Kindern Werte erklären und vermitteln

Nicht nur Wissen und Fähigkeiten sind für unsere Kinder wichtig. Auch Werte prägen uns, unsere Gesellschaft und natürlich auch unsere Kinder. Aber was sind diese Werte eigentlich genau und wie schaffen wir es, dass dieses abstrakte Konstrukt unsere Kinder verstehen und verinnerlichen?

Um es kurzzuhalten, am einfachsten vermitteln wir unseren Kindern Werte durch:

  • Unsere Vorbildfunktion
  • Grenzen und Regeln
  • Handlungen
  • Kritik
  • Akzeptanz
  • (Ur-)Vertrauen
  • Freunde
  • Pubertät
  • Medien

Genauere Details und wie Sie Werte Ihrem Kind erklären können, erfahren Sie hier:

Was versteht man unter Wert?

Um besser über Werte und Normen reden zu können, möchte ich vorab eine allgemeine Definition von Werte geben. Werte sind, laut Lexikon, tief verwurzelte und bedeutsame Überzeugungen, Haltungen und Ideale, welche von der Gesellschaft, in der wir leben, geteilt wird.

Wir teilen sie meist in Gut und Schlecht. Werte dienen uns als Orientierung und sie erleichtern uns, die Welt um uns herum leichter und schneller zu verstehen. Sie bilden den Charakter, die Identität und die Kultur eines Menschen.

Welche Werte gibt es in der Gesellschaft?

Es gibt viele Werte in unserer Gesellschaft. Ich habe Ihnen hier die wichtigsten und gängigsten aufgelistet:

• Sicherheit
• Liebe
• Familie
• Spaß
• Verantwortung
• Respekt
• Freundschaft
• Macht
• Gesundheit
• Freiheit
• Bildung
• Partnerschaft
• Intimität
• Nächstenliebe
• Erfolg
• Ordnung
• Selbstbestimmung
• Intimität
• Ehrlichkeit
• Wohlstand
• Glück
• Toleranz
• Gerechtigkeit
• Zuverlässigkeit
• Harmonie
• Friede
Werte Übersicht

Hier sehen Sie die Ergebnisse der europäischen Wertestudie (EVS) :

Zentrale Lebensbereiche

Führend ist auch über die Jahre der Bereich Familie, gefolgt von Freunden und Arbeit. In den letzten 20 Jahren hat sich hier ein Wechsel von der Wichtigkeit der Arbeit hin zu den Freunden ergeben. Auch die Freizeit wird immer wichtiger. Dementsprechend sind auch die Werte, welche in diese Bereiche passen, immer wichtiger. Religion und Politik hingegen sind eher gleichbleibend.

Welche Werte brauchen Kinder?

Es gibt sehr viele Studien zum Thema Werte. Nach der Durchsicht unterschiedlichen Studien konnte ich feststellen, dass sich folgende Werte positiv auf die Entwicklung und Beziehung unserer Kinder auswirken:

Diese Werte geben unseren Kindern den Halt und die Sicherheit, aber auch das Rüstzeug, das sie brauchen, um sich gut in unserer sozialen Umwelt zurechtzufinden. Ich habe Ihnen oben auch gleich die jeweiligen Beiträge mit mehr Informationen, Tipps und Tricks verlinkt.

Wie lernen Kinder Werte?

Kinder kommen nicht mit Werten auf die Welt. Allerdings werden sie in eine Welt voller Werte geboren. Wir als Eltern, Freunde und alle rund herum leben ihre Werte und geben sie so an unsere Kinder weiter.

Unsere Vorbildfunktion

Vor allem wir Eltern haben einen starken Einfluss auf unsere Kinder. Wir verbringen viel Zeit mit ihnen und sie haben dadurch auch viel Zeit, uns zu beobachten. Zusätzlich sind wir auch wichtige Bezugspersonen für unsere Kinder.

Deswegen beobachten unsere Kinder uns meist sehr genau und machen unser Verhalten nach. So übernehmen unsere Kinder zunächst auch unreflektiert unsere Werte. Aber auch jene von allen anderen Bezugspersonen. 

Grenzen und Regeln

Auch Grenzen und Regeln helfen unseren Kindern dabei, sich Werte anzueignen. Grenzen und Regeln geben unseren Kindern den Rahmen und die Leitlinien vor, die wir setzen. Dadurch merken unsere Kinder genau, was in Ordnung ist und was nicht. Oder auch, was wir als gut und was wir als schlecht empfinden.

Kinder neigen noch dazu, stark in schwarz – weiß zu denken. Deshalb erscheint ihnen diese Zuteilung noch viel stärker auf als uns Erwachsenen selbst.

Zum Grenzen setzen, ohne unsere Kinder zu verletzen, habe ich einen eigenen Artikel für Sie hier.

Handlungen

Wir lernen das Meiste durch unser Tun. Auch unsere Kinder sammeln durch das selbst machen und erleben Erfahrungen. Gute und Schlechte. So übernehmen sie auch Werte und teilen diese je nach Erfahrungen als gut oder schlecht zu.

Haben sie etwa die Erfahrung gemacht, dass Sie mit Ehrlichkeit meist weit kommen und sie damit Erfolg haben, wird dieser Wert als lohnend von unseren Kindern empfunden. Dasselbe gilt aber auch für Lügen zum Beispiel. Die Summe der Erfahrungen macht es also aus, welche Werte wir als befriedigend und lohnend verinnerlichen und leben.

Erfahrungen vererben sich nicht – jeder muss sie allein machen.

Kurt Tucholsky

Kritik

Es ist wichtig unseren Kindern beizubringen sich kritisch mit Erfahrungen und Werten auseinanderzusetzen. Das schaffen wir, indem wir immer wieder nachfragen, wie unsere Kinder diese oder jene Situation erlebt haben. Was war gut für sie und was wollen sie vielleicht ändern?

So lernen sie, Situationen für sich zu bewerten und auch zu hinterfragen. Die eigene Sichtweise, aber auch die der anderen sollten besprochen werden. Diese können so maßgebend für die Entscheidungen und Handlungen sein.

Das ist für kleine Kinder natürlich noch zu schwer. Ab 6 Jahren können unsere Kinder aber zuverlässig auch Standpunkte anderer, auch in recht komplexen Situationen, verstehen. Diese Fähigkeit zu üben ist wichtig, damit später unsere Kinder sich und ihre Werte auch selbst hinterfragen lernen und so ihre übernommenen Werte zu ihren eigenen machen können.

Ich verwende in meiner Arbeit, wie auch privat, gerne social storys dazu. Also Kärtchen mit verschiedenen Situationen, um die Standpunkte anderer, Emotionen, Lösungsmöglichkeiten mit Kinder zu besprechen. Das veranschaulicht die Situation für unsere Kinder und hat einen großen Übungseffekt. Solche Übungskarten finden Sie zum Beispiel hier bei Amazon (Werbung).

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Akzeptanz

Unsere Kinder lernen Werte auch durch Akzeptanz. Wenn sie andere Sichtweisen und Standpunkte akzeptieren können, fällt es ihnen auch leichter, den eigenen Standpunkt und Werte zu hinterfragen oder auch standhaft zu bleiben.

(Ur-)Vertrauen

Das Urvertrauen wird in der frühen Kindheit gebildet und wird vor allem durch die enge und vertraute Beziehung zwischen uns und unseren Kindern geschaffen. Es gibt ihnen die Sicherheit, die sie benötigen, um sich optimal entwickeln zu können.

Je vertrauter wir mit unseren Kindern sind, desto eher und leichter werden sie auch unsere Werte und Wertvorstellungen übernehmen. Vertrauen schafft in allen sozialen Beziehungen eine Ebene, in der wir uns austauschen und den anderen respektieren und achten.

Deshalb tun wir und unsere Kinder sich dann auch leichter, Werte und Standpunkte anderer zu verstehen und wir sind eher dazu geneigt, diese auch anzunehmen.

Freunde

Je älter unsere Kinder werden, desto wichtiger werden Freunde in ihrem Leben. Allmählich nehmen Freunde im Leben unserer Kinder solch eine wichtige Rolle ein, dass auch sie zu engsten Vertrauten und Bezugspersonen werden. Es bilden sich also richtige Freundschaften. Darum beeinflussen auch Freunde die Werte unserer Kinder wesentlich.

Pubertät

Die jugendliche Rebellion in der Pubertät ist die erste eigene kritische Auseinandersetzung mit den Werten. So anstrengend es auch für uns Eltern ist, umso wertvoller ist dieser Entwicklungsschritt auch für unsere Teenager.

Sie lösen sich von den Eltern ab und hinterfragen darum auch unsere Werte. Dadurch nehmen sie unsere Werte nicht einfach nur mehr als gegeben hin, sondern hinterfragen sie und beschäftigen sich in dieser Zeit intensiv mit ihren Alternativen.

Sie schauen also, was gibt es noch und passt das für mich vielleicht besser. Durch dieses Durcharbeiten sammeln unsere Kinder weitere Erfahrungen und vertiefen und verinnerlichen so die Werte, die für ihre weitere Identität passen.

Medien

Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, auch Medien beeinflussen uns und die Werte unserer Kinder. Meist unbewusst und nebenbei. Dennoch schaffen es Filme, Serien und Co. es in unser Weltbild enorm tief einzugreifen und drängen sich in die Wertverstellungen unserer Gesellschaft.

Deswegen ist es wichtig unseren Kindern von Beginn an immer wieder beizubringen, sich und andere zu hinterfragen und auch Wertvorstellung nicht unbedingt immer als gegeben hinzunehmen.

Was sind Werte und Normen für Kinder erklärt?

Am besten wir erklären unseren Kindern Werte und Normen anhand unserer Regeln und Grenzen. Wir sollten versuchen ihnen klarzumachen, dass Werte das sind, was wir als gut empfinden, was wir tun und wie wir uns auch anderen gegenüber verhalten.

Werte dienen dazu, Bedürfnisse zu erfüllen. Die Bedürfnisse können unsere, aber auch die Bedürfnisse anderer sein. Das Konstrukt Bedürfnis ist jedoch für unsere Kinder meist schwer zu fassen. Darum habe ich es in der Erklärung mal weggelassen. Wichtig sind konkrete Beispiele und mit Worten, die Ihre Kinder kennen.

So könnten Sie es zum Beispiel Ihrem Kind einfach erklären:

Werte einfach erklärt für Kinder

„Werte sind die Richtlinien und Regeln, an die wir uns halten. Ganz freiwillig und von uns selbst bestimmt. Wir sollten uns so verhalten und Dinge tun, die gut für uns und auch andere sind.“

Also zum Beispiel wird es deine Lehrerin freuen, wenn du sie höflich grüßt. Das heißt, es ist kein Muss, aber du bist zu ihr höflich und das freut sie wahrscheinlich. Wahrscheinlich wird auch sie höflich darauf reagieren. So habt ihr schon mal einen guten Start in den Tag.

Oder, wenn etwas im Zimmer kaputtgegangen und du die Wahrheit sagst, wie es passiert ist. Natürlich ist das kein Muss, aber so sehe ich, dass ich mich auf das verlassen kann, was du sagst. Wenn du nicht die Wahrheit sagst, kann es erstens sein, dass ich irgendwann drauf komme, dass du gelogen hast und zweitens hast du vielleicht auch ein schlechtes Gewissen und es geht dir damit nicht gut.

Werte sind zum Beispiel: Höflichkeit, aber auch Vertrauen, ehrlich sein, Respekt zeigen, fair sein oder auch, dass dir Familie und Freunde wichtig sind.

Wenn du etwas nicht magst, also zum Beispiel, wie jemand zu dir ist oder wenn es dir mal damit schlecht geht, wie du zu jemandem wart, dann widerspricht das wahrscheinlich deinen Werten. Du hast etwas oder mit dir hat jemand was gemacht oder zu dir gesagt, was für dich nicht in Ordnung ist und es geht dir damit nicht gut.

Nicht alle Menschen haben die gleichen Werte, also Richtlinien, die für sie wichtig und richtig sind. Es ist auch nicht für jeden alles gleich wichtig. Das heißt nicht unbedingt, dass das dann schlecht ist. Das darf jeder für sich entscheiden. Natürlich nur solange es den Gesetzen entspricht und keine Grenzen von anderen überschritten werden.

Werte vermitteln im Kindergarten, Krippe oder Schule

Der Kindergarten, die Krippe oder auch die Schule sind Orte in denen unsere Kinder außerhalb der Familie viele Werte kennenlernen und auch vermittelt bekommen. Einerseits durch Gleichaltrige, andererseits aber auch natürlich durch die Pädagogen.

Diese bringen ihre eigenen Werte aus ihrer Familie und Leben mit in die Einrichtung. Aber natürlich gibt es auch Werte, die durch die Bildungseinrichtung und deren Regeln selbst vermittelt werden. Also zum Beispiel Pünktlichkeit, Hilfsbereitschaft oder Fairness gegenüber anderen.

Weichen Werte in Kindergarten, Krippe oder Schule enorm von den eigenen ab, sollten versucht werden, dass Eltern und Pädagogen sich absprechen und Wege und Möglichkeiten finden beides einfließen zu lassen.

Oftmals ist es für Kinder selbst nicht so ein Problem, wenn sich die Werte nicht genau gleichen. Genau gleich sind diese meistens ohnehin nicht, da die Werte auch von der Rolle des Kindes in der Gruppe etwas abhängt.

Aber natürlich sollte trotzdem ein Austausch zwischen Eltern und Pädagogen stattfinden. Wenn sich Werte sehr stark widersprechen und keinen Konsens gefunden werden kann, sollten Sie überlegen, die Einrichtung oder den Pädagogen zu wechseln.

Prinzipiell bin ich nicht für Wechsel, da es auch wichtig ist, die Werte anderer zu akzeptieren. Das kommt allerdings auf das Ausmaß an, wie sich die Werte und die Wertvorstellungen auf die Kinder auswirken und wie sie damit umgehen können. Je nachdem kann man dann natürlich auch Bildungseinrichtungen in Betracht ziehen, wo die Wertvorstellungen eher zusammenpassen.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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