Warum grenzt mein Kind andere aus?

Besonders unter Kindergartenkinder sind Freundschaften noch nicht solch ein stabiles Konstrukt wie bei Schulkindern. Dennoch gibt es Kinder, die andere von Ihrem Spiel ausgrenzen. Das wird dann zum Problem, wenn das ausgegrenzte Kind gedemütigt, eingeschüchtert und sozial isoliert wird. Das überschreitet Grenzen und kann viele negative Folgen mit sich bringen. Die Gründe liegen oft im:

  • Suchen von Aufmerksamkeit
  • Ausübung von Kontrolle
  • Unsicherheit überdecken
  • Selbstwert heben

Warum grenzen Kinder andere aus?

Nun wollen wir uns diese Gründe noch genauer ansehen.

Suchen von Aufmerksamkeit

Aufmerksamkeit ist für Kindergartenkinder noch ein sehr zentraler Punkt. In diesem Alter lernen Sie erst, die eignen Bedürfnisse auch mal zurückzustecken und andere Perspektiven einzunehmen und zu berücksichtigen. Daher passiert es immer wieder, dass sich Kinder Aufmerksamkeit suchen. Und das geschieht bei Kindern jeden Alters vielfach durch das Verhalten.

Sie ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, damit andere mit Ihnen spielen. Ob sie dabei jemand anderen verletzen, also traurig zurücklassen, wird hier noch manchmal übersehen.

Besonders ab acht und neun Jahren rückt die Bedeutung der Freunde immer mehr in den Vordergrund. Alles, was mit Freunden zu tun hat, ist enorm wichtig für unsere Kinder. Deshalb tun sie auch alles, um zu Gefallen. Wenn Sie Freundschaften durch andere gefährdet sehen, buhlen sie regelrecht um die Freundschaften. Daher kommt es in manchen Fällen zur Ausgrenzung anderer.

Ausübung von Kontrolle

Kontrolle gibt uns und auch unseren Kindern ein Gefühl der Sicherheit. Die Oberhand zu haben, bedeutet also auch, die Kontrolle zu haben. Das kann natürlich auch Freunde und Freundschaften betreffen. Jemanden auszugrenzen und nicht mitspielen zu lassen, erzeugt eben dieses Gefühl von Kontrolle. Es stellt in der kindlichen Logik sicher, dass sie mit den anderen Kindern befreundet belieben können. Manchmal ist auch eine Form von Neid oder Eifersucht dabei ausschlaggebend.

Unsicherheit überdecken

Generell dient das Ausgrenzen von anderen dem Minimieren von Unsicherheit. Besonders eigene vermeidliche Unzulänglichkeiten, Unwissen oder Ungeschicktheit werden durch Ausgrenzen anderer versucht zu überdecken. Sicherheit ist ein wesentliches Grundbedürfnis. Haben wir das Gefühl, dass diese Sicherheitsgefühl bedroht ist, versuchen wir das auszugleichen. So auch unsere Kinder.

Oft ist das Sicherheitsbedürfnis allerdings ein Thema, dass wir dahin gehend vernachlässigen, indem wir einfach versuchen Geborgenheit zu vermitteln. Viel seltener wird darüber gesprochen. Daher ist der Umfang mit Defiziten im Sicherheitsgefühl für unsere Kinder meist schwieriger. Sie sind schlichtweg nicht so geübt darin, wie bei anderen Emotionen und Bedürfnissen. Daher versuchen sie es einfach auf ihrem Weg und bei einigen ist das den vermeidlichen Auslöser „zu beseitigen“ in dem er oder sie ausgegrenzt werden.

Selbstwert heben

Das Ausgrenzen gibt den Kindern nicht nur Sicherheit, sondern es ist auch eine Methode, um den eigenen Selbstwert zu heben. Das Ausgrenzen täuscht eben über eigene Unzulänglichkeiten hinweg, gibt einem das Gefühl von Überlegenheit und Macht und bewirkt somit, dass sich der „Ausgrenzer“ besser fühlt. Der eigene Wert wird dadurch als höher angesehen.

Mein Kind grenzt andere aus. Das können Sie dagegen tun:

Die Ursachen sind eine Sache. Aber was können wir dagegen machen? Bloßes Ermahnen hilft meist nur wenig, soviel schon mal vorab. Aber eine Kombination aus folgenden Maßnahmen ist erfolgversprechend:

Selbstwert stärken

Der Selbstwert sollte in mehreren Bereichen gestärkt werden. Dies passiert durch Anerkennung von tatsächlichen Leistungen, richtiges Loben und sozialen Kontakten. Worauf Sie dabei achten sollten, habe ich hier für Sie zusammengeschrieben.

Soziale Kompetenzen fördern

Soziale Kompetenzen meint alles, was unsere Kinder benötigen, um mit ihren Mitmenschen klarzukommen. Es ist also ein Überbegriff für viele Einzelbereiche. Dazu gehört der Ausdruck von Emotionen in sprachlicher und mimischer Weise, Emotionsregulation, sowie das Erkennen von Gefühlen bei anderen. Auch Empathie und der Umgang mit anderen spielt hier eine wesentliche Rolle. Dazu gleich mehr. Alles über die sozial-emotionale Entwicklung und wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können, finden Sie hier.

Stigmatisierung vermeiden

Versuchen Sie es auf keinen Fall direkt mit dem anderen Kind zu klären. Das bringt dem ausgegrenzten Kind mehrheitlich nur noch mehr Probleme. Reden Sie aber mit dem Pädagogen/ der Pädagogin. Besonders in Schulen gibt es gute Möglichkeiten, sich dem Thema Ausgrenzung in der Gruppe zu widmen, ohne jemanden zu stigmatisieren.

Sicherheit geben

Achten Sie auf Ihre Eltern-Kind-Beziehung und konzentrieren Sie sich auch auf das Vermitteln von Sicherheit und Geborgenheit. Im Alltag gelingt das am besten durch Routinen und Rituale. Tipps finden Sie hier.

Klares, ehrliches Gespräch führen

Natürlich gehört auch das Ansprechen des Problems an sich dazu. Ein offenes und ehrliches Gespräch ist ein guter Start, um das „Problem“ anzugehen. Achten Sie dabei darauf, dass Sie Ihr Kind nicht angreifen, damit es sich nicht verteidigen muss. Fällt es nämlich in den Verteidigungsmodus, ist ein konstruktives Gespräch schwer möglich. Aber Sie sollten klarstellen, was das Problem ist, was Ihnen aufgefallen ist und wie sich vermutlich das andere Kind fühlt. Solche Verhaltensweisen werden im Normalfall von alleine besser.

Erklären Sie auch, was Ihre Sorgen dahinter sind.

Achtung
Mit Warum-Fragen werden Sie in diesem Fall nur wenig bezwecken. Die Gründe dahinter sind für unsere Kinder noch nicht völlig einsehbar und zudem zu abstrakt, um sie benennen zu können.

Empathie fördern

Genau in den eben genannten Bereich spielt auch die Förderung der Empathie rein. Den Standpunkt des anderen einnehmen. Nachvollziehen, wie es dem anderen geht, was er denkt und was das eigene Verhalten mit dem anderen macht, sind wesentlich, um Mitgefühl zu entwickeln. Kleinen Kindern fällt das noch sehr schwer. Diese Fähigkeit beginnt sich ab fünf Jahren zu entwickeln, aber erst ab ungefähr acht Jahren sind echte Perspektivenwechseln möglich.

Mit gezielten Hinweisen und Fragen können Sie Empathie fördern. Hier habe ich einige Tipps zusammengeschrieben.

Mein Kind ist gemein zu Freunden

Dass ein Kind zu einem anderen Kind gemein ist, kommt immer wieder vor. Über alle Altersstufen hinweg. Ja, das ist nicht schön mitzuerleben für uns Eltern. Aber es ist auch ungemein wichtig, dass unsere Kinder den Umgang damit lernen. Sie müssen Erfahrungen sammeln, wie Sie mit anderen umgehen, auch wenn diese gemein oder unfair sind. Daher ist das oberste Gebot:

Wichtig
Trauen Sie Ihrem Kind ruhig zu, auch mit frustrierenden Situationen gut umzugehen und daraus selbst zu lernen. Seien Sie da, bieten Sie ein offenes Ohr, aber vertrauen Sie auf das Können und die Stärke Ihres Kindes.

Natürlich kann es auch zu weit gehen und die Situation ausufern. Aber Kinder schaffen mehr, als wir denken. Gerade in solchen Situationen wollen wir unser Kind beschützen. Aber, wenn wir Ihnen diese Auseinandersetzungen abnehmen, werden sie nicht lernen damit umzugehen. Also:

Wichtig
Unterstützend mit offenem Ohr beistehen stehen = gut. 
Es für Sie regeln = schlecht.

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Mag. Ines Wurbs

Ines Wurbs ist Psychologin und Mutter zweier Kinder. Ihre Leidenschaft konnte sie zum Beruf machen und stellt ihre mehr als 15-jährigen Erfahrung mit Kindern und Familien auf Familienpsychologin.eu zur Verfügung.

Ihr psychologischer Ratgeber in Familien- und Beziehungssachen.
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