Mein Kind benimmt sich schlecht, wenn Besuch kommt

Besuch stellt für viele Eltern eine Ausnahmesituation dar. Nicht unbedingt, weil es so selten passiert, sondern eher, weil unser Nachwuchs plötzlich so richtig Gas gibt. Das kann drei Gründe haben:

  • Freude
  • Nervosität
  • Aufmerksamkeit einfordern

Oftmals ist es auch eine Mischung aus allen drei Gründen. Was es aber genau damit auf sich hat und wie Sie Ihrem Kind helfen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Warum benimmt sich mein Kind unmöglich, wenn wir Besuch haben?

Auch wenn unsere Kinder noch so brav und entspannt sind, wenn Besuch da ist, egal ob für uns oder ihre Freunde, dann drehen sie so richtig auf. Schreien, toben, und auch am Besuch herumziehen, Grimassen schneiden oder noch mehr, was uns Eltern unangenehmen ist. Dieses Verhalten erscheint uns als Eltern meist unpassend. Dennoch ist es nur ein Ausdruck ihrer Emotionen. Vielleicht etwas missglückt, aber dennoch bedarf es hier die Hilfe von uns Eltern. Das kann natürlich auch viel Geduld uns Ausdauer erfordern.

Sie freuen sich

Das augenscheinlichste Gefühl ist natürlich die Freude. Unsere Kinder freuen sich über Besuch. Auch wenn es keine Freunde sind, sondern Erwachsenenbesuch, ist das für Kinder trotzdem immer etwas Besonderes. Nun ist es allerdings bei unseren Kindern meist noch so, dass sie ihre Gefühle noch nicht so 100 % unter Kontrolle haben. Besonders bei starken Gefühlen brechen diese einfach aus ihnen heraus. Und da kommt es natürlich schon mal vor, dass sie über das Ziel hinausschießen. Auch wenn es eigentlich Freude ist, sind unsere Kinder in diesem Moment überreizt und andere Impulse mischen sich dabei gerne darunter. Da kommt es schon mal vor, dass die Zunge gezeigt wird oder der Bruder geschubst und was sonst noch alles eigentlich verboten oder zumindest unerwünscht ist. Auch, wenn sie es normalerweise nicht tun. Die Freude und Aufregung legt die Impulskontrolle lahm und alles platzt aus ihnen heraus sozusagen.

Sie sind nervös

Alles, was vom Alltag abweicht, macht unsere Kinder auch nervös. Auch, wenn wir immer wieder Besuch bekommen, ist es doch nicht unbedingt Alltag. Regeln, Routinen und Gewohnheit geben unsere Kinder auch Sicherheit. „Besuch“ ist allgemein etwas Abstraktes für Kinder. Manchmal wissen sie nicht genau, wer kommt, wie die Person ist oder was sie zu erwarten haben. Oftmals sind auch wir Eltern anders, wenn Besuch da ist. Es gelten einfach nicht genau die gleichen Regeln und unsere Kinder wissen nicht genau, was sie erwartet, vom Besuch und auch was uns betrifft. Das alles sind Unsicherheiten, die unsere Kinder nervös machen. Es ist natürlich eine stressige Situation für sie, die sich in Unruhe und anderen Verhalten auswirkt. Unsere Kinder können mit Stress, Druck und Spannung noch nicht so gut umgehen. Das ist okay und ganz normal. Mit diesem Wissen im Hinterkopf können wir unseren Kindern aber helfen, die Situation besser vorzubereiten und auch den Stress und die Unsicherheit rauszunehmen.

Sie fordern Aufmerksamkeit ein

Kinder haben bis zum 8. Lebensjahr noch ein stark egozentrisches Weltbild. Das heißt, sie sehen sich selbst als Mittelpunkt. Das hat auch zur Folge, dass sie sich noch schwertun, die Blickwinkel anderer einzunehmen und zu verstehen. Dieser Entwicklungsschritt beginnt überhaupt erst am Ende des Kindergartens. Mehr zur sozial-emotionalen Entwicklung können Sie hier nachlesen. Und genau das ist auch der Grund, warum sich Kinder manchmal anders benehmen, wenn Besuch da ist. Einerseits sind sie aufgeregt und wollen alles zeugen, sagen und mit dem Besuch machen, was sie wollen. Und andererseits tun sie sich schwer damit, in puncto Aufmerksamkeit zurückzustecken. Dass Mama oder Papa lieber mit dem Besuch plaudern wollen und sich nicht alles um sie dreht, ist für unsere Lieblinge hauptsächlich im jungen Alter noch schwierig zu verstehen und anzunehmen. Auch wenn sie gewohnt sind, die Aufmerksamkeit mit Geschwistern zu teilen, stellt Besuch noch mal eine ganz andere Situation dar.

Wie helfe ich meinem Kind, wenn es bei Besuch aufdreht?

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Hier ein paar Tipps, wie Sie ihrem Kind helfen können, Besuch gelassener zu nehmen:

  • Klären Sie vorab mit Ihrem Kind, wer zu Besuch kommt.
  • Beschreiben Sie, was der Zweck des Besuches ist (Spieledate, Besuch der Eltern zum Plaudern, Besprechungen …)
  • Versuchen zu Ihrem Kind zu klären, was es ungefähr vom Besuch erwarten kann und was nicht (er/sie wird wahrscheinlich nicht mit dir spielen wollen, er/sie kommen, um mit mir zu plaudern, du kannst aber ein paar Fragen stellen …)
  • Legen Sie vorab Regeln fest, was erlaubt ist und was nicht.
  • Wiederholen Sie auch bestehende Regeln und erklären Sie, dass diese auch gelten, wenn Besuch da ist.
  • Erklären Sie Ihrem Kind aber auch, warum es dieses oder jenes machen darf oder eben nicht.
  • Machen Sie ein klares Stoppsignal aus, wenn Ihr Kind stark unpassendes Verhalten zeigt und es Grenzen überschreitet.
  • Binden Sie Ihr Kind auch beim Besuch mit ein, auch wenn es Ihr Besuch ist und nicht der Ihres Kindes.
  • Erlauben Sie dem Kind auch, den Besuch kennenzulernen oder ein wenig mitzuplaudern oder einzelne „wichtige“ Spielzeuge herzuzeigen.
  • Bieten Sie Ihrem Kind aber auch eine Beschäftigung an, der es einstweilen nachgehen kann, wenn der Besuch für uns Erwachsene ist.
  • Üben Sie immer wieder den Ausdruck von Gefühlen mit Ihrem Kind.

Zum Üben des Umgangs mit Gefühlen habe ich hier einen Beitrag für Sie. Außerdem kann ich diese Gefühlskarten (Werbung) wärmstens empfehlen. Diese Übungen helfen Ihrem Kind, die eigenen Gefühle und die anderer schneller wahrzunehmen, genauer zu erkennen und konstruktiv damit umzugehen.

Resümee

Manches ist für Kinder aufregender, als wir denken. Besuch zu bekommen, ist definitiv einer dieser Situationen. Am wichtigsten sind daher dafür gute Vorbereitung, um die Unsicherheit zunehmen und einbinden und beschäftigen während des Besuches. Jeder Besuch bietet die Möglichkeit sozialen Umgang zu üben und, mit unserer Hilfe, soziale Regeln kennenzulernen.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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