Mit Konzentration meinen wir die Ausführung einer Handlung, die wir uns vorgenommen haben, und zwar nur diese und nichts anderes. Gerade im Kindergartenalter wird die anhaltende Aufmerksamkeit stetig besser. Dadurch können unsere Kinder Handlungen immer besser planen und ausführen. Gerade hier können wir unsere Kinder durch verschiedene geführte Spiele oder externe Aufmerksamkeitsunterstützung fördern.
Was genau ist Konzentration?
Wie eingangs schon erwähnt, ist Konzentration oder auch Aufmerksamkeit die Fähigkeit eine bestimmte Handlung mit Sorgfalt und Ausdauer nachzugehen und unwichtige Dinge dabei außer Acht zu lassen.
Kinder im Kindergartenalter können sich bereits durchschnittlich 10–15 Minuten gut konzentrieren.
Bitte beachten Sie, dass dieser Wert lediglich ein Richtwert ist. Vielfach zitiert sind diese Richtwerte im Internet und in der Literatur zu finden. Sie basieren auf den Richtwerten nach Klimt (1982) und sind nicht durch Studien belegt. Die nachfolgende Tabelle listet diese Richtwerte nach Alter auf.
Alter | Maximale Konzentrationsdauer |
---|---|
5 - 7 Jahre | 15 Minuten |
7 - 10 Jahre | 20 Minuten |
10 - 12 Jahre | 25 Minuten |
12 - 16 Jahre | 30 Minuten |
Quelle: Psychologie für die Lehrerbildung (Wisniewski, 2019)
Basierend auf dieser Tabelle gibt es zusätzliche „Empfehlungen“, welche die Konzentrationsalter mit 2 - 5 Minuten pro Jahr angeben.
Konzentrationsdauer
Um die Aufmerksamkeit auf etwas gezielt richten zu können, bedarf es allerdings einiger Grundvoraussetzungen für die Konzentration. Wir müssen andere Umweltreize ausschalten, so gut wie möglich ausschalten können. Das umfasst alle möglichen Ablenkungsquellen, wie:
- Visuelle Ablenkung durch Fernseher, Tablet, Handy, anderes Spielzeug oder spielende Geschwister
- Akustische Ablenkung durch Musik, Gespräche oder sonstiger Lärm im Zimmer oder draußen
- Innere Ablenkung durch Wut, Ärger, Druck, Frustration oder Ähnliches
Die Konzentration besteht aus mehreren Fähigkeiten. Unter anderem sind das die Handlungskontrolle, die Impulskontrolle, aber auch die Planungsfähigkeit. Die beiden letzten können wir besonders gut in diesem Alter fördern.
Impulskontrolle üben
Die Impulskontrolle ist für uns essenziell, um andere Impulse zu unterdrücken und einer Handlung ungestört nachgehen zu können.
Um die Impulskontrolle zu stärken, können Sie mit Ihrem Kind folgende Übungen machen:
- Rhythmus klopfen: Sie klopfen zweimal am Tisch und Ihr Kind einmal danach oder ähnliche Sequenzen
- Gegenteile nennen: Sie sagen „groß“ und Ihr Kind „klein“
- Eine Reihenfolge stecken/malen: Sie stecken oder malen zwei gelbe Quadrate und einen roten Kreis vor und Ihr Kind steckt oder malt diese Reihenfolge nach. Gerne können Sie die Vorgabe auch mit Ihrem Kind gestalten.
- Externe Unterstützung: Vereinbaren Sie ein Symbol für „Zuhören“ und/oder „Herschauen“. Wählen Sie ein Bild dazu aus und machen Sie so gemeinsam mit Ihrem Kind ein Kärtchen. Das halten Sie dann hoch, wenn Ihr Kind etwas abschweift und wieder zuhören oder herschauen soll.
- Gemeinsame geführte Spiele: Als-ob Spiele. Meist fordern das unsere Kinder in diesem Alter ohnehin ein. Sie lernen so auch Regeln zu befolgen und nachzudenken, wie sie die gewünschte Figur spielen könnten und planen ihre Reaktionen.
Planungsfähigkeit üben
Schon jetzt lernen unsere Kinder eine Handlung oder Abfolge von nötigen Schritten im Voraus zu überlegen, um Ihr gewünschtes Ziel zu erreichen. Dieser Bereich ist sehr wichtig für die Konzentration, aber auch für viele andere Bereiche, wie Motivation, Durchhaltevermögen usw.
Die Planungsfähigkeit können Sie mit den folgenden Übungen mit Ihrem Kind trainieren:
- Suchspiele: Lassen Sie ihr Kind einen Gegenstand aussuchen und verstecken Sie ihn dann im Raum, genauer gesagt in einem ausgewählten Bereich, wenn der Raum sehr groß oder das Kind noch sehr jung ist.
- Wimmelbücher: Schauen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind Wimmelbücher an und geben Sie ihm Aufgaben. „Wo ist denn diese Katze von der letzten Seite?“, oder Ähnliches.
- Puzzles: Lassen Sie Ihr Kind einfache Puzzles legen.
- Bügelbilder oder Mosaike legen: Lassen Sie Ihr Kinder entweder bestimmte Formen und Farben nach einer Vorlage oder später ganz freilegen.
- Bausteine: Mit Bausteinen jeglicher Art können im Spiel tolle Planungsprojekte entstehen. „Lass uns einen Stall bauen“, oder „Lass uns eine kleine Burg bauen.“
- Auffädeln: Lassen Sie Ihr Kind aus Perlen oder auch Nudeln Ketten auffädeln. Das ist gerade für jüngere Kinder machbar und bedarf trotzdem Konzentration und Planung.
- Einfache Fehlersuchbilder: Gerade bei Kindergartenkindern sollten diese aber noch recht einfach sein und nicht zu viele Fehler enthalten.
- Erzählen: Lassen Sie sich von Ihrem Kind eine kurze Geschichte oder Ereignisse aus dem Alltag erzählen.
Tipps für Konzentration im Schulalter gibt es hier für Sie.
Was brauchen wir, um uns zu konzentrieren?
Was sind die Grundlagen für eine gute Konzentration und wie können wir unser Umfeld für ein konzentriertes Arbeiten vorbereiten?
Ruhige Umgebung
Um sich zu konzentrieren, ist es wichtig, die Aufmerksamkeit auf die Aufgabe lenken zu können. Je weniger Störfaktoren es gibt, desto besser gelingt das. Besonders unsere Kinder brachen teilweise noch mehr Ruhe und Unterstützung dabei als Erwachsene. Musik, Gerede, Geplapper oder andere Geräusche, aber auch alles, was unsere Augen anzieht, also Fernseher zum Beispiel.
Gesunde Ernährung
Gesunde Ernährung regt unseren Kreislauf und Stoffwechsel an. Unser Körper ist fitter und leistungsfähiger, das gilt natürlich auch für unser Gehirn. Zu viel Zucker hingegen belastet unseren Körper nur und es fällt uns und unseren Kindern schwerer, unsere Konzentration auf etwas Gezieltes zu richten.
Bewegung
Besonders die Bewegung an der frischen Luft und das sogenannte „Sauerstofftanken“ hilft unseren Kindern besonders gut dabei, sich zu konzentrieren. Das Blut wird mit Sauerstoff angereichert und versorgt so Körper und Gehirn optimal. Es steigert also die Leistung.
Ausreichend Schlaf
Unsere Kinder brauchen ausreichend Schlaf, um sich konzentrieren zu können. Ich habe hier eine Tabelle über Schlafzeiten für Ihr Kind, falls Sie das nochmals nachrecherchieren wollen.
Ausreichend Zeit
Versuchen Sie, Ihrem Kind für jede Aufgabe ausreichend Zeit einzuräumen. Kinder brauchen im Generellen mehr Zeit als wir Erwachsene, planen Sie das ein. Schauen Sie, dass sich Ihr Kind auch nur auf eine Aufgabe konzentrieren muss und es diese auch zu Ende bringen kann, bevor es etwas Neues anfängt.
Altersgerechte Aufgaben
Stellen Sie sicher, dass die Aufgabe zwar eine Herausforderung für Ihr Kind darstellt, es aber nicht überfordert. Zu schwere Aufgaben führen oft nur zur Frustration.
Ausgeglichen und bereit zur Aufmerksamkeit
Ziel soll es sein, dass Ihr Kind so entspannt wie möglich ist. So gelingt es besser, die Aufmerksamkeit auf die Aufgabe zu lenken und nicht von Gefühlen abgelenkt zu werden. Auch viele Konzentrationstrainings versuchen zu Beginn eine Entspanntheit zu erreichen. Belastet unsere Kinder etwas, können sie ihre Gedanken nur sehr schwer auf die Aufgabe richten.
Selbstständig
Lassen Sie ihr Kind so selbstständig wie möglich die Handlung ausführen. Das gibt ihm Selbstvertrauen und weckt den Ehrgeiz. Je mehr Kontrolle unsere Kinder über ihr Handeln haben, desto mehr strengen sie sich meist auch an, dass es ein Erfolg wird. Dadurch steigert sich natürlich auch die Konzentration.
Interesse und der Wille
Natürlich ist es perfekt, wenn Ihr Kind auch Interesse an dem Thema oder am Ziel hat. Dann ist es von selbst motiviert, die Aufgabe zu lösen und es fällt ihm leicht, seine Energie dort hineinzustecken. Auch in diesem Alter können sich Kinder schon enorm in eine Aufgabe vertiefen. Dies geschieht allerdings nur, wenn das Interesse groß genug ist.
Sie können aber Ihrem Kind auch zeigen, wofür das Wissen, das es lernen soll, wichtig ist. Versuchen Sie den Lernstoff sozusagen in die Praxis umzusetzen. Je wichtiger und nützlicher es Ihrem Kind erscheint eine Aufgabe zu erledigen, desto mehr wird es sich auch anstrengen. Außerdem macht es mehr Spaß, die Blumen in der Natur kennenzulernen, als auf Bildern durchzugehen. Spaß motiviert unsere Kinder sehr und lenkt ihre Aufmerksamkeit beinahe automatisch auf die Aufgabe.
Was schadet der Konzentration unserer Kinder?
Nur um sicherzugehen, die Gegenteile von dem, was uns hilft, schadet der Konzentration unserer Kinder.
- Ablenkung durch anderes oder andere
- Ungesunde Ernährung in Kombination mit Mangel an Bewegung
- Schlafmangel
- Zu viele Aufgaben gleichzeitig
- Zu schwere Aufgaben
- Frustration und andere negative Gefühle wie Wut, Ärger, Angst
- Ausüben von Druck
- Kein Interesse oder zu wenig Kenntnisse oder Übung bei den Fähigkeiten, die es zum Lösen der Aufgabe braucht
Folgen von schlechter Konzentration
Kann sich ein Kind schlecht konzentrieren, kann das unter anderem zu „auffälligem“ genauer gesagt störendem Verhalten führen. Diese Kinder stehen dann auf, laufen herum oder springen schon zur nächsten Beschäftigung weiter. Das ist im Kindergartenalltag natürlich nicht immer möglich und kann die Gruppe stören. Das kann natürlich Stress oder sozial-emotionale Auslöser haben, aber eben auch ein Mangel an Konzentration. Mehr zum Verhaltensproblemen im Kindergarten finden Sie hier. Manchmal geht es auch so weit, dass der Kindergarten mit einem Verweis droht. Alles darüber können Sie hier nachlesen, oder alles zum Thema Rechte und Pflichten gibt es nochmals gesondert in diesem Beitrag.
Fazit
Natürlich ist die Fähigkeit zur Konzentration im gewissen Maße auch angeboren. Aber wir können sie mit unseren Kindern optimal trainieren und spielerisch in alle Lebensbereiche einfließen lassen. So macht es Spaß und wird alltäglich.
Natürlich gibt es auch schwere Konzentrationsstörungen. Im Zweifelsfalle suchen Sie bitte Rat und Hilfe.
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