Mein Kind unterdrückt den Stuhlgang: Tipps, was Sie dagegen tun können

Manche Kinder neigen dazu, den Stuhlgang so lange wie möglich rauszuzögern. Es unterdrückt sozusagen den Stuhlgang. Das kann verschiedene Ursachen haben. Für die meisten Eltern ist das natürlich eine belastende Situation. Aber oft auch für die Kinder.

Wenn Ihr Kind den Stuhlgang unterdrückt, können die folgenden Herangehensweisen helfen:

  • Geduld
  • Angst nehmen
  • Vertrautheit schaffen
  • Angenehme Atmosphäre schaffen
  • Loben 
  • Belohnen
  • Abstand oder Nähe wahren, je nach Bedarf
  • Mit dem Kinderarzt sprechen
  • Ernährung anpassen

Gründe, warum ein Kind den Stuhlgang verweigert

Angst

Manche Kinder haben Angst vor der Toilette oder vor Monster in der Toilette. Hier hilft es, wenn Sie sich gemeinsam die Toilette genau ansehen und gemeinsam spülen. So wird Ihr Kind vertrauter mit dem Klo. Aber auch schöne, weiche Kindersitze können helfen. Schließlich können Sie auch auf Töpfchen zurückgreifen. Die sind geschlossen, kleiner und erzeugen so meist weniger Ängste. Ich empfehle bunte, aber dennoch schlichte Töpfchen. 

Stress

Auch Stress kann dazu führen, dass Kinder den Stuhlgang unterdrücken. Stress verlangsamt oder erhöht unterschiedliche Körperfunktionen. Meist verlangsamt Stress die Darmtätigkeit. Aber gerade durch Stress passiert es auch, dass wir und unsere Kinder uns ungesünder ernähren und weniger trinken.

Neue Lebensereignisse

Die Geburt eines Geschwisterchens, der Eintritt in den Kindergarten oder -Krippe sind sehr bewegende, aufregende, aber auch stressreiche Erlebnisse für unsere Kinder. Solch einschneidende neue Lebensereignisse, egal ob positive oder negative, können auch Einfluss auf die Darmtätigkeit haben.

Bei manchen Kindern führt es zu Durchfall, manche haben Krämpfe und andere wiederum Verstopfung. Und meist ist es gerade die Verstopfung, die beim Stuhlgang für unsere Kinder unangenehm ist.

Schlafmangel

Schlafmangel lässt unseren Körper in einen Ausnahmezustand springen. Dabei wird die Darmtätigkeit heruntergefahren und es kann zur Verstopfung kommen. Wie zuvor erwähnt, ist Verstopfung besonders auch für unsere Kinder eine sehr unangenehme Sache. Besonders wenn sie schon einmal Erfahrung damit gemacht haben, kann das dazu führen, dass sie versuchen deswegen den Stuhlgang zu vermeiden.

Reisen

Ein Ortswechsel bedingt ebenso bei vielen Menschen Verstopfung oder zumindest Blähungen. Manche Kinder reagieren dann mit der kompletten Verweigerung, auf die Toilette zu gehen.

Zu wenig Flüssigkeit

Trinken ist essenziell für unseren Körper. Zu wenig Flüssigkeit kann harten Stuhl verursachen, der wiederum zu kleinen Verletzungen am After führt oder sehr unangenehm ist. 

Schmerzen beim Stuhlabsetzen

Wenn durch Gründe jeglicher Art, das Stuhlabsetzen Schmerzen verursacht, verbinden unsere Kinder das natürlich mit einer schlechten Erfahrung. Kommt dies öfter vor, entwickeln sie so Angst und wollen die Situation natürlich meiden oder zumindest so lange wie möglich rausschieben.

Meist verschlimmert das die Situation natürlich noch mehr und wenn sie dann endlich mal aufs Klo gehen, ist es wieder sehr unangenehm oder schmerzhaft. Sie sollten deswegen unbedingt versuchen, die Gründe für Verstopfung oder Schmerzen herauszufinden. Hierbei kann Ihnen natürlich auch Ihr Kinderarzt eine große Hilfe sein.

Hier habe ich einen Beitrag über Verstopfung bei Kindern betreffend eines Kinderarztes für Sie herausgesucht.

Ernährung

Je ballaststoffreicher, desto besser für die Verdauung. Besonders die Ernährung spielt bei der Verdauung eine wesentliche Rolle. Süßigkeiten führen unter anderem recht häufig zur Verstopfung. Klären Sie das bei Bedarf mit Ihrem Kinderarzt.

Allergien oder Unverträglichkeiten und Erkrankungen

Ebenso können Allergien, Unverträglichkeiten und Erkrankungen der Auslöser für Verdauungsprobleme sein, die Schmerzen oder Unannehmlichkeiten beim Stuhlgang Ihres Kindes auslösen. Auch hier ist Ihr Kinderarzt die beste Anlaufstelle.

Tipps, falls Ihr Kind den Stuhlgang verweigert

Geduld

Ganz wichtig in diesem Fall ist es, dass wir Eltern die Ruhe bewahren. Wir sollten geduldig und positiv an die Sache herangehen, damit wir unseren Kindern keinen Druck machen. Druck erzeugt meist nur noch mehr Abwehrreaktion und führt meist zur Verschlechterung der Situation. Das heißt allerdings nicht, dass wir nicht versuchen sollten unsere Kinder zu motivieren.

Angst nehmen

Wenn Ihr Kind Angst hat, sei es von der Toilette selbst, von Monstern in der Toilette oder auch durch unangenehme Erfahrungen, wie Schmerzen oder Blähungen, sollten Sie versuchen diese Ängste Ihrem Kind zu nehmen.

Am besten kann dies gelingen, indem Sie Verständnis zeigen und die Ängste ernst nehmen. Geben Sie Ihrem Kind die Zeit und die Möglichkeit sich an die neue Situation, das Klo, zu gewöhnen. Versuchen Sie es spielerisch in den Alltag einzubauen und sehen Sie sich die Toilette gemeinsam genau an.

Vielleicht hilft auch ein Buch oder eine erfundene Geschichte rund um eine Toilette Ihrem Kind die Angst davor zu nehmen. Hilfreiche Tipps, im Umgang mit Ängsten, habe ich hier für Sie zusammengeschrieben.

Vertrautheit schaffen

Je vertrauter Ihr Kind mit der Toilette, den Geräuschen und allen anderen Dingen, die damit zu tun haben, ist, desto weniger Angst wird es davor haben. Erklären Sie Ihrem Kind, was passiert, wenn es die Spülung drückt, woher das Wasser kommt, warum wir das machen und wohin das Wasser zusammen mit dem Inhalt verschwindet.

Je mehr kindgerechtes Wissen unsere Kinder dazu haben, umso besser. Gerade diese Unwissenheit bringt die Gefahr mit sich, dass sich unsere Kinder selbst Gedanken dazu machen und es dazu kommt, dass in ihrer Vorstellung auch Monster aus der Toilette rauskommen können.

Vielleicht können Sie auch einen Ausflug dazu machen, in ein Technikmuseum, zu einer Kläranlage oder eine Führung in ein Kanalsystem.

Angenehme Atmosphäre schaffen

Ein kindgerechtes Klo macht unseren Kindern natürlich mehr Spaß als ein normales langweiliges Erwachsenenklo. Vielleicht haben Sie einen Kindersitz, Treppchen oder Hocker, ein lustiges Kinderhandtuch und Kinderseife oder auch ein nettes Bild am Klo oder einen guten Duft.

Alles, was das Klo zu einem angenehmen Ort für Kinder macht, ist erlaubt und gut. Das hilft dabei unsere Kinder zu motivieren aufs Klo zu gehen und die Zeit angenehmer zu gestalten. Schließlich sollen unsere Kinder das aufs Klo gehen in guter Erinnerung haben.

Loben

Gerade in der Anfangszeit und bei Problemen ist es wichtig, dass wir unsere Kinder loben, wenn sie aufs Klo gehen. Dabei ist das Ergebnis eigentlich nicht wichtig. Aber der Versuch und das aufs Klo setzen ist eine Überwindung und kann durch lobende Worte bestärkt werden.

Belohnen

Auch kleine Belohnungen sind für den Versuch Stuhl abzusetzen angebracht. Belohnungstafeln machen Kindern meistens besonders Spaß. Also ein Zettel mit Name, Tag und schön bunt gestaltet. Vielleicht auch mit speziellen Verzierungen. Wenn Ihr Kind sich aufs Klo gesetzt und versucht hat zu drücken, egal ob es damit Erfolg hatte oder nicht, darf es dann einen Sticker kleben oder es wird etwas Lustiges darauf gezeichnet. Es gibt auch Belohnungstafeln (Werbung)* zum Kaufen. Ich finde diese sehr übersichtlich und praktisch für Kinder.

Also die Überwindung und die Bemühung sollten so Anerkennung finden. Unsere Kinder werden so motiviert, es immer wieder ernsthaft zu versuchen und eines Tages, wird es so zum Alltag.

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Abstand oder Nähe wahren, je nach Bedarf

Gerade das Wickeln bringt natürlich auch sozialen Kontakt und Nähe mit sich. Das genießen fast alle Kinder. Deshalb können Sie auch versuchen, diese Nähe entweder dazwischen auszugleichen oder anfänglich auch am Klo beizubehalten. Andere Kinder wollen dagegen eher allein gelassen werden, wenn sie auf der Toilette sitzen. Sie sollten dies je auch Vorliebe Ihres Kindes versuchen umzusetzen.

Regeln erarbeiten

Stellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Verhaltensregeln für die Klosituation auf. Vereinbaren Sie, was Ihr Kind sagt, wenn es aufs Klo muss, ob sie mitgehen oder nicht oder ob es Sie dann ruft, wenn es fertig ist. Sie können auch das Klopapier schon vorbereiten.

Meist fällt dieses Problem auch mit dem Verlangen nach wachsender Autonomie und Selbstständigkeit zusammen. Deswegen ist es ratsam, vorab zu klären, was Ihr Kind braucht und was nicht. Sie können so zusammen gut Regeln festlegen oder eigentlich den optimalen Ablauf besprechen. So schalten Sie Ärgernisse und Frustrationen in dieser Situation aus.

Das Toilettenverweigerungssyndrom

Das Toilettenverweigerungssyndrom bezeichnet das Verhalten mancher Kinder, die Toilette zum Stuhlgang nicht zu verwenden. Obwohl sie für das kleine Geschäft schon aufs Klo gehen, verlangen sie für den Stuhlgang eine Windel.

Das ist anfänglich nicht unüblich. Diese Phase des Übergangs dauert meist aber nur ca. ein Monat. 20 % der betroffenen Kinder sind zwischen 1,5 und 2 Jahren. Häufig tritt es bei Kindern auf, die sehr spät (ab 3,5 Jahren) mit dem Toilettentraining beginnen.  Die gute Nachricht: Es ist trotzdem größtenteils nur vorübergehend und verschwindet nach einigen Monaten allmählich.

Besonders beim Toilettenverweigerungssyndrom ist es wichtig, Kinder an regelmäßigen Stuhlgang zu gewöhnen. Die meisten Therapieprogramme raten dazu, das Kind nach jeder Hauptmahlzeit 5-10 Minuten auf die Toilette zu setzen. Dazu sollte ein Wecker oder dergleichen gestellt werden, der das Ende signalisiert.

Ihr Kind darf dabei malen oder spielen, es sollte nur entspannt mit den Füßchen auf einem Hocker am Klo sitzen bleiben. Wenn die Zeit abgelaufen ist, sollten Sie Ihr Kind immer belohnen. Dazu eignet sich auch ein Belohnungsplan. Also wie bereits oben erwähnt, ein schön gestalteter Plan mit Name und Tag zum Beispiel, bei dem es dann einen Sticker rauf kleben darf oder eine Sonne oder Smiley hingemalt wird.

Es ist auch ratsam, solche Pläne ebenso mit dem Kindergarten, Schule oder Krippe abzusprechen. Wenn alle am gleichen Strang ziehen, fällt es den Kindern weitaus leichter.
Sie sollten dennoch nie Druck erzeugen. Es ist viel hilfreicher, wenn Sie Ihr Kind versuchen zu motivieren und ihm/ihr auch vermitteln, dass Sie an ihn/sie glauben.

Hausmittel für weicheren Stuhl

Oft ist das Verweigern oder Zurückhalten des Stuhls darauf zurückzuführen, dass die Kinder einen harten Stuhl haben. Dieses Problem ist nicht neu. Deswegen gibt es auch alt hergebrachte Hausmittelchen, die schon Oma kannte, welche Sie versuchen können, um die Darmtätigkeit Ihres Kindes anzuregen und ihm/ihr den Stuhlgang zu erleichtern.

Ballaststoffe zuführen durch Samen

Leinsamen und Flohsamenschalen, aber auch Weizenkleie eignen sich hervorragend dafür. Alle bekommen Sie im Reformhaus, Drogerie oder meist auch in Ihrer Apotheke. Es ist wichtig, zu allen Samen viel Flüssigkeit zu trinken. Die Menge variiert:

Leinsamen (ab ca. 6 Jahren)1 Teelöffel einnehmen mit viel Wasser runterspülen
Flohsamenschalen (ab ca. 5 Jahren)1-2 Teelöffel in Wasser oder Saft quellen lassen und trinken, mit viel Wasser nachspülen
Weizenkleie (Werbung)*1-3 Teelöffel in Wasser oder Saft gemischt, viel Wasser nach trinken
Ballaststoffe gegen Verstopfung

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Trockenobst

Besonders Backpflaumen, aber auch Rosinen, Marillen und alle anderen Trockenobstsorten wirken abführend. Sie können gut in einen Snack eingebaut oder in Müsliriegel geschummelt werden. Manche Kinder essen gerade Backpflaumen lieber, wenn sie über Nacht in Wasser eingelegt waren.

Milchzucker

Ca. ab 2 Jahren können Sie Ihrem Kind auch Milchzucker (Laktose), der in der Apotheke erhältlich ist, geben. Entweder direkt am Löffel oder in Wasser oder Saft aufgelöst.

Weitere Möglichkeiten

Auch Birnensaft, Apfelbirnensaft oder warmes Wasser können in diesen Situationen weiterhelfen.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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