Ich bin eine Helikopter-Mutter! Die Vor- und Nachteile meines Erziehungsstils.

Diesen Beitrag schreibe ich, um meinen Lesern mehr Einblick in meinen persönlichen Erziehungsstil zu geben und auch selbst meine Erziehung zu reflektieren. Ich habe für mich erkannt, ja ich bin eigentlich eine klassische Helikopter-Mutter, obwohl mir Selbstständigkeit und Autonomie besondere Anliegen sind.

Hier mein Geständnis: Ich bin eine Helikopter-Mom, die allerdings großen Wert auf Selbstständigkeit legt und das ist kein Widerspruch!

Eine Helikoptermutter zu sein birgt einige Gefahren, wie starke Machtausübung und zu starke Kontrolle, es hat aber auch ein paar Vorteile. Hilfestellung und Wissensvermittlung.

Warum bin ich eine Helikopter-Mutter?

Eigentlich ist es mir gar nicht gleich aufgefallen. Wobei ich zugeben muss, ich wusste schon immer, dass ich ein Glucken-Gen in mir trage. Schlussendlich kam ich nun zu der Erkenntnis: Okay, man könnte mich auch als Helikopter-Mutter sehen. Meine Tochter hat Schwierigkeiten, sich gegen den Willen anderer durchzusetzen. Und ich versuche seit Jahren, ihr dabei zu helfen. In unterstützender Art und Weise, natürlich. Aber eigentlich mische ich mich dauernd ein. Nicht bei Ihren Freunden, aber zu Hause bei Ihrem Bruder. Da reiß’ ich einfach das Ruder an mich und regel das für Sie.

Die Gründe sind einfach: Ich sorge mich. Ich weiß, dass sie stark ist, aber ich sehe auch Verbesserungsbedarf in der Durchsetzungsfähigkeit. Wobei mir klar ist, wenn sie etwas will, bekommt sie es auch. Hier liegt also die Diskrepanz. Sie will sich einfach nicht immer durchsetzen. Und wenn es um Streitigkeiten mit ihrem Bruder geht, kommt sie zu mir. Logisch habe ich ihr ja so gelernt und es ist für sie natürlich bequemer und auch in gewisser Hinsicht mit Rache verbunden. Hier haben wir also ein klassisches Anzeichen einer Helikopter-Mutter. Das sich für mich aber bis jetzt gar nicht so deutlich gezeigt hat. Und das, obwohl ich meine Erziehung immer wieder hinterfrage, mir Gedanken mache und versuche, auf solche Dinge zu achten.

Doch es hat sich tatsächlich über die Zeit so eingeschlichen. Nämlich als mein kleiner Sohn anfing, sich gegen seine große Schwester zu wehren. Das tat er anfänglich leider mit beißen. Da das sehr schmerzhaft ist, schritt ich natürlich immer rasch ein. Und das wurde dann bei mir in gewisser Hinsicht Routine. Nicht immer, aber sobald es zu handfesteren Streitereien kam. Natürlich wollte ich auch meine Tochter aktiv dagegen wappnen und versuchte ihr gezielt zu lernen, sich zu wehren. Irgendwie entstand der Gedanke, sie wehrt sich nie. Allerdings war das natürlich nur eine recht einseitige Sichtweise. Sie wehrte sich in diesen Fällen bei ihrem Bruder nie. Manchmal auch bei Freunden. Aber das ist natürlich ganz normal und gehört ebenso zur Entwicklung und Persönlichkeit dazu. Und trotzdem mischte ich mich immer wieder ein.

Aber durch das Einmischen nahm ich ihr einerseits die Möglichkeit zu lernen und andererseits verstärkte ich natürlich ihre erlernte Hilflosigkeit. Beides eine gefährliche Mischung.

Zum Glück ist es mir aufgefallen und jetzt handhaben wir das deutlich anders. Mehr dazu weiter unten.

Wann ist man eine Helikopter-Mutter?

Eine Helikopter-Mutter ist man dann, wenn man die eigenen Kinder überwacht oder kontrolliert. Alles genau unter die Lupe nimmt und sofort eingreift, wenn unsere Kinder Gefahr laufen, etwas nicht nach unseren Vorstellungen zu meistern.

Allerdings muss das nicht im Generellen der Fall sein, sondern kann sich auch, wie bei mir, auf einen gewissen Teilbereich beziehen. Unsere Kinder werden sehr selbstständig und autonom erzogen. Dennoch habe ich mich im Punkt „zur Wehr setzen“, bei meiner Tochter sehr stark eingemischt und auch versucht, sie zu kontrollieren. Daher war es für mich auch nicht gleich ersichtlich. Ich habe nur das Ergebnis bemerkt: egal, wie sehr ich es versucht habe, es hat nichts gebracht.

Was kann ich dagegen tun, wenn ich eine Helikopter-Mutter bin?

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Uns allen passieren gelegentlich Dinge, die wir im Nachhinein nicht als optimal empfinden. So ist es natürlich auch in der Erziehung. Aber, wenn wir mit etwas unzufrieden sind, dann sollten wir dagegen auch was tun. Und auch für den Fall, dass Sie eine Helikopter-Mutter sind, gibt es ein paar Leitlinien, an die Sie sich halten können:

  1. Probleme eingestehen.
  2. Den Bereich, in dem Sie zu stark kontrollieren, genau herausfinden.
  3. Die genauen Verhaltensweisen, die es ausmachen, herausfinden.
  4. Altersgerechten Entwicklungsstand nachlesen. Was sollte mein Kind in diesem Alter ungefähr können? Was kann ich ihm/ihr zutrauen?
  5. Bei der nächsten Situation bewusst nicht eingreifen.
  6. Das Kind in dieser Situation genau beobachten.
  7. Loben und bestärken Sie Ihr Kind in dieser Situation oder danach.
  8. Vergleichen Sie die Sichtweise auf Ihr Kind vor der Situation und danach.
  9. Hinterfragen Sie, wie wichtig Sie in dieser Situation gewesen wären. Was wäre anders gelaufen, wenn Sie sich eingemischt hätten?
  10. Versuchen Sie, eine objektive Sicht auf das Verhalten Ihres Kindes zu bekommen.
  11. Halten Sie eventuell auch mit den Pädagogen Ihres Kindes Rücksprache und fragen Sie nach deren Sichtweise und Meinung.
  12. Beachten Sie immer den Erfahrungs- und Lernaspekt für Ihr Kind.
  13. Versuchen Sie sich die nächste Zeit aktiv zurückzuhalten, wenn Sie den Impuls verspüren sich einzumischen oder zu kontrollieren.

Sie können sich auch Notizen zu diesen Fragen und Gedanken machen, dann fällt es Ihnen womöglich leichter, einen Fortschritt bei sich zu sehen.

Es ist auch hilfreich, bewusst und achtsam den gemeinsamen Familienalltag zu gestalten. Dabei habe ich für mich als Mama diese Achtsamkeitskarten (Werbung) als sehr hilfreich erlebt. Zu gemeinsamen Üben mit Ihrem Kind kann ich diese Karten (Werbung) empfehlen. Anregungen zum Besprechen von Gefühlen mit Kindern finden Sie auch in diesem Beitrag.

Wichtig
Lassen Sie Ihren Kindern so viel Freiheit und Selbstständigkeit wie möglich und greifen Sie nur so viel ein wie nötig!

Was passiert mit Kindern von Helikopter-Eltern?

Eine zu starke Kontrolle und das Unterdrücken der Selbstständigkeit und Freiheit kann bei Kindern viele negative Auswirkungen haben. Beides sind wichtige Grundbedürfnisse, die unsere Kinder für eine gesunde Entwicklung benötigen. Untergarben wir diese Grundbedürfnisse, bedeutet das, dass sich unsere Kinder in diesen Bereichen nicht dem Alter und der Fähigkeit entsprechend entwickeln können. Besonders der Selbstwert, das Selbstbewusstsein, aber auch die Motivation, Ausdauer und die sozial-emotionalen Fähigkeiten können dadurch geschwächt werden. Fördermöglichkeiten zu den einzelnen Begriffen finden Sie direkt verlinkt.

Natürlich können besonders Kinder einiges auch rasch nachholen. Ist es allerdings eine länger anhaltende Problematik, entstehen tiefgreifende Wunden. Oftmals können sich diese bis ins Erwachsenenalter auswirken. Und das ist wohl eine der größten Sorgen von uns Müttern.

Zum Glück sind die meisten von uns Helikopter-Mütter nicht vollumfängliche Überwacher, sondern begrenzen es oftmals auf einen Teilbereich. Sozusagen eine abgeschwächte Form der Lehrbuch-Helikopter-Mom.

Tatsächlich ließen sich in einer Studie auch Vorteil einer Helikopter-Mutter herausfinden. Es zeigte sich, dass Kinder von Helikopter-Eltern eher studieren. Das Überbehüten hat nämlich auch zur Folge, dass oftmals mehr Wert auf Bildung gelegt wird. Der elterliche Einfluss wird genutzt, um unsere Kinder zum Lernen anzuhalten, was zu höheren Abschlüssen führt. Auch hat es Auswirkungen auf den späteren beruflichen Erfolg und Partnerwahl. Kinder von Helikopter-Müttern neigen laut Studie offensichtlich dazu, Leistung, Erfolg und Anstrengung hochzuschätzen und suchen sich dementsprechend auch gleichwertige Partner.

Helikopter-Mutter im Erwachsenenalter?

Natürlich gibt es Familien, bei denen sich die Überbehütung bis ins Erwachsenenalter zieht. Auch, wenn der Einfluss der Eltern dann geringer ist, versuchen Helikopter-Eltern trotzdem Ihre erwachsenen Kinder so viel wie möglich zu beeinflussen. Natürlich kommt auch hinzu, dass überbehütete junge Erwachsene sich nicht vollständig von ihren Eltern lösen und so diese Abhängigkeit zum Teil bestehen bleibt.

Wie es gelingen kann, sich von Helikopter-Eltern zu lösen und deutliche Anzeichen, habe ich in diesem Beitrag für Sie zusammengeschrieben.

Helikopter-Mutter im Babyalter

Im Babyalter sind unsere Kinder natürlich noch sehr stark abhängig von uns. Immer wieder hört man hier die ersten Bezeichnungen als Helikopter-Mama. Es ist allerdings keine gute Vorhersagemöglichkeit, wie sich die Mutter-Kind–Beziehung in diese Richtung tatsächlich weiterentwickelt. Natürlich gibt es auch schon im Babyalter Mütter, die Ihr Kind mehr beobachten und behüten als andere. Aber das kann viele Ursachen haben und heißt nicht zwingend, dass sich das Verhalten längerfristig so fortsetzt.

Wie zuvor erwähnt, ich selbst war es bis vor ungefähr einem Jahr auch nicht. Das hat sich dann aber schleichend geändert. Bis jetzt. Jetzt versuche ich mich vorwiegend selbst zu kontrollieren, zumindest was das Einmischen in diesem Bereich betrifft. Und siehe da, das Familienleben ist weitaus entspannter und meiner Tochter geht es super.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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