal über verstorbene Großeltern geredet, weil die Kinder diese irgendwo stehen gesehen haben. Warum gibt es solche Erlebnisse und welche Erklärung gibt es noch dafür?

Mein Kind sieht Verstorbene, Engel oder Geister

Hier möchte ich Ihnen nun einige Erklärungsansätze und Einblicke in die kognitive Entwicklung und Verarbeitung unserer Kinder geben und so erklären, wie es zu solchen Geistersichtungen bei unseren Kindern kommen kann.

Teil der kindlichen Gedankenwelt

Tatsächlich werden unsere Kinder schon früh mit den Begriffen Geister und vor allem auch Engel konfrontiert. In den letzten Jahren hat die Bedeutung von Halloween in unseren Breiten zugenommen, dass dieses Thema natürlich stark thematisiert und auch Bilder und Eindrücke den Jüngsten liefert. Aber natürlich ist der Tod, Engeln und magische Wesen auch ein Teil unserer Kultur. Nicht nur Halloween, sondern auch Allerheiligen und Allerseelen gibt es schon sehr lange bei uns. Aber auch das Christkind, der Nikolaus oder der Weihnachtsmann sind magische Wesen oder Engeln, die ein realer und bedeutender Teil der Gedankenwelt unserer Kinder ist. Sie sind für sie echt.

Das magische Denken

Das magische Denken ist ein Entwicklungspunkt unserer Kinder, der seinen Höhepunkt ungefähr mit 5 Jahren erreicht und später wieder abnimmt. Unsere Kinder erleben viele Sachen, die sie sich noch nicht erklären können. Einerseits, weil es ihnen schlicht an Hintergrundwissen und Informationen fehlt, andererseits auch, weil ihnen viele Zusammenhänge einfach noch nicht bewusst sind und sich die Logik erst in der mittleren Kindheit beginnt zu entwickeln. Das ist eine ganz normale Entwicklung.

Aber natürlich suchen wir Menschen nach Erklärungen und Begründungen und da greifen Kinder auf die Magie zurück. Vieles, was sie sich noch nicht erklären können, wird durch diese magische Logik begründet. Für unsere Kinder ist alles möglich, was sie sich ausdenken. Physik oder Logik können in ihrem Denken einfach noch gar keine Rolle spielen, weil sie es noch nicht gelernt haben und noch nicht verstehen können. Darum ist alles möglich, was man sich ausdenkt oder auch träumt.

Monster gibt es wirklich und Geister gibt es auch. Sie leben in uns und manchmal gewinnen sie.

Stephen King

Kinder hören mehr, als wir denken

Natürlich ist der Tod etwas ganz Natürliches, das in allen Familien, Freundes- oder Bekanntenkreis zwangsläufig vorkommt. Wir Erwachsene meinen oft, dass wir alles, was mit Tod zu tun hat, von unseren Kindern fernhalten sollten und reden nicht direkt mit ihnen darüber, solange es nicht nötig ist. Wenn ein Nachbar oder ein ferner Verwandter stirbt, erklären wir unseren Kindern das natürlich oft nicht explizit. Sehr wohl besprechen wir es aber mit anderen Erwachsenen.

Auch, wenn wir überzeugt sind, dass wir nicht mit oder in der Nähe unserer Kinder über den Tod gesprochen haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir es doch getan haben. Nicht direkt mit unseren Kindern, sondern mit einem anderen Erwachsenen. Es reicht, wenn unsere Kinder in Hörweite sind. Auch wenn sie vertieft oder sehr beschäftigt sind, nehmen sie dennoch unsere Gespräche mit anderen wahr und schnappen so mehr auf als uns bewusst ist.

Kinder verhalten sich manchmal anders als wir Erwachsenen

Kinder verhalten sich in manchen Situationen anders als wir Erwachsenen. Sie bewegen sich anders oder machen natürlich Sachen, die wir nicht nachvollziehen können. Das mag manchmal auch unheimlich auf uns wirken. Besonders, wenn sie an eine beliebige Stelle starren oder an uns vorbeischauen beim Reden.

Wir beobachten meist unsere Kinder natürlich viel genauer, als wir das bei anderen Menschen machen. Noch dazu kommt, dass Kinder natürlich nicht immer alles so kommunizieren können oder auch wollen. Daher sehen wir sehr viel von ihnen, können uns aber auch nicht immer alles erklären. Das wirkt manchmal natürlich ebenfalls unheimlich. Besonders, wenn wir Menschen uns etwas nicht erklären können, macht uns das oft gleich Sorgen oder wir suchen nach anderen Erklärungen.

Kinder haben Ängste

Aber wir dürfen auch nicht außer Acht lassen, dass gerade beim zu Bett gehen die Ängste unsere Kinder hochkommen. In der Dunkelheit sind unsere Sinne nun mal nicht so gut wie tagsüber und das magische Denken, vielleicht sogar in Verbindung mit Erlebten, tut dann meist noch sein Übriges. Darum kommen oft vor dem Schlafen gehen, solche Vorstellungen hoch. Da kann es sein, dass Kinder von Geistern, Engeln oder auch Monstern reden, weil sie einfach tatsächlich Angst davor haben.

Mehr über Ängste bei Kindern und was Sie dagegen machen können, habe ich hier für Sie zusammengefasst.

Wir interpretieren viel rein

Auch wir Erwachsenen sind uns nicht immer bei allen sicher. Wir finden noch manche Dinge unheimlich, weil wir natürlich schon viel mehr in den digitalen Medien gesehen und auch schaurige Geschichten gelesen haben. Auch können wir uns nicht alles erklären und wissen von allem die Ursache. Daher sind auch wir Erwachsenen manchmal dazu geneigt, an Übersinnliches zu glauben. Unser menschlicher Verstand ist eben so gebaut, dass wir immer nach Ursachen und Gründen suchen. Und wenn wir mit unserem Wissen anstehen, neigen wir dazu, uns welche auszumalen. Das war in der Menschengeschichte schon immer so und das wird es auch immer geben. Das hilft uns und schützt uns auch in manchen Belangen. Wissen vermittelt uns nämlich Sicherheit, da spielt die Quelle des Wissens keine Rolle.

Natürlich kann es aber auch sein, dass wir zum Beispiel selbst noch um jemanden trauern und es selbst gerne glauben möchte, dass unser geliebter Verwandter in irgendeiner Form bei uns ist. Es ist eine Form des Selbstschutzes und der Verarbeitung. Zum Teil geht es natürlich auch unseren Kindern so, vor allem, wenn es nahestehende Personen waren. Das heißt, einerseits verarbeiten es unsere Kinder so und andererseits nehmen wir diesen Gedanken dann auch gerne auf, weil es schön ist und uns auch selbst in unserer Trauer hilft.

Was können wir tun, um unsere Kinder zu beruhigen?

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Anliegen ernst nehmen

Es ist notwendig, dass wir die Angst unserer Kinder ernst nehmen und nicht einfach als lächerlich abtun. Das führt nur dazu, dass unsere Kinder ihren eigenen Emotionen nicht vertrauen und sich uns auch nicht mehr anvertrauen. Wir können ihnen aber dennoch sagen, wie das vielleicht bei uns als Kind war, wer sich noch erinnert und natürlich die Tatsachen erklären. Wir sollten ihnen aber auch zeugen, dass wir ihre Angst verstehen und dass es nichts Schlechtes ist Angst zu haben. Aber eben mit den Hintergründen, woher die Angst kommt und wie die Dinge in Wirklichkeit sind. Also zum Beispiel, woher das komische Geräusch wirklich kommt.

Wichtig
Nehmen wir unsere Kinder ernst, auch wenn es uns lächerlich vorkommt!

Sicherheit geben

Wir sollten unseren Kindern in solchen Situationen auch Halt und Sicherheit geben, für sie da sein. In den Arm nehmen und beruhigen, nachfragen, ob sie Oma vielleicht vermissen oder andere Anliegen haben. Wenn es in der Nacht ist, helfen oft Nachtlichter oder die Türe einen Spalt offenzulassen.

Kuschelpartner

Kinder fühlen sich immer sicherer, wenn sie einen treuen Begleiter haben. Das kann ein Kuscheltier sein oder jedes andere geliebte Spielzeug. Gegen Sorgen helfen auch gut Sorgenfresser (Werbung), die sich um die Ängste und Sorgen unserer Kinder „kümmern“.

Über den Tod sprechen

Gerade, wenn es um Geister, Skelette und Gespenster geht, ist es auch wichtig, mit unseren Kindern über den Tod zu sprechen. Es ist zwar ein schwieriges Thema, aber dennoch Teil des Lebens. Genauere Tipps, wie Sie das Thema Tod angehen, habe ich im Beitrag: „Wie erkläre ich meinen Kindern den Tod?“, für Sie zusammengeschrieben.

Hintergründe erklären

Am effektivsten hat es sich auch bei mir zu Hause erwiesen, meinen Kindern den Hintergrund zu erklären und eventuell auch die Ursache aufzuzeigen. Also, woher kommt das Geräusch, woher kommt der Schatten oder der Lichtkegel an der Wand, warum ist in der Nacht einiges anders als am Tag usw. Dabei sollte man so sachlich wie möglich bleiben.

Positiv besetzen

Natürlich ist es immer eine Sache der Sichtweise. Das ist auch bei Geistern, Gespenstern und Monstern so. Wenn unsere Kinder beispielsweise sagen, sie sehen Oma, dann können wir ihnen auch erklären, dass sie ein Engel ist und die Familie beschützt und aufpasst. Oder, dass sie Ihre Oma gesehen haben, weil sie die Oma so sehr vermissen und es eine schöne Vorstellung ist, wenn unsere verstorbenen Familienmitglieder bei uns sind.

Natürlich hängt das stark vom eigenen Glauben und der eigenen Einstellung ab. Es geht daran zu versuchen, eine positive Komponente hereinzubringen und es in etwas Gutes und Schönes zu verwandeln.

Resümee

Die Verarbeitung von unlogischen Ereignissen geschieht unter anderem auch durch die Erklärung des Übersinnlichen. Bei Kindern wie bei Erwachsenen. Es hilft, sachlich zu belieben und sich nicht in Ängste gemeinsam mit seinem Kind hineinzusteigern, sondern zu versuchen, den Gründen auf den Grund zu gehen und, wenn alles nicht hilft, negative Gedanken in positive umzuwandeln.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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